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      Vorwort

      Dieses Buch ist eine tiefe Verneigung vor den Raumfahrt-Pionieren, den Astronauten und all jenen, die den Raumfahrt-Gedanken verbreiten usw. Und vor ihren Leistungen und Errungenschaften.... Am 12.04.1961: Der russische Kosmonaut Juri Gagarin fliegt mit seinem Raumschiff “Wostok 1” als erster Mensch in den Weltraum. Was mit dem Start des Sputniks am 4.10.1957 begann, findet hier einen ersten Höhepunkt. Spätestens mit dem ersten Flug eines Menschen in den (erdnahen) Weltraum beginnt eine neue Epoche – die Epoche des Raumfahrtzeitalters. Aber es beginnt auch eine neue Phase des Wettrüstens zwischen den damaligen Supermächten, den USA und der UdSSR, der Union der sozialistischen Sowjetrepubliken.

      Mercury, Gemini und Apollo auf der einen Seite, Wostok, Woschod, Sojus und Saljut auf der ande­ren, dienen nur einem Ziel: wer schafft es zuerst auf den Mond? Die Geschichte ist bekannt: Am 20.7.1969 landen Neill Armstrong und Edwin Aldrin mit Apoll 11 als erste Menschen auf dem Mond – die USA hatten das Wettrennen gewonnen und führten noch 5 weitere Mondlandungen durch (Apollo 13 konnte aus technischen Gründen nicht landen; nach dem Start explodierte ein Sau­erstofftank.)

      Heute, über 30 Jahre nach Apollo 17, fällt der Blick auf die bisherigen bemannten Raumfahrtaktivi­täten bescheidener aus, denn gemessen an den eigenen Visionen ist das bisherige Raumfahrtpro­gramm eher eine Enttäuschung, plante doch zum Beispiel die NASA während der Apollo-Ära in den 1960ern, zwischen 1970 und 1980 auf dem Mars zu landen und zwischen 1980 und 1990 das Jupitersystem zu erreichen. Mit Orion-Raketenantrieben hätte man schon 1980 beim Saturn sein können. (Abgesehen davon wurde das Ideal der Raumfahrt durch das Wettrennen der konkurrierenden Supermächte nicht einfach nur degradiert, sondern regelrecht diffamiert und pervertiert.) Stattdessen findet bemannte Raumfahrt nur im Erdorbit statt, wohl eine Folge des kalten Krieges, des Wettrennens zwischen den damaligen wirtschaftlich-politischen Systemen, denen es hauptsächlich darum ging, den Gegner nicht nur totzurüsten, sondern die Überlegenheit des eigenen Systems auf allen Gebieten zu demonstrieren, vor allem auf dem Gebiet der Technologie, deren Spitze die Raumfahrt ist. Während die Vergangenheit der Raumfahrtaktivitäten also eher unbefriedigend und ernüchternd war, muss dies jedoch für ihre Zukunft nicht so bleiben. Vielleicht hat die Menschheit nur tief Luft geholt und Anlauf genommen – für den großen Sprung über den tiefen Graben hin zu den Planeten und Sternen?

      Wie könnte beziehungsweise wie müsste es sogar es weitergehen, will sie nicht nur nicht ausster­ben, sondern sogar eine neue Blüte, eine neue Renaissance erleben? Großartige Möglichkeiten und Visionen zeichnen sich am Horizont ab: In den nächsten Jahrzehnten werden Menschen sehr wahrscheinlich nicht nur zum Mond zurückkehren, sondern auch auf dem Roten Planeten landen und sich dauerhaft auf diesen Welten niederlassen, sie besiedeln und Kolonien gründen. Dann, in 100 oder 1000 Jahren wird diese zukünftige Menschheit zu einer interplanetaren Spezies. Noch weiterreichende Extrapolationen gehen sogar von interstellaren Flügen aus; vielleicht von Komet zu Komet, vielleicht auch von Stern zu Stern – auf vielfältige Weise: in Multigenerationen­schiffen, in relativistischen Photonenraketen oder als Emulationen. Wenn es unseren Nachfahren beziehungsweise intelligenten technischen Lebensformen gelingt, interstellare und möglicherweise intergalaktische Räume zu kolonisieren, könnte Bewusstsein über die Technologie sogar zum kosmologischen Faktor werden und auf das Universum einwirken, um die weitere Entwicklung des Weltalls steuern. Zumindest die physikalischen Gesetze scheinen nicht dagegen zu sprechen...

      Entwickelt sich unsere Technologie, vor allem die so genannten „Scheitelpunkttechnologien” wie Computertechnik und KI-Forschung, Gentechnik und Nanotechnologie weiterhin exponentiell – dann könnte es in 30 bis 50 Jahren zu einem tiefgreifende und extrem umwälzenden Ereignis kommen, das alle Spielregeln gegenstandslos machen wird: zur technologischen Singularität; ab da könnte (fast) alles wahr werden – alle Raumfahrtprojekte wie etwa die Besiedlung des Mondes und des Mars, des Sonnensystems, der Milchstraße usw., selbst unsere Umwandlung zu posthumanen Exes; vielleicht erleben Sie und ich es noch; unsere Kinder und Enkel werden mit großer Wahrscheinlichkeit ein Teil davon werden – von der Postscheitelpunkt-Ära mit technologischen Möglichkeiten jenseits der menschlichen Vorstellungskraft, die für uns hier und heute an Zauberei grenzen – wie jede fortgeschrittene Technologie.

