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wär‘ mir‘s schon, wenn ich nur auch wüßte, daß Ihr Wort haltet!«

      »Teufel! Haltet Ihr mich für einen Lügner?«

      »Nein. Ihr habt mir noch keine Veranlassung dazu gegeben. Aber das alte Kalifornien ist in neuerer Zeit ganz dazu angethan, einen mißtrauisch oder wenigstens vorsichtig zu machen.«

      »So will ich Euch Sicherheit geben! Ich kann ohne Frau mein Geschäft nicht länger mehr fortsetzen, und Eure Tochter hat ein verteufelt einnehmendes Gesicht, so daß ich glaube, ich bin ihr gut über alle Maßen. Gebt sie mir zum Weibe, und ich versichere Euch, ich mache sie zu meinem Buchhalter und gebe ihr sogar die Kasse über. Ist Euch das nicht genug?«

      »Hm, ja. Aber habt Ihr denn schon mit dem Mädchen gesprochen?«

      »Nein, scheint mir auch nicht nötig zu sein. Der Doktor White ist schon der Mann, ein Mädchen zu bekommen, wenn er sie überhaupt haben will, und gegen Euern Willen wird sie auf keinen Fall schwimmen können.«

      »Das ist wohl wahr, aber ich denke, daß sie bei so einer wichtigen Sache ihren Willen ebenso gut haben muß wie ich den meinigen, und so gern ich ja sage, wenn sie dagegen ist, so unterbleibt‘s. Also sprecht vorher mit ihr, Doktor, und kommt dann wieder!«

      »Soll gleich geschehen; habe nicht viel Zeit zu solchen Sachen übrig, habe einundzwanzig Patienten oben liegen, die mir viel zu schaffen machen. Wo ist sie?«

      »Weiß nicht; vielleicht draußen vor dem Thore.«

      »Schön! Muß sie finden; werde nach ihr suchen!«

      Er wandte sich nach der Thür, blieb aber überrascht stehen, denn vor ihm standen Anitta und Eduard, die in diesem Augenblicke aus der Küche getreten waren.

      »Hier ist sie, die Ihr sucht, Master Doktor,« meinte der junge Mann, »und die Angelegenheit, die Ihr mit ihr besprechen wollt, wird nicht viel Zeit wegnehmen.«

      »Wieso, wie meint Ihr das, Sennor Edouardo?« fragte White, welcher seinen Nebenbuhler wohl kannte, da er ihn fast täglich bei den Eltern Anittas getroffen hatte.

      »Ich meine, daß Ihr zu spät kommt, da ich soeben mit Anitta einig geworden bin. Sie hat keine Lust, Frau Doktorin zu werden, und will es lieber einmal mit mir versuchen!«

      »Ist das wahr, Anitta?« fragte Werner, vor Ueberraschung sich erhebend und die ausgeglimmte Cigarette aus der Hand werfend.

      »Ja, Vater. Oder ist es dir nicht recht so?«

      »Recht? O, recht würde es mir schon sein, denn ich habe den jungen selber lieb; aber was thut ihr mit der bloßen Liebe in einem Lande, wo Weg und Steg mit blanken Dollars bepflastert sind? Sennor Edouardo ist noch jung; er kann es noch zu etwas bringen, wenn er sich nicht vorzeitig an ein Mädchen hängt. Der Doktor aber weiß schon längst, was er hat; das ist der Unterschied, Anitta; er will mit nach Deutschland gehen und —«

      »Eduard geht auch mit,« unterbrach ihn das Mädchen; »er will – —«

      »Kann er denn? Es gehört mehr dazu als der gute Wille.«

      »Sennor Carlos,« meinte Eduard jetzt, »es ist jetzt nicht der Augenblick, uns in der richtigen Weise auszusprechen. Aber sagt mir einmal aufrichtig- Würdet Ihr mir Anitta geben, wenn ich weniger arm wäre als jetzt?«

      »Ja.«

      »Und wie viel müßte ich haben?«

      »Hm, das ist schwer zu sagen! Je mehr, desto besser; wenigstens aber müßte es zulangen, um die Heimat erreichen und dort ein Gütchen oder so etwas kaufen zu können.«

      »Und werdet Ihr mir Zeit geben, so viel zu erwerben?«

      »Zeit? Wie lange meint Ihr denn?«

      »Sechs Monate!«

      »Hm, das ist nicht übermäßig lang. Was sagt Ihr dazu, Doktor?«

      »Damn it, das klingt grad wie ein trockenes, regelrechtes Geschäft; erlaubt, daß ich mit beitrete!«

      »Das sollt Ihr!«

      »So will ich Euch einen Vorschlag machen, Master Carlos!«

      »Welchen?«

      »Ihr wollt doch wohl hinauf nach den Minen, Master Edouardo?« fragte er höhnisch, sich zu dem jungen Manne wendend.

