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Charisma, ihre besondere Präsenz, ihr Ausdrucksvermögen und ihre Sensibilität. Dieses Werk reflektiert ihr persönliches Wachstum, durch das ihr Selbst erstrahlen kann und ihr eine Führungsrolle in der IFS-Gemeinschaft verschafft hat. Wenn es Gerechtigkeit auf der Welt gibt, wird Toni eine bedeutende Rolle auf dem Gebiet der Paartherapie spielen. Ich freue mich, dass IFS dort unter dem Banner von IFIO seinen Platz gefunden hat. *

      Richard C. Schwartz

      Boston, 1. Dezember 2014

      * Anmerkung des Verlags: Toni Herbine-Blank verwendet für die von ihr auf Grundlage des IFS-Modells entwickelte Form der Paartherapie den Namen Intimacy from the Inside out, abgekürzt IFIO©. Eine Übersetzung ins Deutsche erreicht nicht die kurze Prägnanz des Originals, daher haben wir entschieden, auch in der deutschen Ausgabe die Abkürzung IFIO zu verwenden.

      Einleitung

      Meine Laufbahn als Paartherapeutin begann Anfang der 1990er-Jahre, gleich nach meinem Studium. Als ich einige Jahre später das Bedürfnis verspürte, die Menschen, die bei mir in Paartherapie waren, bei ihrer innerpsychischen Arbeit zu unterstützen, machte mich eine gute Freundin auf IFS, die Therapie mit dem System der Inneren Familie, aufmerksam. Diese Methode zur Arbeit mit Einzelpersonen und Familien hat Richard Schwartz in den 1980er-Jahren entwickelt (Schwartz 2018) und später für Paare erweitert, was er in seinem Buch Mutige Liebe (Schwartz 2019) darstellt. Obwohl mich sein Modell zuerst verwirrt hat, konnte ich die Kraft und Schönheit seiner Arbeit sehen. Sein Vertrauen in die Resilienz seiner Klientinnen und Klienten, sein fachliches Geschick, sein Respekt und seine Geduld waren so inspirierend, dass ich mehr darüber erfahren wollte. Ich hatte das Glück, mehrere Jahre von Richard Schwartz selbst betreut und ausgebildet zu werden, bevor ich 2006 selbst IFS-Ausbilderin wurde.

      In der Ausbildung habe ich zuerst die Grundlagen des IFS-Modells bei der Arbeit mit Einzelpersonen unterrichtet, mit der Zeit aber auch die Paartherapie eingeschlossen. Dabei stellte ich fest, dass ich mehr zu sagen hatte, als in die zur Verfügung stehenden Unterrichtsstunden passte. Da Beziehungsarbeit schon lange mein Interesse und meine Leidenschaft war, verbrachte ich die folgenden Jahre damit, eine Methodik der Paartherapie zu entwickeln, die hauptsächlich auf IFS basiert, sich aber auch auf das stützt, was ich in meiner früheren Ausbildung und zahllosen Therapiestunden mit Paaren erfahren habe. Erstmals habe ich Intimacy from the Inside Out© (IFIO) 2009 in Boston unterrichtet, in einer Gruppe von erfahrenen IFS-Therapeutinnen und -Therapeuten. Seither befindet IFIO sich in ständiger Entwicklung, was ich ausgesprochen aufregend finde. Meine Ko-Autorinnen und ich haben dieses Buch als Leitfaden für alle geschrieben, die meine Vorgehensweise erlernen und anwenden wollen.

      Die Grundstruktur von IFIO

      Bei der Paartherapie im Kontext von IFIO geht es um die Dialektik zwischen der Planung der allgemeingültigen Aspekte, die wir vorhersehen können, und der geschickten Reaktion auf alles andere. Vorhersehen können wir zum Beispiel, dass unsere Klientinnen und Klienten sich sicher fühlen wollen, dass sie lieben und geliebt werden wollen. Ebenso vorhersehbar ist, dass sie verletzte Teile in sich tragen, die von beschützenden Teilen auf verschiedene Weise zu Verbannten gemacht wurden. Der Schutz durch diese Teile war zwar früher einmal nötig, ist inzwischen jedoch zu einem wesentlichen Aspekt des Problems geworden. Vorhersehbar ist weiter, dass wir bei der Therapie die Kooperation der Beschützerteile des Paares erlangen müssen, damit die Behandlung Erfolg hat. In den folgenden Kapiteln werden viele weitere vorhersehbare Aspekte von Denken und Verhalten zur Sprache kommen.

      Im Gegensatz dazu gibt es ein breites Spektrum an inhaltlichen Problemen (wie etwa eine Affäre) und während einer Sitzung auftretenden Verhaltensinteraktionen (wie Ärger oder Wut), die bei jedem Paar vorkommen können, aber nicht vorhersehbar sind, weil sie nicht immer auftreten. Sie treffen uns als Behandelnde eher unvorbereitet. In IFIO ist es unser Ziel, uns von unseren eigenen beschützenden Teilen zu lösen. Egal, was geschieht, können wir dann spontan und vom Herzen her auf das Paar reagieren. Wir können unsere durch innere Weisheit, Lebenserfahrung und Ausbildung entstandene Kompetenz anwenden, ohne uns an Vorstellungen zu klammern, wie es in der Therapie laufen sollte.

