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an: „Ich habe es so satt, von dir ignoriert zu werden! Es ist, als würde ich gar nicht existieren! Fick dich ins Knie!“

      Wenn Menschen zu dem Schluss kommen, dass Wut zu Misshandlungen führt, verwechseln sie Ursache und Wirkung. Ray hat sich nicht missbräuchlich verhalten, weil er wütend war; er wurde wütend, weil er missbräuchlich war. Missbrauchende Männer haben Einstellungen, die Wut erzeugen. Ein nicht-missbräuchlicher Mann würde nicht erwarten, dass seine Frau sich in einer so schweren Krise emotional um ihn kümmert. Vielmehr würde er sich darauf konzentrieren, wie er sie unterstützen kann, und versuchen, das Kind zu finden. Es wäre zwecklos, Ray beizubringen, eine Auszeit zu nehmen, in Kissen zu schlagen, einen zügigen Spaziergang zu machen oder sich auf tiefes Atmen zu konzentrieren, denn sein Denkprozess wird ihn bald wieder wütend machen. In Kapitel 3 werden Sie sehen, wie und warum die Haltung eines Täters ihn wütend macht.

      Wenn ein neuer Klient zu mir sagt: „Ich bin wegen meiner Wut in Ihrem Programm“, erwidere ich: „Nein, sind Sie nicht, Sie sind wegen Ihres missbräuchlichen Verhaltens hier.“ Jeder wird wütend. Tatsächlich erleben die meisten Menschen zumindest gelegentlich Zeiten, in denen sie überaus wütend sind, was in keinem Verhältnis zum eigentlichen Ereignis steht oder über das hinausgeht, was gut für ihre Gesundheit ist. Manche bekommen dadurch Geschwüre, Herzattacken oder Bluthochdruck. Aber sie misshandeln ihre Partner deswegen nicht zwangsläufig. In Kapitel 3 werden wir einen Blick darauf werfen, warum misshandelnde Männer dazu neigen, so wütend zu sein – und warum ihre Wut zugleich nicht wirklich das Hauptproblem ist.

      Der explosive Wutausbruch des Missbrauchstäters kann Ihre Aufmerksamkeit von all der Respektlosigkeit, Verantwortungslosigkeit, dem Gerede über Sie, der Lüge und anderen missbräuchlichen und kontrollierenden Verhaltensweisen ablenken, die er selbst dann zeigt, wenn er gerade nicht wütend ist. Ist es Wut, die so viele Missbrauchende dazu bringt, ihre Partner zu hintergehen? Führt die Wut eines Täters dazu, dass er jahrelang die Tatsache verschweigt, dass eine frühere Freundin untergetaucht ist, um von ihm wegzukommen? Ist es eine Form von Explosivität, wenn Ihr Partner Sie unter Druck setzt, Ihre Freundschaften aufzugeben und weniger Zeit mit Ihren Geschwistern zu verbringen? Nein. Vielleicht kommen seine lautesten, offensichtlichsten oder einschüchterndsten Formen des Missbrauchs zum Vorschein, wenn er wütend ist, aber sein tiefer liegendes Muster ist die ganze Zeit aktiv.

       Mythos Nr. 8:

       Er ist verrückt. Er ist psychisch krank; er sollte sich medikamentös behandeln lassen.

      Wenn sich das Gesicht eines Mannes in Bitterkeit und Hass verzerrt, sieht er ein wenig unzurechnungsfähig aus. Wenn sich seine Stimmung von jetzt auf gleich von freudig erregt zu angriffslustig ändert, scheint seine geistige Stabilität Fragen aufzuwerfen. Wenn er seine Partnerin beschuldigt, dass sie vorhabe, ihm etwas anzutun, wirkt er paranoid. Es ist kein Wunder, dass die Partnerin eines misshandelnden Mannes den Verdacht hegt, dass er psychisch krank ist.

      Dennoch ist die große Mehrheit meiner Klienten im Laufe all der Jahre vom psychologischen Standpunkt aus „normal“ gewesen. Ihr Verstand arbeitet logisch, sie verstehen Ursache und Wirkung und sie halluzinieren nicht. Ihre Wahrnehmung der meisten Lebensumstände ist ziemlich präzise. Sie haben gute Arbeitszeugnisse, sind gut in der Schule oder im Ausbildungsprogramm, und niemand außer ihren Partnerinnen und Kindern denkt, dass mit ihnen etwas nicht stimmt. Ihr Wertesystem ist krank, nicht ihre Psyche.

      Vieles von dem, was bei einem Täter als verrücktes Verhalten erscheint, funktioniert bei ihm tatsächlich gut. Wir haben bereits Michael kennengelernt, der nie seine eigenen Sachen zerbrochen hat, und Marshall, der seinen eigenen Eifersuchtsvorwürfen nicht glaubte. Auf den folgenden Seiten werden Sie viele weitere Beispiele für die Methode finden, die hinter dem Wahnsinn des Täters steckt. Sie werden auch erfahren, wie verzerrt seine Sicht auf seine Partnerin ist – was ihn emotional gestört erscheinen lassen kann – und was die Ursache für diese Störungen ist.

