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Geschosse, die aus einer Maschinenpistole stammen könnten. Dafür spricht die Verteilung in Schuss-Clustern, wie wir sie in diesem Fall wohl annehmen können, auch wenn ich die letzten Beweise dafür zweifellos schuldig geblieben bin.”

      „Na, dann mal an die Arbeit”, meinte Wildenbacher. „Wird sicher eine schwierige Sache.”

      3

      „Sagt Ihnen der Begriff „Horror-Haus” etwas?”, fragte uns Herr Hoch, nachdem wir uns gesetzt hatten. Unser Chef kam hinter dem Schreibtisch seines Büros hervor. Die Hemdsärmel waren hochgekrempelt. Die Hände steckten in den weiten Taschen seiner Flanellhose.

      „Im Moment hört man eine Menge davon in den Nachrichten”, meinte mein Kollege Rudi Meier. „Vorausgesetzt, Sie sprechen über das Horror-Haus von Frankfurt, wie es inzwischen in den Nachrichtensendern genannt wird.”

      „Genau darüber spreche ich”, sagte Kriminaldirektor Hoch. „Da ich nicht weiß, wie intensiv Sie die lokale Berichterstattung in Frankfurt verfolgt haben, fasse ich den Stand der Dinge mal kurz zusammen: In einem Haus mit wechselhaften und zum Teil etwas dubiosen Besitzverhältnissen sollte nach einem weiteren Besitzerwechsel eine Drainage eingebaut und die Abwasserleitungen erneuert werden. Im Zuge dieser Arbeiten sollte auch die Bodendecke im Keller entfernt und neu gemacht werden. Dabei sind beim Aufbrechen des Bodenbetons menschliche Überreste zu Tage getreten. Zunächst hat die Mordkommission des Frankfurter Polizeipräsidium die Ermittlungen übernommen, dann recht schnell die Kollegen vom BKA um Hilfe gebeten, und so ist der Fall in unsere Zuständigkeit gekommen.” Kriminaldirektor Hoch machte eine kurze Pause und wandte den Blick in Richtung der Fensterfront. „Dr. Wildenbacher und Dr. Förnheim aus unserem Team wurden bereits frühzeitig zur Unterstützung der lokalen Kollegen in diesem Fall tätig. Außerdem ist ein Archäologe zu Rate gezogen worden, denn Sie können sich vorstellen, dass das Sichern von einbetonierten Leichen nicht so ganz einfach ist. Da ist Spezialwissen vonnöten, sonst hat man am Ende keine brauchbaren Ergebnisse. Inzwischen hat man herausgefunden, dass in dem Betonboden zwölf Leichen verborgen wurden. Diese Menschen wurde durch kleinkalibrige Geschosse getötet, die vermutlich aus Maschinenpistolen stammen. Untersuchungen an den ebenfalls gefundenen Projektilen hat ergeben, dass es mindestens zwei verschiedene Waffen waren, aus denen gefeuert wurde - und damit mutmaßlich auch mehrere Schützen.”

      „Das klingt nach einer regelrechten Hinrichtung”, meinte ich.

      „Das war es vermutlich auch”, erklärte unser Chef. „Die Identität der Opfer konnte bisher nur in einem Fall geklärt werden. Aber das hat dann dafür gesorgt, dass dieser Fall jetzt unsere Angelegenheit ist.”

      „Um wen geht es?”, fragte Rudi.

      „Jan Wachovsky.”

      „Meinen Sie etwa den Sohn von Valentin ‘Big Val’ Wachovsky?”, hakte ich nach.

      „Ganz genau”, bestätigte Kriminaldirektor Hoch.

      Natürlich hatten Rudi und ich von Wachovsky gehört. Big Val hatte einen Zusammenschluss von kriminellen Vereinigungen geleitet, der sich das ,Institut für allgemeinen Wohlstand‘ nannte und in ganz Europa aktiv gewesen war. Vor einigen Jahren hatte es einen groß angelegten Schlag gegen diese Organisation gegeben. Die Führung des Instituts war dabei verhaftet worden, darunter auch Big Val. Rudi und ich waren damals ebenso wie Kriminaldirektor Hoch noch in Hamburg gewesen. Das dortige Büro hatte sich natürlich an der konzertierten Aktion beteiligt, die für die Zerschlagung dieses Super-Bandennetzwerks letztendlich gesorgt hatte.

