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Wohnung atmet nach einem solchen Befreiungsschlag sichtbar auf. Aber warum sollte eigentlich nur unser äußeres Zuhause eine solche Entschlackungskur verdient haben? Manchmal sollten wir darum auch unsere Seele entrümpeln. Was sich da über die Jahre alles angesammelt hat! Neben Kostbarem lagert da auch eine Menge Lebensballast. Überladen mit Bildern, Erfahrungen, Urteilen und Wissen aus der Vergangenheit. Und für das, was dieser Seele heute wesentlich und wichtig ist, ist kein angemessener Platz da. Also, nur Mut!

      Das Rezept heißt: Heute will ich mich von etwas Vergangenem trennen, damit in meinem Herzen Platz wird für neue Erfahrungen und Einsichten. Werfen Sie ein Vorurteil weg. Es hat sich nicht bewahrheitet oder Sie am Leben gehindert. Und warum nicht auch gleich noch eine alte Sorge. Sie hat sich viel zu breit gemacht in all den Jahren. Am meisten Seelenmüll produzieren Vorwürfe, die Sie gegen jemanden erheben. Die aufzugeben bedeutet wahrscheinlich für jeden Schwerstarbeit, aber es lohnt sich! Es macht Spaß, auf diese Weise innerlich leer zu werden. Denn auf Ihre Seele wartet der Hochgenuss, sich wieder freier und unbeschwerter bewegen zu können.

      MK

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5 DAS LEBEN IST LIEBENSWERT, weil wir wieder Amseln singen hören
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      Ja, Quarantäne, das kennt er. Es ist nur ein paar Jahre her, erzählte mir ein junger Mann, da musste er wegen einer unbekannten ansteckenden Krankheit mehrere Wochen lang in einem Klinikzimmer verbringen, streng abgeschlossen von allen. Untersucht und betreut wurde er von vollständig vermummtem Personal. Nicht einmal das Fenster durfte er öffnen. Aber er konnte durch die Filtermatten der Lüftungsschlitze eine Amsel vor seinem Fenster singen hören. Dieser Gesang, sagte er, war seine Rettung. Der war für ihn wie ein Strohhalm, an dem sich seine Seele festhalten konnte. Dass die Amsel einfach so unbeschwert ihre herrlichen Melodien sang, war für ihn eine Botschaft: Das Leben ist stärker als jede Bedrohung.

      Was er damals nicht wusste: Amseln sind geradezu ein Symbol für die Auferstehung. 2010 starben bei uns in der Region sehr viele durch das Usutu-Virus. Danach erholten sich die Bestände langsam, aber 2019 schlug das Virus erneut zu. Doch inzwischen sind wieder überall Amseln zu hören.

      Amseln singen reine Melodien. Instrumentals sozusagen, ohne Text. Gäbe es eine Software, die ihre Töne in unsere Sprache übersetzt – ich könnte mir gut vorstellen, dass ein Jesuszitat dabei herauskäme: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“

      Die Amsel wird in der Literatur und in der Musikwissenschaft hoch geschätzt. Im Unterschied zu den meisten heimischen Vögeln haben Amseln ein umfangreiches Repertoire mit über 30 Melodien. Sie übernehmen Tonfolgen von anderen Amseln, aber auch von anderer Musik, die sie zu hören bekommen. Als 2007 bei einer Kunstaktion viele Bonner Beethovens „Ode an die Freude“ als Klingelton in ihr Handy luden, integrierten einige Amseln Passagen aus „Freude, schöner Götterfunke“ in ihren Gesang.

      Die kleinen Arien der Amseln bestehen aus eigenwilligen atonalen Passagen, die menschlichem Musikgeschmack fremd vorkommen. Aber sie enthalten auch kunstvolle Melodien, die in unserem Notensystem aufgeschrieben werden können. Sie können eine faszinierende Wirkung entfalten, so wie sie den jungen Mann in der Einsamkeit seiner Quarantäne getröstet haben.

      Wenn Sie gerade keine Amsel vor dem Fenster haben: Suchen Sie auf YouTube nach Paul McCartneys wundervoller Ballade „Blackbird“, aufgenommen 1968. Die Amsel steht dort stellvertretend für eine afroamerikanische Frau in den damaligen Unruhen der Bürgerrechtsbewegung.