      Jüngste Forschungsergebnisse zeigen, dass selbst bei körperlich Gewalttätigen die Rate psychischer Erkrankungen nicht hoch ist. Mehrere meiner brutal misshandelnden Klienten wurden psychologisch untersucht, und nur bei einem von ihnen wurde eine psychische Erkrankung festgestellt. Gleichzeitig gehörten einige meiner Klienten, die ich wirklich für psychisch krank gehalten habe, nicht unbedingt zu den gewalttätigsten. Die Forschung deutet darauf hin, dass die extremsten Gewalttäter – diejenigen, die ihre Partner bis zur Bewusstlosigkeit würgen, ihnen Waffen an den Kopf halten, sie stalken und töten – eine erhöhte Anzahl an psychischen Erkrankungen aufweisen. Es gibt jedoch keinen speziellen psychischen Gesundheitszustand, der typisch für diese extremen Schläger ist. Sie können eine Reihe von Diagnosen haben, darunter Psychose, Borderline-Syndrom, manische Depression, antisoziale Persönlichkeit, Zwangsstörung und andere. (Und selbst unter den gefährlichsten Tätern gibt es viele, die keine eindeutigen psychiatrischen Symptome irgendwelcher Art aufweisen.)

      Wie können all diese verschiedenen psychischen Erkrankungen so ähnliche Verhaltensmuster verursachen? Die Antwort ist, dass sie es gar nicht tun. Psychische Erkrankungen verursachen ebenso wenig missbräuchliches Verhalten wie Alkohol. Was passiert, ist vielmehr, dass das psychische Problem des Mannes mit seinem missbräuchlichen Verhalten interagiert und eine unberechenbare Kombination bildet. Wenn er zum Beispiel schwer depressiv ist, kann er aufhören, sich über die für ihn negativen Folgen seines Handelns Gedanken zu machen, was die Gefahr erhöht, dass er sich zu einem schwerwiegenden Angriff auf seine Partnerin oder seine Kinder entschließt. Ein psychisch kranker Täter hat zwei verschiedene – aber miteinander verbundene – Probleme, genau wie der Alkoholiker oder Drogenabhängige.

      Das Standardwerk für psychiatrische Erkrankungen, das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-IV), enthält keine Erkrankungen, die gut auf missbräuchlich handelnde Männer zutreffen. Einige Kliniker erweitern eine der Definitionen, um sie auf missbrauchende Klienten anzuwenden, z. B. auf eine „intermittierende explosive Störung“, sodass die Versicherung seine Therapie übernimmt. Dennoch ist diese Diagnose fehlerhaft, wenn sie allein auf der Grundlage seines missbräuchlichen Verhaltens gestellt wird. Ein Mann, dessen destruktives Verhalten sich in erster Linie oder gänzlich auf eine Paarbeziehung beschränkt, ist ein Missbrauchstäter, kein psychiatrischer Patient.

      Zwei letzte Punkte zur psychischen Erkrankung möchte ich noch anfügen: Erstens höre ich gelegentlich Aussagen über einen gewalttätigen Missbrauchstäter wie: „Er muss verrückt sein, wenn er glaubt, er käme damit durch.“ Aber leider stellt sich oft heraus, dass er damit durchkommen kann, wie wir in Kapitel 12 erörtern, sodass sein Glaube keineswegs eine Wahnvorstellung ist. Zweitens habe ich ein paar Berichte über Fälle erhalten, in denen sich das Verhalten eines Täters eine Zeit lang verbesserte, weil er von einem Psychiater verschriebene Medikamente genommen hat. Sein allgemein missbräuchliches Verhalten hörte nicht auf, aber die verheerendsten oder erschreckendsten Verhaltensweisen haben nachgelassen. Medikamente sind jedoch keine langfristige Lösung, und zwar aus zwei entscheidenden Gründen:

      1. Die Missbrauchstäter lassen sich nicht gerne medikamentös behandeln, weil sie zu egoistisch sind, um die Nebenwirkungen zu ertragen, ganz gleich, wie sehr die Verbesserung ihren Partnerinnen zugutekommt. Fast immer hören sie nach einigen Monaten mit der Medikation auf.Das Medikament kann dann als weiteres Mittel für den psychischen Missbrauch eingesetzt werden. Beispielsweise kann der Täter die Einnahme seiner Pillen einstellen, wenn er wütend auf seine Partnerin ist, weil er weiß, dass sie dadurch nervös und ängstlich wird. Oder wenn er sie auf dramatische Weise angreifen will, kann er sich absichtlich eine Überdosis verabreichen, um so eine medizinische Krise auszulösen.

      2. Es gibt bisher kein Medikament, das aus einem Täter einen liebevollen, rücksichtsvollen und geeigneten Partner macht. Es können nur die Spitzen seines absolut schlechtesten Verhaltens gelindert werden – wenn das überhaupt möglich ist. Wenn Ihr missbrauchender Partner Medikamente einnimmt, sollten Sie sich bewusst sein, dass Sie dadurch nur Zeit gewinnen. Nutzen Sie die (friedlichere) Zeit,

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