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Was meine Mutter früher erzählte. Karin Ackermann-Stoletzky
Читать онлайн.Название Was meine Mutter früher erzählte
Год выпуска 0
isbn 9783865067647
Автор произведения Karin Ackermann-Stoletzky
Жанр Здоровье
Издательство Автор
Gerne vergess ich dein,
Kannst immer ferne sein.
Winter ade!
Scheiden tut weh.
Winter ade!
Scheiden tut weh.
Gehst du nicht bald nach Haus,
Lacht dich der Kuckuck aus!
Winter ade!
Scheiden tut weh.
Ich wartete besonders auf die Weidenkätzchen. Oft stand ich dann am Baum und schälte die kleinen, weichen Kätzchen aus der braunen Schale, die sie schützend umgab. Ich streichelte sie vorsichtig, und es kam mir fast so vor, als würde ich das Fell einer echten Katze berühren.
Wenn im März dann endlich die Kälte wich, wenn Märzwind und Sonne die nassen, lehmigen Wege trockneten und sich die ersten wilden Narzissen, Veilchen und Buschwindröschen zeigten, dann war ich so glücklich, dass ich laut singen musste. „Anni ist wieder im Frühjahrsrausch!“, spottete mein Bruder Walter dann.
„So war das in der alten Zeit“, hat meine Mutter dann oft gesagt. „Lang ist es her, und doch erinnere ich mich, als wäre es gestern gewesen!“
Biografische Fragen
Wo sind Sie groß geworden, in der Stadt oder auf dem Land?
Wie war der Frühling in der Stadt? Wie war der Frühling auf dem Land?
Waren Sie als Kind am liebsten draußen in der Natur oder lieber in Ihrem Elternhaus?
Fallen Ihnen Frühlingslieder oder Frühlingsgedichte ein? Frühlingslieder und Texte zur Anregung finden Sie zum Beispiel im Volksliederarchiv: www.volksliederarchiv.de/fruehlingslieder
Dekorationsideen
Stellen Sie Körbchen mit Frühlingsblumen in die Tischmitte, und verteilen Sie wilde Frühjahrsblüher und Weidenkätzchenzweige auf dem Tisch. Die Wildblumen und Kätzchenzweige sollten in Reichweite der ZuhörerInnen liegen. Anfassen und beschnuppern ist ausdrücklich erwünscht! Das Ganze können Sie durch eine Duftschale mit Frühlingsdüften ergänzen (z. B. Maiglöckchen).
Fragen zur Dekoration
Kennen Sie diese Blumen hier?
Mögen Sie den Duft?
Wie der Pastor beinah von der Kanzel fiel
„In unserer Kirche hing rechts oben eine hölzerne Kanzel an der Wand“, erzählte meine Mutter mir einmal. „Zu der musste man über eine Treppe hinaufsteigen. Wenn wir mal allein in der Kirche waren, war es unser größter Spaß, heimlich dort hinaufzugehen und zu predigen. „Liebe Gemeinde, ich sage euch, ihr solltet immer nett zu euren Kindern sein! Und Süßigkeiten solltet ihr auch nicht verbieten!“ Wenn wir dabei erwischt wurden, gab es natürlich einen riesengroßen Ärger, aber wir machten es trotzdem immer wieder.
Jeden Sonntag stieg unser Pastor zur Predigt hinauf, während wir noch ein Lied sangen. Dann schlug er die große Bibel auf und begann mit seiner Sonntagspredigt. Und alle Zuhörer waren still und ernst und hörten ihm zu, auch wenn es manchmal schwerfiel. Denn er redete so lange und so langweilig!
Einen Sonntag werde ich aber immer im Gedächtnis behalten, und zwar den, als der Pastor fast von der Kanzel gefallen wäre!
