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dienen.

      Der hl. Antonius der Große († 356) zählt zu den berühmtesten Wüstenvätern. Der Mönch Evagrius Ponticus († 399), ebenfalls einer der großen Meister der ägyptischen Wüste, beschreibt eine Lehre vom „reinen Gebet“, das heißt vom gedanken- und bildfreien Beten, das in das „wortlose Geheimnis Gottes“ führt (Isaak von Ninive, † ca. 700). Der Mönch entleert im Gebet den innersten Raum in sich, damit Gott selbst ihn füllen kann. Ziel des monastischen Lebens ist die Vereinigung des Geistes mit Gott.

      Johannes Cassian († 435), der als großer Vermittler zwischen dem ägyptischen Mönchtum und dem Westen galt, brachte den Hesychasmus, das Gebet der Ruhe, ins Abendland. Von ihm dürfte die Weisung kommen, den Psalmvers „O Gott, komm mir zu Hilfe, Herr, eile mir zu helfen“ (Ps 70,2) als Gebetsformel stets zu wiederholen. Der Mönch sollte dadurch seine Aufmerksamkeit beständig auf Gott richten und Gott vor allem auch in Situationen der Schwäche nicht aus den Augen verlieren. Das berühmteste an Jesus Christus gerichtete Wiederholungsgebet, in dem der Jesusname aber nicht vorkommt, ist das „Kyrie eleison“ (griech. „Herr, erbarme dich“). Zu den bekanntesten Stoßgebeten zählen das Zöllnergebet: „Gott, sei mir Sünder gnädig“ (Lk 18,13) und das Gebet des Blinden am Weg: „Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner“ (Lk 18,38). Aus diesen Kurzgebeten leiteten sich längere Formulierungen ab, wie z. B. „Herr Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes, erbarme dich meiner“. Durch eine jahrhundertelange Entwicklung entstand aus diesen Gebeten und der Verehrung des Namens Jesu das „Jesusgebet“.

      Dem Mönch Symeon, der Neue Theologe († 1022), wird ein Buch über die „Methode des heiligen Gebetes und der Aufmerksamkeit“ zugesprochen, in dem er klare Anweisungen über die Gebetspraxis gibt. Noch zu seinen Lebzeiten verlor das Jesusgebet jedoch an Bedeutung. Durch das Lebenszeugnis und die Schriften von Gregor der Sinaite († 1346), die schon früh, wahrscheinlich bereits während seines Lebens, in mehrere slawische Sprachen übersetzt wurden, gelangte das Jesusgebet auf dem Berg Athos wieder zu neuer Blüte. Von dort verbreitete es sich rasch.

      Weltweit bekannt wurde das Jesusgebet insbesondere durch die Philokalie5 (Tugendliebe), eine Sammlung von Texten über das Jesusgebet von mehr als 30 Schriftstellern des christlichen Ostens aus dem 3. bis 15. Jahrhundert. In Russland waren und sind es besonders die „Starzen“, geistliche Lehrer und spirituelle Begleiter, die Suchende bis heute in das Jesusgebet einweihen. Im Westen sorgte das Buch „Aufrichtige Erzählungen eines russischen Pilgers“6 für eine rasche Anerkennung und Verbreitung des Jesusgebets. Hier wird beschrieben, wie ein unbekannter Christ aus Russland Mitte des 19. Jahrhunderts die Aufforderung des hl. Paulus zu unablässigem Gebet zu erfüllen sucht (1 Thess 5,17). Er bekommt dabei Hilfe und Orientierung durch einen Eremiten, der ihn in das Geheimnis des Jesusgebets einweiht. Dieser rät dem Suchenden die beständige Wiederholung des Satzes: „Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner.“ Bei beharrlicher Wiederholung vereine sich dieser Satz mit seinem Herzschlag und seinem Atem und es beginne schließlich in ihm von selbst „ohne Unterlass“ zu beten. Bei der Schilderung der Erfahrungen des russischen Pilgers wird dem Leser deutlich, dass sich das Jesusgebet in seiner tiefen Dimension nicht durch theoretisches Wissen erschließt, sondern nur durch eine beharrliche und treue Gebetspraxis.

      Die Weitergabe des Jesusgebets an die jeweils nächste Generation ist seit dem 4. Jahrhundert nicht abgebrochen. In unserer Zeit hat im deutschsprachigen Raum besonders das Buch von Franz Jalics7 zu seiner Verbreitung beigetragen. Im englischsprachigen Raum möchte ich die Benediktinermönche John Main und Laurence Freeman sowie die Trappistenmönche Thomas Keating und Thomas Merton nennen. Mit ihren Büchern haben sie vielen Menschen einen neuen Zugang zur Kontemplation eröffnet.

       3.Was die Meditation trägt

      Alles beginnt mit der Sehnsucht.

       (Nelly Sachs)

      Aufgrund eines gestressten Alltags sehnen sich heute viele Menschen nach Entspannung. Viele beginnen zu meditieren in der Erwartung, dass es ihnen guttut und sie durch eine bestimmte Technik in einen entspannten Zustand kommen. Das Bedürfnis nach Ruhe und Entspannung reicht jedoch nicht aus, um auch in schwierigen Phasen der Meditation dabeizubleiben. Sucht der Mensch in erster Linie Ruhe und Entspannung, ist es nachvollziehbar, wenn er zu meditieren aufhört, falls die erhoffte Ruhe ausbleibt oder sich Schwierigkeiten zeigen.

