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noch Pflanzengallen hängen (das sind diese dicken Kugeln, die von Blättern gebildet werden, wenn Insekten darin ihren Nachwuchs ablegen, siehe Seite 57), nisten sich manchmal auch seltene Bienenarten ein. Wie will man so was selbst erfinden?

      Rinde, Laub, Baumstücke, Äste und Zweige sind in der Kombination eines Haufen-Durcheinanders besonders wertvoll. Alles zusammen isoliert schön und bietet alle Möglichkeiten, von kleinen Schlupfwinkeln für Spinnen und Käfer über feuchte Ecken für Molche, Frösche und Kröten bis zu größeren Höhlen für Spitzmäuse, Igel und Co.

      Und es kommen nicht nur die Tiere. Dieser Haufen ist auch ein Lebensraum für Pflanzen, Moose, Pilze, Farne und Flechten, die den Haufen bewachsen und wiederum Nahrung für noch mehr Tiere bieten.

      Ein Haufen aus Naturmaterialien bietet so eine Vielfalt an Möglichkeiten für Lebensräume, die eine Igelburg, ein Florfliegenkasten, ein Vogelhäuschen alleine niemals haben werden – selbst wenn Sie mehrere davon in den Garten integrieren und beim Bauen oder Kaufen alles richtig gemacht haben. Ab Seite 127 erfahren Sie, was unsere heimischen Tiere wirklich brauchen. Mit diesem Wissen können Sie die Vorschläge ab Seite 21 genauer betrachten und noch kreativer ans Haufenbauen gehen. Bei all dem sind Ihrer Fantasie keine Grenzen gesetzt. Die Tiere müssen das Bauwerk nur als Haus erkennen, sie müssen hinein- und wieder herauskommen und innen muss es wohnlich sein – aus Sicht des jeweiligen Tieres.

      Schön lebendig und besonders wertvoll werden Totholz- und Asthaufen, wenn Moose und Flechten bereits über das Baumaterial mitgeliefert werden.

      Dann heißt es neugierig, aber geduldig abzuwarten, wer denn nun einzieht. Oft bekommt man davon nicht viel mit, denn viele Tiere sind scheu, manche trifft man eher zufällig an ihrer neuen Behausung an. Verkneifen Sie es sich aber bitte trotzdem, ständig durch die Ritzen zu linsen, die Steine und das Holz hochzuheben oder ein bisschen im Sand zu wühlen. Je nach Tierart und Naturell des jeweiligen Individuums reicht eine einzige Störung, und die Mieter ziehen wieder aus. Und in der Zeit des Winterschlafs kann es tödlich für die Tiere sein, sie zu stören. Sie verlieren sehr viel Energie, wenn sie wach werden, und sie finden selten etwas Neues, um dort weiterzuschlafen, bis es Frühling ist.

      Es gibt Nistkästen mit Beobachtungskamera und das Prinzip lässt sich mit ein bisschen Bastelfertigkeit auch auf andere Tierwohnungen übertragen. Kleine, einfache Webcams gibt es im Elektronikmarkt, hochauflösende, mit Funk und weiteren Finessen sind natürlich deutlich teurer. Weil es in so einem Haufen eher dunkel ist, empfiehlt sich eine Infrarot-Nachtsichtkamera – die im Dunkeln allerdings nur schwarzweiße Bilder macht, für Farbbilder braucht sie Tageslicht. Die Kamera wird in einer Ecke so angebracht, dass sie einen guten Überblick hat und von den Tieren nicht verschoben oder angeknabbert werden kann. Oder Sie hängen Wildbeobachtungskameras so auf, dass sie strategisch günstig beispielsweise den Eingang zum Haufen im Visier haben. Einsteigermodelle gibt es manchmal auch als Aktionsangebote – technisch und auch preislich ist auch hier viel Luft nach oben.

       Kleine Gebrauchsanleitung für Haufenbauer

      Die Tiere, die auf den folgenden Seiten zu den einzelnen Haufenvarianten vorgestellt werden, sind als Stellvertreter gedacht. Es kann sein, dass genau diese Arten bei Ihnen einziehen, es ist in vielen Fällen sogar sehr wahrscheinlich. Es werden auch noch viele andere Arten kommen und in Ansammlungen anderer Materialien, die bei einer anderen Haufenvariante dargestellt sind, können diese Tiere ebenfalls einziehen. Bis auf wenige Ausnahmen sind die meisten Tiere in Ast-, Holz- oder Steinhaufen glücklich. Sie haben ihre Vorlieben, kommen aber auch anderswo zurecht. So sind die Natur, die Unordnung und das Leben.

