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werden, bis es sehen kann, wo es blind war, bis es hören kann, wo es taub war, bis es fühlen kann, wo es stumpf war, und bis es Freude, Erfüllung, Gewissheit und Frieden haben kann, wo es zuvor verwirrt und unsicher, voller Zweifel und Enttäuschung war.

      Das ist es, worauf der Yoga fußt, auf einer immerwährenden Erfahrung seit die Menschen begannen, das Göttliche zu suchen. Wenn dies nicht wahr ist, dann ist im Yoga keine Wahrheit, und es besteht auch kein Erfordernis für den Yoga. Wenn es aber wahr ist, dann können wir von dieser Grundlage ausgehend – nämlich von der Notwendigkeit dieses größeren Bewusstseins – erkennen, ob Zweifel irgendeinen Nutzen für das spirituelle Leben haben. Irgendetwas Beliebiges, zu glauben, wird vom spirituell Suchenden bestimmt nicht erwartet; eine solche unkritische und törichte Gläubigkeit wäre nicht nur unintellektuell, sondern auch in höchstem Maße unspirituell. In jedem Augenblick des spirituellen Lebens, bis man in das höhere Licht ganz eingetreten ist, muss man auf der Hut sein und fähig, spirituelle Wahrheit von pseudospirituellen Nachahmungen oder Surrogaten zu unterscheiden, die vom Mental und dem vitalen Begehren geformt werden. Die Fähigkeit, zwischen den Wahrheiten des Göttlichen und den Lügen der asuras zu unterscheiden, ist ein zentrales Erfordernis für den Yoga. Die Frage ist, ob dies am besten durch die negative und destruktive Methode des Zweifels geschieht, die zwar oft die Falschheit tötet, doch mit dem selben gleichgültigen Hieb die Wahrheit zurückschlägt, oder ob eine positivere, eine hilfreichere und lichthaft suchende Macht gefunden werden kann, die durch keine ihr innewohnende Unwissenheit gezwungen wird, Falschheit und Wahrheit gleicherweise mit dem Stilett des Zweifels oder dem Knüppel der Verneinung zu begegnen. Die Lehre der Spiritualität oder des Yoga besteht nicht in der Blindheit des mentalen Glaubens; der Glaube, von dem der Yoga spricht, ist kein unverarbeiteter, mentaler Glaube, sondern das Festhalten der Seele an dem leitenden inneren Licht, ein Festhalten, das bewahrt werden muss, bis jenes Licht in das Wissen führt.

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      Ich verlange von niemandem „blinden“ Glauben, ich verlange vielmehr einen grundlegenden Glauben, der von einer geduldigen und ruhigen Unterscheidung getragen wird – denn diese beiden gehören zum Bewusstsein des spirituell Suchenden; ich habe sie selbst angewendet und gefunden, dass durch sie jenes ziemlich unnötige Dilemma schwindet, jenes „entweder du musst alles Überphysische bezweifeln oder blind glauben“, welches das gängige Argument des Materialisten ist. Dein eigener Zweifel kehrt, wie ich sehe, fortwährend zu dieser Frage mit der Wiederholung jener Phrase zurück – obwohl ich ihr nicht zustimme –, was wiederum meine Behauptung stützt, dass der Zweifel nicht überzeugt werden kann, da er aufgrund seiner eigentlichen Natur nicht überzeugt werden will; er wiederholt immer wieder die alte Leier.

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      In dieser physischen Welt überwiegt das Anormale, und es gibt auch das Übernormale. Bei diesen Dingen sollte, abgesehen von jeder Glaubensfrage, ein wahrhaft vernünftiger Mensch mit einem freien Geist (der nicht wie jener der Rationalisten oder sogenannten Frei-Denker an jedem Punkt mit dem dreifachen Strick eines a priori und eines irrationalen Zweifels gebunden ist) nicht sofort „Humbug und Falschheit“ ausrufen, sondern eine Beurteilung so lange aufschieben, bis er die notwendige Erfahrung und das notwendige Wissen besitzt. In Unwissenheit zu verneinen, ist nicht besser, als in Unwissenheit zu bejahen.

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      Welches Motiv auch immer das Mental oder Vital unmittelbar bewegt, es muss, wenn in dem Wesen ein wahrhaftes Suchen nach dem Göttlichen besteht, einmal zur Verwirklichung des Göttlichen führen. Die Seele besitzt immer jenes innere Sehnen (ahaituki) nach dem Göttlichen; das besondere Motiv (hetu) ist lediglich ein Impuls, der von ihr benutzt wird, damit Mental und Vital dem inneren Drängen folgen. Und sobald das Mental und Vital die reine Liebe der Seele zum Göttlichen um seiner selbst willen spüren und annehmen können, erreicht die Sadhana ihre volle Kraft, und viele Schwierigkeiten schwinden; doch auch wenn sie dies nicht können, werden sie erhalten, was sie im Göttlichen suchen, und auf diese Weise etwas verwirklichen und sogar die Begrenzung ihres ursprünglichen Begehrens überschreiten... Ich möchte behaupten, die Idee eines freudlosen Gottes ist eine Absurdität, die allein durch die Unkenntnis des Mentals genährt werden konnte. Die Radha-Liebe gründet sich nicht auf etwas Derartigem, sie bedeutet ganz einfach: was immer einem auf dem Weg zum Göttlichen geschehe, Schmerz oder Freude, milana oder viraha, und wie lange auch das Leiden dauern möge, die Radha-Liebe ist unerschütterlich und bewahrt ihren Glauben und ihre Gewissheit, die stetig wie ein Stern auf das höchste Ziel der Liebe weisen.

