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Nächstes musste er sich die Boote vornehmen. Drei kamen nach Angabe der Wasserschutzpolizei infrage. Er versuchte, die Besitzer der Boote zunächst am Telefon zu erreichen.

      Der Inhaber von Antje, das Boot, das im Hafen von Moorfleet lag, versicherte ihm, dass es sich zurzeit mit ausgebautem Motor auf einer kleinen Reparaturwerft befand. Er gab Spengler die Adresse und stellte ihm frei, sich das Quicksilver-Boot jederzeit dort ansehen zu können.

      Er schob die Überprüfung der Angaben zunächst auf und kümmerte sich um das nächste Boot. Sein Name war Anna, und es sollte im Jachthafen bei Wedel liegen. Nach den Unterlagen gehörte es einem Anwalt, der im Stadtteil Nienstedten in der Nähe des Hirschparks wohnte. Sein Name war Kurt Berghoff.

      Spengler rief die private Telefonnummer an.

      „Berghoff“, meldete sich eine weibliche Stimme.

      „Hier ist die Kriminalpolizei. Spengler ist mein Name.“

      Ein leises Schluchzen unterbrach seine Vorstellung. „Ihr Kollege hat uns gestern schon unterrichtet.“

      Spengler stutzte. „Worüber wurden Sie unterrichtet?“

      „Über den Tod meines Bruders natürlich.“ Das Schluchzen verstärkte sich.

      Spengler schnallte es immer noch nicht. „Das tut mir leid. Wie heißt denn Ihr Bruder?“

      Jetzt klang die Stimme wütend. „Das müssen Sie doch wissen! Markus Holler natürlich.“

      Spengler wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Die überraschende Wendung hatte ihn ohne Vorwarnung getroffen.

      „Ich … äh … wollte eigentlich Ihren Mann wegen seines Bootes …“

      Jetzt kreischte die Stimme. „Wegen seines Bootes? Sind denn alle komplett verrückt geworden!“

      Das Gespräch war unterbrochen. Spengler hielt den Hörer in der Hand und dachte nach. Insgeheim musste er ihr recht geben. Aus ihrer Perspektive war ein Anruf der Kriminalpolizei, bei dem es um ein Boot ging, in dieser Situation äußerst verwirrend.

      Immerhin war er durch diesen Anruf auf eine Verbindung gestoßen, auf die er im Traum nicht gekommen wäre. Wenn Frau Berghoff die Schwester von Markus Holler war, dann war ihr Mann sein Schwager. Was also hatte das Boot des Schwagers nach dem Mord auf der Elbe zu suchen?

      Hier half nur ein persönlicher Besuch mit einer Erklärung für seinen Anruf. Jetzt war es noch viel dringlicher, mit dem Mann zu reden. Doch vorher war es wohl ratsamer, sich mit dem Hauptkommissar zu unterhalten.

      *

      Cornelius Brock fand die Zufahrt zur Hollerschen Villa auf Anhieb. Er parkte seinen Dienstwagen vor den Garagen, direkt hinter einem silberfarbenen Jaguar, der ihm bei seinem ersten Besuch schon aufgefallen war. Er bewunderte kurz die elegante Linienführung, bevor er ausstieg.

      Er wurde wieder in das Arbeitszimmer von Anton Holler geführt. Der Patron würde in wenigen Minuten hier sein, informierte ihn die Hausangestellte und ließ ihn allein.

      Diesmal richtete er seine Aufmerksamkeit sofort auf die Vitrine mit den Messern und Dolchen. Eine merkwürdig geformte Waffe zog seinen Blick magisch an. Er beugte sich über die Vitrine, um den Dolch näher in Augenschein zu nehmen. Er war ihm bei seinem ersten Besuch noch nicht aufgefallen.

      Die Klinge entsprach der Beschreibung des Pathologen; eine von der Spitze bis zum Griffstück immer breiter werdende keilförmige Waffe. Über der Parierstange befanden sich zwei übereinanderliegende parallele Metallgriffe, die an jeder Seite an einer circa zwanzig Zentimeter langen weiteren Stahlstrebe befestigt waren.

      Anton Holler trat neben ihn. Brock hatte ihn nicht kommen hören.

