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und fragend hob er eine Augenbraue. Er glaubte doch wohl nicht ernsthaft, dass ich ihnen diesen Mist abkaufte? Alliandoan? Sieben Welten? Das klang ja ganz so, als wäre ich in einem Mittelalter Spiel gelandet. Cosplay vielleicht, dachte ich und musterte die drei Gestalten vor mir genauer. Nicks Klamotten waren normal, eine dunkle Anzughose und ein heller Pulli, nichts Besonderes. Alina und Lucan jedoch waren ein wenig außergewöhnlicher gekleidet. Alinas Kleid schien aus Leinen zu sein und war elegant geschnitten, mit einem hohen Kragen und langen Ärmeln. Das zarte Blau unterstrich den etwas dunkleren Teint ihrer Haut. Lucan hingegen war ganz in schwarz gekleidet. Schwarze Boots und eine schmal geschnittene Hose betonten seine langen Beine wirkungsvoll. Die ebenfalls schwarze Tunika, die er trug, hatte einen asymmetrischen Schnitt, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Mehrere Lagen Stoff verdeckten den beeindruckenden Oberkörper des Mannes vor mir. Am Kragen sowie am rechten Handgelenk blitzten das Ende oder der Anfang eines Tattoos hervor. Alles in allem sah er bedrohlich, geheimnisvoll und zugegebenermaßen, ziemlich heiß aus. Was ein völlig unpassender Gedanke jemandem gegenüber war, der mich vor kurzem aus meiner Wohnung verschleppt hatte.

      Ich wandte mich an Alina. »Was seid ihr für Typen? Cosplay? Fantasy League?«

      Verständnislos sah sie mich an.

      »Das alles hier kann nicht euer Ernst sein«, fuhr ich fort, »und der Kleiderschrank da oben? Das ist unheimlich. Sehr, sehr unheimlich!« Aufgebracht wandte ich mich an Nick. »War es das, was du wolltest? Bastelst du dir so deine eigene, kranke Familie, indem du Leute entführst?«

      »Okay, hier liegt ein Missverständnis vor, ich …«

      »Fass sie an.«

      Nick verstummte und ruckartig sahen wir alle zu Lucan. Die Arme nun lässig vor der Brust verschränkt, sah er gelangweilt auf uns herab. »Nun fass sie schon an und bring es hinter dich. So vergeudest du nur meine Zeit.«

      Seine Zeit wurde vergeudet? Und niemand hier würde mich einfach anfassen, nicht, wenn ich … schneller als das bloße Auge es registrieren konnte, schoss Nicks Hand nach vorn und umklammerte mein Handgelenk beinahe schmerzhaft. Erschrocken schaute ich auf. Bereits bei unserer ersten flüchtigen Berührung im Café hatte ich etwas gespürt, aber das hier fühlte sich anders an. Ganz anders.

      »Nimm deine Finger von mir, du …«

      Die Worte blieben mir im Hals stecken, als dort, wo er mich berührte, ein regelrechtes Feuer auf meiner Haut explodierte. Hitze stieg in mir auf und fassungslos sah ich auf die Stelle, an der unsere Körper sich berührten. Es begann mit einem leisen Knistern in der Luft, das immer lauter zu werden schien. Die Atmosphäre um uns herum fühlte sich auf einmal wie elektrisiert an und an meinem Handgelenk erschienen aus dem Nichts kleine blaue Flammen.

      Flammen.

      Instinktiv wollte ich meinen Arm zurückziehen, aber Nick hielt mich fest.

      »Lass mich los«, flehte ich mit zittriger Stimme.

      »Sieh hin«, befahl er mir sanft.

      Alle Augenpaare waren auf uns gerichtet und ich spürte, wie die Hitze mir in die Wangen stieg. Nicht aus Wut oder Scham, sondern weil das Blut immer schneller durch meine Adern pumpte und mein Hirn zu verstehen versuchte, was hier gerade geschah. Was ich mit eigenen Augen sehen konnte. Etwas, das rein logisch betrachtet, nicht möglich war. Da waren Flammen auf meinem Arm. Blaue, reale Flammen!

      »Was passiert hier?«

      Meine Stimme klang heiser, ungläubig. Aber meine Augen täuschten mich nicht. Die blauen Flammen vermehrten sich und wanderten wohlig wärmend meinen Arm hinauf, bis sie meinen kompletten Oberkörper bedeckten. Meine Haut fühlte sich plötzlich viel zu eng an und etwas begann in meinen Adern zu summen. Zu singen.

      »Magie«, erwiderte Nick und lächelte mich an.

