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Ekel an Dingen und Menschen Platz, der Entmutigung oder der Auflehnung, der Depression und der Unzufriedenheit. In diesen Augenblicken ist es gut, ruhig zu bleiben und von jeder Tätigkeit Abstand zu nehmen, denn es sind die Augenblicke, in denen man Dummheiten macht und in einem Moment Monate regelmäßiger Anstrengung und den daraus erwachsenen Fortschritt zunichte machen kann. Diese Krisen sind weniger langwierig und gefährlich bei denen, die genügend innige Beziehungen zu dem seelischen Teil ihres Wesens hergestellt haben, um die Flamme der Sehnsucht und das Bewusstsein des zu verwirklichenden Ideals in sich lebendig zu erhalten. Mit Hilfe dieses Bewusstseins können sie auf ihr Vitales einwirken, so wie man auf ein aufbegehrendes Kind einwirkt, mit Ruhe und Geduld, ihm die Wahrheit und das Licht zeigend, bemüht, es zu überzeugen und den guten Willen in ihm wieder zu erwecken, der für einen Augenblick verschleiert war. Dank dieses geduldigen Eingreifens kann jede Krise in einen neuen Fortschritt, in einen weiteren Schritt dem Ziel entgegen verwandelt werden. Die Fortschritte mögen langsam sein, die Rückfälle häufig, doch wenn man einen tapferen Willen behält, kann man sicher sein, eines Tages zu triumphieren und zu sehen, wie alle Schwierigkeiten vor dem strahlenden Glanz des Wahrheitsbewusstseins dahinschmelzen und verschwinden.

      Schließlich ist es auch notwendig, durch eine vernünftige und einsichtige Körpererziehung unseren Körper kräftig und geschmeidig genug zu machen, damit er in dieser materiellen Welt ein geeignetes Werkzeug der Wahrheitskraft wird, die sich durch uns zum Ausdruck bringen will. Denn der Körper soll ja nicht regieren, sondern gehorchen, und seine wahre Natur ist es, ein gehorsamer und treuer Diener zu sein. Unglücklicherweise hat er im Hinblick auf seine Meister, das Mentale und das Vitale, selten die notwendige Unterscheidungskraft. Er gehorcht ihnen blindlings, sehr zum Schaden seines eigenen Wohlergehens. Das Mentale mit seinen Dogmen und seinen starren, willkürlichen Prinzipien, das Vitale mit seinen Leidenschaften, seinen Übertreibungen und Ausschweifungen können das natürliche Gleichgewicht des Körpers im Nu zerstören und in ihm Überarbeitung, Erschöpfung und Krankheit hervorrufen. Von dieser Tyrannei muss man ihn befreien, und das ist nur möglich durch das beständige Einssein mit dem seelischen Mittelpunkt des Wesens. Der Körper hat eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit und Ausdauer. Er ist zu viel mehr fähig, als man gewöhnlich glaubt. Wenn er, statt von unwissenden und despotischen Herren regiert zu werden, von der zentralen Wahrheit des Seins gelenkt wird, so wird man mit großer Verwunderung feststellen, was er alles zu leisten vermag. Ruhig und schweigend, stark und ausgeglichen, wird er in jeder Minute die geforderte Leistung vollbringen können, denn er wird gelernt haben, in der Tätigkeit selbst die Entspannung zu finden und durch die Berührung mit den universellen Kräften seine sinnvoll und bewusst ausgegebenen Energien zu erneuern. In einem solchen ausgeglichenen und gesunden Leben wird eine neue Harmonie sich in ihm offenbaren, die Harmonie höherer Ebenen widerspiegelnd, die ihm die Vollkommenheit der Proportionen und die ideale Formschönheit geben wird. Und diese Harmonie wird beständig reicher werden, denn die Wahrheit des Wesens ist nicht unveränderlich. Sie ist die unaufhörliche Entfaltung einer wachsenden Vollkommenheit, die immer weiter und umfassender wird. Sobald der Körper gelernt haben wird, dieser harmonisierenden Bewegung zu folgen, wird es ihm gelingen, durch eine ununterbrochene Verwandlung der unerbittlichen Zersetzung und Zerstörung zu entgehen. Das unwiderrufliche Gesetz des Todes wird dann aufgehört haben zu gelten.

      Wenn wir diesen Grad der Vollkommenheit, der unser Ziel ist, erreicht haben werden, können wir erkennen, dass die Wahrheit, die wir suchen, vier Hauptaspekte hat: Liebe, Wissen, Macht und Schönheit. Diese vier Eigenschaften der Wahrheit werden in unserem Sein spontan zum Ausdruck kommen. Die Seele wird der Träger der wahren und reinen Liebe sein, das Denken der Träger des unfehlbaren Wissens, das Vitale wird die unbesiegbare Kraft und Macht offenbaren, und der Körper wird zum Ausdruck einer vollendeten Schönheit und Harmonie.

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      Worte der Mutter

      „Sich kennen und sich meistern“, was heißt das?

      Das heißt, sich seiner inneren Wahrheit bewusst sein, der verschiedenen Teile seines Wesens und ihres Wirkens. Man muss wissen, warum man dies tut, warum jenes: Man muss seine Gedanken kennen, seine Gefühle, all seine Handlungen, all seine Regungen, das, wozu man fähig ist, und so weiter. Und sich zu kennen genügt nicht: Dies Wissen muss eine bewusste Meisterung mit sich bringen. Sich vollkommen kennen heißt, sich vollkommen meistern.