      WTK

6 DAS LEBEN IST LIEBENSWERT, weil Sie einmalig sind
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      Ein großartiger Grund zu leben ist das Gefühl, einzigartig zu sein. Etwas ganz Besonderes und Einmaliges. Können Sie das von sich sagen? Oder vergleichen Sie sich gelegentlich mit anderen Menschen? Ach, wäre ich nur so attraktiv, so selbständig, so klug, so charmant, so geschäftstüchtig, so locker wie … Vergleiche führen schnell zur Abwertung und wecken den Neid. Wenn er erst angefangen hat, in Ihr Herz zu kriechen, kommen schlechte Stimmung, Traurigkeit und Missmut bald hinterher.

      Damit sich das Leben wieder gut und lohnenswert anfühlt, sollten Sie dem Neid und seinem scheelen Blick entschieden und selbstbewusst ein Ende setzen. Kopf hoch und Augen auf für das Besondere an Ihnen selbst! Was macht Ihre Persönlichkeit aus? Worin liegt Ihre ganz besondere Gabe? Was ist Ihr Talent? Wenn Sie es nicht selbst wissen, haben Sie das Recht und die Pflicht Ihre Freunde zu fragen, was Sie Positives oder gar Einmaliges an Ihnen entdeckt haben. Bitten Sie um Ehrlichkeit und um etwas Konkretes. Dass man Sie einfach gern hat, genügt in diesem Fall noch nicht.

      Ist Ihr Selbstvertrauen wieder hochgepäppelt, kommt ein zweiter Schritt. Der kann Sie etwas Überwindung kosten, aber dafür werden Sie den lästigen Neid wirklich los. Der Tipp kommt vom großen Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe. „Gegen die großen Vorzüge anderer hilft nur – Liebe.“ Drehen Sie den neidischen Blick um in eine Gabe: das Besondere in anderen zu entdecken, so wie es Ihre Freunde vorher bei Ihnen getan haben. Dann können Sie die Vielfalt der Begabungen in Ihrem Umfeld genießen und sich an der Einzigartigkeit Ihrer Mitmenschen erfreuen. Und das ist viel lohnender als ein neidisches Herz.

      MK

7 DAS LEBEN IST LIEBENSWERT, weil wir die Jahre zählen können

      Manche Leute finden es schrecklich, älter zu werden. Künstlerinnen wie Jennifer Lopez oder Sandra Bullock zauberten sich beide vier Jahre jünger, eine beliebte Zeiteinheit bei weiblichen Stars. Auffällig viele Männer schummeln gerne bei Online-Dates. Andere wollen ihre Geburtstage gar nicht feiern, weil sie die vielen Kerzen auf der Torte schrecklich finden. Dabei sind sie die kleinen leuchtenden Beweise, dass wir schon viel erleben durften und immer noch am Leben sind.

      „Eigentlich ist es auch ein Erlebnis, nicht tot zu sein.“ Diesen Satz schrieb Antoine de Saint-Exupéry, nachdem er aus 4 000 Metern mit seinem Flugzeug abgestürzt war. Ins Bodenlose ging der Sturzflug. Saint-Exupéry glaubte, eine Tragfläche sei abgebrochen und die Felder unter ihm hielt er schon für sein Grab. Er fühlte sich ganz weiß werden, erzählt er, ganz blank vor Angst. Auf unerklärliche Weise stabilisierte sich das Flugzeug, kein Flügel fehlte, aber diese Erkenntnis blieb: Eigentlich ist es auch ein Erlebnis, nicht tot zu sein.

      Das möchte ich mir öfter bewusst machen: Dass ich es gerade erleben darf, nicht tot zu sein. Dass ich mich freuen kann, zu leben und älter zu werden. Oder, wie es der alte Maurice Chevalier so schön gesagt hat: „Älterwerden ist gar nicht so schlecht, wenn man die Alternative bedenkt.“

      WTK

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8 DAS LEBEN IST LIEBENSWERT, weil es nicht nur Berufe, sondern auch Berufung gibt
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      Stellen Sie sich einen Mann vor, der alle, wirklich alle der folgenden Berufe ausübte: Dachpappenfirmalehrling, Tabakladenbesitzer, Fremdenführer, Privatbibliothekar, Schauspieler, Kontorist, Reklametexter, Riesenschlangenträger auf dem Jahrmarkt, Kunstmaler, Buchhalter in einem Reisebüro, fahrender Sänger, Wahrsagerin (als Frau verkleidet in einem Bordell), Minensuchbootkommandant, Kabarettist, Postüberwachungsstellenprüfer, Schaufensterdekorateur, Kinderbuchautor, Bühnenartist.

      Wie kann

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