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der anderen Revolvermänner riss sie roh zurück. Sie stolperte, stürzte und fing sich mit den Händen ab.

      Eine kräftige Faust schloss sich um ihren Oberarm und zog sie behutsam in die Höhe. Dicht neben ihr sagte eine feste ruhige Männerstimme:

      „Keine Sorge, Ma’am! Ihr Bruder wird die Peitsche nicht mehr zu spüren bekommen!“

      Monroe und seine Leute drehten die Köpfe. Ein bärtiger junger Mann stand mit ausdruckslosem Gesicht neben Sally Milburn. Er hielt ein kurzläufiges Henry Gewehr in der Armbeuge. Sein Blick heftete sich kalt auf Elmer Monroe.

      *

      Eine Weile war es ganz still. Nur Cleve Milburns Keuchen und unterdrücktes Stöhnen waren zu hören. Alle Blicke hingen wie gebannt an dem schlanken staubbedeckten Fremden.

      Monroe starrte aus stechenden Augen den Mann mit dem Gewehr an.

      „Wer sind Sie?“

      „Man nennt mich Tonto!“, antwortete der junge Kämpfer ruhig.

      Sekundenlang schien es, als atme Monroe erleichtert auf. Es war, als habe er einen anderen Namen zu hören erwartet. Tonto ahnte, welchen: Jim Trafford!

      Monroes Schultern strafften sich. Sein fleischiges Gesicht wirkte selbstbewusst wie vorher.

      „Ich gebe Ihnen eine einzige Chance, Fremder“, sagte er überheblich. „Verschwinden Sie sofort! Ich will Ihnen zugute halten, dass Sie die Verhältnisse in dieser Stadt nicht kennen!“

      „Irrtum! Ich weiß recht gut Bescheid! Und – auf Ihre Chance verzichte ich, Monroe! Lassen Sie sofort diesen Mann losbinden!“

      „Das hört sich wie ein Befehl an!“, sagte Monroe stirnrunzelnd.

      „Es ist einer!“, gab Tonto kalt zurück.

      „Dann wissen Sie also doch nicht gut Bescheid in Silverrock!“, erklärte Monroe gelassen. „Wenn jemand in dieser Stadt Befehle gibt, dann bin ich es!“

      „Sie waren es!“

      „Mann!“, schnaufte Monroe. „In Ihrem Gehirn scheint eine Schraube locker zu sein! Nur ein Wink von mir, und meine Leute verwandeln Sie in ein Sieb!“

      „Worauf warten Sie dann noch? Winken Sie!“

      Tonto machte einige gleitende Schritte von Sally Milburn weg und blieb mitten auf der Straße stehen – groß, aufrecht, vom Sonnenschein umbrandet.

      In einer Mischung aus Wut und Überraschung starrte ihn Monroe an. Tonto erwiderte kalt seinen Blick. Die Erinnerung an alles, was der sterbende Ben Smolett ihm über diesen Mann erzählt hatte, wühlte ihn bis ins Innerste auf. Aber er war nicht gekommen, um Monroe eine Kugel in den Kopf zu jagen und dann das Weite zu suchen. Das würde ihn auf die gleiche Stufe mit Monroes Mordbanditen stellen!

      Er war hier, um mit Monroe abzurechnen – aber auf rechtliche Art. Doch das war nicht alles. Einer von Smoletts Mördern war entkommen: Nat Henshaw. Er musste ebenfalls gestellt werden. Und dann war noch dieses andere, über das Tonto auf dem harten langen Fünfhundert Meilen Ritt am meisten nachgedacht hatte: Was war damals vor zwanzig Jahren aus Allan Trafford, seinem Vater, geworden? Hatte Monroe seine Pläne ausgeführt und seinen Partner ermorden lassen? So wie er ihn, Jim Trafford, hatte ermorden lassen wollen? Oder lebte Allan Trafford noch – durch irgendeinen Zufall gerettet?

      Diese Frage war am wichtigsten. Erst wenn sie geklärt war, konnte er den nächsten Schritt machen!

      All das schoss ihm in Sekundenschnelle durch den Kopf.

      Dann sagte Elmer Monroe scharf: „Los, Ernie! Zeig ihm, was für ein Dummkopf er ist!“

      Der Mann ließ die Peitsche in den Staub klatschen.

      „Mit Vergnügen, Boss!“ Grinsend bleckte er das gelbliche Gebiss.

