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von tatsächlich oder vermeintlich wichtigen Persönlichkeiten kommen, dann kann man davon ausgehen, dass die Sicherheitsvorkehrungen rund um das Ereignis extrem hoch sein werden.”

      “Und du meinst, wenn der Kerl einfach früher da war, konnte er das umgehen.”

      “Das wäre zumindest eine ziemlich simple Methode, um die ganze Sicherheitsmaschinerie auszutricksen.”

      “Apropos Security…”

      “Ja?”

      “Einer der Wachleute ist von dem Killer erschossen worden.”

      “Ja, so steht es in den Unterlagen, die uns bisher vorliegen.”

      “Es könnte sein, dass der Täter beim Security Service beschäftigt war, um sich ohne Probleme in die Veranstaltung einschleichen zu können.”

      “Und du meinst, dann hat er einen Kollegen erschossen, der auf ihn aufmerksam wurde, weil…”

      “...weil der irgendetwas getan hat, was dem toten Kollegen seltsam vorkam, ja.”

      Rudi zuckte mit den Schultern. “Das wäre aber ziemlich aufwändig für den Täter gewesen.”

      “Einen MdB zu ermorden ist auch nicht so ganz einfach. Schon gar nicht jemanden wie Moldenburg, der sich immer politisch in einer derartigen Weise exponiert hat, die es nicht ganz unwahrscheinlich erscheinen lassen, dass gewisse Leute ihn als willkommene Zielscheibe sehen.”

      “Trotzdem Harry. Meistens sind Profi-Killer doch etwas anders veranlagt. Die wollen so wenig Zeit wie möglich am Tatort verbringen.”

      “Nach der Tat, Rudi. Vor der Tat ist das etwas anderes. Da kann es ein unschätzbarer Vorteil sein, sich gut auszukennen.”

      “Okay, es spricht ja nichts dagegen, das Personal dieses Security Service zu checken.”

      9

      Auf die Insel Fellworn gelangte man über einen Damm. Und auf diesem Damm verlief der Autobahn. Es wurden Kontrollen durch die Landespolizei durchgeführt. Auch wir gerieten in eine solche Kontrolle. Wir zeigten unsrer Dienstausweise und durften daraufhin sofort weiterfahren.

      Die Werner Bretzler Halle war die größte Festhalle in Wismar. Als wir dort eintrafen, verstopften zahlreiche Einsatzfahrzeuge die Zufahrt zum Parkplatz. Es war das übliche Theater. Fahrzeuge der Polizei standen neben verschiedenen anderen Fahrzeugen.

      “Die Kollegen aus Quardenburg sind offenbar auch schon hier”, meinte Rudi.

      “Wildenbacher dürfte noch gar nicht wieder zurückgefahren sein”, warf ich ein.

      Rudi zuckte mit den Schultern. “Wie auch immer.”

      Wir zeigten einer uniformierten Beamtin unsere ID-Cards vor. “Gehen Sie ruhig weiter”, sagte sie. “Ich habe schon gehört, dass die Ermittlungen vom BKA aus geleitet werden.”

      “So etwas scheint sich ja schnell herumzusprechen”, sagte ich.

      An der Uniform stand ihr Name. Teresa Lautenbach lautete der. Sie trug ihre Haare zu einem Knoten, der dafür sorgte, dass ihr die Dienstmütze ziemlich tief im Gesicht saß. Sie hob das Kinn. “Ich schätze, der Täter war schon kurz nach dem Attentat auf und davon.”

      “Wie kommen Sie darauf?”, fragte ich.

      “Es gibt drei direkte Zufahrtswege nach Fellworn”, erklärte sie. “Sie sind wahrscheinlich von Norden her gekommen.”

      “Richtig.”

      “Es gibt die Autobahn, die in Richtung Sölzen führt und die Bundesautobahn im Süden, die direkt nach Wismar führt. Andere Wege kann man nicht nehmen, dazwischen ist Wasser. Und diese drei Verkehrswege wurden schon kurz nach dem Attentat abgesperrt.”

      “Durch Kräfte der Polizei?”

      “Genau. Jedes Fahrzeug ist kontrolliert und durchsucht worden. Es wurde nichts Verdächtiges festgestellt.”

