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Reisen in die Felsengebirge Nordamerikas. Balduin Mollhausen
Читать онлайн.Название Reisen in die Felsengebirge Nordamerikas
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Balduin Mollhausen
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
auf einige Zeit niederlassen, um, ähnlich den Bewohnern des Niltals,Wenn ich mich zu diesem Vergleich veranlaßt fühlte, so bezieht sich derselbe eben nur auf die Handlungsweise der verschiedenen Völker; denn die unerschöpfliche Fruchtbarkeit des Nilschlamms gestattet keinen Vergleich mit dem sandigen Absatz des Colorado, der, ungeheuren, größtenteils nackten Felsenregionen entströmend, nur wenig mehr befruchtende Bestandteile mit sich führt, als das aufgelöste Gestein bietet. auf dem frisch befruchteten Boden schnelle und sichere Ernten zu erzielen, wobei die aufgeweichte Erde den die Bequemlichkeit liebenden Kindern der Wildnis bei ihrem Mangel an zweckmäßigen Ackergerätschaften bedeutend zu Hilfe kommt. Der Erfolg meiner Jagd war nur sehr gering, ich erlegte einige Rebhühner, außer diesen einen Spottvogel und einen Neuntöter. Auch Wildspuren erblickte ich, doch rührten diese von Bergschafen her, die nur an den Fluß und wieder zurück ins Gebirge geeilt waren.
Der Morgen des 17. Januar war kalt und unfreundlich, der Himmel trüb, und trüb nahm sich die schattenlose, einfarbige Wüste aus; kräftig arbeitete die kleine »Explorer« stromaufwärts, Meile auf Meile legte sie in dem auffallend guten Fahrwasser zurück und führte uns bald wieder zwischen Felsen, die durch ihre Formen die Aufmerksamkeit eines jeden fesselten. Schwarze Basaltmassen ragten anfänglich
nur in geringer Höhe über den Pappeln und Weiden des Ufers empor, doch schienen sie zu wachsen in dem Maße, als wir uns nördlich bewegten, bis sie sich an die hundertundfünfzig Fuß hoch über den Spiegel des Stroms erhoben.
Dort befand sich eine Gruppe in so merkwürdige Form zusammengedrängter Hügel, daß wir bei deren Anblick einen Ausruf des Erstaunens nicht zu unterdrücken vermochten. Da lag nämlich auf felsigem Ruhebett, Kopf und Rücken auf bequeme Weise anlehnend, die furchtbare Gestalt eines fest schlummernden Riesen. Sein Haupt bedeckte scheinbar wolliges Haar, die Augen waren dicht geschlossen, und mit dem Zeichen der größten Behaglichkeit neigte sich das Kinn auf die hohe Brust. Er lag auf dem Rücken mit auf der Brust gefalteten Händen, die Knie waren etwas erhoben, und aufwärts zeigten die Spitzen seiner Füße. Ein weites Gewand oder eine Decke schien den trägen Schläfer zu verhüllen, doch konnte man gleichsam durch diese Hülle hindurch den riesenhaften, aber regelmäßigen Bau der Glieder erraten.
So lag der Riese da und schlief, so hatte er dagelegen und geschlafen seit Tausenden und aber Tausenden von Jahren, und so wird er ruhen, bis ein mächtiger Wille ihn dereinst zertrümmert. Voller Verwunderung schaute ich auf das merkwürdige Gebilde von leblosem Stein, und unwillkürlich versank ich in Betrachtungen. »Ist dieser Schläfer das Bild einer am Colorado noch schlummernden Zivilisation? Nein, gewiß nicht, denn die Zivilisation wird auch dort, und zwar mit den Geißeln eines ewig hadernden Menschengeschlechts, geweckt werden, der Riese aber wird ruhig weiterschlafen! Oder ist er vielleicht das Bild der Urbesitzer des Landes, die nationenweise einem ewigen Schlaf in die Arme geschleudert werden und kaum in der Geschichte der Völker einen Platz finden? Ja, was die meisten der jetzigen Bewohner des großen Kontinents für entwürdigend halten, das scheint hier die Natur selbst getan zu haben: sie schaffte in dem ewig schlafenden Riesen ein vielsagendes Denkmal einer bald vollständig untergegangenen Rasse. Auf den Trümmern hingeopferter Nationen entstehen neue Geschlechter, vielfach die Fähigkeiten und Neigungen ihrer Vorgänger entstellend!« So dachte ich, als das Boot sich immer weiter entfernte, das Bild des Schläfers sich verschob und zum formlosen Steinhaufen entstellt wurde.
Eine kurze Strecke hinter dieser Stelle wurde das schwarze Gestein wieder durch rote Felsmassen, vorzugsweise Porphyr, ersetzt, welche sich bis zu einer Höhe von 130 Fuß senkrecht aus dem Wasser erhoben. Dieser Punkt erhielt den Namen »Red Rock Gate«, doch bildeten die Felsen, wie man vielleicht aus dem Namen »Rotes Felsentor« schließen könnte, keineswegs zusammenhängende Mauern, sondern imposante Gruppen standen, durch kurze Zwischenräume getrennt, einander gegenüber, und zwischen diesen hindurch wand sich der schäumende Strom. Dadurch, daß der Fluß sich mit voller Gewalt auf die unerschütterlichen Felsen stürzte, von diesen abprallte und, in entgegengesetzter Richtung weitereilend, auf ähnliche Hindernisse stieß, wurde die Strömung so verstärkt, daß förmliche Stromschnellen entstanden und die Bemannung ans Ufer gesetzt werden mußte, um durch Ziehen an einem vom Boot aus dorthin geleiteten Tau den mit voller Dampfkraft arbeitenden Maschinen zu Hilfe zu kommen.
