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in ihren Augen sah. Freundschaft, Loyalität und das Versprechen, für mich da zu sein. In diesem Moment wurden wir von Prinzessin und Kammerzofe zu normalen Frauen. Zu Freundinnen, die sich auf Augenhöhe begegneten.

      »Es wird Zeit.«

      »Muss ich wirklich? «

      »Ich fürchte ja.«

      Seufzend schlüpfte ich in meine schwarzen Birkenstock Sandalen. Eine meiner Bedingungen hier einzuziehen, war das Abholen einiger persönlicher Gegenstände und Klamotten gewesen.

      Umgeben von meinen eigenen Sachen hatte ich mich direkt ein wenig wohler gefühlt.

      »Ich freue mich nicht gerade darauf, ein komplettes Make-Over zu bekommen«, gestand ich.

      »Es gibt sowieso nicht viel, was sie verändern oder verbessern können.« Alina zuckte lässig mit einer Schulter, als sie mich zur Tür führte. »Du bist wunderschön.«

      Normalerweise hätte ich protestiert, denn ich mochte es nicht, auf mein Äußeres reduziert zu werden, aber Alinas Worte waren freundlich und aufrichtig. Sie versuchte nicht, mir zu schmeicheln, sie stellte lediglich fest.

      »Ich glaube, ich brauche einen Drink, um das durchzustehen.« Fragend sah ich meine neue Freundin an. »Würdest du bleiben?« Für einen Moment herrschte Stille, ehe sie mich erfreut angrinste.

      »Es wäre mir eine Freude.«

      »Cool! Das wird ein Spaß! «

      Es klopfte an der Tür und noch immer grinsend öffnete ich sie schwungvoll. Nick und Lucan standen vor mir, bereit mich zur Schlachtbank zu führen. Nick musterte mich wie immer freundlich, während Lucan mir seinen üblichen Blick aus Langeweile und milder Herablassung schenkte. »Warum grinst du so?«

      »Es ist nichts«, erwiderte ich und tauschte einen geheimen Blick mit Alina. Die kicherte leise, während sie begann, meinen Pyjama zu falten und mein Bett auszuschütteln.

      »Lass das!« Ich drehte mich um und packte sie kurzerhand am Arm. »Ohne dich mache ich das hier nicht.«

      Nach kurzem Zögern ließ sie meine Bettdecke achtlos fallen und wandte sich uns zu. »Ich soll direkt mitkommen?«

      »Natürlich!«, rief ich, während die beiden Männer uns aufmerksam beobachteten.

      »Glaub ja nicht, dass ich diesen Mist alleine über mich ergehen lasse.«

      Nicks Augenbrauen schossen in die Höhe und Lucans Blick wurde wacher, intensiver. Neugierig musterte mich der AssassinenKönig.

      »Was meinst du damit?«

      Ich ignorierte meinen Bruder. »Glaubst du, du kannst uns etwas Champagner besorgen?« Einer der Vorteile, wenn man steinreich war … Das Wort Champagner ging mir so leicht über die Lippen, als hätte ich um eine Flasche stilles Wasser gebeten.

      »Du könntest Olli danach fragen.«

      »Guter Gedanke«, lobte ich sie grinsend.

      »Moment Mal«, mischte Nick sich ein. »Du klingst nicht sonderlich glücklich darüber, dass ein ganzes Team von Spezialisten hier ist, um sich um dich zu kümmern.«

      Autsch. Es brauchte also ein ganzes Team, um mich herzurichten.

       Wirklich, Nick?

      »Glücklich über ein ganzes Team von Spezialisten, die an mir rumzupfen werden, weil ich nicht gut genug für Arcadia bin? Nicht hübsch genug? Nicht unsterblich genug?« Ich verschränkte die Arme vor der Brust. »Wie kommst du bloß darauf?«

      Nick trat bei meinen Worten einen kleinen Schritt zurück und sah mich mit großen Augen an. Er schien verletzt über meine Antwort. Alina schnaubte neben mir wenig damenhaft. Und Lucan? Der sah mich an, als würde er mich zum ersten Mal sehen.

      »Lilly«, begann Nick eindringlich, »ich würde nie … du, du bist wunderhübsch! Wir dachten, es würde dir gefallen, ein wenig … umsorgt zu werden.«

      Wir? Damit konnte Nick eigentlich nur die Minister meinen.

      Interessant. Wollten sie mir also tatsächlich etwas Gutes tun oder mir vorab schon einmal das Gefühl geben, nicht gut genug zu sein?

