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       Cebit

      Demnächst ist wieder die Cebit, die »weltweit größte Messe zur Darstellung digitaler Lösungen aus der Informations- und Kommunikationstechnik«. So heißt das Ding ganz offiziell. Es gibt auf der Cebit also »digitale Lösungen«.

      Aber mal ehrlich: Im Augenblick findet man da ja nicht nur Lösungen, sondern auch ganz neue Herausforderungen. Zum Beispiel die Tatsache, dass manche virtuellen Welten inzwischen so realistisch wirken, dass sie immer verlockender werden. Im »Second Life« etwa, der Parallelwelt im Internet, haben viele Millionen Menschen seit Längerem einen Avatar, also eine zweite Identität, mit deren Hilfe sie ein digitales Doppel-Leben führen.

      Nur: Je mehr Zeit ich vor dem Bildschirm in einer virtuellen Welt verbringe, desto weniger Zeit habe ich für die reale Welt. Natürlich macht es Spaß, mal mit einem Avatar durch die fantastischen, computergenerierten Dimensionen zu reisen, um dort den Helden zu spielen. Aber es ist eben nur ein Spiel. Die Liebe, die Lust, die Gemeinschaft: Alles nur ein Spiel.

      Hey, ich bin Pfarrer, ich weiß, wovon ich rede. Ich bin schließlich der festen Überzeugung, dass es nicht nur eine Realität gibt – sondern auch noch die Wirklichkeit Gottes, eine überirdische Dimension des Lebens. Aber für die gilt genauso: Wenn Menschen sie nutzen, um aus der Realität zu fliehen, läuft etwas richtig falsch. Wenn sie uns aber hilft, unsere normale Welt mit ganz neuen Augen zu sehen, dann ist das Ganze eben nicht nur ein Spiel, sondern macht den Horizont wirklich weit.

      Also: Wenn’s ums Leben geht, bevorzuge ich statt »digitaler« dann doch die »göttlichen Lösungen«.

      MÄRZ

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       Oscar

      Oscar. Seit Wochen wird wieder gemunkelt und spekuliert, wen sie dieses Jahr wohl für den weltweit bedeutendsten Filmpreis nominieren. Ist ja auch spannend: Welche Haupt- und Nebendarsteller, welche Regisseure, Kameraleute, Maskenbildner und Filmmusiker können sich demnächst eine der heiß begehrten, goldenen Statuen ins Regal stellen? Nun: Bald werden die potenziellen Kandidaten wieder bekannt gegeben.

      Oscar. Also, ich hätte wirklich auch gern mal einen. Muss doch ein klasse Gefühl sein: Ich bin erwählt! Ich bin etwas Besonderes! Ich gehöre zur Elite! Einmal hören: »And the winner is …« Und dann: mein Name. Wahrscheinlich ist das eine der tiefsten menschlichen Sehnsüchte überhaupt, dieses Gefühl, beachtet, ausgezeichnet zu werden. Das Wissen: »Ich bin gut!« Na, zumindest halten mich alle dafür.

      Die Logik des christlichen Glaubens sieht komischerweise völlig anders aus. Sie sagt: »Mensch, du bist ohnehin etwas Besonderes, weil es einen Gott gibt, der dich liebt und dich geschaffen hat.« Oder, um es anders auszudrücken: »Wenn du eine Auszeichnung brauchst, um dich gewollt zu fühlen, dann stimmt in deinem Leben etwas nicht.«

      Würde Gott Oscars verleihen, dann würde er heute sagen: »Hey, nominiert seid ihr alle!« Und die Frage lautet nicht: »Wer gewinnt?«, sondern: »Holst du dir den Preis ab?« Zu Deutsch: Kannst du das glauben? Denn dann wirst du dich tatsächlich ausgezeichnet fühlen.

      Trotzdem: Sollten Sie gerade überlegen, einen Oscar für Radiopfarrer zu stiften … Ich wäre da nicht abgeneigt …

      MÄRZ

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       Adler und Hühner

      Kennen Sie die Geschichte von dem Bauern, der beim Wandern ein Adlerküken entdeckt, das aus dem Nest gefallen ist, und es mit nach Hause nimmt? Ich liebe diese Geschichte. Der Bauer findet also einen jungen Adler und zieht ihn mit seinen Hühnern groß. Der Adler lernt, wie man pickt und gackert und auf einer Stange sitzt. Nur mit dem Eierlegen klappt es nicht so richtig.