Gegen Mittag, nachdem wir mehrere Meilen durch ödes Wüstenland gereist waren, brach die Sonne hinter dem grauen Wolkenschleier hervor und überschüttete mit ihrem Glanz eine zackige Gebirgskette, die uns den Weg zu versperren schien. Eine enge Pforte oder Schlucht wurde indessen bald erkennbar, und in derselben, genau in der Mitte des Stroms, stand wie ein riesenhafter Wächter ein von schäumendem Wasser umspülter Felsenturm. Seine Höhe betrug annähernd 80 Fuß, und der schlanke, massive Kegel zeigte eine merkwürdig regelmäßige Zuckerhutform. Auf dem linken Ufer ragten die hohen, nackten Felsen empor, zu denen der Kegel einst gehört zu haben schien, während das rechte Ufer noch auf einer kurzen Strecke das Bild einer Sandwüste zeigte, dann aber auch von steilen Felsen gebildet wurde, welche die wilde Schlucht vervollständigten. Dem Felsenturm wurde der Name »Light House Rock« beigelegt, und ich muß einräumen, daß mich dieser Felsen wirklich an die Leuchttürme, wie ich sie vielfach am Erie- und am Michigansee gesehen habe, lebhaft erinnerte.
Versengte Weidenbäume auf der rechten Seite, und zwar an der Mündung einer Schlucht, wo das Fahrwasser des Stroms bis dicht an das Ufer reichte, veranlaßten uns zu landen, um uns zur Fahrt durch den Paß mit einem ausreichenden Holzvorrat zu versehen. Kaum war die Laufplanke ans Ufer geworfen und das Ventil dem überflüssigen Dampf geöffnet worden, als auf dem entgegengesetzten Ende der talförmig auslaufenden Schlucht ein Rudel Bergschafe, durch das ungewöhnliche Geräusch gestört, an dem steilen Abhang des nächsten Berges hinaufeilte und, flüchtig von Stein zu Stein springend, hinter dem nächsten Vorsprung verschwand. Es war ein schöner Anblick, diese starkgehörnten Tiere, wie sie anmutig an den Abgründen hinschwebten und den Boden kaum mit ihren leichten Hufen zu berühren schienen. Einige unserer Gesellschaft folgten ihnen noch mit Büchsen nach, doch ebenso leicht hält der vom steilen Abhang niederrollende Felsen in seinem Sturz inne, als das aufgescheuchte Bergschaf auf den verfolgenden Jäger wartet.
Nach kurzem Aufenthalt setzten wir unsere Reise fort, und Kapitän Robinson lenkte das Boot zwischen dem Leuchtturmfelsen und dem linken Ufer hindurch. Gefährliche Felsen, unter dem Wasserspiegel verborgen, umgaben uns vielfach, doch waren die Fluten tief, und es gelang dem kundigen Auge unseres Kapitäns stets, freilich nicht ohne Mühe, einen sicheren Kanal zu entdecken. Die Felsenkette, durch die der Paß uns führte, war nur schmal, und schon bei der nächsten Biegung gewannen wir eine Aussicht durch die nördliche Öffnung desselben. Das Gestein selbst bestand größtenteils aus fleischfarbigen und grauen Porphyrmassen, die sich zu beiden Seiten hoch übereinander türmten; nach diesen wurde, auf den ausdrücklichen Wunsch von Dr. Newberry, dem Paß der Name »Porphyrpaß« gegeben.
Als wir die Schlucht verließen, befanden wir uns am Rande einer weiten Ebene, die vorzugsweise gegen Norden von bedeutenderen Gebirgszügen begrenzt wurde, während gegen Osten und Westen nur einzelne niedrige Felshügel und blaue Bergkuppen die Einförmigkeit der wüstenähnlichen Fläche unterbrachen. Die Kiesebene reichte fast überall bis unmittelbar an den Fluß und war an manchen Stellen schroff abgewaschen worden, wo dann die verschiedenen Schichten von Sand, Lehm und Kies deutlich zutage traten. Elf Meilen hatten wir zurückgelegt, als wir am linken Ufer landeten, und dort befanden wir uns im ganzen erst fünfzig Meilen auf dem Flußweg von Fort Yuma entfernt.
Es gibt kaum eine unheimlichere Naturumgebung als die, in welche man gerät, wenn man einer der Schluchten in dieser Kiesebene aufwärts folgt. An den schrägen Abhängen der Seitenwände schimmert in bunten Farben leicht beweglicher, trockener Kies, während der Boden der spaltenähnlichen Schluchten dicht mit glattgespülten Felsblöcken bedeckt ist, die zu schwer sind, um vom Andrang der Regenwasser, die zeitweise als Gießbäche über dieselben hinwegstürzen, mit fortgerissen zu werden. Selten nur erblickt man eine verkrüppelte Kreosot- oder Talgholzpflanze, die wie trauernd hinter einem größeren Felsblock hervorlugt, wo sie vielleicht der nächste Sturm oder der Regen entwurzeln wird. Interessantere Formen — wenn auch denselben starren Charakter — boten die Felshügel, welche