      In diesem Buch geht es darum, dass wir mit der Raumfahrt ein technologisches Instrumentarium zur Hand haben, welches nicht nur unser langfristiges Überleben sichern kann, sondern mit dem wir das Universum zu unseren Zwecken einrichten und auf unsere Ziele ausrichten können. (Nebenbei bemerkt versteht es sich von selbst, dass Bewusstsein nur über die Technologie die wei­tere Entwicklung des Universums steuern kann. Damit wird dieses Buch auch zu einem Fürspre­cher von Technologie, vor allem von Raumfahrttechnologie.)

      “Technologie als kosmologischer Faktor” - wie hat man sich das nun vorzustellen? An dieser Stelle seien einige Möglichkeiten erwähnt:

       künstliche Weltraumhabitate und Ökosphären, also die Errichtung künstlicher Welten als Alternative zu planetaren und lunaren Kolonien, denn aufgrund der Endlichkeit einer Plane­tenoberfläche ist eine Zivilisation zur Statik verdammt, bleibt sie nur auf einer Welt – siehe Überbevölkerung, Klimaveränderungen, Abwärmeprobleme usw.

       Industrialisierung und Besiedlung beispielsweise des geolunaren Raums von Weltraumhabitaten aus, mit deren Bau die solare Ökosphäre nicht mehr nur auf die Erdumlaufbahn be­grenzt ist, sondern extrem ausgedehnt werden kann – was auch Folgen für die “Drake-Glei­chung” beziehungsweise die “SETI-Formel” hat: die Anzahl lebendtragender “Welten” wird durch die Errichtung künstlicher Welten extrem steigen.

       Durch Synthese von großen Antimaterie-Mengen, zum Beispiel über die Paarerzeugung aus Laserlicht, ließen sich Antimaterie-Kunstsonnen im GSO oder in EML4 und EML5 errich­ten, um das Erdklima etwa im Falle von Eiszeiten zu stabilisieren. Antimaterie-Kunstsonnen sind auch sinnvoll, wenn die Sonne zu einem Weißen Zwerg geworden ist. Gasplaneten wie Jupiter, Saturn usw. Lassen sich entweder als Rohstoffquellen für Antimaterie-Kunstsonnen verwenden oder selbst durch sukzessive Annihilation in Kunstsonnen verwandeln, wodurch beispielsweise im Jupitersystem die Gallileischen Monde aufschmelzen würden und besie­delt werden könnten, da auf ihnen dann eine flüssige Hydrosphäre entsteht.

       Aus Schwarzen Löchern ließe sich Energie gewinnen, indem zum Beispiel ihre Rotations­energie angezapft oder die Energie akkretiert wird, die bei ihrem Verdampfen freigesetzt wird. Viel Energie wird auch frei, wenn man sie fusioniert oder sie als Materie-Ener­gie-Wandler verwendet. Welche Möglichkeiten ergeben sich weiterhin, wenn sie mit Wurmlö­chern wechselwirken?

       Sollten sie über eine Theorie der Quantengravitation und weiterhin über die Möglichkeit ih­rer technischen Realisierung verfügen, könnten unsere Nachfahren die Raumzeit manipulieren und Wurmlöcher, Warpkorridore oder Krasnikov-Röhren herstellen; als weiteren Effekt lassen sich mit solchen Designerraumzeiten auch Zeitreisen durchführen.

       Stichworte wie Wetter- und Klimabeeinflussung durch Lichtspiegeltechnik, also durch Welt­raumspiegel, Energieversorgung zum Beispiel durch Sonnenenergiesatelliten und lunares Helium-3, Photonentriebwerke, Von-Neumann-Sonden, Endsingularität, ISRU, chemophysikalische Terraforming-Teilprozesse, Ballonstädte, Solarschilde, Geoengineering, Pantropie, Nanotechnologie, Computer-Gehirn-Schnittstellen, Virtuelle Realität und Emulationen, Kunstsonnen, Artilekte und KENE stehen für eine spekulative Thematik, die sich innerhalb eines physikalischen Rahmens mit zugegebenermaßen wissenschaftlich-technischen “Ultra”-Extrapolationen bewegt.

      Diese Arbeit ist als positiver und langfristiger Zukunftsentwurf zugegebenermaßen spekulativ, doch in Zeiten, in denen “Deutschland sich abschafft” und nicht nur der Euro, sondern sogar die Welt­wirtschaft kriselt, erscheint sie durchaus angebracht zu sein, denn sie befasst sich mit den langfristi­gen Perspektiven und Möglichkeiten, die sich der Menschheit durch die Raumfahrt potenziell ergeben und ein Indiz dafür ist , dass unser Bewusstsein – über die Technologie – zu einem, wenn nicht dem kosmologischem Faktor werden kann, der letztlich die weitere Entwicklung des Alls steuert. Wie wird sich dieser Prozess auf unsere Nachfahren auswirken?

      Wahrscheinlich wird es auch kritische Stimmen geben, die einiges für „zu visionär“, oder „zu weit weg in der Zukunft“ halten werden. Gibt es doch selbst unter Raumfahrtwissenschaftlern die Mei­nung, wonach zu viel

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