      Mit wiegenden Schritten stellte er sich Tonto gegenüber auf der Straße auf und winkelte seine langen Arme so weit an, dass die rechte Hand dicht über dem Revolverkolben schwebte.

      „Tonto!“, schrie Sally Milburn erschrocken. „Lassen Sie sich darauf nicht ein! Ernie Wilkes ist noch nie besiegt worden!“

      „Einmal schlägt für jeden Mann die Stunde! Auch für Wilkes!“, erwiderte Tonto grimmig.

      Aus den Augenwinkeln heraus sah er, dass die junge Frau auf ihn zueilen wollte. Er rief schnell: „Bleiben Sie, wo Sie sind!“

      Sally prallte zurück.

      „Ich … Sie sollen Ihr Leben nicht aufs Spiel setzen, nur um …“

      „Wollen Sie lieber Ihren Bruder halb totgeschlagen im Sand liegen sehen?“, fragte Tonto hart.

      Sie senkte den Kopf und schwieg.

      „Fang an, Wilkes!“, sagte Tonto zu dem Desperado.

      Der musterte ihn lauernd.

      „Es ist nur schade, dass du in einer Minute nicht mehr feststellen kannst, wie groß du in Wirklichkeit bist, du größenwahnsinniger Satteltramp! Heh, was willst du mit dem Gewehr? Schmeiß die Knarre weg und sieh zu, dass du deinen Colt aus der Halfter bekommst, wenn es so weit ist!“

      Die Mündung des Henry Gewehrs zeigte nach unten. Tonto hielt den Kolbenhals der Waffe nur mit der rechten Hand locker umschlossen.

      „Ich ziehe das Gewehr vor!“, erklärte er gelassen.

      Ernie Wilkes brach in schallendes Gelächter aus.

      „Was? Mit dem Ding willst du schneller sein als ich mit meinem Revolver? Der Boss hatte recht! Hahaha, bei dir stimmt es wirklich nicht mehr im Oberstübchen!“

      „Ich dachte, du wolltest kämpfen!“, sagte Tonto eisig.

      Das Lachen des Banditen fror ein. Sein breiter Oberkörper neigte sich etwas nach vorne.

      „Kämpfen?“, knurrte er höhnisch. „Das wird kein Kampf, das wird ein Kinderspiel! Da hast du es, Tonto!“

      *

      Wie ein Blitz fuhr seine Faust zum Revolver, schraubte sich um den glatten Kolben, und schon flirrte die Waffe in die Höhe. Alles war eine einzige rasende Bewegung.

      Doch in dem Moment, da die Mündung auf Tonto angeschlagen war, sah Ernie Wilkes schon eine Mündungsflamme auf sich zustechen.

      Seine Augen weiteten sich in ungläubigem Entsetzen. Er wollte den Zeigefinger am Abzugshebel krümmen. Da schleuderte ihn die Kugel aus dem Henry Gewehr bereits nach hinten.

      Zwei, drei Sekunden hielt sich Wilkes noch auf den Füßen, dann brach er, während der Knall des Schusses an den Häuserfronten verhallte, zusammen und regte sich nicht mehr.

      Tonto verlor keinen Moment und wirbelte geduckt herum. Der Gewehrkolben war an seine rechte Hüfte gepresst. Der kurze Lauf blinkte silbern im Licht.

      Einer von Monroes Revolverleuten hatte eben den Colt halb aus der Halfter gebracht, als Tontos Gewehr wieder peitschte.

      Der Mann schrie auf. Er taumelte gegen das Verandageländer des Saloons und starrte entsetzt auf seinen rechten Unterarm, wo plötzlich ein blutiger Riss klaffte.

      „Will es noch jemand versuchen?“, fragte Tonto, und seine Stimme klang eiskalt. Geduckt stand er da, wie sprungbereit.

      Elmer Monroe biss sich auf die Lippen. Die beiden anderen Revolvermänner tauschten unsichere Blicke. Langsam wanderte Tontos Gewehrlauf hin und her, jederzeit bereit, erneut eine tödliche Flamme auszuspeien.

      Monroe räusperte sich.

      „Ich muss zugeben, Fremder, Sie sind schneller, als ich erwartet habe.“

      „Ich warte nicht auf Ihr Kompliment“, erwiderte Tonto eisig, „sondern darauf, dass Milburn losgebunden wird. Also?“

      Monroes breites Gesicht färbte sich dunkelrot. Für einen Moment blitzte rasender

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