      Eines Tages kommt dann ein Fremder auf den Hof, sieht den Adler und fragt den Bauern: »Wieso benimmt der sich wie ein Huhn?« »Ach«, sagt der Bauer, »das ist eigentlich ein Huhn. Lassen Sie mir das Viech bloß in Ruh!« Doch der Fremde beugt sich zu dem Vogel und sagt: »Hey, du bist ein Adler. Du kannst fliegen. Du gehörst in den Himmel, nicht auf den Boden.«

      Das Schlimme ist: Der Adler hat sich an das Hühnerdasein gewöhnt und wagt es nicht, seine Flügel zu benutzen. Auch dann nicht, als der Fremde ihn hoch in die Luft hält: »Du bist ein Adler. Du kannst fliegen. Du gehörst in den Himmel.« Nichts. Erst als der Mann mit dem Adler ins Gebirge steigt und der die Hühner nicht mehr sieht, wagt er es, seine Schwingen auszubreiten. Und dann fliegt er davon. »Du bist ein Adler. Du kannst fliegen. Du gehörst in den Himmel.«

      Ich liebe diese Geschichte, weil sie einige Kernaussagen der Bibel wiedergibt: Jeder Mensch ist wie dieser Adler. Und leider gibt es zu viele Bauern, die ihm einreden wollen, er sei ein Huhn. Ein Adler gehört aber nicht in den Hühnerhof, er braucht die Dimension des Himmels, um sich entfalten zu können. Es ist falsch, wenn Adler die Möglichkeiten, für die sie geschaffen sind, nicht ausnutzen und niemals fliegen. Und es ist traurig, wenn Menschen die Weite des Himmels in ihrem Leben nicht finden.

      MÄRZ

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       Sprachlos

      Eine entsetzliche Tat. 16 Tote, weil ein Jugendlicher durchgedreht ist. Weil er um sich geschossen hat, als wäre ein Leben nichts wert. Gar nichts. Und alle versuchen verzweifelt, Worte für das Unsagbare zu finden. Als ob Worte erklären könnten, was da Mitte März 2009 in Winnenden passierte.

      Gerade am ersten Abend nach der Katastrophe. Da wurde ziemlich viel geredet. In den Medien. Ausführliche Analysen, Kommentare und Diskussionen. Und die klangen oftmals so, als könne man den Schrecken in den Griff bekommen, wenn man eine Erklärung findet. In Sondersendungen, Talkshows und Magazinen. »Also, ich denke, dahinter steckt Folgendes …«

      Aber vielleicht, vielleicht können wir das Leben mit seinen Grenzen und seinen Abgründen gar nicht endgültig durchschauen. Wie wir immer meinen. Und wie wir es gerne hätten. Ja, möglicherweise werden wir trotz aller Expertenmeinungen nie begreifen, warum der angeblich unauffällige Tim plötzlich zu einer Waffe gegriffen und all diese Menschen hingerichtet hat.

      Darum hat mich der Satz eines kirchlichen Notfallseelsorgers sehr berührt. Der hat nämlich gesagt: »Um ehrlich zu sein … Mir fehlen die Worte. Ich bin sprachlos. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich kann den Betroffenen keine Erklärungen anbieten. Ich kann nur eines machen, nämlich da sein. Ja, ich bin für sie da.«

      Das ist dem Erschrecken angemessen. Finde ich. Und ich frage mich manchmal, ob wir nicht eine Gesellschaft brauchen, in der insgesamt weniger erklärt wird und in der wir einfach mehr füreinander da sind. Und das Leben gemeinsam aushalten.

      MÄRZ

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       Elektronenmikroskop

      Manchmal sieht man mit bloßem Auge einfach nichts. Überhaupt nichts. Trotzdem ist da was. Nur reicht unser Auge nicht aus, um es zu erkennen. Nun, bei Dingen, die für unsere Wahrnehmung einfach zu klein sind, hilft zum Beispiel ein Mikroskop. Klar, das kennen wir alle. Nebenbei: Das erste Mikroskop hat 1590 ein niederländischer Brillenmacher erfunden. Und inzwischen gibt es Lichtmikroskope, die ein Objekt bis zu 10 000-fach vergrößern. Nicht schlecht, oder?

      Doch selbst das reichte den Wissenschaftlern nicht. Sie wollten noch genauer hingucken. Also testete der Physiker Ernst Ruska am 9. März 1931 zum ersten Mal eine unglaubliche technische Apparatur. Eine, die das Objekt nicht mit Licht, sondern mit Elektronen abtastet. Und diese neue Technik ermöglicht tatsächlich eine

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