      »Und ich dachte, dass ich nicht euren Erwartungen entspreche.«

      »Das ist auf keinen Fall so!«

      »Dann wäre es schön«, gab ich leise zu bedenken, »wenn man mich aufgrund meines Charakters bewertet und nicht aufgrund meiner perfekt geschwungenen Augenbrauen.«

      Überrascht erwiderte Nick meinen Blick und ich fragte mich, wie oft ich solche Diskussionen wohl noch würde führen müssen. Was das anging, waren sie alle gleich, egal ob Mensch oder Unsterblicher.

      »Es ist okay«, beruhigte ich Nick lächelnd. Er fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut. Obwohl wir uns in den letzten Wochen nähergekommen waren, waren wir uns in vielen Dingen noch immer fremd.

      »Alina«, wandte ich mich an meine Freundin, »lass uns einen Beauty-Tag daraus machen. Was meinst du?«

      »Klingt gut«, erwiderte sie erstaunlich gelassen. Es war merkwürdig, aber ich hatte fast den Eindruck, dass sie Nicks Unwohlsein zu genießen schien.

      »Also gut. Wo sind denn jetzt diese tollen Spezialisten?«

      »Unten im Spa.« Natürlich, ich hatte ja ein Spa. Und einen Pool, zwei, um genau zu sein.

      Und so machten wir uns auf den Weg. Nick stakste voraus und Alina und ich folgten ihm flüsternd, während Lucan das Schlusslicht bildete und uns schweigend begleitete. Obwohl der Assassine keinen Mucks von sich gab, spürte ich, wie sich seine schwarzen Augen in meinen Hinterkopf bohrten. Was hatte dieser Mann bloß an sich, das mich so aus der Fassung brachte? Und damit meinte ich nicht die Tatsache, dass er der Anführer einer elitären Killertruppe war.

      Nachdem die Männer uns im Spa abgeliefert hatten, entwickelte sich der Tag zu meiner großen Freude doch noch ziemlich gut. Keinen der sogenannten Spezialisten schien es aus der Ruhe zu bringen, dass wir zu zweit waren. Sie alle waren höflich, aber distanziert und behandelten sowohl mich als auch Alina mit Respekt.

      Und nach knapp vier Stunden musste ich zugeben, dass ich mich nicht nur köstlich amüsiert hatte, sondern auch fantastisch aussah. Nicht nur meine Augenbrauen hatten jetzt den besagten perfekten Schwung, sondern ich fühlte mich ausgeruht, entspannt sogar, und meine Nägel glänzten in einem hübschen, zarten Rosa. Ich selbst hätte mich zwar für einen etwas kräftigeren Ton entschieden, aber Alina hatte sanft mit dem Kopf geschüttelt. Das Kleid für meine Initiation war weiß, die Farbe der Königsfamilie, meine Farbe. Außer mir war es nur Nick gestattet, ein sehr helles Grau, zu besonderen Anlässen auch mal Weiß, zu tragen. Allen anderen Engeln der Adelsfamilien sowie den Ministern standen je nach Rang diverse Grautöne zur Verfügung. Je höher der Rang, desto heller die Farbe. Malik würde als General meiner Königsgarde eine cremefarbene Uniform tragen. Also war rosa die Farbe der Stunde.

      Zurück in meiner Suite war Alina dabei, mir in die, extra für mich in Arcadia angefertigte, Robe zu helfen, als die Nervosität mit voller Wucht zuschlug. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Ich betrachtete mich im Spiegel. Das weiße Kleid war aus einem schweren, seidenen Stoff und raschelte sanft bei jeder meiner Bewegungen. Es war exquisit, aber für meinen Geschmack ein wenig zu hochgeschlossen. Nicht zum ersten Mal fummelte ich an dem hohen Kragen herum und wünschte mir einen etwas luftigeren Ausschnitt. Alina hatte meine Haare zu einem hübschen Zopf im Nacken geflochten und mir dabei geholfen, ein zartes Make-Up aufzulegen. Die Krönung, im wahrsten Sinne des Wortes, war jedoch das diamantbesetzte Diadem, das meine Freundin soeben auf meinem Kopf platzierte. Das Schmuckstück war schwer und im ersten Moment sackte mein Kopf wegen des Gewichts ein wenig nach vorne. Als ich den Kopf hob und mich erneut im Spiegel betrachtete, erkannte ich die Form des Diadems als zwei ineinander verschlungene Flügel. Die Form meines Muttermales.

      »Du sieht bezaubernd aus, Lilly.«

      Dank unseres gemeinsamen Tages hatte

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