ТОП просматриваемых книг сайта:
Reisen in die Felsengebirge Nordamerikas. Balduin Mollhausen
Читать онлайн.Название Reisen in die Felsengebirge Nordamerikas
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Balduin Mollhausen
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Jetzt bin ich alt und träge; wenn ich etwas verdiene, so lege ich es zurück für meine Töchter; meine Söhne können auf dieselbe Weise anfangen, wie ich es getan habe, das heißt, mit weiter nichts als mit einer guten Büchse. Vieles, vieles hat sich in dieser langen Zeit geändert; Berge und Flüsse, die wir nur bei ihren indianischen Namen kannten, sind längst umgetauft worden, und Eingeborene, die wir durch den bloßen Knall unserer Büchsen fernhielten, führen jetzt so gute Feuerwaffen, wie sie die Fabriken in den Vereinigten Staaten nur zu liefern vermögen.«
Auf meine Frage, ob er den oberen Colorado kenne, erwiderte der alte Gale in seiner erzählenden Weise: »Den oberen Colorado kenne ich nicht, auch glaube ich nicht, daß eure Expedition denselben kennenlernen wird. Meilentiefe Cañons bilden dort sein Bett, und meilentiefe Cañons werden euch hindern, an den oberen Colorado zu gelangen. Einmal bin ich vor vielen Jahren in jener Gegend gewesen, bin aber auch nie wieder dahin zurückgekehrt. Doch laßt mich erzählen.
In der Hoffnung, eine einträgliche Biberjagd zu machen, hatten wir Freitrapper, ungefähr 150 an der Zahl, eine Kompanie gebildet und den bekannten Fitzpatrick, der nun auch schon hinüber ist, zu unserem Anführer gewählt. Um nämlich die Einigkeit aufrechtzuerhalten, fügen sich alle Teilnehmer einer solchen Expedition pünktlich den Befehlen eines von ihnen selbst gewählten Häuptlings, dessen Aufgabe es ist, die Leute je nach ihren Fähigkeiten zu den verschiedenen Arbeiten und Dienstleistungen zu bestimmen, zugleich aber auch nach Beendigung der Expedition die gerechte Verteilung der gewonnenen Beute zu überwachen. Unser Ziel war der obere Colorado, den noch nie ein Trapper erreicht hatte. Auch wir erreichten ihn nicht, indem, wie ich schon sagte, meilentiefe Schluchten uns den Weg völlig abschnitten.
Wir gaben jeden Versuch, hinunterzugelangen, auf; was hätten wir auch in den Spalten finden sollen, da Otter und Biber ja nicht zwischen Felsen leben? Wir entschlossen uns daher, mehr südlich zu gehen, und machten einen weiten Umweg, auf dem wir einen kleinen Bergstrom erreichten, der uns, wie sich später erwies, an den Colorado führte. Auf unserer ganzen Reise hatten wir keinen einzigen Eingeborenen erblickt, was uns zu der Meinung bestimmte, daß die dortige wüste Gegend gänzlich unbewohnt sei. Am Colorado erhielten wir indessen die untrüglichsten Beweise, daß wir schon seit langer Zeit von Indianern umgeben waren und beobachtet wurden, und zwar von solchen, denen weiße, bärtige Menschen eine vollkommen neue Erscheinung waren.
An dem Tag nämlich, an dem wir den großen Strom erreichten, ermattete eins von Fitzpatricks Pferden, und ich erhielt den Auftrag, dieses nachzubringen. Das Tier war indessen so ermüdet und abgetrieben, daß ich es durch gar kein Mittel von der Stelle zu treiben vermochte. Ich gab dasselbe daher auf und eilte meinen Gefährten nach, mit denen ich am Colorado erst wieder zusammentraf. Auf meinen Bericht über das verlorene Pferd ließ mich Fitzpatrick hart an und bestand mit allem Eigensinn darauf, daß ich ihm das Tier unter allen Umständen wiederschaffen müsse. Dasselbe war vielleicht nur fünf oder sechs Meilen von unserem Lager entfernt, ich entschloß mich daher, noch vor Einbruch der Nacht zu Fuß zurückzukehren und es noch einmal mit ihm zu versuchen. Ein gut berittener Kamerad bot mir seine Begleitung an, die ich mit Freuden annahm, um so mehr, als wir an diesem Tag die ersten Fußstapfen von Eingeborenen im Sand des kleinen Bergstroms entdeckt hatten. Wir verließen das Lager und befanden uns bald zwischen den Felsen, die das Flüßchen an beiden Seiten einfaßten.
