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Old Surehand III. Karl May
Читать онлайн.Название Old Surehand III
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Karl May
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Wir hätten, um die Osagen irre zu führen, uns für einige Zeit südlich wenden können; aber einesteils hatten wir vor diesen Indsmen keine Angst, und andernteils wäre durch einen solchen Umweg die Zeit unsers Zusammentreffens mit Old Surehand weiter, als wir wünschen durften, hinausgeschoben worden. Darum behielten wir die westliche Richtung bis zum Nachmittage des nächsten Tages bei, wo wir eine Begegnung hatten, welche uns veranlaßte, unserer ursprünglichen Absicht entgegen doch nach Süden einzubiegen.
Wir trafen nämlich auf drei Reiter, von denen wir erfuhren, daß eine sehr zahlreiche Bande von Tramps durch die ganze vor uns liegende Gegend schwärme. Die Männer waren einem Teile dieser Bande in die Hände gefallen und nicht nur vollständig ausgeraubt worden, sondern der eine von ihnen zeigte mir auch eine nicht ungefährliche Schußwunde, welche er bei dieser Gelegenheit in den Oberschenkel erhalten hatte. Wer von den Tramps gehört oder gar sie persönlich kennen gelernt hat, der wird es begreiflich finden, daß wir gar keine Lust hatten, solchen zügel- und gewissenlosen Menschen zu begegnen, vor denen jeder brave Westmann sich wie vor Ungeziefer hütet, weil er es für eine Schande hält, seine Kraft mit der ihrigen zu messen. Wie der geübteste und eleganteste Florettfechter unmöglich gegen die Düngergabel eines rüden Stallknechtes aufkommen kann, so hütet sich jeder ehrliche Prairieläufer, mit diesen von der Gesellschaft für immer Ausgestoßenen in Berührung zu kommen, nicht etwa aus Furcht oder gar Angst, sondern aus Abscheu vor der Gemeinheit ihres Auftretens.
So auch wir. Wir schwenkten kurz entschlossen nach Süden ab und gingen schon gegen Abend über den Nordarm des Salmon-River, an dessen rechtem Ufer wir für die Nacht Lager machten.
Hier war es, wo Apanatschka sein bisheriges Schweigen brach und mir erzählte, was er nach unserer Trennung im Llano estacado erlebt hatte. Es war nichts besonders Erwähnenswertes. Sein Ritt mit Old Surehand nach Fort Terrel war, wie bereits erwähnt, ohne Erfolg gewesen, da sie den dort gesuchten Dan Etters nicht gefunden hatten; es war dort überhaupt kein Mensch gewesen, der diesen Namen einmal gehört oder den Träger desselben gar persönlich gesehen hatte. Als Apanatschka dies erzählte, sagte ich:
»So ist meine damalige Voraussage also eingetroffen. Ich traute dem sogenannten »Generale« nicht; es kam mir gleich so vor, als ob er Old Surehand über diesen Etters täuschen wolle. Er hatte irgend eine bestimmte Absicht dabei, welche ich leider nicht erraten konnte. Es schien mir, als ob er das Verhältnis Old Surehands zu Etters genauer kenne, als er merken lassen wollte; ich machte unsern Freund darauf aufmerksam; er wollte es aber nicht glauben. Hat er mit meinem roten Bruder Apanatschka vertraulich darüber gesprochen?«
»Nein.«
»Er hat gar keine, keine einzige Aeußerung darüber fallen lassen, warum er so eifrig nach diesem Etters suchte?«
»Keine.«
»Und dann habt ihr euch am Rio Pecos getrennt und du bist zu deinem Stamme heimgekehrt?«
»Ja; ich bin nach dem Kaam-kulano geritten.«
»Wo deine Mutter dich gewiß mit Freude empfing?«
»Sie erkannte mich im ersten Augenblick und nahm mich liebreich auf, dann aber ging ihr Geist schnell wieder von ihr fort,« antwortete er, schnell trüb gestimmt, wie ich bemerkte.
