Скачать книгу

Zukunft haben, versicherten wir uns gegenseitig. Tagsüber schrieb ich an meiner Doktorarbeit und abends, wenn er von der Arbeit nach Hause kam, fielen wir übereinander her. Nicht lange nach unserem Einzug, ich sehe es mehr wie ein Bild vor mir, denn als Szene, sitzen wir befriedigt im dunklen Wohnzimmer, ich auf seinem Schoß, den Kopf an seine Brust gelehnt. Er streicht mir übers Haar und sagt, wie schön es sei, dass er mich nun vollständig kennen würde. Erst war ich entsetzt, dann habe ich ihn ausgelacht. Ich weiß nicht, ob er es verstanden hat.

      Während Alexander unten die Küche aufräumt und sich deshalb für einen modernen Mann hält, suche ich oben auf dem Dachboden nach den Resten meiner alten Tagebücher, in der Hoffnung etwas zu finden, was mir mit meinem neuen Schreibprojekt weiterhilft. Ich glaube zwar, mich zu erinnern, dass ich sie vor langer Zeit peinlich berührt von den Ergüssen einer Heranwachsenden vernichtet hatte, auf alle Fälle noch bevor wir hier ins Haus gezogen sind, aber ganz sicher bin ich mir nicht. Vielleicht ist doch noch etwas von früher übrig.

      Im Gerümpelschrank unter dem Dach stoße ich auf alte Reiseführer, Wörterbücher und Lexika. Noch weiter hinten stehen Lehrbücher der Wirtschaftswissenschaften und der Anglistik. A Handbook to English Romanticism, Mad Women in Romantic Writing. Neugierig blättere ich in den roten Taschenbüchern, Geschichte der englischen Lyrik 1 und 2, Abriß der englischen Metrik. Ungelesene Romane füllen in Zweierreihung einen Regalboden, geschenkte Gegenwartsliteratur lebender Autoren von zur jeweiligen Zeit aktuellen Bestsellerlisten, die ich nie gelesen oder nach den ersten Seiten aufgegeben habe. Es sind auch missglückte Geburtstagsgeschenke für Alexander darunter – von anderen Leuten, nicht von mir. Ich habe schon vor einem halben Leben damit aufgehört, ihm Bücher aufzunötigen.

      Dann fällt mir das schwarz gebundene Büchlein in die Hand, in dem ich bereits im Gymnasium angefangen hatte, Zitate zu sammeln. Ich lächle über mein schwärmerisches Schülerinnen-Ich und schlage die erste Seite auf. Lese, blättere weiter. Jetzt staune ich doch. Natürlich sind ein paar unvermeidliche Klassiker, Song-Texte und andere kitschige Sachen dabei, auch Jans schwülstiges Gedicht. Es steht sogar sein voller Name darunter. Aber bei so manchem, was ich damals notierenswert fand, bleibe ich noch heute hängen: das Ungenügen der Sprache, die Unsagbarkeit der wahrhaft wichtigen Dinge, das Risiko, das in dem Versuch steckt, sein Leben wirklich zu leben, die Gefahr, sein Leben zu verpassen, weil man nicht lebt, um zu leben, sondern nur, um andere glauben zu machen, man hätte gelebt. Dazu der trotzige Spruch aus meiner eigenen Feder, der in der wilden Zeit entstand, als es mit meiner großen romantischen Liebe zu Ende ging: Lieber hoch hinauffliegen und abstürzen, als immer nur am Boden herumzukriechen, ohne je zu wissen, wie es ist, zu fliegen.

      Kurz darauf der letzte Eintrag. Es ist ein Zitat von Umberto Eco, und ich schenkte es Friedrich zum Abschied:

       Das Bedürfnis sich zu verlieben: Gewisse Dinge spürt man kommen, man verliebt sich nicht einfach, weil man sich verliebt, man verliebt sich, weil man in der betreffenden Zeit ein verzweifeltes Bedürfnis hat, sich zu verlieben. In solchen Zeiten, wenn du die Lust verspürst, dich zu verlieben, musst du gut aufpassen, wohin du die Füße setzt: Es ist, als hättest du einen Liebestrank getrunken, einen von denen, die dich in das erstbeste Wesen verliebt machen, das dir begegnet. Könnte auch ein Schnabeltier sein.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAMCAgMCAgMDAwMEAwMEBQgFBQQEBQoHBwYIDAoMDAsK CwsNDhIQDQ4RDgsLEBYQERMUFRUVDA8XGBYUGBIUFRT/2wBDAQMEBAUEBQkFBQkUDQsNFBQUFBQU FBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBT/wAARCAFMAMgDASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwD4eknO 9W8gD7vOPda7n9n24KfGjwWWRVX7euSBggbT/n8a4RTOzqAUyHBxuHJ49fzru/gDHNL8Y/B8TMCs l5GvUMPu4r6mrdxe+z6HyFFJTjtuup+l00wjWNlG5WcDJGAMnjPtzTb+zZ7clDjHXjn61C8M+LGN 8k7gGO7ksP5+tWtS1BNPUsTgjqc9+31r5Sa5YpI+1jq2zKsrNLTUSwGZX4ZwM8D19OtQavMl5dIy ZZQOARyevGPwrGh1m5vr0sEOxGySeQCf8eta7Qgpt5wMduOvWuqhHqzKo+iGWFk9zdRxqxDN36Hg Guq+zLZ2TIScov3s9OuT+uKztAtEYTTSOV8tg3PHGDyfb/GtTWNs0aRRjIZRsKq

Скачать книгу