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       www.zuklampen.de

      Informationen zum Buch

      Grün ist die Farbe des Lebens. Im Hannover der kurzen Krimis von Bodo Dringenberg wird das üppige Grün der Parks und Gärten zur Farbe des Todes.

      Eine laue Sommernacht in den Herrenhäuser Gärten, ein Liebespaar vergnügt sich zwischen den Rabatten. Doch was vom nächtlichen Schäferstündchen übrig bleibt, ist nicht sehr appetitlich – eine Leiche mit eingeschlagenem Schädel. Bodo Dringenbergs kurze Krimis zeigen Hannovers abseitige Geschäftigkeit. In der Titelgeschichte »Kleiner Tod im Großen Garten« liegen Erotik und Verbrechen nah beieinander. Auch im hellen Sonnenschein an den Ricklinger Kiesteichen ist das ewige Dunkel nah. Und wenn sich vermeintlich harmlose Boule-Spieler mit Kokain-Dealern einlassen, dann kann das schnell der letzte große Wurf gewesen sein. Vier zeitgenössische Erzählungen legt Bodo Dringenberg, der Erfolgsautor des historischen Krimis »Mord auf dem Wilhelmstein«, vor und kann dabei nicht ganz von Inseln lassen: Was der eigenbrötlerische Andreas Linden aus dem gleichnamigen hannoverschen Stadtteil erlebt, als er sich auf einer Nordseeinsel vom Beziehungsstress erholen möchte, ist ebenso skurril wie tödlich …

      Informationen zum Autor

      Bodo Dringenberg, Jahrgang 1947, lebt seit 1972 in Hannover. Er veröffentlicht literarische Texte und sprachgeschichtliche Untersuchungen, schreibt für diverse Rundfunkanstalten und konzipiert kulturelle Veranstaltungen. Sein im Jahre 2007 bei zu Klampen erschienener historischer Krimi »Mord auf dem Wilhelmstein« ist bereits in der 3. Auflage.

      Bodo Dringenberg

      Kleiner Tod im Großen Garten

      Kurzkrimis

      Impressum

      ©2010 zu Klampen Verlag · Röse 21 · D-31832 Springe

      [email protected] · www.zuklampen.de

      Herausgegeben von Susanne Mischke

      Titelgestaltung: Angelika Konietzny (www.izwd.de), Hannover

      Konvertierung: Konvertierung Koch, Neff & Volckmar GmbH,

      KN digital – die digitale Verlagsauslieferung, Stuttgart

      ISBN 978-3-86674-079-2

      Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig.

      Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme.

       Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek

      Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ‹http://dnb.ddb.de› abrufbar.

       Für Anneke

       und die Wasserbiergruppe

      Kleiner Tod im Großen Garten

      Lass den Schnee gewölbter Brüste

      Meine Totenbahre sein

       Johann Christian Günther

      Ein schwül-feuchter Spätsommermorgen lastet auf Hannovers Großem Garten. Bis auf den blutroten Streifen am Osthimmel ist es noch düster. Vom Westen her nähert sich dumpfes Wummern; Keuchen, Japsen, geflüsterte Wortbrocken, unterdrückte Schreie sind im grünen Gartenbereich des barocken Parks zu vernehmen. Die Geräusche von nah und fern werden lauter, mischen, überlagern und verdichten sich. Einer von zweien scheint gleich so weit zu sein, denkt der im Grünen Lauernde.

      Draußen, am östlichen Außenrand der Graft, die mit ihrem Wasser den Großen Garten wie ein U umfängt, liegt dick eingehüllt ein Mann. Ein hochgewachsener Streifen aus Brennnesseln und Schilf schirmt ihn vom Park aus ab. Vor patrouillierenden Polizeiwagen gewährt ihm der Graftdeich völligen Sichtschutz. Plötzlich lärmen Enten und Teichhühner, ein Schwan faucht böse auf, ein Blitz zuckt und Donnergrollen hallt nach. Der Aufgeschreckte erhebt sich mitsamt seinem Schlafsack, schiebt dessen Kapuze vom Kopf und angelt sich seine Brille. Fast vor ihm, inmitten dieser dämmerigen Kakophonie, steigt eine schlanke, langhaarige Frau aus dem mit Teichrosen dicht bedeckten Wasser. Triefend, mit Blättern, Schleimfäden und Stängeln drapiert, schluchzt sie mehrfach auf und rennt tropfensprühend davon, Richtung Bahnhaltestelle.