      Neben ihm senkte Alina respektvoll ihren Kopf und machte einen leichten Knicks.

      »Eure Hoheit.«

      Das war nicht möglich, ich … was passierte hier gerade? Ich wusste nur, dass die Flammen auf meinem Arm kein Trick sein konnten, denn ich fühlte sie. Ich spürte ihre Wärme und ihre Macht. So wie ich auch spürte, dass Nick zu mir gehörte. Ein Gefühl, das ich weder erklären noch zuordnen konnte, breitete sich in meinem Brustkorb aus. In meinem Herzen. Seine Worte über Familie kamen mir erneut in den Sinn.

      »Das kann nicht real sein.«

      »Ich weiß, dass du eine logische Erklärung hierfür suchst, aber«, Nick zuckte mit den Schultern, »die gibt es nicht. Magie ist real. Wir sind real. Ebenso wie unsere Welt.«

      »Wer bist du?«

      »Nickolas Marcus Callahan«, antwortete er noch immer lächelnd.

      Mein Kopf ruckte zu Alina und mir wurde schwindelig. »Du hast mich Callahan genannt.«

      Die andere Frau nickte bestätigend. »Ja, Eure Hoheit.«

      »Wer bin ich?«, fragte ich Nick, nicht sicher, ob ich die Antwort wirklich hören wollte. Denn wie auch immer sie ausfiel, ich wusste, dass sie mein Leben für immer verändern würde.

      »Du bist Lillianna Callahan«, antwortete er mit liebevoller Stimme, »die Thronerbin Alliandoans und der sieben Welten.«

      Das Schwindelgefühl in meinem Kopf verstärkte sich von Sekunde zu Sekunde. Eine Flut aus Emotionen strömte auf mich ein und diesmal schaffte ich es, Nick meinen Arm zu entreißen. Sofort verließen mich die Flammen und ihre Abwesenheit hinterließ eine unangenehme Kälte in mir.

      »Ich … ich muss …«

      Ohne wirklich fokussieren zu können, sah ich mich um und begegnete Lucans wenig begeistertem Blick.

      »Sie wird ohnmächtig«, hörte ich seine ruhige, dunkle Stimme. Sie klang dumpf. Weit weg. Und wieso drehte sich alles immer schneller? Wie auf Kommando sackte ich zusammen und spürte, wie starke Arme mich auffingen und sanft an sich drückten.

      »Willkommen zu Hause, Schwester«, flüsterte Nick an mein Ohr, ehe die Welt um mich herum in Dunkelheit versank.

      KAPITEL 2

      Diesmal wachte ich nicht langsam oder sanft auf. Ruckartig schoss ich nach oben in eine sitzende Position und erinnerte mich glasklar daran, was passiert war, bevor ich ohnmächtig geworden war. An das, was ich gesehen und gespürt hatte. Willkommen zu Hause, Schwester. Oh mein Gott. Aufgewühlt sah ich mich um und entdeckte Nick, der in einem Sessel mir gegenüber saß und mich beobachtete. Unter seinem eindringlichen Blick zuckte ich leicht zusammen. Noch nicht bereit mich dem zu stellen, was passiert war, verschaffte ich mir ein wenig Zeit und sah mich weiter um. Wir befanden uns in einer Bibliothek, und mein Herz begann schneller zu schlagen, als ich die deckenhohen Regale voller antik aussehender Bücher erblickte. Ich selbst lag auf einem riesigen Sofa, das direkt vor einem prasselnden Kamin stand. Der Raum war atemberaubend. So schön, dass es mir kurz die Sprache verschlug.

      »Wunderschön, nicht wahr?«

      Nervös nickte ich. »Ja, ich … ich liebe Bücher.«

      »Ich weiß«, antwortete Nick und ich hörte das Lächeln in seiner Stimme.

      Natürlich wusste er das. Immerhin arbeitete ich in einem Buchcafé und er hatte mich offensichtlich lange genug beobachtet, um zu wissen, wie viel mir nicht nur der Job, sondern auch Bücher an sich bedeuteten. Ich liebte die Geschichten, die sie beinhalteten, und die gedankliche Flucht, die sie mir ermöglichten.

      »Ich dachte, dass du dich hier vielleicht am wohlsten fühlst, wenn du aufwachst.«

      Das war … nett. Ein wirklich aufmerksamer Gedanke.

      »Kannst du mich ansehen? Bitte?«, fügte er hinzu, als ich unbewusst den Kopf schüttelte.

      Ich war mir nicht sicher, ob ich das wollte. Irgendwie würde es die Situation

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