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Prinzessin wider Willen. Rachel Hauck
Читать онлайн.Название Prinzessin wider Willen
Год выпуска 0
isbn 9783865068026
Автор произведения Rachel Hauck
Жанр Религия: прочее
Издательство Автор
»Ich habe keine Krise, Mark, du hörst nicht zu. Das ist das Leben, das ich will. Ich habe mich, was Schule und Ausbildung anging, an Daddys Rat gehalten, aber die Zeit ist vorbei. Jetzt folge ich meinem Herzen.«
»Alte Autos? Willst du mich veräppeln?« Er streckte die Hand nach ihr aus. »Wir wären ein starkes Paar, Reg. Dein Talent mit Zahlen und im Umgang mit Menschen, mein Gespür, gute Investitionsmöglichkeiten und Geschäfte ausfindig zu machen.«
»Kommt Liebe in deiner Gleichung auch vor?« Sie drängte sich an ihm vorbei und ging in Richtung Büfett. Sollte er McCandless alleine begrüßen. Nicht mit ihr im Schlepptau als Teil seines »starken Paares«.
Es war schon richtig, dass sie früher an diesem Abend gespürt hatte, wahres Glück und sogar ein bisschen Liebe hinter dem Lenkrad eines 71er Dodge Challenger gefunden zu haben. Und dort würde sie ihr Herz auch fürs Erste lassen.
Meadowbluff Palace, den 2. März 1914
Ein Jahr ist vergangen seit Vaters vorzeitigem und traurigem Heimgang. Mama, Esmé und ich sind immer noch verloren ohne seine kraftvolle, tröstende Gegenwart, doch wir haben ein wenig Freude und Lachen wiedergefunden.
Mama ist vollauf mit ihren Pflichten beschäftigt, ebenso wie Onkel Franz, der zögerliche Herzog, wie Mama ihn nennt.
Er ist mir sehr zugetan, da ich seine Thronfolgerin bin. Mama sorgt sich, seine Zuneigung für mich und sein Wunsch, mich als Großherzogin zu sehen, hätten ihn davon abgehalten, eine Braut zu wählen und selbst Kinder zu zeugen. Aber ich glaube, er hat nie geheiratet, weil er noch immer Lady Rosamond liebt.
Onkel spricht nie davon, aber ich bin sicher, sie hat ihm das Herz gebrochen, als sie seinen Heiratsantrag so rüde abgelehnt hat und kurz darauf gestorben ist. Armer Onkel!
Und so verhätschelt er nun mich und Esmé. Das hat er gemacht, solange ich mich erinnern kann, lange, bevor er der Großherzog von Hessenberg wurde.
Ich glaube doch, dass er Papa und Großvater in letzter Zeit sehr vermisst. Nach seiner Reise nach Russland und ins Deutsche Reich, wo er seine Vettern Nikolas und Wilhelm besucht hat, scheint er mir sehr in Sorge zu sein. Seit seiner Rückkehr spüre ich, wie schwer sein Herz ist. Er geht gesenkten Hauptes durch die Halle und verschränkt dabei die Arme hinter dem Rücken. Er war immer so fröhlich, voller Freude, und hat Esmé und mich besucht, um seinen geliebten Ragtime auf der Victrola zu hören.
Er hat einen neuen Schreiber engagiert, Otto Pritchard, einen jungen Studenten. Ich glaube, nicht lesen und schreiben zu können bekümmert Onkel sogar noch mehr als Rosamonds Zurückweisung. Wenngleich er weder über das eine noch über das andere jemals spricht.
Heute Morgen ist er nach Brighton gesegelt, um Cousin Nathaniel zu treffen, danach reist er weiter, um Cousin George zu besuchen.
Mama hat mir beim Tee zugeflüstert, dass Lord Chamberlain glaubt, ein Krieg sei im Anzug. Sie steht stets früh auf und nimmt eine Kutsche zur St. John’s Chapel. An den Nachmittagen sitzt sie vor der Teestunde mit der Bibel im Schoß am Feuer im Salon. Sie wiegt sich hin und her, und ihre Lippen bewegen sich im stillen Gebet. Onkel ist der Überzeugung, der Glaube sei etwas für die Schwachen. Mama sagt, der Glaube sei etwas für die Starken, denn es brauche ein kühnes Herz, um zu glauben, was man doch nicht sehen kann. Die Augen unseres Herzens erzählen unserem Verstand, was der Geist redet.
