ТОП просматриваемых книг сайта:
HIPPIE TRAIL - BAND 2. Wolfgang Bendick
Читать онлайн.Название HIPPIE TRAIL - BAND 2
Год выпуска 0
isbn 9783742797063
Автор произведения Wolfgang Bendick
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Ich schlenderte zurück zum Boarding-House. Sie dösten auf ihren Betten. Ohne Fernsehen war der Tag lang. Die Vorhänge waren halb zugezogen. So hatte es wenigstens keine Fliegen, weil die zum Hellen des offenen Fensters hinflogen. „Und?“ „Was und? Ihr seht doch, ich bin wieder da! So an die10 Leute sind übrig geblieben.“ Ich nahm meine Angel und ging zum Hafen. Dort setzte ich mich in den Schatten eines Kranes auf die Pier und versuchte abwechselnd Brot, Würmer und dicke Fliegen als Köder. Das Wasser fiel langsam mit der Ebbe ab und legte den Miesmuschelbewuchs an den Dalben frei, doch nicht die Fische. Die hatten sich anscheinend in tiefere, kühlere Schichten zurückgezogen. Ich beobachtete die anderen Angler. Ihnen ging es wie mir. Am Nächsten Tag versuchte ich nochmals mein Glück auf dem Arbeitsmarkt. Diesmal blieben 2/3 auf der Strecke. Jetzt verstand ich, warum meine Kumpel trotz ihrem wenigen Geld in der Lotterie spielten. Da waren die Chancen zu gewinnen grösser als bei der Jobsuche! Am Nachmittag kam auch der Strom zurück. Hatte die Gewerkschaft ihr Ziel erreicht, oder war es wegen des anstehenden Wochenendes, dass die Stromleute Konflikt mit ihren Frauen vermeiden wollten?
Mein erster Sonntag in Australien stand bevor. Ich stand früh auf und wollte in die Stadt. Die anderen sahen noch nicht einmal fern. „Kommt ihr mit? Es ist Sonntag!“ „Nichts Schlimmeres als ein Sonntag in Australien!“ Ich wunderte mich darüber. Am Vorabend hatten sie darauf bestanden, dass ich 5 $ annehme, als Leihgabe, damit ich mal ausgehen könnte. Ich wollte erst nicht annehmen, doch wollte sie auch nicht beleidigen. Aber ich war total pleite. Ich zog los. Die Straßen waren fast leer. Ein paar Frauen in Lockenwicklern und rosa oder hellblauen Morgenmänteln führten ihr Hündchen Pippi. Die Kneipen waren alle zu. Frühschoppen war hier unbekannt. Ich ging zum Hafen. Dort ruhte aller Betrieb. Hier sah ich die Männer. Sie saßen meist in Grüppchen, unterhielten sich und badeten ihre Regenwürmer. Wohl um daheim nicht im Wege zu stehen. Langsam wachten die Fliegen auf. Von den anglikanischen Kirchtürmen klangen die Glocken. Kinder in Schuluniform strömten dort hin. Nach der Messe hatten sie noch Sonntagsschule. Entsetzlich! Mittags endlich machten die Kneipen auf, und die Männer konnten ein erstes Bier trinken. Keine einzige Frau war in den Kneipen zu sehen. Meine Freunde klärten mich auf: In Australien dürfen Frauen nicht in Gaststätten gehen! Dann setzte ich mich etwas in den Park. Mancher der anderen Parksitzer hatte neben sich auf dem Boden eine Packpapiertüte, die er manchmal an den Mund setzte. Ich fühlte mich nach Indien versetzt: englische Trinkkultur! Heute sah ich auch zum ersten Mal die schwarzen Ureinwohner dieses Landes. Hinter einem Gebüsch des Parks saßen sie in einer Gruppe. Kohlschwarze, gedrungene Gestalten, manche bärtig, mit krausen, meist gelb-fahlen Haaren. Komisch, verstecken die sich da? Neugierig ging ich etwas näher. Einer winkte mir zu. Oder verjagte er nur die Fliegen? Nein, er muss wohl gewunken haben, denn von den Fliegen ließen sie sich anscheinend nicht stören. Diese krabbelten auf ihnen herum. Einer hob eine Flasche und prostete mir zu. Oder wollte er sie mir anbieten? Sie war nicht in einer Tüte. Denn es handelte sich nicht um Bier. Ich war entsetzt, es war Brennspiritus, wie ihn auch meine Kollegen benutzten. Doch diese beheizten damit ihre Kocher!