      Aber das braucht ein beständiges Streben. Es ist nie zu früh zum Anfangen, nie zu spät zum Fortfahren. Sogar wenn du noch ganz klein bist, kannst du beginnen, dich zu erforschen und zu erkennen und nach und nach zu meistern. Und sogar dann, wenn du sogenannt „alt“ bist, recht betagt bist, ist es nicht zu spät, die Anstrengung zu machen, sich immer besser zu erkennen und immer besser zu meistern. Das ist die Wissenschaft vom Leben.

      Um sich zu vervollkommnen, muss man sich erst seiner selbst bewusst werden. Zum Beispiel ist es dir in deinem Leben bestimmt schon öfters passiert, dass dich jemand plötzlich fragt: „Warum hast du das getan?“, und darauf antwortest du unwillkürlich: „Ich weiß es nicht.“ Fragt dich jemand: „Woran denkst du?“, antwortest du: „Ich weiß es nicht“. „Warum bist du müde?“ – „Ich weiß es nicht“. „Warum bist du glücklich?“ – „Ich weiß es nicht“, und so weiter fort. Ich könnte fünfzig Leute nehmen und sie unvermittelt, unvorbereitet fragen: „Warum hast du das getan?“ Und sind sie innerlich nicht „wach“, so antworten sie alle: „Ich weiß es nicht.“ (Natürlich spreche ich da nicht von jenen, die eine Disziplin ausgeübt haben, sich zu erkennen und ihre Regungen bis zum Äußersten zu verfolgen. Jene können sich natürlich besinnen, sich sammeln und richtig antworten, wenn auch erst nach einer Weile.) Du kannst sehen, dass es sich so verhält, wenn du dich den Tag über gut beobachtest. Du sagst etwas und weißt gar nicht, warum du es sagst – erst nachdem die Worte deinen Mund verlassen haben, merkst du, dass es nicht eigentlich das war, was du sagen wolltest. Du besuchst zum Beispiel jemanden und nimmst dir vor, etwas ganz Bestimmtes sagen zu wollen. Stehst du aber vor dem Betreffenden, so sagst du nichts, oder andere Worte entschlüpfen deinem Mund. Bist du imstande zu sagen, inwieweit die Atmosphäre des anderen dich beeinflusst und daran gehindert hat, das zu sagen, was du dir vorgenommen hast? Wie viele sind imstande, es zu sagen? Sie erkennen gar nicht, dass der andere sich in der und der Verfassung befand und sie ihm darum nicht sagen konnten, was sie gewollt hatten. Natürlich gibt es sehr offenkundige Fälle, wo du Menschen in so schlechter Laune antriffst, dass du sie um nichts bitten kannst. Davon spreche ich nicht. Ich spreche von der klaren Wahrnehmung der gegenseitigen Beeinflussungen, nämlich was auf deine Natur einwirkt und von ihr zurückwirkt. Diese Wahrnehmung fehlt für gewöhnlich. Auf einmal fühlt man sich beispielsweise unwohl oder man fühlt sich froh, aber wie viele können sagen: „Das ist es.“? Und das ist auch schwer zu wissen. Es ist durchaus nicht leicht. Man muss schon sehr wach sein, stets in einem sehr aufmerksamen Zustand der Beobachtung.

      Manche Menschen schlafen zwölf Stunden am Tag, und während der übrigen Zeit sagen sie: „Ich bin wach.“ Und manche schlafen zwanzig Stunden am Tag, und den Rest der Zeit sind sie auch nur halb wach! Um in diesem Zustand aufmerksamer Beobachtung zu sein, musst du sozusagen überall Antennen haben, die mit deinem wahren Bewusstseinszentrum in dauernder Verbindung stehen. Auf diese Weise verzeichnest du alles und ordnest alles, du lässt dich nicht mehr überraschen oder täuschen, und du kannst nichts anderes sagen als das, was du willst. Wie viele aber leben so als in ihrem Normalzustand? Genau das meine ich, wenn ich davon spreche, „bewusst zu werden“. Willst du aus den Bedingungen und Umständen, in denen du dich befindest, den größten Nutzen ziehen, so musst du völlig wach sein. Du darfst dich nicht überraschen lassen, nicht Dinge tun, ohne zu wissen warum, nicht Dinge sagen, ohne zu wissen warum. Du musst dauernd wach sein.

      Du musst auch begreifen, dass du nicht ein gesondert lebendes Einzelwesen bist, sondern dass das Leben ein ständiger Austausch von Kräften ist, von Bewusstsein, von Schwingungen, von Bewegungen aller Art. Das ist wie in einer Menschenmenge: Wenn jedermann drängt, gehen alle vorwärts, und wenn alle zurückweichen, geht jedermann zurück. Dasselbe geschieht in der inneren Welt, in deinem Bewusstsein. Ständig wirken und reagieren dort Kräfte und Einflüsse auf dich, und es ist wie ein Gas in der Atmosphäre, und bist du nicht ganz und gar wach, so treten diese Dinge in dich ein, und erst wenn sie richtig in dir drin sind und dann wieder herauskommen, so als kämen sie von dir selbst, nimmst du sie wahr. Wie oft treffen

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