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er hat es mir niemals sagen wollen. Jedenfalls holte er es aus den Bergen, wo es noch heute viele alte Stollen und Adern geben soll. Wir verließen die Sonora und zogen an die Grenze von Arizona und Neumexiko. Dort liegt das Schloß. Es ist ein gewaltiger Aztekenbau, den außer mir noch kein Bleichgesicht gesehen hat. Zehn Yumaindianer, welche von ihrem Häuptlinge nicht lassen wollten, zogen nebst ihren Frauen und Kindern mit. Es war sehr, sehr einsam da oben, und ich sehnte mich nach der Stadt. Wir gingen also nach Francisco, auch schon des Palastes wegen. Ich bekam ein Haus.«

      »Sie Glückliche! Wo ist Ihr Mann?«

      »In den ewigen Jagdgründen,« antwortete sie gleichgültig.

      »Was war die Ursache seines Todes?«

      »Ein Messer.«

      »Bitte, erzählen Sie! Ich bin außerordentlich gespannt darauf. Er war ein Indianer, aber ein tapferer, braver und ehrlicher Mann. Er hielt mir treulich Wort, und ich habe immer gern an ihn gedacht.«

      »Was soll ich da erzählen! Die Sache ist sehr einfach. Ich wurde in Frisco bald bemerkt; man besuchte mich; man machte mir den Hof, und das wollte er nicht dulden, Wir waren eines Tages auf Besuch bei einem Haziendero; es waren noch andere Herrschaften geladen. Dabei gab es einige sehr interessante Caballeros und Offiziere, welche sich mit mir beschäftigten. Die Messer wurden gezogen. Der Caballero erhielt einen Stich in den Arm, mein Mann aber einen in das Herz.«

      »Und Sie? Was fühlten, was dachten, was thaten da Sie?«

      »Ich? Was sollte ich thun! Wissen Sie nicht, daß eine Frau, deren Mann unter solchen Umständen stirbt, eine von andern Frauen beneidete Berühmtheit wird? Das Band, mit welchem ich mich so leichtsinnigerweise an den Wilden gefesselt hatte, war zerrissen, und ich hatte meine kostbare Freiheit wieder.«

      Diese Herzlosigkeit war empörend. Sie fuhr in ruhigem Tone fort:

      »Ich genoß sie natürlich mit vollen Zügen. Ich hatte das Spiel kennen gelernt und brauchte nun nicht mehr um die Erlaubnis zu bitten. Ich gewinne fast stets, so oft ich spiele, und was die Liebe betrifft, nun so habe ich jetzt, wenn ich heimkehre, einen neuen Bewerber, der so in Fesseln liegt, daß er mich um meine Hand gebeten hat.«

      »Auch ein Offizier?«

      »Nein, sondern ein junger, sehr hübscher und hochgebildeter Caballero, welcher fast die ganze Erde und besonders den Orient bereist hat, und dem soeben eine Erbschaft von einigen Millionen zugefallen ist.«

      »Wetter noch einmal! Da haben Sie freilich Glück!« rief ich aus, innerlich hocherfreut, denn ich zweifelte nicht, daß Jonathan Melton gemeint war.

      »Es kommt gar nicht zu früh, dieses Glück,« fuhr sie fort. »Ich habe zwar gesagt, daß ich fast nie verliere; aber ich verbrauche viel, und das Gold des Häuptlings ist alle geworden. Ich habe das Haus in Frisco verkauft, und wenn die dafür gelöste Summe zur Neige geht, bleibt mir nur der alte Aztekenbau in der Wildnis übrig, für welchen niemand einen Dollar zahlt.«

      »Ist es denn gewiß, daß er Ihnen gehört? Haben Sie einen Besitztitel darüber?«

      »Nein, doch ist mir das gleichgültig. Ich brauche nur zu wollen, so wird Mr. Hunter mein Mann, und ich kann mich zu den Millionärinnen rechnen. Was gebe ich da auf den alten Felsenbau in der Wildnis!«

      »Ist der Sennor, von welchem Sie sprechen, vielleicht jener so sehr interessante Small Hunter, dem vor einigen Tagen durch den Advokaten Murphy einige Millionen ausgezahlt worden sind?«

      »Ja, derselbe. Kennen Sie ihn vielleicht?«

      »Nein; ich habe von ihm gehört. Sie können es sich doch denken, daß von einem Millionenerben gesprochen wird. Man sagt, er sei nach Indien gegangen.«

      »Das ist nicht wahr.«

      »Ich habe es überall gehört. Man hat ihn doch auf das Schiff steigen sehen. Sein Advokat ist bei ihm gewesen.«

