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ein körperliches Entzugssyndrom bei Beendigung oder Reduktion des Konsums

      4) Nachweis einer Toleranz

      5) fortschreitende Vernachlässigung anderer Vergnügen oder Interessen zugunsten des Substanzkonsums; erhöhter Zeitaufwand, um die Substanz zu besorgen

      6) anhaltender Substanzkonsum trotz des Nachweises eindeutig schädlicher Folgen

       Kriterien nach dem DSM-IV:

      Im DSM-IV ist unter der Ziffer 292.0 der Nikotinentzug aufgeführt.

      Nach mindestens mehreren Wochen täglichen Nikotinkonsums (Kriterium A) entwickelt sich bei plötzlicher Beendigung oder Reduktion innerhalb von 24 Stunden ein charakteristisches Entzugssyndrom (Kriterium B). Dieses schließt mindestens vier der folgenden Symptome ein:

      1. dysphorische oder depressive Stimmung

      2. Schlaflosigkeit

      3. Ablenkbarkeit, Enttäuschung oder Ärger

      4. Angst

      5. Konzentrationsschwierigkeiten

      6. Unruhe

      7. verminderte Herzfrequenz

      8. gesteigerter Appetit oder Gewichtszunahme

      Kriterium C: Die genannten Entzugssymptome verursachen den Betroffenen in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen.

      Kriterium D: Zusätzlich gilt, dass die Symptome nicht auf einen medizinischen Krankheitsfaktor zurückzuführen sind und nicht durch eine andere psychische Störung erklärt werden können.

       Kriterien nach Fagerström (FTND):

      Durch den »Fagerström Test for Nicotine Dependence« (FTND) wird die Stärke der Tabakabhängigkeit ermittelt. Der Fragebogen besteht aus folgenden 6 Items:

       Items des FTND:

      1) Wann nach dem Aufwachen rauchen Sie Ihre erste Zigarette?

      2) Finden Sie es schwierig, an Orten, wo das Rauchen verboten ist, das Rauchen sein zu lassen?

      3) Auf welche Zigarette würden Sie nicht verzichten wollen?

      4) Wie viele Zigaretten rauchen Sie im Allgemeinen pro Tag?

      5) Rauchen Sie am Morgen im Allgemeinen mehr als am Rest des Tages?

      6) Kommt es vor, dass Sie rauchen, wenn Sie krank sind und tagsüber im Bett bleiben müssen?

      Insgesamt ist eine Punktzahl von 0 bis 10 erzielbar, wobei

0–2 Punkte eine sehr geringe,
3–4 Punkte eine geringe,
5 Punkte eine mittlere,
6–7 Punkte eine starke und 8–10 Punkte eine sehr starke Abhängigkeit bedeuten (Heatherton et al. 1991).

      Raucher mit 0 bis 2 Punkten werden als vorwiegend psychisch abhängig und solche mit Punktwerten von 5 bis 10 als überwiegend physisch abhängig beurteilt, ein Punktwert von 3 bis 4 lässt sich nicht eindeutig zuordnen.

      Sie finden den FTND-Fragebogen im Anhang als Kopiervorlage für Ihre Klienten.

       2.7Erklärungsmodelle für das Rauchen

       2.7.1Psychologische Aspekte des Rauchens

      Bei einem systemischen Verständnis von Sucht – hier nicht nur aufs Rauchen, sondern auch auf andere Süchte bezogen – wird davon ausgegangen, dass süchtige Menschen sich zunächst durch ein hohes Maß an Pflichterfüllung auszeichnen. Häufig fällt es ihnen schwer, sich abzugrenzen und auf Anfragen des Umfelds auch einmal mit »Nein, ich will nicht« zu antworten. Die mangelnde Fähigkeit, zu den eigenen Bedürfnissen zu stehen, drückt sich aber nicht nur im Umgang mit dem sozialen Umfeld aus, sondern auch darin, wie sie mit ihren eigenen inneren schwachen, regressiven oder lustbetonten Anteilen umgehen. Diese Seiten werden abgespalten.

      In der Folge kommt es zu einem Mangelerleben, die abgewehrte regressive Seite kommt, vielleicht über Jahre, nicht zum Zug, bis schließlich, häufig zufällig, eine der Lust, der Regression, dem Spielerischen entgegenkommende Erfahrung mit dem Suchtstoff gemacht wird. Dann tritt das lang ersehnte Erleben des Loslassen-Könnens ein, und aus der Sehnsucht wird die Sucht.