Was mich angeht, so bedrückt mich die Last, die Onkel und Mama tragen, wohl, und doch setze ich meine Studien auf der Scarborough fort. Onkel besteht darauf, dass Esmé und ich unsere Schulbildung bekommen, um »mit den Jungens mithalten zu können«, wie er so schön sagt. Mama hält ihn für zu fortschrittlich, aber mir gefällt die Gelehrsamkeit doch ziemlich, und in Mathematik bin ich erfreulich gut.
Ich beende diesen Tagebucheintrag nun besser. Der Duft von Bertas frischem Kuchen erreicht mein Zimmer, und ich habe plötzlich großen Hunger. Immerhin ist es Zeit für den Tee.
Danach muss ich lernen. Französisch bereitet mir solche Scherereien!
Alice
ZWEI
Tanner Burkhardt genoss es sehr, wenn sich im September die grauweißen Wolken mit ihrem sanften Nieselregen über Strauberg, Hessenbergs Hauptstadt, niederließen. Und dieser regnerische Mittwoch war keine Ausnahme.
Mit einem kleinen Kästchen unter dem Arm ging er von seinem Auto zum Seiteneingang von Wettin Manor, dem ehemaligen Stadtsitz derer, die einst Hessenbergs Königsfamilie gewesen waren. Nun war es das Hauptgebäude des Parlaments.
Die Kühle der feuchten Luft erinnerte ihn an seine Kindheit. Sie erinnerte ihn daran, wie er durch die Tür des Pfarrhauses gestürmt war, mitten hinein in den Geruch von Mamas Keksen im Backofen.
Aber diese Zeit war lange vorbei, und er erlaubte sich nur gelegentlich, wenn der Herbst seine ersten Anläufe startete, eine kleine Reise in die Vergangenheit. Sonst vermied er es zurückzublicken. Die Tage und Jahre waren zu schmerzhaft gewesen, regelrecht übersät mit den Überbleibseln seiner Torheiten.
Tanner betrat das Herrenhaus. Seine Sohlen klackerten laut auf dem glitzernden Marmorboden, als er die Treppen zu seinem Büro im dritten Stock hinaufging. Während er unter den Spitzbögen durch die altehrwürdigen Flure eilte, schüttelte er den Regen von seinem Mantel und streifte sich die Tropfen aus seinem langen Haar.
Einmal mehr überlegte er, dass sein Vater wohl Recht haben mochte – sosehr ihn die Erkenntnis auch schmerzte. Die richtige Zeit, lange Locken zu tragen, war wohl an dem Tag vorbei gewesen, als er sein letztes Rugbyspiel bestritten hatte.
Aber der Look hatte ihm als jungem Rechtsanwalt gut zu Gesicht gestanden, und so war Tanners Stil zu einem Symbol für seinen Erfolg geworden, anstatt ihn an sein Versagen zu erinnern.
Langes Haar war der einzige Luxus, den er sich nach dem Vorfall mit Trude erlauben konnte. Nachdem er das Seminar verlassen hatte.
Und jetzt hatte er es als Hessenbergs Kulturminister geschafft, sämtliche Misserfolge hinter sich zu lassen. Oder etwa nicht?
Sein Blick fiel auf sein Spiegelbild im Glas eines Bilderrahmens.
Vielleicht würde er ja eines Tages tatsächlich seine Haare abschneiden. Aber heute nicht und auch nicht morgen. Sein Haar erinnerte ihn daran, fleißig und konzentriert zu arbeiten und dabei die dunklen Seiten seiner Persönlichkeit nicht außer Acht zu lassen.
Aber zurück zu den Pflichten, die jenseits seiner Person auf ihn warteten …
Sein Morgen im Museum war gut verlaufen. Er war äußerst zufrieden damit, wie der Kurator des Angelsächsischen Museums die Porträts der Mitglieder des Königshauses von Augustin-Sachsen angeordnet hatte. Als neu ernannter Kulturminister verlieh Tanner der Ausstellung das Siegel seiner Zustimmung. Mit einer Ausnahme: dem Renoir von Prinzessin Alice.
Tanner verlangte, dass ihr Gemälde in Meadowbluff Palace aufgehängt werden sollte. Immerhin war der Palast das letzte Zuhause der Prinzessin gewesen, bevor ihr Onkel, der Großherzog, Hessenberg zu Beginn des Ersten Weltkriegs an Brighton abgetreten hatte, ohne dass auch nur ein Schuss gefallen war. Anschließend waren er und sämtliche Familienmitglieder in einer Nacht-und-Nebel-Aktion aus dem Land geflohen.
Es fühlte sich richtig an, die Prinzessin, die letzte Thronerbin, wieder in ihren Palast zurückzubringen.