      »So ist es.«

      »Well, Sir; wir geben Euch sechs Monate Zeit. Kommt Ihr bis dahin mit dreitausend Dollars zurück, so ist Miß Anitta Euer, und ich sage kein Wort dagegen. Kommt Ihr aber nicht, oder mit weniger, so ist die Miß mein. Seid Ihr einverstanden, Master Carlos?«

      »Vollständig, vorausgesetzt, daß Eure Verhältnisse so sind, wie Ihr sie mir beschrieben habt!«

      »Sie sind so! Also wir sind einig. God bye; ich muß zu meinen Fieberkranken.« – — —

      Es vergingen Monate und wieder stieg ein junger Mann die Anhöhe nach der Mission herauf und wandte sich am Mezquitegebüsch nach der hinter ihm liegenden Landschaft um. Es war nicht Eduard, obgleich die ausbedungenen sechs Monate bis auf einige Tage vergangen waren, sondern ein anderer.

      Nachdem er sein Auge an dem sich ihm bietenden Panorama gesättigt hatte, ging er durch das Portal über den Hof und traf unter dem Eingange des Seitenflügels mit Anitta zusammen. Er fragte sie:

      »Könnt Ihr mir vielleicht sagen, Sennorita, ob hier der Doktor White zu finden ist?«

      »Er wohnt hier. Steigt hinauf bis unter das Dach; dann seid Ihr in seinem Hospital, wo Ihr ihn sicher treffen werdet!«

      Er folgte der Weisung und stieg höher und immer höher empor, bis er auf den Bodenraum gelangte, wo er zwei Reihen Betten erblickte, zwischen denen sich die Gestalt des Doktors bewegte. Der Raum war ein an und für sich nicht sehr heller, und da es draußen bereits zu dunkeln begann, so ließen sich die Gegenstände nicht genau unterscheiden.

      White bemerkte den Fremden und trat herbei.

      »Was wollt Ihr, Sennor?« fragte er.

      Der Gefragte horchte bei dem Klange dieser Stimme auf und fragte gespannt:

      »Ihr seid Master White, der Doktor, Sir?«

      »Ja.«

      »Ich bin Pharmaceut, habe mein Glück in Kalifornien aus der Erde graben wollen, aber nichts gefunden, und bin dann zum Vermittlungsbureau gegangen, um mir ein Placement zu suchen. Dort wurde mir gesagt, daß Ihr einen Krankenwärter braucht, und so bin ich zu Euch heraufgestiegen, um zu sehen, ob die Stelle noch offen ist.«

      »Sie ist noch unbesetzt. In welchem Orte und welcher Offizin habt Ihr gearbeitet?«

      »Hm,« antwortete der Fremde bedächtig, indem er rasch über die ersten Namen hinwegging, auf den letzten aber eine hörbar absichtliche Betonung legte. »In New-York, Pittsburg, Cincinnati und zuletzt in Norfolk, Nordkarolina, bei Master Cleveland.«

      »In Norfolk bei Master Clev – — —«

      Er trat rasch näher, um das Gesicht des Fremden besser sehen zu können, und fuhr dann erschrocken zurück:

      »Bei allen Teufeln, der verdammte Deutsch – — wollte sagen, Master Gromann, der mit mir zu gleicher Zeit dort – — aber kommt doch einmal mit herunter in meine Wohnung, Sir! Es freut mich wirklich unendlich, daß ich das Vergnügen habe, so unerwartet einen Kollegen zu finden, der mit mir an einem und demselben Platze war!«

      Er konnte das sehr zweideutige Lächeln in den Zügen des anderen nicht sehen und stieg eine Treppe tiefer, wo er ein kleines Zimmer betrat und Licht machte. Der kleine Raum bildete augenscheinlich Wohn- und Schlafzimmer mit alles in allem.

      »So, setzt Euch nieder, oder, um das Vergangene festzuhalten, setz‘ dich nieder! Wie ist es in Norfolk gegangen, nachdem ich fort war? Ich hatte einen kleinen Zwist mit dem Prinzipal, weshalb ich im Aerger ohne Kündigung und Abschied fortging. Ich hoffe, es geht dem alten Master Cleveland gut!«

      »Gut? Es hat überhaupt bei ihm aufgehört, zu gehen. Als du fort warst, hatte sich unbegreiflicherweise auch die Kasse samt sämtlichen Wertpapieren, die in besonderer Verwahrung lagen, entfernt. Der Mann war dadurch

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