      »Undine«, ächzt der Obdachlose, seine schon lange verschüttete Bildung mobilisierend. Er setzt seinen ramponierten Zylinder auf und stiert der davonstiebenden Wasserfrau nach, bis sie hinter dem Deich verschwunden ist. Anscheinend hat sie ihn nicht bemerkt. Der Lärm der Wasservögel ebbt ab, anschwellendes Donnergrollen überlagert ihn. Der Schlafsackbewohner, nun hellwach geworden, blickt nachdenklich zum Großen Garten hinüber, während heftig der Regen einsetzt.

      Etwas später, gegen halb acht Uhr morgens. Der Große Garten dampft in der bereits wärmenden Morgensonne. »So, dann wollen wir mal wieder an die Hecken!«, muntert der Gärtner seine kleine Gruppe saisonaler Hilfskräfte auf. Die Hainbuchenhecken im grünen Teil des Großen Gartens müssen von innen beschnitten werden.

      Hoffentlich sind diese sperrigen Hecken nicht mehr so feucht, denkt die studentische Aushilfsgärtnerin, während sie die elektrische Heckenschere und ihren Rucksack aufnimmt. Auch nächtlicher Regen ist schlecht, denn immer wieder schaltet sich dann ihr Arbeitsgerät ab, und sie schafft kaum ihr Arbeitssoll. Ansonsten macht die Biologiestudentin diese Arbeit als Saisonhilfe ziemlich gern, zählt sie doch zu den wenigen, die einen guten Job in den Semesterferien ergattern konnten. Sie macht sich auf den Weg, der durch die Rabatten und Boskette direkt zur Großen Fontäne führt. Wie jeden Morgen grüßt sie kopfnickend nach links zur steinernen Kurfürstin Sophie.

      An deren Denkmal vorbei strebt sie weiter entlang der Längsachse des Parks auf den Riesenspringbrunnen zu. Gleich der erste grüne Triangel links vor ihm, das ist heute ihr Arbeitsplatz. Die junge Frau stutzt, als sie die beiden Eingangspfeiler des Dreiecks passiert hat. Nach wenigen Schritten hält sie inne. Ein Schrei will aus ihrem Mund brechen, aber sie dämpft ihn mit dem rechten Handrücken und greift mit der Linken mechanisch zu ihrem Mobiltelefon.

      »Also, mein vorläufiger Befund: Der Tote da vorn ist so Mitte vierzig. Er wurde auf dem Bauch liegend aufgefunden. Todesursächlich ist wahrscheinlich das große komische, äh, konische Loch im Hinterkopf, herbeigeführt durch einen sehr harten, kantigen Gegenstand. Bisher ist allerdings keinerlei Spur von ihm in der vermutlich letalen Wunde oder um sie herum zu finden. Der Mann dürfte nach der schweren Traumatisierung sofort tot gewesen sein. Das muss vor etwa vier bis sechs Stunden passiert sein. Alle weiteren Delikatessen erfahren Sie morgen.«

      Mit gerunzelter Stirn hört sich die Hauptkommissarin das vorläufige Fazit des nach ihrem Geschmack immer etwas zu witzigen ärztlichen Fachmanns an. »Und sonst, was gibt’s sonst noch, vielleicht auffällige Spuren?«

      »Spuren vom Tathergang? Na, Sie sind gut! Da ist nicht viel übrig nach dem heftigen Gewitter, dem Sturzregen und der Hageleinlage mit anschließendem Sonnenschein. Der Verblichene hat, mit Verlaub, tatsächlich eine postmortale Gehirnwäsche bekommen, mal was ganz Neues. Tchaa, und alles Übrige wie üblich ab morgen nach der Obduktion.«

      Die Hauptkommissarin sieht ihren jüngeren Mitarbeiter auffordernd an, der prompt loslegt: »Na ja, der Boden drumherum ist auch regengeputzt, verwertbare Fußspuren hat nur diese Aushilfsgärtnerin hinterlassen, die den Erschlagenen gefunden hat. Die steht übrigens da hinten am Toreingang, diese Rothaarige.«

      Die Kriminalbeamtin geht um sich blickend langsam auf den Tatort zu, aufmerksam den weiteren

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