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mit Kommandoton, mit blindem Gehorsam, mit Manipulation und Gewalt nichts zu tun.

      Verantwortliches Handeln

       will nicht entmündigen, sondern mündig machen,

       will nicht demütigen, sondern stärken,

       will nicht unterwerfen, sondern Selbstwert aufbauen,

       will nicht überreden, sondern überzeugen.

      Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern, dass sie für Erziehung, Bildung und für das Wahrnehmen von Verantwortung auf allen Ebenen und vor Gott brauchbare Anregungen finden.

       Reinhold Ruthe

      Januar 2011

      Kapitel 1

      Die Familie ist der erste und wichtigste Bildungsort

      Die Wurzeln der Familie reichen zurück bis in die Frühzeit der Menschheit. Sie ist die kleinste, aber auch die intensivste Lebensgemeinschaft, die Keimzelle der Gesellschaft. Hier lernen Kinder und Jugendliche, sich auf das Leben in der Gesellschaft vorzubereiten. Ehe und Familie werden darum im Grundgesetz (Artikel 6, Absatz 1) unter den besonderen Schutz des Staates gestellt. Etwa 40 % der Bevölkerung leben als Familie in Deutschland, das heißt: Ein oder zwei Elternteile mit mindestens einem minderjährigen Kind wohnen in einem gemeinsamen Haushalt.

      Die Überschrift dieses Kapitels stammt von dem idea-Redaktionsleiter Wolfgang Polzer. Die EKD-Synode der evangelischen Kirche in Deutschland, die 2010 tagte, hat ein Papier veröffentlicht, in dem die Sätze stehen:

      „Bildungsgerechtigkeit entscheidet sich am Anfang - deshalb sind Eltern in ihrer Erziehungs- und Bildungsaufgabe zu stärken, denn die Familie ist der erste und wichtigste Bildungsort.“

      Polzer kommentiert kritisch:

      „Dem wäre nichts hinzuzufügen, spräche nicht die Realität eine andere Sprache. Da wird die Lösung aller Bildungsprobleme vor allem im Ausbau von Kindertagesstätten und institutionalisierter Erziehung vom Babyalter an gesehen. Das ist aber ein Irrweg, wenn nicht gleichzeitig die Familie gefördert wird. Denn Mutter und Vater bleiben für Kinder die wichtigsten Personen für ihre Entwicklung. Noch so gut ausgebildete Erzieherinnen und noch so gut ausgestattete Einrichtungen können Mutterliebe auch nur annähernd ersetzen. Freilich: Die gesellschaftliche Realität steht diesem Ideal auf vielfache Weise entgegen. Wenn es in vielen Fällen aus wirtschaftlichen Gründen gar nicht mehr möglich ist, dass eine Mutter in den ersten sechs Jahren sich nur ihren Kindern widmen kann, dann ist das ein Skandal.“1

      Etwas mehr als 300 000 Familien, die aus sechs bis sieben Mitgliedern bestehen, gibt es in Deutschland. Etwa 2 Millionen Menschen, die als Großfamilien in einem schrumpfenden Kleinfamilienparadies aufwachsen. Immer mehr Eltern verzichten aufs Heiraten. Knapp 60 % aller Geburten des Jahres 2007 in Ostdeutschland waren nichtehelich. In Westdeutschland betrug der Anteil etwa 24 %. Diese Wandlung in der Familienstruktur hat die Bundesreagierung veranlasst, den Familienbegriff umzuformulieren. Das neue Lebensformenkonzept spricht von Eltern-Kind-Gemeinschaften. Die Kinder können leibliche Kinder, Stief-, Pflege- oder Adoptionskinder von beiden oder von einem Elternteil sein.

      Wenn allerdings in Deutschland jede dritte Ehe wieder geschieden wird, in einigen Großstädten jede zweite, dann erfahren Kinder oft Konflikte, Zerrissenheit, Angst und keine Bejahung positiver Werte. Wichtig ist, dass nicht die Scheidung als solche entscheidend ist, sondern die Auseinandersetzungen, die der Scheidung vorausgehen.

