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Briefe über den Yoga. Sri Aurobindo
Читать онлайн.Название Briefe über den Yoga
Год выпуска 0
isbn 9783963870583
Автор произведения Sri Aurobindo
Жанр Эзотерика
Издательство Автор
IV. „Cette solitude de l‘ame (de l‘ascete asiatique) ... n‘est pas le vrai loisir spirituel, la solitude active ou s‘opere la transformation du peche en saintete par I‘union de l‘ame avec Dieu dans une lumiere intellectuelle toute pleine d‘amour.“17
Ich habe diese Beschreibung der zu erzielenden Umwandlung bereits kommentiert und nur noch einen Vorbehalt hinzuzufügen. Die Einsamkeit des Selbstes im Göttlichen muss ohne Zweifel sowohl aktiv als auch passiv und statisch sein; denn einer, der nicht das Schweigen und die regungslose Stille des ewigen Selbstes erlangt hat, kann nicht die freie und integrale Aktivität der höheren göttlichen Natur besitzen. Wirken gründet sich auf Schweigen und ist durch Schweigen frei.
V. „... la vie chretienne – mystique progressive qui est un enrichissement, un elargissement infini de la personne humaine.“18
Dies ist nicht unsere Vorstellung der Umwandlung, denn die menschliche Person ist das mentale Wesen, das von Leben und Körper begrenzt ist. Ihre Bereicherung und Erhöhung vermögen nicht die äußerste Grenze ihrer Gegebenheiten zu überschreiten, sondern nur ihre gegenwärtige Armut und Enge zu weiten und zu schmücken. Sie kann nicht aus der mentalen Unwissenheit in eine größere Wahrheit, ein größeres Licht aufsteigen oder sie in ihrer Fülle in die Erd-Natur herabbringen, welches das Ziel der Umwandlung ist, wie wir sie auffassen.
VI. „Pour I‘asiatique la personnalite est la chute de I‘homme; pour le chretien, c‘est le dessein meme de Dieu, le principe de l‘union, le sommet naturel de la creation, qu‘il appelle tout entiere d la Grace.“19
Die Personalität dieses einzigen Menschenlebens ist eine Schöpfung der Unwissenheit und daher ein Fall; sie kann nicht der Höhepunkt des Daseins sein. Wir gestehen ihr nicht einmal zu, der Gipfel der natürlichen Schöpfung zu sein, sondern sind der Meinung, dass es höhere Gipfel zu erklimmen gibt, deren Mächte in der Erd-Natur zu enthüllen sind. Die natürliche Schöpfung ist eine Evolution des verborgenen Göttlichen Bewusstseins in der Natur, das vor allem durch die Unwissenheit begrenzt und verhüllt ist. Sie hat diese Unwissenheit zu überschreiten und jenseits der menschlichen Person zur göttlichen Person zu gelangen. In dieser spirituellen Evolution weist der Göttliche Plan seine zentrale und kennzeichnende Richtung auf und ruft die gesamte Schöpfung zur krönenden Gnade.
Du wirst daher erkennen, dass eine Ähnlichkeit der Umwandlung mit unserem Ideal nur an der Oberfläche besteht, in den Worten, nicht im Inhalt der Worte, der viel begrenzter ist und einer anderen Kategorie angehört. Wenn wir Übereinstimmung und Gleichartigkeit antreffen, dann deshalb, da dort etwas enthalten ist, was allen spirituellen Disziplinen gemein ist (eine Art Bewusstseins-Veränderung); denn alle, sowohl im Osten als auch im Westen, haben einen gemeinsamen Kern der Erfahrung – es ist die Art ihrer Entwicklung, ihrer Reichweite, ihrer Hinwendung zu diesem oder jenem Aspekt der Wahrheit oder auch ihres Strebens nach der Totalität der Wahrheit, worin sie sich unterscheiden.