      Der tragende Grund für den meditativen Weg, der Höhen und Tiefen mit sich bringt, ist eine Sehnsucht, dem Göttlichen in seinem Leben Raum zu geben. Mit ihr beginnt der Weg, sogar dann, wenn sie nicht unmittelbar spürbar ist. Davon erzählt die Geschichte eines jungen Mannes. Als ihn ein Rabbi nach seiner Sehnsucht nach Gott fragt, wird er traurig und muss zugeben, dass er meistens so viel zu tun hat, dass die Sehnsucht im Alltag untergeht. Als er jedoch die Frage hört, ob er Sehnsucht danach hat, Sehnsucht zu haben, Gott zu lieben, hellt sich sein Gesicht wieder auf, da er dies bejahen kann. Die Geschichte endet mit der Aussage des Rabbis: „Das genügt. Du bist auf dem Weg.“ Diese Sehnsucht, und sei es die Sehnsucht nach der Sehnsucht, ist die Kraft, die bewirkt, in der Meditation dabeizubleiben, auch wenn sich Schwierigkeiten zeigen.

      Die Sehnsucht nach Gott kann nur gestillt werden, wenn der Mensch bereit ist, sich selbst zu begegnen. Die großen Meister aller spirituellen Traditionen wissen um den Zusammenhang von Selbst- und Gotteserfahrung. Es sind zwei Seiten einer Medaille, die untrennbar zueinandergehören und einander vertiefen. Im Mönchtum wird der Weg zu Gott seit jeher über die Selbstbegegnung gewiesen. Stille Zeiten sind hierbei eine große Hilfe. Bereits im 4. Jahrhundert bringt der Wüstenvater Evagrius Ponticus dies kurz und bündig auf den Punkt: „Willst du Gott erkennen, lerne vorher dich selber kennen.“ Jede wahre Selbstbegegnung ist somit auch ein weiterer Schritt auf dem Weg zu Gott. Ist die Bereitschaft, sich selbst zu begegnen, jedoch nicht gegeben, besteht die Gefahr des „spiritual bypassing“. Es ist der Versuch, der eigenen Wirklichkeit auszuweichen, Illusionen aufrechtzuerhalten und persönliche Herausforderungen mit Hilfe der Meditation zu umgehen. Dies verhindert die eigene Entwicklung und blockiert den Weg zu Gott.

      Therapien unterstützen den Menschen darin, sich aufrichtig selbst zu begegnen. Im direkten Kontakt kann der Therapeut z. B. behutsam auf innere Blockaden der Persönlichkeitsentwicklung eingehen, abgespaltene Gefühle wieder ins Bewusstsein bringen und damit die Ich-Identität stärken. In der Meditation hingegen geht es nicht darum, das eigene Ich zu stärken, sondern es loszulassen, um der göttlichen Dimension in sich Raum zu geben. Bevor man jedoch sein eigenes Ich in der Meditation loslassen kann, muss man es erst einmal entwickelt haben. Ebenso kann man Gefühle erst dann loslassen, wenn man sie zugelassen hat. Die Meditation, obwohl sie auch therapeutisch wirkt, ist also kein Therapieersatz. Man würde zudem die Meditation verzwecken, für die jedoch ein absichtsloses Dasein in der Gegenwart Gottes kennzeichnend ist. Therapien können den Zugang zum meditativen Weg ebnen, falls er sonst verschlossen bliebe. Bei mangelndem Realitätssinn, fehlender Selbstdistanz oder bei schweren, nicht therapeutisch aufgearbeiteten Traumatisierungen ist von dieser Form der Meditation abzuraten, ebenso wenn eine akute Krise vorliegt. Hier ist menschliche Zuwendung vonnöten und professionelle psychologische Unterstützung zu empfehlen. Die langen Zeiten der Stille und das „Auf-sich-selbst-zurückgeworfen-Sein“ könnten dazu führen, dass sich schwierige innere Zustände sogar noch verstärken.

       II.Meditationspraxis

      Das Einfache verwahrt das Rätsel des Bleibenden und des Großen. Unvermittelt kehrt es bei den Menschen ein und braucht doch ein langes Gedeihen. Im Unscheinbaren des immer Selben verbirgt es seinen Segen.8

       (Martin Heidegger)

      Im Laufe der Geschichte haben große Heilige, Mystiker und Mystikerinnen in der konkreten Meditationspraxis, wie bereits erwähnt, oft unterschiedliche Gesichtspunkte hervorgehoben und mitunter recht unterschiedliche Anweisungen gegeben. Dies bedeutet, dass es nicht die Praxis bzw. nicht nur eine Praxis der christlichen Meditation gibt. Große Unterschiede lassen sich bereits in der äußeren Form finden. Die Meditation während des Gehens, wie sie in den „Aufrichtigen Erzählungen

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