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      (30) Und die Apostel sammeln sich bei Jesus und erzählten ihm alles, was sie getan und was sie gelehrt hatten.

      (31) Und er sagt ihnen: »Kommt ihr allein an einen einsamen Ort und ruht ein wenig!« Es waren nämlich viele, die kommen und gehen, und sie hatten nicht einmal Zeit zu essen. (32) Und sie fuhren weg in einem Boot an einen einsamen Ort allein. (33) Und man sah sie abfahren, und viele erkannten sie. Und sie liefen zu Fuß von allen Städten dort zusammen und kamen ihnen zuvor.

       Redaktion

      V. 30-33: Mk zeigt sich in diesem Abschnitt, einem Summarium, besonders um den erzählerischen Zusammenhang bemüht, denn er bezieht sich hier auf die in 6,7-13 erzählte Aussendung der Jünger zurück. Das Ruhebedürfnis der Jünger dient als Motiv zum Aufsuchen des einsamen Ortes (V. 31f). Die Volksmenge, die für die anschließend erzählte Speisung der 5000 nötig ist, bringt Mk in Position (V. 33). An anderen Orten (1,32-39; 1,45; 3,7-10) findet sich redaktionell ebenfalls ein Sich-Zurückziehen Jesu bei gleichzeitigem Zulauf der Volksmassen.

      Mk 6,34-44: Die Speisung der Fünftausend

      (34) Und als er ausstieg, sah er eine große Volksmenge, und er hatte Erbarmen mit ihnen, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben, und er begann, sie vieles zu lehren.

      (35) Und als die Stunde schon vorgerückt war, traten seine Jünger zu ihm und sagten: »Einsam ist der Ort und die Stunde schon vorgerückt. (36) Entlasse sie, damit sie in die umliegenden Ortschaften und Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen!« (37) Er aber antwortete und sagte ihnen: »Gebt ihr ihnen zu essen!« Und sie sagen ihm: »Sollen wir fortgehen, und für 200 Denare Brote kaufen und ihnen zu essen geben?« (38) Er aber sagte ihnen: »Wieviel Brote habt ihr? Geht, seht!« Und sie stellten es fest und sagen: »Fünf, und zwei Fische.«

      (39) Und er gebot ihnen, sich alle in Tischgemeinschaften auf dem grünen Gras zu lagern. (40) Und sie setzten sich, die Gruppen wie Gartenbeete, zu Hundert und zu Fünfzig. (41) Und er nahm die Brote und die zwei Fische und blickte auf zum Himmel, dankte und brach die Brote und gab sie seinen Jüngern, damit sie (sie) ihnen vorlegen, und die zwei Fische teilte er für alle.

      (42) Und es aßen alle und wurden satt, (43) und sie nahmen die Brocken, zwölf Körbe voll, auch von den Fischen.

      (44) Und es waren fünftausend Männer, die aßen.

       Redaktion

      V. 34: V. 34a knüpft an V. 32f an. V. 34 Ende beschreibt Jesus ebenso wie vorher 6,6 redaktionell als lehrend.

      V. 37: Der Befehl, die Jünger sollten den Leuten zu essen geben, und die Reaktion der Jünger darauf entsprechen dem Motiv des Jüngerunverständnisses (vgl. zu 5,31) und sind wahrscheinlich von Mk eingetragen worden.

      V. 41: Mk selbst hat die Speisungserzählung nicht vom Abendmahl her verstanden, denn sonst hätte er 6,41 und 8,6f stärker an 14,22 angeglichen. Es handelt sich für ihn also »nur« um ein Wunder, das er später zwecks Zeichnung des Unverständnisses der Jünger aufgreifen wird (6,52; 8,14-21).

       Tradition

      V. 34-36.38-44: Die Geschichte erzählt ein Wunder. Sie stellt erstens die Not (hier den Mangel an Nahrungsmitteln) dar (V. 35-38), zweitens die Behebung der Not durch Jesus, der wunderbarerweise mit dem Wenigen, das vorhanden ist, so viele sättigt (V. 39-42). Drittens erfolgt die Bestätigung des Wunders durch den Hinweis auf die übriggebliebenen Brote und Fische (V. 43) – es sind mehr, als am Anfang da waren – und auf die übergroße Zahl der Gespeisten (V. 44).

      Wesentliche Elemente der Erzählung verdanken sich 2Kön 4,42-44 (Elisa sättigt hundert Männer mit nur 20 Broten), wobei Jesus in seiner Wundertat Elisa bei weitem überbietet. V. 39-40: Das grüne Gras in der Wüste ist rätselhaft und mag eine Reminiszenz an Ps 23,2 sein. Zur Aufgliederung der Gruppen vgl. Ex 18,25.

