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da wir hier an diesem Tische einmal beim Erzählen sind, so will ich Euch den Willen thun. Wißt Ihr, Gent‘s, die Staaten sind ein eigentümliches Land, wo das Größte hart neben dem Kleinsten, das Gute gleich beim Schlimmen steht, und ich sage Euch, alle drei Male, die ich mit diesem berüchtigtsten Manne des Landes zusammengekommen bin, ist auch stets der berühmteste dabei gewesen, den wir aufzuweisen haben.«

      »Wer?«

      »Lincoln, Abraham Lincoln, Sir!«

      »Lincoln und der Kanada-Bill? Erzählt, Master, das müssen wir hören!«

      »Ja, erzählt!« rief es rundum. »Und laßt uns auch Euern Namen ein wenig hören!«

      »Mein Name ist kurz und leicht zu merken, Gent‘s, und vielleicht habt ihr ihn hier oder da schon einmal gehört. Er heißt Tim Kroner.«

      »Tim Kroner? Alle Wetter, Tim Kroner, der Coloradomann! Welcome, Sir! Ihr seid der beste von allen Jägern weit und breit; trinkt, trinkt!«

      So viele Leute hier waren, so viele Gläser wurden ihm entgegengehalten.

      »So kennt ihr mich also?« fragte er, indem er aus allen Gläsern trank. »Ja, ich bin der Coloradomann, und ihr sollt meine Erzählung hören.«

      Er schob sich in eine bequeme Stellung und begann:

      »Eigentlich bin ich in Kentucky zu Hause, war aber noch ein Bube, der die Büchse kaum zu halten versteht, als wir hinunter nach Arkansas gingen, um zu sehen, ob das Land dort wirklich so gut sei, wie es beschrieben wurde. Ich sage: wir, und meine damit nämlich die Eltern mit mir und dem Nachbar Fred Hammer mit seinen beiden Töchtern Mary und Betty. Er war ein Deutscher und erst vor einigen Jahren aus Germany herübergekommen, und ich will auf der Stelle geteert und gefedert werden, wenn es in den ganzen Staaten ein schöneres und besseres Mädchen giebt, als diese deutschen Ladies waren. Wir wuchsen zusammen empor, thaten einander allen möglichen Gefallen, und als ich mich eines Tages besinne, finde ich, daß die Mary zu nichts anderem geschaffen ist, als zu meiner Frau.

      Na, ihr könnt euch denken, daß ich diesen Gedanken nicht an die Wand klebte, sondern ihn so eilig wie möglich in die Welt hineinposaunte, und richtig, es stimmte ganz genau: die Mary dachte gar nicht daran, daß ich etwas anderes sein könne, als ihr Mann. Die Eltern waren natürlich einverstanden, und nun wurde gesorgt und geschafft, uns in die gehörige Ordnung zu bringen.

      Das war ein Leben wie im Himmel, Mesch‘schurs, und ich will es jedem von Euch herzlich gönnen, der solche glückliche Tage aufzuweisen hat; nur mögen sie bei ihm länger gedauert haben als bei mir.

      Eines Tages war ich in den Wald gegangen, um mir eine gute Zahl Fenzstangen zu zeichnen. Da kam einer durch die Tannen geritten und hielt seinen Gaul bei mir an.

      »Good day, Boy! Ist da herum eine Farm zu finden?« fragte er.

      »Zwei für eine, wo jeder gern einen Unterschlupf findet,« antwortete ich.

      »Wo liegt die nächste?«

      »Kommt; ich werde Euch führen!«

      »Ist nicht nötig. Ihr seid hier beschäftigt, und wenn ich die Richtung erfahre, werde ich nicht fehl gehen.«

      »Ich bin fertig. Kommt!«

      Der Mann war noch jung, vielleicht kaum zwei oder drei Jahre älter als ich, trug ein fast neues Jagdgewand aus Hirschleder, hatte vorzügliche Waffen und ein Pferd, welches so munter war, als sei es eben erst aus der Umzäunung genommen. Große Anstrengungen konnte er nicht hinter sich haben, sonst hätte er und sein Tier weniger frisch ausgesehen. Es wäre ganz gegen den Gastgebrauch gewesen, wenn ich ihn nach seinem Namen und andern Dingen gefragt hätte; ich schritt also still und schweigsam neben seinem Pferde hin, bis er selbst begann:

      »Wie weit habt Ihr bis zum nächsten Nachbar, Boy?«

      »Nach den Bergen hin fünf und über den Fluß hinüber acht Meilen.«

      »Seid Ihr schon lange hier im Lande?«

      »Nicht allzu sehr. Wir haben noch mit der ersten Block zu thun.«

      »Und Euer Name, Boy?«

      Was hatte er nur mit seinem Boy? War ich etwa ein Knabe, der seine Strümpfe noch trägt? Ich machte die Sache so kurz wie möglich:

      »Kroner.«

      »Kroner? Schön! Ich heiße William Jones und bin da oben in Kanada zu Hause. Wer ist der Besitzer der zweiten Farm, von der Ihr sprecht?«

      »Er ist ein Deutscher, der sich Fred Hammer nennt.«

      »Hat er Söhne, Boy?«

      »Zwei Töchter.«

      »Hübsch?«

      »Weiß nicht, Boy. Seht sie Euch selber an!«

      Es ärgerte ihn, daß ich ihn auch Boy genannt hatte, das konnte ich deutlich sehen. Er wurde ruhig und sprach nicht wieder, bis wir vor dem Thore des Farmhauses anlangten.

      »Wen bringst du hier, Tim?« fragte der Vater, der grade im Hofe stand und die Truthühner fütterte.

      »Weiß nicht, was er ist; ein Master William Jones aus Kanada, glaube ich.«

      »Welcome, Sir! Steigt herunter und kommt herein!«

      Er gab ihm die Hand, führte ihn in die Stube und überließ es mir, für das Pferd Sorge zu tragen. Als ich damit fertig war und nachfolgte, stand der Fremde vor Mary, die während meiner Abwesenheit auf Besuch gekommen war, und kniff sie in die Wangen, indem er zu ihr sagte:

      »Damn, seid Ihr eine allerliebste hübsche Miß!«

      Sie errötete über diese Beleidigung, hatte aber sofort das rechte Wort auf der Zunge:

      »Habt Ihr vielleicht einen Schluck Whiskey zu viel, Sir?«

      »Wohl kaum, denn in der Prairie ist dieses Labsal nicht zu finden.«

      Er wollte den Arm um sie legen, bekam aber einen Stoß von ihr, daß er zurücktaumelte und den Stuhl, an welchem er sich zu halten versuchte, beinahe umgerissen hätte.

      »Zounds, seid Ihr ein couragiertes Weibsbild! Mögt wohl ein ander Mal zahmer sein!«

      Das ging mir an die Galle. Ich trat ihm näher und ließ ihn meine Fäuste ein ganz klein wenig sehen.

      »Diese Miß ist meine Braut, und wer sie ohne meine Erlaubnis anrührt, kann sehr leicht einige Zoll Bowiekneif zu kosten bekommen. Hier zu Lande gilt das Gastrecht heilig, und wer dies vergißt, wird danach behandelt, Boy!«

      »Alle Wetter, versteht Ihr eine Rede zu halten, mein Junge! Also eine Braut habt Ihr schon? Well, so trete ich zurück!«

      Er hing seine Büchse an die Wand und machte es sich so bequem, als ob er zur Familie gehöre. Der Mann gefiel weder mir noch dem Vater, und auch die Mutter machte sich nicht viel mit ihm zu schaffen. Das schien ihn aber nicht zu kümmern; er that, als habe ihm kein Mensch etwas zu sagen, und als am Abend Fred Hammer mit Betty auf eine Stunde kam, führte er das große Wort und erzählte von den Abenteuern, die er in der Prairie erlebt haben wollte.

      Ich wette zehn Bündel Dickschwanzfelle[1], gegen einen einzigen Kaninchenbalg, daß der Mensch mit keinem Fuße in der Savanne gewesen war, denn dazu war sein ganzes Habit zu sauber. Wir ließen ihn das auch merken, und um sich aus der Affaire zu ziehen und etwas anderes auf das Tapet zu bringen, griff er in die Tasche und zog ein Packet Spielkarten hervor.

      »Spielt ihr gern, Mesch‘schurs?« fragte er dabei.

      »Zuweilen,« meinte der Vater. »Der Nachbar Fred stammt aus Germany, wo man ein schönes Spiel macht, welches Skat genannt wird. Er hat es uns gelehrt, und da giebt es des Abends einen Zeitvertreib, wenn man sonst nichts Besseres vorzunehmen weiß.«

      »Habt Ihr auch von dein Spiele gehört, welches man da drüben »Kümmelblättchen« nennt, Master Hammer?« fragte Jones.

      »Nein.«

      »Hier im Lande heißt es »three carde monte« und ist das schönste Spiel, welches es giebt. Ich habe es zwar nur ein einziges Mal gesehen und bin ein Lehrling dabei; aber ich

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<p>1</p>

Biberhäute.