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Grausig waren ihr Wuchs und ihre Kräfte.

       Diese waren von allen, die dem Uranos und der

       Gaia entsprossen, die schrecklichsten Kinder. Sie waren von Anfang

       an dem Vater verhasst. Sobald sie geboren wurden,

       hinderte er sie daran, ans Licht zu gelangen, und barg sie

       tief im Schoß der Erde, Uranos. An seinem Frevel

      hatte er seine Freude. (VV. 147–159).

      Das Chaos, am Anfang die Abwesenheit der Ordnung und dann ihre stete Bedrohung, wurde durch die Herrschaft des Uranos überwunden. Doch diese Herrschaft währte nicht ewig. Kronos, der Sohn, stürzte den Vater, indem er ihn kastrierte. Die Kastration ist die mythische Figur des Vatermordes. Durch diesen Frevel ging die Herrschaft vom Vater auf den Sohn über. Aber auch die Herrschaft des Kronos währte nicht ewig. Seine Kinder, Zeus und seine Geschwister, erhoben sich gegen ihn, stürzten ihn und warfen ihn sowie die anderen Titanen in den Tartaros, in dem sie, da sie unsterblich waren, gemeinsam mit den Hundertarmigen und den Kyklopen weiter existierten.

       Der früher groß war, Uranos,

       der gewaltige, alles besiegende Herrscher

       am Anfang der Welt –

       keiner spricht mehr von ihm. Er war.

       Der nach ihm kam und ihn bezwang, Kronos,

       der Krummes Sinnende,

       auch er fand seinen Bezwinger

       und ist nicht mehr.

       Wer aber an Zeus denkt, den Sieger,

       der gewinnt Einsicht, Verständnis des Ganzen.

       Er brachte die Menschen auf den Weg zum Denken,

       zum richtigen Denken.

       Er gab das Gesetz: Durch Leiden lernen.

       Tun, leiden, lernen.

       Selbst in den Schlaf tropft die Sorge

       und rinnt zum Herzen, Sorge,

       die das Leiden nicht vergessen kann,

       und es wächst wider Willen weiser Sinn.

       Irgendwie aufgezwungen

       ist die gütige Gabe der Götter,

       die erhaben am Weltruder thronen.

      (Aischylos, Agamemnon, VV. 167–183; Übersetzung: Peter Stein).

      Der Mythos berichtet, wie aus dem Chaos der Kosmos entsteht, und zugleich, wie der Kosmos ständig von den im Tartaros lebenden unsterblichen dämonischen Kräften bedroht ist. Die Titanen, die Kyklopen, der hundertarmige Aigeion – sie leben, und sie wirken in den aufgewühlten, Menschen verschlingenden Fluten der Ägäis, in den Städte vernichtenden Eruptionen der Vulkane. Sie erinnern den Menschen an seine und seiner Welt Vergänglichkeit.

      Mythen begegneten den Menschen nicht nur in der Literatur, sie waren in der Antike allgegenwärtig. In den Friesen, Metopen, Giebeln der Tempel wurden Mythen dargestellt, auf Gegenständen des täglichen Gebrauchs, Vorratsgefäßen und Trinkbechern, auf Mosaiken sowie Bildern in den Häusern.

      Mythen sind zeitlos. Sie argumentieren und beweisen nicht, sie erzählen. Sie sind wahr und gültig. Sie führen auf den Ursprung zurück. Sie deuten die Welt, suchen Zugang zu ihrem Verständnis. In ihnen äußert sich die Vernunft nicht weniger als in der Wissenschaft und Philosophie, nur anders.

      Auf unserer Reise durch die Inselwelt der Kykladen werden wir auf weitere mythische Geschichten stoßen und erleben, wie sehr der Mythos das Denken der antiken Griechen geprägt hat. Insofern sind die Kykladen vor allem auch Schauplätze der heidnischen Götter- und Sagengestalten. In ihren Geschichten entfaltet sich ein reiches Panorama griechischer Kultur und Geschichte, das wir auf unsere Reise kennenlernen wollen.

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