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überzeugte sich davon, dass er mit dem Mobiltelefon guten Empfang hatte, dann holte er seinen Rucksack aus dem Wagen und wartete.Es dauerte noch einige Minuten, dann ging der Vibrationsalarm des Handys los.

      »An der Auffahrt der Brücke steht ein Streifenwagen. Der Bulle sitzt am Steuer und rührt sich nicht. Sieht so aus, als wäre er eingepennt. Aber wahrscheinlich könnte er die Bodenklappe von seinem Platz aus auch gar nicht sehen.«

      Christian Schöpf-Kelle gab ein zufriedenes Grunzen von sich. »Gut. Versteck Dich hinter dem Vierröhrenbrunnen und behalte den Burschen im Auge. Wenn er auf die Brücke geht, sagst Du mir sofort Bescheid. Du musst ihn dann irgendwie ablenken, dass ich wieder abhauen kann. In einer halben Stunde müsste ich alles durchgezogen haben!«

      »Ablenken? Wie denn?«, fragte Schorsch ratlos zurück.

      »Mann, Du bist vielleicht eine Träne! Lass Dir halt was einfallen! Spiel den Besoffenen oder so was. Das dürfte Dir doch nicht schwerfallen!«

      Schöpf-Kelle unterbrach die Verbindung. »O Gott, schmeiß Hirn vom Himmel!«, brummte er und steckte das Handy in die Brusttasche seines Hemdes, damit er einen eventuellen Anruf auch mitbekam.

      Mit geschultertem Rucksack marschierte er über die Mainbrücke. Seine innere Anspannung war gewaltig. Schöpf-Kelle liebte Situationen, in denen das Adrenalin durch seine Adern schoss und jeder Nerv des Körpers angespannt war wie eine Gitarrensaite.

      Als der Journalist die Figur des heiligen Kilian erreicht hatte, duckte er sich und huschte in die Ausbuchtung der Brücke. Das Polizeifahrzeug hatte er nur als dunklen Schatten erkennen können.

      Er wartete einen Augenblick, ob sein Kumpel Alarm schlug. Als das Handy ruhig blieb, zog er einen Sechskantschlüssel heraus, mit dem er die Bodenklappe, die in den Pfeiler führte, öffnen wollte. Es war nur eine Sache von Sekunden, dann war der Riegel geöffnet. Jetzt kam der schwerste Teil: Er musste die Eisenklappe aufbekommen, und das leise.

      Er lauschte nochmals, ob jemand über die Brücke kam. Alles war ruhig. Schließlich schob er seine Finger in den Spalt und zog an der Metalltür. Es ging erstaunlich leicht. Er stellte die Klappe aufrecht, dann schaltete er die LED-Leuchte an, die wie ein Mantelknopf an seiner Jacke aussah.

      Mit Bedacht betrat er die Treppe, die in die Kammer des Pfeilers führte. Die Metallklappe ließ er dabei wieder langsam über sich zugleiten. Als ihm dies fast geräuschlos gelungen war, stieß er die angehaltene Luft vernehmlich aus. Das war der schwierigste Teil des Unternehmens gewesen.

      Er zog eine Stirnlampe aus seinem Rucksack und setzte sie sich auf den Kopf. Im Schein der Leuchte erkannte er in der Steinkammer die Tür, die hinaus ins Freie auf den Eisbrecher führte.

      Als investigativer Journalist, der sich nicht zum ersten Mal in einer derartig brenzligen Situation befand, verfügte Schöpf-Kelle selbstverständlich über das erforderliche Werkzeug, um Türen öffnen zu können. Dass er dabei gegen Gesetze verstieß, tat er mit einem Schulterzucken ab.

      Er holte das Mäppchen mit den Schlüsseln heraus und machte sich an dem Schloss zu schaffen. Es dauerte nur wenig mehr als eine Minute, dann hatte er den Schließmechanismus geknackt. Schnell schaltete er die Kopflampe wieder aus und spähte vorsichtig ins Freie.

      Das Rauschen des Mains übertönte alle anderen Geräusche. Ein feucht-kühler Luftzug streifte sein Gesicht.

      Als Schöpf-Kelle sicher war, dass er nicht beobachtet wurde, kletterte er über die Metalleiter auf den Eisbrecher hinunter. Noch befand er sich im Schutz des Brückenbogens, so dass er von oben nicht gesehen werden konnte.

      Er warf einen prüfenden Blick auf den Fluss. Das Wasser bewegte sich eine gute Handbreit unterhalb des gemauerten Vorwerks. Von dort bestand keine Gefahr.

      Schöpf-Kelle atmete durch. Jetzt durfte er keine Zeit mehr verlieren. Rasch packte er seine Ausrüstung aus, die er sich von einem ihm bekannten Arzt mit einer phantasievollen Lüge ausgeliehen hatte. Genau genommen hatte sie ihm nicht der Arzt geliehen, sondern dessen Arzthelferin! Eine schnuckelige Maus, die an ihm einen Narren gefressen hatte. Dafür musste er sie einmal ins Theater ausführen. Nicht gerade eine Strafe.