Die ganze Gemeinde sang gerade „Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen“, als Pastor Jakobs flott nach oben schritt und in die Kanzel stieg. „Ach je!“, schrie da plötzlich die alte Frau Schneider und zeigte nach oben: Da sah man den Fuß von Pastor Jakobs unten aus der Kanzel ragen. Wahrscheinlich war ein Brett morsch geworden, jedenfalls war er durchgebrochen! Zuerst waren wir alle sehr erschrocken, aber dann hörten wir von oben das tiefe, laute Lachen unseres Pastors, und wie eine Welle schwappte das Lachen durch die ganze Kirche.
„Bestimmt wird euch diese Predigt länger im Gedächtnis bleiben als alle anderen!“, sagte unser Pastor, als er endlich wieder mit beiden Füßen in der Kanzel stand und einen sicheren Halt gefunden hatte. Und so ist es auch: Ich erinnere mich bis heute.
„So war das in der alten Zeit“, hat meine Mutter dann oft gesagt. „Lang ist es her, und doch erinnere ich mich, als wäre es gestern gewesen!“
Biografische Fragen
Erinnern Sie sich noch an lustige Geschichten, die Sie erlebt haben? Ist Ihnen auch schon mal ein Missgeschick passiert? War Ihnen das peinlich?
Karfreitag
„Als ich ein Kind war“, hat meine Mutter oft erzählt, „da war an Karfreitag in unserem Zuhause immer alles ganz still. „Da denken wir an den Tod unseres Heilands, und an einem Todestag macht man keine Späße.“ Mein Vater war da sehr streng. Wenn wir Karfreitag dann trotzdem liefen, wild spielten und lachten, konnte er sehr ärgerlich werden. Aber wenn es draußen so schön und hell und leuchtend war, wenn die Natur mich mit Blumen und Vogelgezwitscher lockte und es überall nach Frühling roch, dann hielt mich kein Feiertag im Haus. Dann musste ich raus! „Du bist ein Wildfang, fast mehr ein Junge als ein Mädchen, Anni!“, schimpfte meine Mutter dann gutmütig, wenn ich mit Grasflecken und nassen Füßen nach Hause kam. Aber sie streichelte mir dabei über den Kopf, und ich wusste: Eigentlich gefiel ihr das ganz gut. Auch wenn ich jetzt schon alt bin, denke ich doch oft bei mir, wie schön es ist, eine Mutter zu haben und so beschützt und geborgen zu sein, wie du es nur als Kind bei deinen Eltern bist.
Am Abend des Karfreitag ging die ganze Familie gemeinsam in den Gottesdienst. Unsere Kirche war nicht sehr groß und schlicht gestaltet. Das Altarbild war sehr schön, es zeigte unter einem blau-goldenen Sternenhimmel drei verschiedene Bilder, die ich heute gar nicht mehr so genau beschreiben könnte. Aber was sich mir ganz eindrücklich ins Gedächtnis geschrieben hat, das ist die Figurengruppe, die über unseren Köpfen auf einem Querbalken angebracht war. In der Mitte hing das Kreuz, an dem Jesus als lebensgroße Figur hing. Es sah so aus, als blicke er direkt auf uns herab, als suchten seine Augen die meinen. Rechts und links von ihm standen seine weinende Mutter und sein Freund Johannes.
Ich kuschelte mich immer ganz eng an meine Eltern, denn in der Kirche war es kalt, und die Predigten waren lang. Aber wenn ich dann nah bei ihnen saß und nach oben blickte, dann verging die Zeit ganz schnell. Ich kann mich an keine einzige Predigt erinnern, aber immer erinnere ich mich daran, wie ich nah bei meiner Familie saß und wie Jesus mich ansah.
„So war das in der alten Zeit“, hat meine Mutter dann oft gesagt. „Lang ist es her, und doch erinnere ich mich, als wäre es gestern gewesen!“
Biografische Fragen
Sind Sie als Kind in die Kirche gegangen? Erinnern Sie sich noch, wie es dort aussah?
Sind Sie gerne in die Kirche gegangen?
Waren Sie im Kindergottesdienst? Wie hat Ihnen das gefallen?
War der Glaube an Gott in Ihrem Leben wichtig?
Dekorationsideen
Legen Sie verschiedene Kreuze und Bilder von Kirchenräumen um eine brennende Kerze. Wenn