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eine große Volksmenge anwesend war und sie nichts zu essen hatten, rief er die Jünger und sagt ihnen: (2) »Ich habe Erbarmen mit dem Volk, denn sie harren schon drei Tage bei mir aus und haben nichts zu essen. (3) Und wenn ich sie nüchtern in ihr Haus entlasse, werden sie unterwegs ermatten. Und manche von ihnen sind von weither gekommen.«

      (4) Und seine Jünger antworteten ihm: »Wie kann jemand diese hier mit Broten in der Wüste sättigen?« (5) Und er fragte sie: »Wieviel Brote habt ihr?« Sie aber antworteten: »Sieben.«

      (6) Und er befiehlt der Volksmenge, sich auf die Erde zu setzen. Und er nahm die sieben Brote, dankte und brach sie und gab sie seinen Jüngern, damit sie sie vorsetzten, und sie gaben (sie) dem Volk. (7) Und sie hatten wenige Fischlein. Und er sprach über sie das Dankgebet und sagte, auch diese vorzusetzen.

      (8) Und sie aßen und wurden satt, und sie nahmen die übriggebliebenen Brocken, sieben Körbe.

      (9a) Es waren aber ungefähr viertausend.

      (9b) Und er entließ sie.

       Redaktion

      Mk erzählt die Speisungsgeschichte zweimal; die zuerst erzählte in 6,34-44 spielt auf jüdischem, die hier plazierte auf heidnischem Boden. Daraus geht sein Interesse an ihr unzweideutig hervor, sosehr er auch in beiden Fällen im Anschluß an Tradition formuliert. Die wichtigsten Unterschiede der vorliegenden Speisungsgeschichte zur vorigen sind folgende: a) Ihr Stil ist knapper. b) Jesus – nicht die Jünger – wird auf die Not der Massen aufmerksam. c) Die Jünger haben sieben (und nicht fünf) Brote. d) 4000 (und nicht 5000) werden gespeist, und sieben Körbe bleiben übrig (und nicht 12 Körbe). e) Jesus hilft ausschließlich aus der leiblichen Not – das Volk hat seit drei Tagen nichts mehr zu essen, und deswegen erbarmt sich Jesus über es. In der vorigen Geschichte klang demgegenüber in Jesu Erbarmen über die Herde, die keinen Hirten hat, auch die geistliche Not an. f) Die Rolle der Jünger ist blasser geworden.

      In 8,17-21 führt Mk dann unter ausdrücklichem Bezug auf die beiden Speisungsgeschichten aus, wie er sie verstanden wissen will.

       Tradition

      Die beiden Fassungen der Speisungsgeschichte sind nicht zwei selbständige Überlieferungen, sondern Ausgestaltungen einer gemeinsamen Urtradition. Gegenüber der Überlieferung hinter 6,34-44 ist die vorliegende Tradition möglicherweise darin ursprünglicher, daß sie etwas knapper erzählt ist. Beispielsweise fehlt in ihr die Notiz über die Ausführung des Befehls Jesu zum Hinsetzen (vgl. 8,6a mit 6,39-40).

      Gleichwohl ist 8,1-9 gegenüber 6,34-44 sekundär; denn die Handlung setzt hier mit der Initiative Jesu (V. 1f) ein; aus der Schilderung »Er hatte Erbarmen« (6,34) ist die direkte Rede »Ich habe Erbarmen« (8,2) und aus dem Verlangen der Jünger (6,36) eine Überlegung Jesu (8,3) geworden.

       Historisches

      Vgl. die Bemerkungen zu 6,34-44. Der geschichtliche Ertrag ist auch bezüglich dieses Wunders gleich Null.

      Mk 8,10-21: Gegen die Zeichenforderung der Pharisäer. Das Unverständnis der Jünger

      (10) Und sogleich stieg er in ein Boot mit seinen Jüngern und kam in das Gebiet von Dalmanutha.

      (11) Und die Pharisäer zogen aus und begannen mit ihm zu streiten, indem sie von ihm ein Zeichen vom Himmel forderten und ihn versuchten. (12) Und er seufzte in seinem Geist und sagt: »Was fordert dieses Geschlecht ein Zeichen? Amen, ich sage euch: Keinesfalls wird diesem Geschlecht ein Zeichen gegeben werden.«

      (13) Und er ließ sie stehen, stieg wieder ein und fuhr weg an das andere Ufer.

      (14) Und sie vergaßen, Brote mitzunehmen, und hatten nur ein einziges Brot mit sich im Boot. (15) Und er schärfte ihnen ein und sagte: »Seht, nehmt euch in acht vor dem Sauerteig der Pharisäer und dem Sauerteig des Herodes!«

      (16) Und sie überlegten untereinander, daß sie keine Brote hätten. (17) Und er erkennt es und sagt ihnen: »Was überlegt ihr untereinander, daß ihr keine Brote habt? Begreift und versteht ihr nicht? Ihr habt ein verstocktes Herz.