Dennoch fragte ich, ohne auf diese seine Stimmung Rücksicht zu nehmen:
»Erinnerst du dich noch der Worte, die ich aus ihrem Munde gehört hatte?«
»Ich kenne sie. Sie sagt sie ja stets.«
»Und glaubst du noch heut so wie damals, daß diese Worte zur indianischen Medizin gehören?«
»Ja.«
»Ich habe es nie geglaubt und glaube es auch jetzt noch nicht. Es wohnen in ihrem Geiste Bilder von Personen und Ereignissen, welche nicht deutlich werden können. Hast du denn gar nicht einmal einen Augenblick bei ihr bemerkt, an welchem diese Bilder heller wurden?«
»Nie. Ich bin nicht oft mit ihr beisammen gewesen, denn ich mußte mich nach meiner Heimkehr bald von ihr trennen.«
»Warum?«
»Die Krieger der Naiini, und besonders Vupa Umugi, der Häuptling derselben, konnten es mir nicht verzeihen, daß mein weißer Bruder Shatterhand mich für würdig erachtet hatte, die Pfeife der Freundschaft und der Treue mit mir zu rauchen. Sie machten mit das Leben im »Thal der Hasen« schwer, und so ging ich fort.«
»Wohin?«
»Zu dem Komantschenstamme der Kaneans.«
»Würde mein Bruder sofort von ihnen aufgenommen?«
»Uff! Wenn es nicht Old Shatterhand wäre, der mich so fragt, so würde ich lachen! Ich war zwar der jüngste Häuptling der Naiini gewesen, aber es hatte keinen Krieger gegeben, der mich besiegen konnte. Darum sprach keine einzige Stimme gegen mich, als die Männer der Kaneans über meine Aufnahme berieten. Jetzt bin ich der oberste Häuptling dieses Stammes.«
»Das höre ich gern; das macht mir Freude, denn ich liebe dich. Konntest du deine Mutter nicht von den Naiini weg und zu dir nehmen?«
»Ich wollte es thun, aber der Mann, dessen Squaw sie ist, gab es nicht zu.«
»Der Medizinmann? Du nennst ihn nicht deinen Vater, sondern den Mann, dessen Squaw sie ist. Es ist mir schon damals aufgefallen, daß du ihn nicht lieben kannst.«
»Ich konnte ihm mein Herz nicht geben, jetzt aber hasse ich ihn, denn er verweigert mir die Squaw, welche mich geboren hat.«
»Weißt du genau, daß sie deine Mutter ist?«
Er warf mir einen Blick der Ueberraschung zu und sagte:
»Warum fragst du so? Ich bin überzeugt, daß mein Bruder Shatterhand nie ein Wort sagt, zu welchem er keinen Grund hat; alles, was er thut oder spricht, ist vorher von ihm reiflich überlegt worden; darum wird er auch ganz gewiß eine Ursache haben, mir diese sonderbare Frage vorzulegen.«
»Die habe ich allerdings; aber sie ist nicht eine Frucht der Ueberlegung, sondern die Folge einer Stimme, welche ich schon früher in meinem Innern gehört habe und auch noch heute höre. Will mein Bruder Apanatschka mir Antwort geben?«
»Wenn Old Shatterhand fragt, werde ich antworten, auch ohne zu begreifen, warum er gesprochen hat. Die Squaw, von welcher wir reden, ist meine Mutter; ich habe das nie anders gewußt, und ich liebe sie.«
»Und ist sie wirklich die Squaw des Medizinmannes?«
Er erwiderte abermals im Tone der Verwunderung:
»Auch diese Frage verstehe ich nicht. Man hat beide, so lange ich es weiß, für Mann und Weib gehalten.«
»Auch du?«
»Ja.«
»Und du liebst ihn nicht?«
»Ich habe dir bereits gesagt, daß ich ihn hasse.«
»Und bist doch überzeugt, daß er dein Vater ist?«
»Man hat ihn stets meinen Vater genannt.«
»Er selbst auch? Denk genau darüber nach!«
Er senkte den Kopf, schwieg eine Weile, hob ihn dann mit einer raschen Bewegung und sagte:
»Uff! Jetzt fällt es mir zum erstenmal auf, daß er mich niemals, kein einziges Mal Schi Yeh genannt hat.«
»Aber deine Mutter hat Se Tseh zu dir gesagt?«
»Auch nicht!«
Die Ausdrücke für »mein Sohn« sind nämlich bei den meisten Indianerstämmen verschieden, je ob sie von dem Vater oder der Mutter angewendet werden. In dem vorliegenden Falle wird Schi Yeh vom Vater, Se Tseh aber von der Mutter gebraucht. Apanatschka fuhr fort:
»Beide