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ein einziges Missverständnis, ein Lückenbüßer für alles und nichts. Der Begriff wird misshandelt und missbraucht.

      Liebe…

      – ist die Frucht des Liebens.

      – ist das Bedürfnis, für den andren etwas zu tun, ohne etwas dafür zu verlangen.

      – will den anderen beschenken,

      – ist ein Willensakt,

      – ist eine Absicht, für den anderen da zu sein,

      – ist Hingabe, ohne die Selbstständigkeit aufzugeben.

      Liebe ist die Fähigkeit, den anderen anzunehmen

      – wie er ist,

      – mit dem Busen, der im Laufe der Zeit an Festigkeit einbüßt,

      – mit der Haut, die faltig wird,

      – mit den Hüften, an denen sich Cellulitis bildet,

      – mit den Haaren, die einer Glatze weichen,

      – mit dem Po, der zu dick, und dem Bauch, der zu fett wird.

      Schließlich ist der Partner eine Person und keine Ware. Eine Ware kann ich jeden Tag auswechseln und umtauschen. Die Liebe ist ein Segen und kein Geschäft.

      Liebe ist kein subjektives Gefühl, sondern eine objektive Tat. Dabei dürfen wir etwas Wichtiges nicht außer Acht lassen: Wir können uns entscheiden zu lieben, wir können einen bewussten Willensentschluss fassen. Im Alten wie im Neuen Testament wird die Liebe befohlen. Die Pharisäer stellen Jesus eine Falle und fragen ihn nach dem wichtigsten Gebot. Und Jesus antwortet: „‚Liebe den Herrn, deinen Gott, von ganzem Herzen, mit ganzem Willen und mit deinem ganzen Verstand!‘ Dies ist das größte und wichtigste Gebot. Das zweite ist ihm ebenso wichtig: ‚Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst!‘ In diesen beiden Geboten ist alles zusammengefasst, was das Gesetz und die Propheten fordern.“ (Matthäus. 22, 37–40)

      – Wenn Liebe befohlen werden kann, ist sie mehr als ein Gefühl.

      – Wenn Liebe befohlen werden kann, ist sie lernbar.

      – Wenn Liebe befohlen werden kann, trifft der Verstand eine Entscheidung.

      Wie sagte der große Psychologe Erich Fromm:

      – „Liebe ist nicht ein Opfer meiner Gefühle, sondern ein Diener meines Willens.“

      – Liebe ist keine Ich-Liebe, sondern eine Du-Liebe,

      – Ich-Liebe meint sich selbst und sucht sich selbst,

      – Ich-Liebe will den anderen für sich haben,

      – Ich-Liebe kann nicht vergeben.

      – Liebe vergibt,

      – Liebe ist zu Opfern bereit,

      – Liebe weiß sich für den anderen verantwortlich.

      Das ist ein Wort des Paulus, das er den Philippern schreibt:

      „Achte einer den anderen höher als sich selbst.“ Phil. 2 und 3.

      – Liebe ohne Achtung ist keine Liebe,

      – Liebe ohne Achtung macht den anderen zum Objekt,

      – Liebe ohne Wertschätzung benutzt den anderen.

      Kennen Sie den Film „Die Dornenvögel“? Der hochbegabte Pater Ralph tritt in Australien eine große Erbschaft an, um sie zu spenden, was ihm in Rom beim Vatikan große Ehren einbringt. Er verzichtet für seine Laufbahn auf die Liebe zu einer jungen Frau. Er sagt ihr: „Ich liebe dich sehr, aber Gott steht an der ersten Stelle.“ Er reißt sich von ihr los und kehrt nach Rom zurück, wo er zunächst Sekretär des Erzbischofs und später Kardinal wird. Der Erzbischof ist wie ein väterlicher Freund zu ihm, aber er hat den jungen Priester durchschaut. In einer ruhigen Stunde sagt er zu ihm: „Sie haben sich nicht zwischen einer Frau und Gott entschieden, sondern zwischen einer Frau und dem Ehrgeiz.“

      Nicht die Liebe war das wahre Motiv, sondern seine Ichsucht, sein Egoismus, sein Ehrgeiz. Wir alle müssen uns fragen, wie viel Egoismus und Selbstsucht sich hinter unserer sogenannten Liebe versteckt.

      – Wir achten den anderen nicht, wir benutzen ihn.

      – Wir achten den anderen nicht, wir täuschen ihn.

      – Wir stehen im Mittelpunkt und nicht der andere.

      Der Ordenspriester Anselm Grün schreibt über die Achtung:

      „Achten heißt aber noch mehr als beachten. Achten heißt: den anderen gelten lassen, ihn ernst nehmen. Achten hat mit Aufmerksamkeit zu tun. Ich achte den, auf den ich aufmerke, dem ich zuhöre, für den ich mich interessiere. Das deutsche Wort ‚achten‘ hängt mit ‚nachdenken‘ und ‚überlegen‘ zusammen. Den anderen zu achten heißt, dass ich mich in ihn hineindenke, dass ich über ihn meditiere, mich einfühle, wie es ihm gehen könnte und was ihm guttäte.“5

      Wahre Liebe stellt den anderen höher als sich selbst. Wahre Liebe lässt sich nicht von problematischen Gefühlen steuern, die unsere Wünsche erfüllen.

      Wahre Liebe ist ein proaktives Verhalten

      Der amerikanische Unternehmensberater Stephen R. Covey hat in einem Buch reaktives und proaktives Verhalten untersucht. Reaktive Menschen

      – werden von ihren Gefühlen gesteuert,

      – werden von äußeren Umständen und Einflüssen getrieben,

      – neigen dazu, den äußeren Umständen und den Kräften die Schuld zu geben,

      – neigen dazu, die Verantwortung abzutreten,

      – neigen dazu, behandelt zu werden, statt selbst zu handeln.

      Was ist ein proaktives Verhalten? Es beinhaltet eine Lebenseinstellung,

      – in der ich die Initiative ergreife,

      – in der ich selbst für mein Leben verantwortlich bin,

      – in der ich selbst – und nicht die Umstände und Kräfte von außen – Entscheidungen treffe,

      – in der ich meinem Gewissen, meinen Wertvorstellungen und meinen Glaubensüberzeugungen folge.

      Liebe ist ein proaktives Verhalten. Nicht meine Gefühle, meine Hormone, meine Begierde, meine Lust und mein Angezogenwerden bestimmen meine Einstellungsmuster, sondern meine Liebe.

      Stephen R. Covey schildert ein eindrucksvolles Erlebnis im Zusammenhang mit der Liebe. Er hielt ein Seminar über das Konzept der Proaktivität. Da kam ein Mann zu ihm, der vom Seminar angetan war, aber ein paar Einwände hatte. Jede Situation sei doch anders, meinte er, und wollte das an seiner Ehe verdeutlichen. Der Mann sagte zu Covey:

      „‚Nehmen wir meine Ehe als Beispiel. Ich mache mir wirklich Sorgen. Meine Frau und ich haben nicht mehr die gleichen Gefühle füreinander wie früher. Ich glaube, ich liebe sie einfach nicht mehr und sie mich auch nicht. Was kann ich tun?‘

      ‚Das Gefühl ist nicht mehr da?‘, fragte ich. ‚Richtig‘, stimmte er zu, ‚und wir haben drei Kinder, um die wir uns sorgen. Was schlägst du vor?‘

      ‚Liebe sie‘, antwortete ich.

      ‚Aber ich sage doch, das Gefühl ist einfach nicht mehr da.‘

      ‚Liebe

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