      “Der Täter könnte seine Waffe zurückgelassen haben.”

      “Ich nehme sogar an, dass er das getan hat”, nickte Teresa Lautenbach. “Und was glauben Sie, wonach unsere Leute in den letzten Stunden wie verrückt gesucht haben! Aber Näheres dazu kann Ihnen sicher Hauptkommissar Krähenfelder sagen. Er hat unseren Einsatz hier geleitet. Sie finden ihn wahrscheinlich in der Halle.”

      “Danke.”

      “Ach ja, noch ein Tipp.”

      “Und der wäre?”

      “Gehen Sie den Kamerateams aus dem Weg, die hier im Augenblick herumschwirren. Die können ziemlich aufdringlich sein.”

      “Wir werden uns Mühe geben”, versprach Rudi.

      “Im Augenblick fragen die hier jeden Bewohner und jeden Angestellten in den Hotels, ob sie irgendetwas gesehen oder bemerkt haben und blasen das dann zu irgendeiner halbgaren Story auf, weil sie nichts haben, was auf Fakten beruht.”

      Wir begaben uns ins Innere der Festhalle.

      Ein paar Kollegen des Erkennungsdienstes waren hier noch zu finden. Im Wesentlichen war der Tatort vermutlich bereits abgespurt worden. Wie angekündigt trafen wir auch Hauptkommissar Krähenfelder dort.

      Er unterhielt sich gerade mit einem Kommissar des BKA namens Sven Schmidt. Ich kannte Schmidt flüchtig. Er grüßte uns.

      “Es läuft zurzeit eine großangelegte Befragung von Zeugen”, sagte Schmidt. “Wir werden von den Polizeikräften vor Ort dabei unterstützt. Jeder Angestellte, jeder Gast des Charity Diners und auch sonst wer, der möglicherweise irgendwelche Angaben machen könnte, wird eingehend vernommen. Aber das dauert natürlich seine Zeit.”

      “Vergessen Sie nicht die Hotels”, sagte ich.

      “Keine Sorge. Auch da sind bereits Kollegen im Einsatz.”

      “Es könnte sein, dass sich der Täter schon längere Zeit vor der Veranstaltung hier irgendwie eingemietet hat.”

      “Wir dachten uns, dass wir ein besonderes Augenmerk auf den Sicherheitsdienst legen sollten, der hier im Einsatz war”, meinte Kommissar Sven Schmidt.

      Ich nickte. “Das wäre der nächste Punkt gewesen, den ich angesprochen hätte.”

      “Wir haben bereits die Personaldaten der Mitarbeiter. Die Firma war sehr kooperativ.”

      “Gut.”

      “Sie bekommen natürlich die Daten zugeschickt.”

      “Vor allen braucht unser Ermittlungsteam Erkennungsdienst in Quardenburg diese Daten, um sie nach statistischen Auffälligkeiten auszuwerten.”

      “Kein Problem.”

      “Ich kenne die Firma und ihren Inhaber seit langem”, mischte sich jetzt Hauptkommissar Krähenfelder ein. “Um ehrlich zu sein, empfehle ich sie jedem weiter, der einen entsprechenden Bedarf hat.”

      “Dann halten Sie das Unternehmen für zuverlässig?”, fragte ich.

      Krähenfelder nickte. “Der Besitzer heißt Calanoglu und ist ein Ex-Kollege. Wir haben etwa zur selben Zeit bei der Polizei angefangen.” Hauptkommissar Krähenfelder zuckte die breiten Schultern. “Calanoglu ist früh ausgestiegen und ich habe es bis zum Hauptkommissar gebracht. In den ersten Jahren dachte ich immer, er hätte einen Fehler gemacht. Inzwischen habe ich manchmal den Eindruck, dass es umgekehrt sein könnte.”

      In diesem Augenblick zuckte ein Laserstrahl durch den Raum. Es war dieselbe Art von Laserpointer, wie sie auch bei Zielerfassungsgeräten benutzt wurde. Der Strahl kam von der Balustrade und traf Rudi genau in Brusthöhe.

      “Wenn ich die Herrschaften da unten mal bitten dürfte, etwas zur Seite zu treten”, rief unterdessen eine Stimme von der Balustrade

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