      Um sich mit dem Thema im Detail und systematisch zu befassen, habe ich die Lebensräume jedoch in ihre Grundbestandteile wie Äste, Blätter, Sand und Steine zerlegt. Und Sie, in Ihrem Garten, mit Ihrem Material und Ihren Möglichkeiten, setzen es bitte wie in einem Baukasten wieder zusammen. Egal, ob Sie sich genau an eine der Bauanleitungen ab Seite 21 halten oder einzelne Teile aus verschiedenen Anleitungen miteinander kombinieren, wird der Haufen so werden, wie er zu Ihrem Garten passt. Mit viel mehr Tieren, Pflanzen und Möglichkeiten, als ich Platz hatte, in diesem Buch zu beschreiben.

      Die Haufenvarianten reichen von kleinen, kinderleichten und ratzfatz fertigen bis zu aufwendigen Bauwerken, die statisch und körperlich durchaus Ansprüche stellen. Es werden keine fertigen »Kochrezepte« geliefert, aber das Wichtigste wird jeweils erklärt. Dem Grundrezept folgen Ideen für abgewandelte, künstlerische, kombinierte Haufen.

      Meine Vorschläge können Sie nach Herzenslust miteinander mischen, Sie können sie ändern, die aufgehäuften Lebensräume bepflanzen, verzieren und dekorieren. Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Sie werden merken, wie einfach das geht. Je länger ich mich mit dem Thema befasse, desto mehr fällt mir ein, desto mehr achte ich darauf, welche Haufen in anderen Gärten liegen, was man noch alles machen könnte.

      Vermutlich können Sie nicht alles in Ihrem Garten verwirklichen, dafür sind es vermutlich zu viele Möglichkeiten für zu wenig Platz.

      Aber mit der Zeit entsteht im Garten genau das, was passt. Spezielles Werkzeug brauchen Sie in den wenigsten Fällen. Mit Schaufel, Spaten, Schubkarre, Eimer und Astschere ist man bereits gut ausgestattet, um loszulegen. Ein Rechen und manchmal auch ein Hammer wären gut.

      Bevor Sie allerdings loslegen, sollten Sie sich erst einmal in Ihrem Garten umschauen und ein bisschen planen. Besonders wenn Sie große und schwere Materialien anhäufen wollen, sollte es gleich der richtige Standort sein. Klären Sie bitte vorab:

      Was wollen wir, was können wir, was haben wir? An Platz, Material, Möglichkeiten? Welchen Boden, welche Pflanzen, welche Standortverhältnisse? Ein Blick vom Balkon oder aus dem Dachfenster zeigt zudem, wie das Grundstück eingebunden ist. Ihr Garten ist ja keine isolierte Insel, sondern in der Regel ein künstlich durch Zaun, Mauer oder Hecke abgetrennter Teil der restlichen Umgebung. Der angrenzende Wald, der Gartenteich des Nachbarn, Gemüsegärten, Betonwüste, Parkplätze, Wiesen, Felder …

      Haben Sie kritische Nachbarn, Vermieter, Mitgärtnernde, überlegen Sie sich ausreichend gute Argumente. In diesem Buch finden Sie jede Menge Hintergrundinformationen, warum Haufen wichtig und die Unordnung perfekt ist. Aber manchmal helfen statt Argumenten auch ein paar Tricks. Basteln Sie doch ein paar Schilder: »Hier wohnt Kröte Käthe«, »Eidechsenburg«, »Eichhörnchenspielplatz«, »Privatlaubhaufen von Igor Igel«, und verteilen Sie diese später vor Ihren Haufen. Und schon hat die vermeintliche Unordnung offiziell Sinn und optisch System. Der Nachbar wird sich dann vielleicht weiter über Sie wundern, aber weniger mit Ihnen streiten.

      Wie soll das Ergebnis aussehen? Einfach so, wie es kommt, oder soll alles einen Rahmen haben? Was passt gestalterisch zu Ihrem Garten und wie können Sie es gestalten, damit es passt? Denn natürlich wollen Sie Ihren kleinen Reihenhaus- oder großen Bauerngarten, Ihr Selbstversorgergrundstück oder den liebevoll eingerichteten Hinterhof in der Stadt nicht dem Chaos überlassen. Ein bisschen Ordnung muss sein, aber eben nur so viel, wie nötig, und so wenig wie möglich.

       Material: woher nehmen und nicht stehlen?

      Die Planung des angehäuften Lebensraums wird vermutlich ein paar Stunden oder Tage dauern, machen Sie sich Notizen von Ihren Gedanken, Skizzen von den Ideen, Fotos von guten Beispielen. Und dann entscheiden Sie sich, womit Sie starten, und machen eine Liste mit allem, was Sie brauchen, an Zeit, Werkzeug, Material. Und dann legen Sie los.

      Wer

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