      „Das ist ein Kattar, ein indischer Faustdolch. Die Faust umfasst die beiden Griffstangen, während die seitlichen Streben dem Schutz der Hand und des Armes dienen. Damit wird der Dolch zu einer Verlängerung des Unterarms, und es können sehr starke Stöße damit ausgeführt werden. Diese Waffen wurden in Indien jahrhundertelang benutzt. Wenn Sie genau hinsehen, erkennen Sie, dass die Spitze etwas verdickt ist. Dadurch wurde es möglich, einen Kettenpanzer zu durchstoßen.“

      Dann wäre ein Knochen sicher kein Problem gewesen, dachte Brock und stellte sich vor, wie eine solche Stichwaffe mühelos Wirbelsäule und Rückenmark durchtrennte.

      „Ich würde mir die Waffe gern näher ansehen“, sagte Brock.

      Holler ging zu seinem Schreibtisch und nahm einen kleinen Schlüssel aus einer Federschale.

      „Wegen des Kleinen“, erklärte er entschuldigend und schloss die Vitrine auf.

      Jeder in diesem Haus hätte also an die Waffe kommen können, registrierte Brock.

      Holler wollte in die Vitrine greifen, als Brock ihm in den Arm fiel. „Bitte nicht anfassen!“

      Er zog ein Paar Baumwollhandschuhe an, die er immer bei sich trug, und hob den Faustdolch heraus. Er war schwerer als gedacht. Auf den ersten Blick war auf der Klinge nichts festzustellen. Das musste im Labor überprüft werden. Aus einer weiteren Tasche brachte er einen Beweismittelbeutel zutage und ließ die Waffe darin verschwinden.

      „Sie bekommen eine Quittung“, sagte Brock.

      Holler sah ihn sprachlos an.

      „Gibt es irgendeinen Zusammenhang mit dem Mord an meinem Sohn?“, fragte er schließlich mit brüchiger Stimme.

      Brock ging auf die Frage nicht ein. „War der Dolch die ganze Zeit über in der Vitrine oder wurde er von jemandem herausgenommen?“

      Holler schüttelte den Kopf. „Das weiß ich nicht. Ich überprüfe die Vitrine nicht jeden Tag.“

      „Lassen Sie uns setzen. Ich habe noch ein paar Fragen.“ Brock schob den Reeder zu einem der Sessel.

      Holler schien geschockt von der Vorstellung, dass eine seiner seltenen Waffen möglicherweise zur Mordwaffe geworden war.

      „Erzählen Sie mir doch ein wenig von Ihrem Geschäft“, versuchte Brock ihn abzulenken.

      „Die Reederei existiert schon seit einigen Generationen. Sie ist immer ein Familiengeschäft geblieben. Von Anfang an spielten Verbindungen nach Südamerika eine große Rolle. Das ist auch heute noch so.“

      „Was transportieren Sie mit Ihren Schiffen?“, fragte Brock.

      „Wir besitzen zwei kleinere Containerschiffe und ein Kühlschiff, das vor allen Dingen Obst und Fleisch aus Brasilien und Argentinien bringt. Außerdem besitzen wir noch zwei kleine Küstenfrachter, die im Regionalverkehr eingesetzt werden, also in der Nord- und Ostsee.“

      „Ihr Sohn Markus war in das Geschäft eingebunden?“

      Holler nickte trübsinnig. „Ich wollte ihn zu meinem Nachfolger aufbauen. Es war immer schon Tradition, dass der älteste Sohn das Geschäft übernimmt.“

      „Ist sonst jemand aus Ihrer Familie in der Reederei beschäftigt?“

      „Ja. Mein Neffe Tim arbeitet in der Lagerverwaltung und macht dort einen guten Job. Irgendwann werde ich ihn befördern müssen. Und Daniel …“

      Holler seufzte. „Mein jüngster Sohn hat die Arbeit leider nicht erfunden. Er erledigt einige leichte Aufgaben in der Reederei, doch ich konnte ihn noch nicht dazu bringen, eine vernünftige Ausbildung abzuschließen oder eine regelmäßige Arbeit auszuführen.“

      „Wann haben Sie Markus zum letzten Mal gesehen?“

      Holler überlegte kurz. „Das war am vergangenen Freitag. Er kam am frühen Nachmittag in mein Büro und fragte, ob er früher Schluss machen könne. Ich hatte nichts dagegen.“

      „Hatten Sie den Eindruck, dass irgendetwas anders war? Wirkte er nervös oder angespannt? Hat er einen Grund dafür genannt, dass er früher gehen wollte?“

      Holler

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