Die Hälfte des Weges hatten wir ungefähr zurückgelegt, als mein Kamerad, in der Absicht, vorauszueilen und das zurückgelassene Tier mir entgegenzubringen, sein Pferd rasch antrieb und hinter der nächsten Biegung verschwand. Langsamen Schrittes folgte ich nach, der Hufschlag wurde schwächer, verhallte endlich ganz in den Schluchten, und lautlose Stille umgab mich. Plötzlich erblickte ich auf einer nahen Felswand eine Anzahl riesenhafter Gestalten, die ich, trotz der schon eingetretenen Dämmerung, leicht für vollständig unbekleidete Indianer erkannte. Sie winkten mir, umzukehren, und wahrscheinlich würde ich ihrer Aufforderung auch Folge geleistet haben, wenn mich die Sorge um meinen Freund nicht zurückgehalten hätte. Als ich auf die erneuten Drohungen meine Schritte noch beschleunigte, sprangen eine kurze Strecke vor mir zwei der Wilden in das sandige Flußbett hinab, worauf der vorderste derselben, mit einer kurzen Keule bewaffnet, mir kühn entgegenschritt. Ich hob meine Büchse und gab ihm zu verstehen, daß ich ihn beim nächsten Schritt erschießen würde; er achtete indessen nicht meiner Drohung, sondern näherte sich schnell mit seiner geschwungenen Waffe. Ungern tötete ich den armen Menschen, der allem Anschein nach die Wirkung des Feuergewehrs noch nicht kannte und sicherlich glaubte, sich mit mir in ein ehrliches Handgemenge einlassen zu können. Ich gab ihm noch Zeit bis zum letzten Augenblick, als er aber seine Keule zum tödlichen Streiche schwang, streckte ich ihn mit der Kugel zu Boden.
Die übrigen Wilden, die gleichsam unbesorgt um ihren Gefährten dem Kampf neugierig zugeschaut hatten, erhoben bei dem Knall ein fürchterliches Geheul, und als sie den wilden Krieger, der in ihren Augen von keiner Waffe berührt worden war, dennoch tot zu Boden stürzen sahen, ergriffen alle schleunigst die Flucht und verschwanden in den nächsten Klüften.
Mein Kamerad brachte wirklich das Pferd, das sich etwas erholt hatte, mit sich zurück und war nicht wenig erstaunt über das Abenteuer, das ich auf eine für mich so glückliche Weise mit den Wilden bestanden hatte. Dies sind die Erinnerungen, die sich an meine Colorado-Reise knüpfen; wenn ich jünger wäre, würde ich wieder mit euch ziehen, um euch das Gebirge zu zeigen, in dem so reiche Silberminen verborgen sein sollen; ich habe freilich schon mehrere Male vergeblich nach denselben gesucht, doch könnten wir möglichenfalls vom Glück begünstigt werden und als reiche Leute aus dortiger Gegend heimkehren.«
In dieser Weise unterhielt uns der alte Gale mit seinen Erzählungen; er sprang freilich fortwährend von einem Gegenstand zum anderen über, doch wüßte ich keine Unterhaltung, die den Umständen angemessener gewesen wäre als gerade diese. Mitternacht war schon vorüber, als der alte Jäger sich nach seiner Hütte begab und wir in unser Zelt gingen.
Den folgenden Tag verbrachte ich, indem ich mit der Flinte in der Umgebung umherstreifte und Vögel für meine Sammlung schoß, während meine Gefährten fast ununterbrochen mit der Angel am Fluß saßen. Es war abermals einer der schönen warmen Herbsttage, an denen man so gern geneigt ist, sich jeder Beschäftigung mit einer gewissen Gemächlichkeit hinzugeben, um über der Arbeit nicht unempfindlich gegen den Genuß zu werden, den der Aufenthalt im Freien dann besonders gewährt. Nur geringe Beute lieferte mir die Jagd, einige Enten und Rebhühner wanderten in die Küche, und wenig glücklicher war ich hinsichtlich meiner Sammlung.
Am 19. November in aller Frühe erschien Gale bei uns im Lager, um einer Verabredung gemäß Mr. Kennedy und mich zur Jagd abzuholen. Wir waren schnell bereit, bestiegen unsere Pferde und folgten Gale nach, der nahe seiner Wohnung durch den Fluß ritt und eine nordöstliche Richtung durch das Tal einschlug. Mehrere Stunden ritten wir unseres Weges, bis wir einen fast ausgetrockneten See erreichten, dessen Binsenwaldung Gale zu durchstöbern beabsichtigte. Die Jagd war indessen so mühsam