Nach Mittag ging ich in einen der ‚Fish’n Chips‘ Läden. Für 50 oder 70 Cents gab es dort ein Stück panierten Fisch, in Öl gebacken und die dazu gehörige Tüte Pommes, gesalzen oder mit Essig berieselt. Ich bevorzugte sie mit Essig. Arme Leute Nahrung! Doch schmeckte ganz gut. Ich glaube, halb Australien ernährt sich so. Viele der Fischlädeninhaber waren spanische Basken. Oder, genauer gesagt, Basken, die aus Spanien ausgewandert waren. Wie die englischen Iren. Hat man schon mal irische Engländer gesehen? Überall auf der Welt wandert man aus. Oft nicht, um dem Elend zu entgehen, sondern politischer oder religiöser Verfolgung. Langsam wurde mir klar, dass ich nicht der einzige Einwanderer war, die ganze Stadt bestand aus Einwanderern. Ich war gewohnt, dass einer stolz war, Deutscher oder Österreicher zu sein, das war hier drittrangig. Hier war man stolz darauf, Einwanderer zu sein, und Australier. Nachmittags belebten sich die Straßen etwas. Die Kinder hatten ihre Sonntagsschule absolviert und begaben sich zu ‚Cleo’s‘. Das war die einzige Diskothek der Stadt. Ein Club. Dort war bis 18 Uhr Teenagerprogramm. Cat Stevens war auch hier Mode. Leise drangen die Klänge bis auf die Straße. „Miles from nowhere, I guess I’ll take my time, oh yeah, to reach there… Lord my body has been a good friend, but I won’t need it, when I reach the end…“ Bis 20 Uhr war der Laden dann dicht, und dann öffnete er erneut, diesmal für die über 18-jährigen. Ich saß gegenüber in einer Kneipe beim Bier. Ein paar Kinder reicher Eltern drehten mit quietschenden Reifen ein paar Runden in ihren glänzenden Schlitten. Alles scharte sich um sie. Man wartete, dass der Club aufmachte. In der Bar, wo ich saß, rief der Barmann „Time, Gentlemen, Please!“ Das war das Zeichen, dass nichts mehr serviert wurde, jeder austrinken sollte und gehen. Jetzt ging mir auf, warum manche Gäste sich kurz zuvor ein oder mehrere ‚Midis‘ bestellt hatten und vor sich aufgereiht. Nicht, weil sie Freunde erwarteten! Ein Polizist kam herein und stellte sich ans Tresenende. Er bekam ein Bier vorgestellt, bevor er es bestellte. Die vorher laute Unterhaltung brach ab. Der Bulle schlürfte genüsslich an seinem Glas und legte der Bedienung die Hand auf das Hinterteil. Alle anderen schütteten ihr Bier hinunter und verließen den Schuppen. Der Polizist bestellte ein weiteres Bier und schäkerte mit der Bedienung. Er war ja dienstlich hier, um das Einhalten des Gesetzes zu überwachen. Ich stand draußen und staunte. 20 Uhr Sperrstunde. In Deutschland würde sowas zu einem Regierungsumsturz führen! Um viertel nach acht war ich zurück bei den Kumpels. Sie hatten die Fernseher nebeneinander gestellt und schauten zwei Programme gleichzeitig. Das war weniger langweilig. „Na, gut amüsiert?“ „Pustekuchen!“
Am Montagmorgen wieder zur Bushaltestelle. Langsam kannten wir uns alle. In der Regel waren es immer dieselben, die genommen wurden. Es geschah, dass der ‚Chef‘ die Muskeln der Neuen abtastete, bevor er die Auswahl traf. Selbst mein Handhaken machte die fehlenden Muskeln nicht wett. Über Geld wurde so gut wie nie geredet. Manchmal sagte einer, was er woanders verdient hatte. Aber nicht bei diesem ‚Chef‘. Keiner wollte sich bloßstellen oder mit dem ‚Chef‘ verderben. Man musste das nehmen, was man bekam. Es kam vor, dass jemand vom Vortagsjob erzählte, vor allem, wenn etwas anders lief als normal, wenn sie Freibier bekamen, oder ein gutes Essen, oder die Arbeit so wenig war, dass sie Mühe hatten, bis zum Feierabend den Eindruck größter Beschäftigung zu erwecken. Denn die Arbeiter wurden vom ‚Chef‘ an den Baustellen, oft auch bei Privatleuten abgesetzt, und abends wieder abgeholt und bezahlt. Nachher schaute ich wieder im Arbeitsamt vorbei.
Am Mittwoch war mir ‚Maloche‘, die Göttin der Arbeit hold! Vielleicht hatte die Tussi im Arbeitsamt nur Mitleid mit mir oder hielt mich für seriös. Vielleicht war das auch nur, weil jeder den Job nach einem Tag wieder hingeschmissen hatte. Aber das erfuhr ich erst später. Bei Dunlop jedenfalls suchten sie einen Arbeiter! Erfahrung nicht notwendig. Anfangen sofort, das heißt morgen früh um acht. Genau das Richtige für mich. Ich konnte meinen Handhaken also wieder zurückgeben. Der Lohn? 43 $ netto die Woche, das macht bei 40 Stunden Arbeitszeit 1 $ nochwas pro Stunde. Rund 4 Mark. So langsam, wie man das verdient, kann man es gar nicht vertrinken!
Ich ließ meine Kumpel schlafen und ging zur Bushaltestelle. Dieses Mal aber eine andere. Es waren noch nicht mal 10 Minuten Fahrtzeit. Oft machte ich das zu Fuß. Aber nicht die ersten Tage, da war ich zu groggy. Es war ein riesiges Werk. In gelben Großbuchstaben stand der Name der Fabrik auf einer der Hallen. Überall in der Umgebung roch es nach heißem Gummi. Ich wurde in der Runderneuerungsabteilung eingesetzt. Die Anderen arbeiteten alle im Akkord, ich im Stundenlohn. Die Anderen gaben die Geschwindigkeit an, ich musste mithalten. Es war schon heiß draußen. Wie war es erst hier drinnen? Als glühend konnte man das schlecht bezeichnen. In den riesigen Hallen war die Luft von Dampf und Gummistaub geschwängert wie eine Frau nach 270 Tagen. Und dieser Lärm! Manche trugen Ohrenstöpsel. Ich tat sie wieder raus, sonst kam mir der Schweiß aus der Nase. Außerdem musste man sich ja auch verständigen können. Man