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Es besteht kein Zusammenhang zwischen der christlichen Auffassung (des Himmlischen Königreiches) und der Vorstellung der supramentalen Herabkunft. Die christliche Auffassung spricht von einem Zustand der Dinge, der durch religiöses Gefühl und moralische Läuterung entsteht; doch all dies, welchen Wert es auch immer für den einzelnen haben mag, kann die Welt ebensowenig verändern wie geistiger Idealismus oder irgendeine andere Kraft, auf die man sich bislang für diesen Zweck berief. Der Christ will das Ego des rajas und tamas durch das religiöse Ego des sattva ersetzen; doch obwohl dies als individuelle Vollendung durchaus möglich wäre, hat es in der Masse nie Erfolg gehabt und wird nie Erfolg haben. Es hat keine höhere spirituelle oder psychologische Erkenntnis hinter sich und missachtet die Grundlage des menschlichen Charakters und den Ursprung des Problems – nämlich die Dualität von Mental, Leben und Körper. Wenn nicht die Herabkunft einer neuen Bewusstseins-Macht stattfindet, die den Dualitäten nicht unterworfen, aber dennoch dynamisch ist, und durch sie eine neue Grundlage und ein Erheben des Bewusstseins-Zentrums über das Mental geschaffen wird, kann das Königreich Gottes auf Erden lediglich ein Ideal sein, aber keine Wirklichkeit gewordene Tatsache im allgemeinen Erdbewusstsein und Erdenleben.
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1 Maya ist nichts anderes als Brahman, frei von den Umständen, durch die er sich ausdrückt. Sri Aurobindo: The Yoga and its Objects, 1968, S. 39.
2 Es ist tatsächlich keine Illusion in dem Sinne, dass dem Bewusstsein etwas Grundloses und Unwirkliches auferlegt wird, sondern eine Fehldeutung durch das bewusste Mental und die Sinne und ein verfälschender Missbrauch des manifestierten Daseins.
3 Sri Aurobindo bezieht sich hierauf Bertrand Russell, den bekannten englischen Philosophen und Empiriker.
4 „Denn hinter dem sad atman, dem Selbst als reinem Daseins, ist das Schweigen des asat, welches die buddhistischen Nihilisten als sunyam, die Leere, erkannten, und jenseits dieses Schweigens ist der paratpara purusa, der höchste purusa“. Sri Aurobindo, The Yoga and lts Obiects, 1968, S. 12-13 (vgl. S. 50)
5 „Die Großen... entsagen ihrem Recht, zu einer noch Höheren Evolution weiterzugehen, und bleiben innerhalb des Kosmos zum Wohle aller fühlenden Wesen... Diese Bodhi-Kräfte sind es, welche die Menschheit... zu einer vollkommenen sozialen Ordnung auf Erden führen werden.“ W. Y. Evans-Wentz. Tibetian Yoga and Secret Doctrines (vgl. S. 50)
6 Auf diese Weise setzt die Lehre von sunyata, die dem ganzen Prajna-Paramita zugrunde liegt, ein Absolutes als der Erscheinungswelt innewohnend voraus, denn das Absolute ist der Ursprung und die Grundlage der Erscheinungen. ...und in der letzten Analyse der Dinge durch das Bodhi-erleuchtete Mental, das von der Unwissenheit befreit ist, verschwindet die Dualität und nichts bleibt als der Eine in Allen und Alle im Einen. Ibid.
7 Die mikrokosmische Darstellung des Makrokosmischen besteht als unpersönliches Prinzip in allem Dasein oder in Zuständen von bedingtem Sein innerhalb des samsara (das gewöhnliche Leben in der Unwissenheit)... Doch das unpersönliche Bewusstseinsprinzip kann in keiner Weise mit der Persönlichkeit identifiziert werden, die durch einen Namen, eine körperliche Form oder ein samsara-Mental vertreten wird.. es gehört selbst nicht dem samsara an, da es unerschaffen, ungeboren, ungeformt ist, jenseits menschlicher Vorstellung und Bestimmung und daher Raum und Zeit übersteigend... es ist anfangslos und endlos. Ibid.
8 „Befreie das Selbst mit Hilfe des Selbstes“ (Gita VI-5) und „Lass alles dharma hinter dir“ Ibid. XVIII, 66 (vgl. S. 73 + 3)
9 Vishnuismus :Eine Sekte von Anhängern des Gottes Vishnu, die besonders den bhakti-Weg bevorzugt. Im folgenden wird sowohl der im Deutschen übliche Ausdruck Vishnuismus verwendet als auch das Wort Vaishnavismus, das Sri Aurobindo gebraucht.
10 „Bases of Yoga“
11 Yoga ist die Beherrschung mentaler Regungen.