      Evident wird dieser Zusammenhang, wenn man die Zigarettenwerbung betrachtet. Diese geht geschickt auf die Sehnsucht des Zielpublikums ein; Menschen, die anscheinend keinerlei Pflichten, dafür aber jede Menge Spaß, Lust und Freiheiten haben, tummeln sich im »Marlboro-Country« oder auf der »Camel-Trophy«. Mit der Realität eines Rauchers, der im fortgeschrittenen Stadium der Abhängigkeit mit dem Zug an der Zigarette keinesfalls ins Marlboro-Land der Freiheit versetzt wird, sondern allenfalls eine kurzfristige Befreiung von seinen Entzugssymptomen erfährt, hat das wenig zu tun. Andererseits darf er sich im weiteren Verlauf süchtig nennen, was tatsächlich bis dahin ungeahnte Freiheiten bergen kann. Wo bisher nicht gewagt wurde zu sagen »Ich will nicht«, steht nun das »Ich will ja gern, aber ich kann leider nicht«. In der Sucht wird die »Sehnsuchtsseite« also dominant, die »Pflichtseite« dagegen dissoziiert; während ohne das Suchtmittel die Verhältnisse genau gegenteilig angeordnet sind.

      Da mittlerweile Süchte zunehmend als Krankheiten anerkannt werden, erfährt der Abhängige für sein wenig pflichtbewusstes Verhalten auch keine Sanktionen durch die soziale Umwelt. Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass er sich und andere nicht im Zweifel darüber lässt, dass er nicht in der Lage ist, sein Verhalten bezüglich des Suchtmittels zu steuern. Offensichtlich wird dies beim Alkoholkranken, der seine Frau unter Alkoholeinfluss schlägt, ohne befürchten zu müssen, dass sie sich von ihm trennt – es war ja der Alkohol! Auch der Raucher, der »leider« eine Zigarettenpause machen muss (die er sich ohne Zigarette nicht gönnen würde), handelt nach diesem Schema.

      Diese Abgabe jeglicher Kontrolle hat jedoch einen Nachteil. Will der Betreffende später den Substanzgebrauch beenden, muss er zunächst sein inneres Konzept der fehlenden Kontrolle revidieren und die Verantwortung für sein Tun wieder selbst übernehmen. Führt dagegen weiter der Suchtstoff die Regie, so hat die Person selbst keine Möglichkeit, regulierend einzugreifen (Schmidt 2000). Interessant ist in diesem Zusammenhang der Wunsch vieler Klienten, die mit einer Suchtproblematik zur hypnotherapeutischen Behandlung kommen. Die Hypnose soll bei ihnen bewirken, dass sie nicht mehr rauchen können. Möglicherweise sind solche Klienten, die sich, wie oben erwähnt, meist durch ein hohes Maß an Pflichtbewusstsein und Loyalität auszeichnen, ihren eigenen Suchtanteilen gegenüber zu treu, als dass sie das Rauchen nur einfach deshalb beenden würden, weil sie es nicht mehr wollen, sodass sie auch hier die Legitimation benötigen, nicht mehr zu können.

      Auf die Implikationen dieses Modells für die Behandlung wird weiter unten eingegangen.

      Lernpsychologisch betrachtet entsteht das Rauchverhalten zunächst durch Lernen am »Modell«. Das Kind oder der Jugendliche erlebt, wie Eltern oder Verwandte die Zigarette als Mittel zur Anregung, Entspannung, Stressreduktion etc. einsetzen und ahmt dieses Verhalten nach. Später wird das erlernte Verhalten durch unterschiedliche Faktoren aufrechterhalten.

      Operante Verstärkung: Da die angenehme Wirkung einer Zigarette innerhalb von Sekunden eintritt, ist gemäß der Lerntheorie der Verstärkungseffekt hier besonders ausgeprägt. Die langfristigen negativen Wirkungen zeigen sich erst Jahre später und haben damit kaum Auswirkungen auf die aktuelle Verhaltenssteuerung (Buchkremer 1991). Ein weiterer wichtiger Punkt: Das Rauchen erzeugt nicht nur angenehme Situationen, sondern wird

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