      (18) Obwohl ihr Augen habt, seht ihr nicht,

       und obwohl ihr Ohren habt, hört ihr nicht.

      [Vgl. Jer 5,21]

      Und erinnert ihr euch nicht, (19) als ich die fünf Brote für die Fünftausend brach, wieviel Körbe voll Brocken ihr aufgehoben habt?« Sie sagen ihm: »Zwölf«. (20) »Als (ich) die sieben für die Viertausend (brach), wieviel Körbe voll Brocken habt ihr aufgehoben?« Und sie sagen: »Sieben«.

      (21) Und er sagte ihnen: »Versteht ihr noch nicht?«

       Redaktion

      V. 10a ist eine von Mk geschaffene Überleitung, außer der Ortsangabe Dalmanutha. Man beachte, wie der Evangelist wiederum das Bootsmotiv einbringt (vgl. 4,1.36 u.ö.).

      V. 11: Die Einleitung der Zeichenforderung ist von Mk gestaltet. Denn die Pharisäer bevorzugt Mk als Gegner Jesu. Zudem verengt Mk mit ihnen den Kreis der Adressaten seiner Antwort: »dieses Geschlecht« (V. 12).

      V. 12: „Jesu Antwort wird mit einem Hinweis auf seine Gefühle eingeleitet (vgl. 3,5) und ist dann auch entsprechend emphatisch“ (Lührmann, 136). Man vgl. 7,34.

      V. 13 nimmt das Bootsmotiv wieder auf und stammt von Mk (vgl. zu V. 10a).

      V. 14-21 sind voller mk Motive und – mit der möglichen Ausnahme von V. 15, dessen Sinn dunkel ist – in toto redaktionell. Das aus der Speisungsgeschichte stammende Brotmotiv durchzieht den ganzen Abschnitt (V. 14.16.17.19). V. 14 nimmt V. 4 auf. V. 15: »die Pharisäer« bezieht sich auf V. 11 zurück. V. 16f: Das Unverständnismotiv durchzieht das MkEv. V. 19 nimmt 6,41-44 auf, desgleichen bezieht sich V. 20 auf 8,6-9 zurück. V. 21 steigert das Unverständnismotiv.

       Tradition

      V. 11-12 haben eine Parallele in Q (Mt 12,38-42; Lk 11,29-32). Ob die Form in Q, in der dieses Geschlecht auf das Jona-Zeichen hingewiesen wird, eine sekundäre Erweiterung gegenüber Mk ist oder ob umgekehrt Mk 8,11f eine Kürzung darstellt, ist kaum zu entscheiden.

       Historisches

      V. 12 dürfte auf Jesus zurückgehen, denn das Wort atmet einen charakteristisch-individuellen Geist. Jesus verweigert eine Beglaubigung für sein Auftreten. Offenbar war für Jesus selbst seine Wunderkraft eine evidente Tatsache. Den Beweis dafür hat er aber anderen, die eine Beglaubigung forderten, verweigert. Vgl. weiter zu Lk 11,29-32.

      Mk 8,22-26: Der Blinde

      (22) Und sie kommen nach Bethsaida.

      Und sie bringen ihm einen Blinden und bitten ihn, daß er ihn berühre. (23) Und er nahm die Hand des Blinden und führte ihn aus dem Dorf hinaus und spuckte auf seine Augen, legte ihm die Hände auf und fragte ihn: »Siehst du etwas?« (24) Und aufsehend sagte er: »Ich sehe die Menschen, denn wie Bäume herumwandelnd schaue ich sie.« (25) Darauf legte er wiederum die Hände auf seine Augen, und er sah scharf und war wiederhergestellt und sah alles deutlich.

      (26) Und er schickte ihn in sein Haus und sagte: »Geh nicht in das Dorf hinein!«

       Redaktion

      Der redaktionelle Sinn ergibt sich vor allem aus der Stellung der Perikope im Gesamtrahmen des MkEv. Sie weist einerseits auf das Verstehen des Jüngers Petrus in 8,29 voraus. Andererseits nimmt sie die von den Jüngern ausgesagte Blindheit (und Taubheit) in 8,18 auf. Wie bereits die Heilung des Taubstummen in 7,31-37 hat auch die Öffnung der Augen des Blinden teilweise symbolische Bedeutung.

       Tradition

      Mk hat an dieser Stelle eine Erzählung überliefert, die demselben Typ wie die Geschichte vom Taubstummen in Mk 7,32-35 entspricht. Sie enthält ähnliche Merkmale wie die Geschiche

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