      Was ist im Übrigen dieser Ananda? Das Mental vermag in ihm lediglich einen angenehmen psychologischen Zustand zu erkennen – doch wenn er nur dies wäre, könnte er nicht aus jener Verzückung bestehen, die die bhaktas und Mystiker in ihm finden. Wenn der Ananda zu dir kommt, kommt das Göttliche zu dir, genau so wie der Friede, der in dich einströmt, das Göttliche ist, das in dich einströmt, oder wenn du mit Licht überflutet wirst, es die Flut des Göttlichen selbst ist, die um dich ist. Natürlich ist das Göttliche viel mehr, viel anderes außerdem, und in allem ist eine Gegenwart, ein Wesen, eine Göttliche Person; denn das Göttliche ist Krishna, ist Shiva, ist die Höchste Mutter. Doch durch den Ananda kannst du den Anandamaya-Krishna wahrnehmen, denn der Ananda ist der feine Körper, das Wesen Krishnas; und mit Hilfe des Friedens kannst du den Shantimaya-Shiva wahrnehmen; und in dem Licht, in dem befreienden Wissen, in der Liebe, in der erfüllenden und erhebenden Macht kannst du der Gegenwart der Göttlichen Mutter begegnen. Diese Wahrnehmung erfüllt die Erfahrungen der bhaktas und Mystiker mit Verzücken und hilft ihnen, die Nächte der Pein und Trennung zu überstehen; und wenn diese Seelen-Wahrnehmung vorhanden ist, gibt sie auch einem kleinen oder kurz währenden Ananda eine Kraft und einen Wert, die er sonst nicht haben könnte – der Ananda selbst sammelt hierdurch die sich ständig mehrende Macht, verweilen, zurückkehren und wachsen zu können.

      Ich kann nicht gut auf die Kritik Russells eingehen, denn die Auffassung des Göttlichen als einer äußeren, allmächtigen Macht, die die Welt „erschuf“ und sie wie ein absoluter und willkürlicher Monarch regiert – was der christlichen oder semitischen Auffassung entspricht –, ist niemals die meine gewesen; sie widerspricht zu sehr meiner Erkenntnis und Erfahrung während dreißig Jahren Sadhana. Gegen diese Auffassung richtet sich der atheistische Einwand, denn der Atheismus in Europa ist nichts als eine seichte und ziemlich kindische Reaktion gegen einen seichten und kindischen äußerlichen Religionismus mit seinen volkstümlichen, unzulänglichen und schwerfälligen dogmatischen Vorstellungen. Doch wenn ich vom Göttlichen Willen spreche, meine ich etwas, das hier in eine evolutionäre Welt der Unwissenheit herabgekommen ist und im Hintergrund der Dinge steht, etwas, das die Dunkelheit mit seinem Licht bedrängt und unter den Bedingungen einer Welt der Unwissenheit die gegenwärtigen Dinge auf das Bestmögliche hinführt; etwas, das sie schließlich hinführt auf die Herabkunft einer größeren Macht des Göttlichen, die keine Allmacht sein wird, die durch das Gesetz der Welt, wie sie ist, gehemmt und bedingt wird, sondern die voll tätig ist und daher die Herrschaft des Lichtes, des Friedens, der Harmonie, der Freude, der Liebe, der Schönheit und des Ananda herbeiführt, denn aus diesen besteht die Göttliche Natur. Die Göttliche Gnade ist da und bereit, in jedem Augenblick zu wirken, doch sie manifestiert sich in dem Maß, in dem man aus dem Gesetz der Unwissenheit in das Gesetz des Lichtes wächst; sie ist keine willkürliche Laune, wie wunderbar auch oft ihr Eingreifen ist, sondern sie ist eine Hilfe in diesem Wachsen und ein Licht, das uns leitet und schließlich befreit. Wenn wir die Tatsachen der Welt, wie sie sind, betrachten und die Tatsachen der spirituellen Erfahrung als Ganzes, von denen keine geleugnet oder vernachlässigt werden kann, dann verstehe ich nicht, welches andere Göttliche es geben kann. Dieses Göttliche mag uns oft durch Finsternis führen, da Finsternis in uns und um uns ist, doch ist es das Licht, zu dem es uns führt, und zu nichts anderem.

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      Jene Bemerkung, dass der Intellekt das „Formlose“ falsch deutet (das Ergebnis eines rein negativen Ausdrucks von etwas, das unsäglich wesenhaft und positiv ist), ist sehr gut formuliert und trifft den Kern der Sache. Jeder, der den Ananda des Brahman erfahren hat, kann über den Vorwurf der Kälte nur lächeln; denn in ihm ist eine Absolutheit unveränderlicher Ekstase, eine konzentrierte Intensität von schweigendem und unabdingbarem Entzücken, das von jenem, der nicht die Erfahrung hatte, unmöglich auch nur andeutungsweise beschrieben werden kann. Die ewige Wirklichkeit ist weder trocken noch

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