      Grundlegende Dialektik der therapeutischen Rolle: Vorbereitet sein und vom Selbst geführt werden

      Auf der einen Seite dieser Grundstruktur steht die Fähigkeit, vorbereitet zu sein. Wie erwähnt, sollten wir wissen und verstehen, was universell und vorhersehbar ist, nämlich die komplexe Struktur des menschlichen Geistes und seine Funktion. Dazu gehören Teile (wie Schwartz diese Phänomene nannte) und der unbeschädigte Kern: das Selbst (Schwartz 2018). Dieses Selbst, das wir alle besitzen, kanalisiert die für unser psychisches Gleichgewicht nötigen Emotionen, darunter Interesse und Mitgefühl. Es stellt eine bemerkenswerte emotionale Stabilität und Weisheit zur Schau. Werden wir jedoch beschämt, treten beschützende Teile in Aktion. Kurzfristig können deren Strategien lebensrettend sein, aber langfristig bewirken sie eine innere wie äußere Wiederholung der ursprünglichen Verletzung. Über das alles wissen wir Bescheid.

      Auf der anderen Seite unserer therapeutischen Grundstruktur steht die Fähigkeit zur Selbstführung (Schwartz 2018), durch die wir mit dem umgehen können, was nicht vorhersehbar ist. Vom Selbst geführt zu sein bedeutet, eine gute Beziehung zu unseren Teilen zu haben, damit wir uns von ihnen lösen können (Schwartz 2018), um bei allem, was geschieht, präsent zu sein. Wir wenden dann die Energie des Selbst und unser intuitives Wissen an, um zu entscheiden, welches Werkzeug im jeweiligen Augenblick geeignet ist. Auf der Basis dieser Dialektik zwischen dem Vorhersehbaren und dem Unvorhersehbaren führen wir durch die drei Behandlungsphasen, die in diesem Buch vorgestellt werden: Anfang, Mitte und Ende.

      Die drei Phasen der Behandlung

      Um die erste Phase, den Anfang, geht es im 2. Kapitel. Hier wird dargestellt, worauf man achten sollte, während man sich mit dem Paar vertraut macht, und wie das IFIO-Modell in der Therapie eingeführt wird.

      Die mittlere zweite Phase umfasst den Großteil der Therapie. Wir haben ihr den Titel Der Fluss der Mitte und seine Strudel gegeben. Ausgedrückt werden soll damit einerseits die Vorwärtsbewegung, die durch den Wunsch des Paares entsteht, wieder eine Verbindung zueinander herzustellen, und andererseits das unvermeidliche Kreisen an steinigen Stellen, das die therapeutische Arbeit darstellt. Unser Prozess ist nicht linear. Wir wiederholen Neugelerntes, das einen Gegensatz zu den alten, lang gehegten Vorstellungen des Paares darüber darstellt, was Sicherheit und Geborgenheit bedeutet, wir stellen die fest verwurzelten beschützenden Teile behutsam auf den Prüfstand, und wir helfen den beiden, alte Wunden zu heilen. Notwendigerweise bewegen wir uns dabei hin und her zwischen dem, was wir wissen – dem Vorhersehbaren –, und dem, was in diesem Moment bei diesem speziellen Paar zum Vorschein kommt – dem Unvorhersehbaren. Um mit Letzterem umzugehen, verknüpfen wir unseren Schatz an Wissen mit der Bereitschaft, uns anregen zu lassen und zu improvisieren.

      Diese mittlere Phase wird in neun Kapiteln beschrieben. Den Anfang bildet das 3. Kapitel, das darstellt, wie wir die negativen Interaktionszyklen des Paares identifizieren und aufdecken. Diese Methode setzen wir während der gesamten Behandlung ein, um dem Paar zu helfen, sich von beschützenden Teilen zu lösen und Abstand vom Inhalt zu gewinnen. Dadurch kann es erkennen, wie unbefriedigte Bedürfnisse, vor allem solche nach Sicherheit, Verbundenheit und Liebe, den Streit anfachen. Sobald diese Bedürfnisse identifiziert sind, können die Partner sich vertikal in ihre persönliche Last aus Verletzungen, Übergriffen und durch Trauma verursachten Überzeugungen versenken und an der inneren Heilung arbeiten. Die Gelegenheit zu individueller Arbeit kann sich zwar in jeder Phase der Behandlung ergeben, behandelt wird dieses Thema jedoch im 5. Kapitel.

      Zuerst geht es jedoch im 4. Kapitel darum, dem Paar neue Kommunikationsfertigkeiten zu vermitteln. Sie ermöglichen es, sich von den eigenen Teilen zu lösen, um für diese Teile sprechen und ihnen vom Selbst aus zuhören zu können. Beim Einüben dieser Fertigkeiten interessiert uns besonders, dass das Paar ein Gefühl für die Regulierung des vegetativen Nervensystems

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