      »Das ist richtig; aber er hat sich unterhalb der Stadt per Boot wieder abholen lassen. Ich selbst habe in dem Boote gesessen. Wir sind dann, als es Abend war, hierher gegangen und haben gespielt bis nach Mitternacht, wo erst seine eigentliche Abreise erfolgte.«

      »Das interessiert mich ungemein. Warum hat er denn den Leuten weisgemacht, daß er mit dem Schiffe nach England und von da nach Indien will?«

      »Das ist ein Geheimnis, welches ich nur Ihnen verraten will. An dieser Täuschung trage nämlich nur ich die Schuld.«

      »Sie? Wieso?«

      »Sein Vater, der alte Hunter, ist früher oft in Indien gewesen und hat das Land so liebgewonnen, daß er auf die Idee gekommen ist, daß sein Sohn vom Empfang des Erbes an zehn Jahre lang in Indien leben soll. Fehlt nur ein einziger Tag an den zehn Jahren, so wird ihm das Vermögen wieder abgenommen. Auch soll er während der zehn Jahre nicht heiraten dürfen. Er ist auf die Bedingungen eingegangen und hat sich unterschrieben. Zwei Tage später lernte er mich kennen. Was das heißt, können Sie sich denken. Mich sehen und mich zu seiner Frau begehren, war für ihn ganz dasselbe. Sagen Sie, kann er da nach Indien? Kann er die Bedingungen erfüllen, auf welche er eingegangen ist?«

      »Warum denn nicht? Wer oder was soll ihn denn hindern, auf die an ihn gestellte Bedingung einzugehen?«

      »Ich natürlich, ich.«

      »Wieso? Wenn Sie beide so sehr aneinander hängen, kann er Sie doch mit nach Indien nehmen.«

      »Ha, ha,« lachte sie. »Es kann mir nicht einfallen, eines Mannes wegen, und wenn ich ihn auch über die Maßen lieben Sollte, in ein wildfremdes Land zu gehen, Ich habe schon einmal die Heimat verlassen, nämlich damals, als ich nach Amerika ging; Sie selbst wissen, wie es mir da ergangen ist. Nun ich eine zweite Heimat hier gefunden habe, fällt es mir gar nicht ein, sie wieder zu opfern.«

      »Aber von ihm verlangen Sie das Opfer, hier zu bleiben!«

      »Es ist kein Opfer, denn er müßte in Indien ledig bleiben, hier aber kann ich seine Frau werden.«

      »Würde man es denn in Indien erfahren, daß er verheiratet ist, und dies hierher melden?«

      »Höchst wahrscheinlich. Wenigstens behauptete er dies.«

      »Und hier? Meinen Sie, daß die Entdeckung hier nicht nur viel wahrscheinlicher, sondern beinahe ganz sicher ist?«

      »Da irren Sie. Wir werden uns heimlich verbinden und dann verborgen wohnen. Mein Schloß liegt so versteckt, daß es noch nie von dem Fuße eines Weißen betreten worden ist, mich und meinen Vater natürlich ausgenommen.«

      »Und der befindet sich dort?«

      »Ja.«

      »Da muß ihm die Einsamkeit ja schrecklich vorkommen!«

      »Gar nicht. Ich habe Ihnen schon gesagt, daß damals eine ganze Anzahl von Indianern mit ihren Frauen und Kindern zu uns gezogen ist. Die wohnen noch dort und bilden eine kleine Kolonie, in welcher es trotz der großen Abgeschiedenheit keine Langeweile giebt.«

      »Aber zum Leben gehört sehr vieles, was Sie dort nicht erhalten können.«

      »Wir beziehen vieles durch die benachbarten Mogollon- und Zuni-Indianer.«

      »Haben sie die so nahe?«

      Die Frage war von größter Wichtigkeit für mich, und ich wartete mit großer Spannung auf die Antwort, ließ mir das aber natürlich nicht merken. Das Weib war von Jonathan Melton getäuscht worden, doch fiel es mir gar nicht ein, ihr das zu sagen. Ich betrachtete sie trotz oder auch wegen ihrer Schönheit als den Regenwurm an meiner Angel, mit welcher ich die Meltons fangen wollte.

      »Ja,« antwortete sie. »Mein Schloß liegt zwischen den Gebieten dieser Indianer, am kleinen Kolorado und zwar am ersten linken Nebenflüßchen desselben.«

      »Dann muß die Lage Ihres Schlosses eine hochromantische sein, denn wenn ich mich nicht irre, so entspringt das Nebenflüßchen auf dem nördlichen Abhange der Sierra Blanca?«

      »Allerdings.«

      »Auf deren Südseite es Apatschen und Pimo-Indianer giebt?«

      »Ja. Wir sind damals durch das Gebiet derselben gezogen.«

      Sie

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