      Aus dem Rucksack holte Schöpf-Kelle ein Endoskop, ähnlich dem, das die Beamten benutzt hatten. Im Unterschied zu diesem konnte an das Gerät eine Kamera angeschlossen werden, mit der normalerweise Bilder vom Körperinneren eines Patienten gemacht wurden. Das Instrument war bereits fertig montiert, so dass er den Schlauch des Endoskops nur durch den Spalt im Pfeiler stecken musste.

      Die dunkelrote Leuchtdiode an seiner Brust erzeugte genügend Licht, dass er sich orientieren konnte, war aber schon aus geringer Entfernung nicht mehr zu sehen.

      An den kühlen Stein gepresst, hatte Schöpf-Kelle nach kurzem Tasten den Riss im Pfeiler gefunden. Hastig schob er das Endoskop hindurch. Er benötigte einige Anläufe, bis er zu dem Hohlraum durchgedrungen war.

      Schöpf-Kelle zögerte nicht lange. Er schaltete das Endoskop und die Kamera ein, dann drückte er auf den Auslöser. Dabei bewegte er die Spitze des Schlauchs immer wieder in eine andere Position. Er wollte sichergehen, dass zumindest ein Teil der Aufnahmen brauchbar sein würde.

      Als er glaubte, genügend Bilder gemacht zu haben, packte er seine Ausrüstung wieder hastig zusammen. Obwohl die Luft kühl war, lief ihm der Schweiß in Strömen über die Stirn und tränkte das Stirnband der Kopflampe.

      Schnell kletterte er die Leiter hinauf, stieg in den Pfeiler ein und schloss die Tür wieder ab. Nachdem er seine Kopflampe ausgeschaltet hatte, hob er vorsichtig die Metallklappe etwas in die Höhe und spähte durch den Spalt auf die Brücke. Soweit er sehen konnte, war die Luft rein. Langsam drückte er die Klappe auf, bis sie fast senkrecht stand, und stieg ins Freie. Er ließ die Öffnung langsam in ihre ursprüngliche Position zurückgleiten und verriegelte den Einstieg schnell mit dem Sechskant.

      Das wäre geschafft, dachte er. Seine Anspannung wich einem triumphalen Gefühl.

      Das Knurren des Hundes klang hingegen ausgesprochen bedrohlich und vor allen Dingen sehr nah. Schöpf-Kelle spürte, wie ihm schlagartig das Blut aus dem Kopf wich.

      »Darf ich mal fragen, was Sie da treiben?« Hinter dem Podest des heiligen Kilian kam die massige Gestalt eines Mannes zum Vorschein. Neben ihm stand der knurrende Hund.

      »Ich … bin …, ich … wollte …«, stammelte Schöpf-Kelle.

      »Aha«, erwiderte der Mann und trat einen Schritt nach vorn, »das erklärt natürlich alles.«

      Durch den veränderten Standort fiel das Licht der Straßenlaterne nun auf das Gesicht des Journalisten.

      »Ja, ich werd’ verrückt… der Christian Schöpf-Kelle«, stieß der Mann hervor und trat ein Stück näher, so dass er ebenfalls im Lichtschein stand. »Was treibt denn den rasenden Starreporter der unterfränkischen Printmedien zu mitternächtlicher Stunde in den Untergrund der Alten Mainbrücke?«

      Schöpf-Kelle, der seinen ersten Schrecken überwunden hatte, sah genauer hin.

      »Ja, der Herr Rottmann… ich dachte schon…« Dem so kalt Ertappten fiel ein großer Felsbrocken vom Herzen. Er kannte den ehemaligen Kommissar und hatte mit ihm immer ganz gut zusammengearbeitet. Mit dem Mann konnte man reden. Allerdings wusste er auch, dass er dem alten Fuchs kein X für ein U vormachen konnte.

      »Sie dachten, ich wäre der Kollege aus dem Fahrzeug da vorn. Stimmt’s?« Rottmann sah den Mann mit schief gelegtem Kopf und zusammengekniffenen Augen durchdringend an.

      Öchsle hatte aufgehört zu knurren, weil er merkte, dass sich sein Herrchen mit dem Fremden ganz entspannt unterhielt. Neugierig schnupperte er am Bein des Mannes.

      »Na ja, ich bin gerade dabei, für einen Artikel zu recherchieren …«

      »… unter den Fußsohlen von unserem heiligen Kilian? Was soll es da denn Interessantes zu recherchieren geben? Noch dazu mitten in der Nacht! Mein Guter, könnte es sein, dass Sie einen alten Kriminaler auf den Arm nehmen wollen?« Rottmanns Neugierde war geweckt. So heftig, dass er seinen

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