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Die Unworte. Horst Hartleib
Читать онлайн.Название Die Unworte
Год выпуска 0
isbn 9783954887651
Автор произведения Horst Hartleib
Издательство Автор
Einer seiner früheren (Ent)Lee/hrer hat über den Ungeschicketanz unsinngemäß Verfolgendes versagt: Viel(un)leicht oder (un)gar unmut(an)maßlich sei es dem Schöne tatsächlich (un)tätlich auch um eine UnArt Ent- oder Verdeckung einer Antiwelt, eines Inkontinentes vergangen. Oder um einen Schritt unter die Nulllinie des Nihilismus (Nichtda-Ismus) oder des surrealen Dadaismus, der wenigstens dem Unsinn ein Dasein zugesteht? Viel(un)leicht habe er, ohne so formal in philosophischen Kategorien zu denken, sich quasi rückwärts verzählt und bei (un)normal Null (in)konsequenter (un)weise nicht Halt gemacht. Er habe sich auf der Abwärtsspirale einfach weiter nach unten gleiten lassen, als man es gemeinhin für möglich hielt. Gehen, sich an sich vergehen, aber trotzdem nicht vergehen habe er sich lassen. So viel Selbstbe- und Verhinderung erfordere immerhin einen starken Charakter, eine große Unperson, eine ungehörige Portion Sturheit gegen sich selbst, gegen den eigenen Unwillen. Viel Chuzpe, selbst gegen sich selbst. Sich genug zu hassen, um sich am ÜberLeben zu lassen, am Dadasein, und sich doch derunart (gegen/an sich ver)gehen zu lassen. „Wenn du dich nicht mehr hast, kannst du dich nicht mehr hassen, also musst du dich am Leben lassen.“ Sich dem selbsterteilen Stirb!-Befehl, die Absolution, so lange zu verweigern, bis das Unwerk verbrochen ist. Demzu(selbstver)folge eine Nicht-wahr-haben-Wulst der IgnoRanz vor sich her schiebend. Das Unerledigte bist du. Es (miss)mute auf den ersten Blick naiv an, beispielsweise Liebe durch Hass zu ersetzen, Schönheit durch Hässlichkeit, oder Licht durch Dunkelheit oder Wärme durch Kälte. Aber während das in der Gefühlswelt noch angehen möge, funktioniere es in der Physik offensichtlich nicht, denn Dunkelheit sei lediglich Abwesenheit von Licht und Kälte. Den Mangel gäbe es nur in der gefühlten Gefühlswelt, da es kein Jenseits jenseits des absoluten Temperatur-Nullpunktes gäbe. Genau vernommen, peinlich selbstbefragt, sei die „Gefühlswelt“ eine Welt der VerMissempfindungen, der Unwahrnehmung von fatalen Mängeln und Überschüssen an Missständen wie: zu warm, zu kalt, zu dunkel, zu wenig, zu viel, zu oft, zu unschön, zur Unzeit únd nicht so weiter! Auf einen Mangel an Missständen, Missempfindungen und Mängeln fehlreagiere die eigene Unperson statt mit Zufriedenheit mit Langeweile. Das sich Langweilen durch Konfliktscheu sei eine Unart Unzufriedenheitssucht. Aber das Dasein bedürfe der Kontraste, das habe der UnSchöne auf seine igno(ver)ran(n)te Unart ganz verfolgerichtig erkannt. Nur die daraus resultierende Selbstverfolgerichtigkeit habe er vielleicht verkannt. Sein unphilosophisches System sei viel leichter in die Pfanne zu haun als das Schopenhauer’sche, welches es an Misanthropie jedoch weit überbiete, indem sein UnMensch tatsächlich (untätlich) ein AntiMensch sei. Derunartiges sei dennoch in der Ungeistesgeschichte speispiellos. Mit derunart selbstver(bl)ödipaler Primitivität sei das untätliche Phlegma des UnSchöne zu verklären. Die IgnoRanz als nihilistische ungeistige Magersucht. Der Versuch, sich geistig auszuhungern, durch ZurUnkenntnisnahme der Realitätlichkeiten. Anorexia Scientiae, pubertätliches Erbrechen aller „Werte“ und „Wahrheiten“. Streben nach Verkenntnis, ignoranziger Zurunkenntnisnahme, nach paradiesischer pränataler embryonaler Unwissenheit. (Ver)nicht wissen wollen der Untatsachen. Sozuversagen von Eva die Annahme des Apfels, von der Individualverwicklung die Annahme des Adamsapfels verweigern. Unwissen entlastet das Gewissen, auch wenn Unkenntnis angeblich vor Strafe nicht schützt. Du has(s)t das Zeug zum Unwissenschaftler, versagte sich der junge UnSchöne. Das Unwissen ist das Paradies und die Verstoßung aus dem Paradies eine erlernter, ein tradierter Glaube an die Sterblichkeit. Demzuselbstverfolge ist Lernen mut(un)willige Selbstvertreibung aus dem Paradies embryonaler Unkenntnis, Erlernen von Unzufriedenheit. Man kann lediglich Zweifeln lernen. Mit dem Wissen, dass ich eigentlich nicht wissen will, habe ich die Pforten zur Nichtwahrnehmung von außen zugeschlagen. Es gibt kein Zurück, höchstens ein (Selbst)Verrück. Eine geistige Umnachtung oder ein positiver Wahnsinn, ein „Glaube“, wäre vielleicht eine Rettung. (Un)sinnliche IgnoRanz. Oder mythische Unwissenschaften. Oder eine Vertierung auf das Niveau eines Wirbellosen, eine Reanimalisierung verrück auf das Niveau des Endoparasiten, des Embryos. Ungeboren als fertiler Embryo mit der Mutter inzestiös sich (be)zeugen. Das Ungeborensein war vielleicht das Parasitismus-Paradies, vielleicht auch nur das Ungezeugtsein. Oder das vor übler Nachrede schützende Unbezeugtsein? Oder Abwurf, Autotomie aller angelernten Fähigkeiten und Verrückentwicklung zum Parasidiesmus, zum (un)reinen Präsentismus? Im Para(unsitt)dies kann man demzuverfolge nur sein, indem man es nicht weiß. Demnach wäre das eigentliche Paradies das Nichtwissen, die Verkenntnis, der unbedarfte Unbedarf, das ungeweckte Bedürfnis. Allein schon die Kenntnis, dass es ein Außerhalb des Paradieses gibt und die Gefahr besteht, dahin ausgesperrt zu werden, (ver)kommt schon einer Verstoßung aus dem Paradies (un)gleich. Allein (unver)schon das Wissen, dass der Mensch exis-tiert, die Kenntnis der Verendlichkeit entsetzt ihm dem Tier gleich. Aber wer die Gefahr kennen gelernt hat, für den unwürde Rückkehr in das Paradies nur endlose Langeweile (un)bedeuten. Die Kenntnis der Gefahr macht das Paradies zum Gefängnis. Die eigentliche Gefahr beginnt mit dem Ende der Gefahr. Viel(un)leicht ist Wissen nur die Kenntnis des Gefängnis-Charakters des Paradieses? Wie könnte ohne tot-ale Erinnerungslöschung (Identitätsver(un)lust) auf das Inferno das