      Was geschieht:

       Kinder geben sich oft selbst die Schuld, weil sie glauben, für die Auseinandersetzungen der Eltern mit verantwortlich zu sein;

       Kinder geraten in Loyalitätskonflikte, wenn sie sich für den einen oder anderen Elternteil entscheiden müssen;

       Kinder reagieren zunehmend depressiv, weil sie hin- und hergerissen werden;

       Kinder sind verwirrt, was Werte wie Liebe, Ehe, Treue und Zuverlässigkeit angeht. Die Eltern haben viele Werte infrage gestellt.

      Kanadische Psychologen haben untersucht, wie und durch wen Werte in der Familie weitergegeben werden. Sie befragten 32 Jugendliche im Alter zwischen 16 und 20 Jahren. Fast alle Jugendlichen konnten berichten, dass Eltern und Großeltern ihnen Geschichten über Werte erzählt hatten. Häufig seien es Themen gewesen, die sich mit Hilfe, Mitleid und Unterstützung für andere beschäftigt hätten. Als diese Jugendlichen später im Alter von 24 Jahren noch einmal befragt wurden, gaben sie an, dass besonders Eltern und Großeltern ihnen Vorbild gewesen seien. Sie hätten ihnen in erster Linie Werte vermittelt.

      Das Wort Solidarität meint Zusammengehörigkeitsgefühl, Gemeinsinn, Übereinstimmung. Für das Zusammenleben von Menschen auf dieser Erde sind diese Einstellungsmuster lebensnotwendig. In der Bibel sprechen wir von Nächstenliebe. Und in der Familie realisieren verantwortliche Eltern und Erzieher diese Umgangsmuster.

      Hier lernen junge Menschen, dass wir

       füreinander einstehen,

       füreinander sorgen,

       füreinander Hilfen bereitstellen.

      Eltern und Kinder sind sich nicht gleichgültig. Entscheidend ist ein vertrauensvolles Verhältnis. Jeder achtet jeden. Jeder kümmert sich um jeden. Jeder fühlt sich für den anderen verantwortlich. Wenn das von klein auf nicht gelebt und vorgelebt wird, werden Egoismus und Selbstsucht uns ruinieren.

      Leider ist es heute so, dass die Orientierung des jungen Menschen immer mehr von Umwelt und Außenwelt gesteuert wird. Die gesellschaftlichen Einflüsse spielen eine immer größere Rolle. Es fällt ihnen zunehmend schwerer, in den pluralistischen Angeboten den richtigen Weg zu finden. Alle Werte werden zerpflückt und infrage gestellt. Betont werden:

       Selbstverwirklichung,

       Auflehnung und Prostest gegen die Eltern,

       Wendung nach innen,

       Infragestellen von Idealen und Ordnungen,

       Isolationsbestrebungen und

       Suche nach eigenen Werten und Standpunkten.

      Die Geborgenheit geht verloren. Das Elternhaus kann den Zwiespalt der Kinder und Jugendlichen oft nicht verhindern. Sie werden von Fragen erdrückt: Wer bin ich? Was bin ich? Warum bin ich? Was soll ich hier in dieser Welt?

      Viele fühlen sich hin- und her gerissen und empfinden das Leben als fragwürdig. Etliche werden völlig verunsichert und geraten in eine Identitätskrise.

      Die Folgen sind: Nicht wenige fallen in kindliche Verhaltensweisen und Abhängigkeiten zurück. Sie geben sich schwach und hilflos und wollen weiterhin betreut und bemuttert werden. Heute spielt das sprichwörtliche „Hotel Mama“ eine große Rolle. Jugendliche und junge Erwachsene passen sich an und warten auf die Entscheidungen der Eltern.

      Andere brechen aus. Sie geben die Geborgenheit im Elternhaus auf und wagen den Sprung ins kalte Wasser. Sie gehen Risiken ein, verschätzen sich gewaltig und landen bei Drogen oder in der Kriminalität. Wieder andere geraten an Sektierer und treten extremen Gruppen oder Sekten bei.

      In diesem Selbstfindungsprozess benötigen Kinder und Jugendliche Eltern, die Vertrauen schenken, die Orientierung geben, die Vorbilder

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