      Allerdings war unsere Rolle bei diesem Fall eher klein gewesen. Wir hatten mehr oder weniger unterstützende Dienste geleistet, damit die große, sich über mehrere Staaten erstreckende Operation reibungslos vonstattengehen konnte.

      „Valentin Wachovsky sitzt bis auf alle Zeiten in einer Zelle, wie wir ja alle wissen. Er hat seitdem allen Angeboten von Seiten der Staatsanwaltschaft widerstanden, sich auf einen Deal einzulassen oder irgendwelche Informationen preiszugeben, die vielleicht dazu führen könnten, den in der Versenkung verschwundenen Rest dieses kriminellen Netzwerkes auch noch zu fassen. Wir müssen nämlich davon ausgehen, dass das sogenannte Institut für allgemeinen Wohlstand in zusammengestutzter Form seine alten Geschäfte fortsetzt. Und es gibt sogar Vermutungen darüber, dass Wachovsky dort immer noch über Mittelsmänner Einfluss ausübt. Was nun seinen Sohn Jan angeht, der jetzt in diesem Horror-Haus aufgefunden wurde, so sind wir bisher davon ausgegangen, dass er sich vor ein paar Jahren mit einer nicht unerheblichen Menge an Schwarzgeld abgesetzt hat und jetzt von irgendeinem klimatisch angenehmen Ort auf der Welt, der vorzugsweise in einem Land liegt, das kein Auslieferungsabkommen mit uns unterzeichnet hat, das Geschehen aus der Ferne beobachtet.”

      „Aber diese Annahme war offensichtlich ein Irrtum”, stellte ich fest.

      Kriminaldirektor Hoch nickte.

      „Allerdings! Durch die Identifizierung von Jan Wachovsky liegt der Fall jetzt in unserer Zuständigkeit.“

      „Gibt es schon Anhaltspunkte, wer die anderen Opfer sein könnten?“, fragte ich.

      Kriminaldirektor Hoch schüttelte den Kopf.

      „Wie ich schon sagte, ist das eine hoch komplexe Angelegenheit. Wildenbacher und Förnheim sind schon eine ganze Woche in Frankfurt. Natürlich besteht nach der Identifizierung von Jan Wachovsky nun die Hoffnung, dass dies die weitere Arbeit unseres wissenschaftlichen Forschungsteams erleichtert. Schließlich kann man jetzt gezielter innerhalb von Wachovskys Bekanntenkreis suchen. Zum Beispiel nach Personen, die ungefähr zur selben Zeit verschwunden sind wie Jan.“

      „Weiß Big Val darüber Bescheid, dass sein Sohn gefunden wurde?“, fragte ich.

      „Zumindest weiß er es nicht von uns“, erklärte Kriminaldirektor Hoch. „Es wird Ihre Aufgabe sein, ihn damit zu konfrontieren. Möglicherweise ändert dies seine Einstellung zu einer möglichen Kooperation mit der Justiz und dem BKA.“

      4

      Ungefähr eine Stunde später befanden sich mein Kollege Kriminalinspektor Rudi Meier und ich auf dem Weg nach Frankfurt. Wir nahmen meinen Dienst-Porsche. Circa fünf Stunden fuhr man über die Bundesautobahn 9, vorausgesetzt, die Verkehrsverhältnisse waren einigermaßen normal, und es kam nicht zu den berüchtigten Staus vor der City von Frankfurt.

      Aber bevor wir Frankfurt erreichen würde, hatten wir noch etwas anderes zu erledigen. Wir suchten die Strafanstalt auf, in der Valentin ‘Big Val’ Wachovsky einsaß. Da Wachovsky in diesem Fall bislang der einzige Ansatzpunkt für unsere Ermittlungen war, wollten wir ihm einen Besuch abstatten. Kriminaldirektor Hoch hatte das bereits für uns arrangiert. Und soweit wir informiert waren,

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