       Historisches

      Die Bildung dieser Geschichte geht auf die Bedürfnisse der Gemeinde zurück. Ihr historischer Wert ist gleich Null. Dabei ist es jedem unbenommen, die Tischgemeinschaft Jesu mit seinen Anhängern als Ausgangspunkt der Entstehung dieser Geschichte anzunehmen. Doch ist das etwas anderes als die Speisung der 5000.

      Mk 6,45-56: Jesu Seewandel und Heilung vieler Kranker

      (45) Und sogleich drängte er seine Jünger, in das Boot einzusteigen und an das andere Ufer nach Bethsaida vorauszufahren, bis er selbst das Volk entläßt. (46) Und er verabschiedete sich von ihnen und ging auf den Berg zu beten.

      (47) Und als es Abend geworden war, war das Boot in der Mitte des Meeres und er allein auf dem Land. (48) Und er sah sie sich abquälen beim Rudern, denn sie hatten Gegenwind, und bei der vierten Nachtwache kommt er zu ihnen wandelnd auf dem Meer. Und er wollte an ihnen vorbeigehen. (49) Als sie ihn aber auf dem Meer wandeln sahen, meinten sie, daß es ein Gespenst sei, und sie schrien auf. (50) Alle nämlich sahen ihn und wurden verwirrt.

      Er aber sprach sogleich mit ihnen und sagt ihnen: »Schöpft Mut, ich bin es, fürchtet euch nicht!« (51) Und er trat zu ihnen in das Boot und der Wind legte sich, und sie gerieten innerlich völlig außer sich. (52) Denn sie hatten bei den Broten keine Einsicht gewonnen, sondern ihr Herz war verstockt. (53) Und sie fuhren hinüber zum Land und kamen nach Genezareth und legten an.

      (54) Und als sie aus dem Boot herausstiegen, erkannten sie ihn sogleich (55) und liefen umher in der ganzen Gegend und begannen, auf Liegen die Kranken herzutragen, wo sie hörten, daß er es sei. (56) Und wo er Dörfer oder Städte oder Gehöfte betrat, legten sie die Kranken auf die freien Plätze und baten ihn, daß sie wenigstens den Saum seines Gewandes berühren dürften. Und alle, die ihn berührten, wurden gerettet.

       Redaktion

      V. 45-46: Das Boots-, Volks- und Gebetsmotiv sind redaktionell.

      V. 48b: »denn sie hatten Gegenwind« ist ein mk Nachtrag (vgl. zu 5,8).

      V. 51-52: Hier wird das mk Jüngerunverständnismotiv besonders deutlich sichtbar; V. 52 bezieht sich auf die Speisungsgeschichte Mk 6,34-44 zurück und stellt deren Interpretation dar. Vgl. später 8,14-21.

      V. (53.)54-56: Dieses Stück ist ebenso wie 1,32-39; 3,7-12 eine redaktionelle Bildung, ein Summarium, das ausführlich Jesu Heiltätigkeit schildert und im mk Kontext die Massenszene von 6,30-34 aufnimmt.

       Tradition

      V. 45-51: Dieses Stück ist, formal betrachtet, eine Epiphaniegeschichte, im Unterschied zu dem Naturwunder 4,37-41. Gelegentlich wird aber gefragt, ob es sich bei beiden Erzählungen nicht um Varianten ein und desselben Archetyps handelt. Dann müßte die Stillung des Sturmes (vgl. V. 48.51) das ursprüngliche Motiv sein, das durch den Seewandel in den Hintergrund gedrängt wurde. Doch zeigt der abgerissene Satz V. 48 (»Er wollte an ihnen vorbeigehen«), daß der Seewandel traditionsgeschichtlich am Anfang steht.

      Die Erzählung vom Seewandel Jesu soll dessen Ebenbürtigkeit mit anderen Söhnen Gottes aus der Umwelt des frühen Christentums erweisen, die ebenfalls auf dem See wandeln können. Denn in der Antike galt die Fähigkeit, auf dem Wasser zu gehen, als göttliche Macht. Weiter sind hier aber auch alttestamentliche Parallelen zu berücksichtigen, denen zufolge Gott auf dem Wasser bzw. den Wogen des Meeres wandeln kann (vgl. Hiob 9,8; Ps 77,20).

      Möglicherweise ist die Geschichte von Jesu Seewandel eine Ostergeschichte. Hierzu würden auch V. 49f passen, wo die Tatsächlichkeit der Gegenwart Jesu betont und die Furcht der Jünger, ein Gespenst gesehen zu haben, zurückgewiesen wird (vgl. Lk 24,36-43). In einer zweiten Stufe wäre dann diese Ostererzählung um das Motiv der Rettung aus der Seenot erweitert worden.

       Historisches

      Gegen die Historizität der Erzählung vom Seewandel Jesu sprechen a) die

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