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aber wie die langweilige Ausnahme.

      »Sie kommen zum Einkaufen her, genau wie wir«, zischte Eva mir zufrieden ins Ohr. »Hier gibt es viel billigere und bessere Waren als in den typischen schwedischen Geschäften.« Eva stolzierte wie ein Feldmarschall über den Markt, ganz wie ich es mir ausgemalt hatte, inspizierte das Obst, prüfte das Gemüse. Zum ersten richtigen Halt kam es an einem der hinteren Gemüsestände, dessen dunkelhäutiger Betreiber breit lächelte, als er Eva erkannte.

      »Hallo, Fared«, sagte Eva und nickte zu mir. »Das ist Sara.«

      Fared und ich schüttelten uns die Hände. Er machte einen freundlichen und intelligenten Eindruck.

      »Was hast du heute im Angebot?«, fuhr Eva fort und beäugte misstrauisch seine Auslage. »Ich plane einen Eintopf aus Wurzelgemüse mit Kardamom und Vollkornreis, der drei bis vier Tage auf der Speisekarte bleiben soll.«

      »Beste Süßkartoffeln«, sagte Fared und hielt eine große blassrosafarbene Knolle hoch.

      »Nee, nee, versuch’s gar nicht erst, nur weil du eine große Menge davon reinbekommen hast, weil sie niemand sonst wollte«, sagte Eva streng. »Die sind schweineteuer und total überschätzt! Ich brauche Pastinaken, Knollensellerie, Möhren und Kartoffeln. Außerdem noch schöne Salate, die sich ein paar Tage halten. Nichts, das traurig aussieht!«

      Sie schaute ihm direkt in die Augen.

      »Bar, also mach mir einen besonders guten Preis!«

      Fared lächelte mich an, zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf.

      »Sie ist genau wie meine Frau«, sagte er und deutete auf Eva. »Verhandeln unmöglich.«

      Ich lachte. Aber während Eva mit Feilschen beschäftigt war – Gemüse drückte, daran roch, es unzufrieden zurücklegte, nur um schließlich doch dem einen oder anderen Einkauf zuzustimmen, und Fared so auf die Hälfte des Preises herunterhandelte, den er anfangs genannt hatte –, wurde mir bewusst, dass sie genau das tat, was die allermeisten Einwanderinnen an den umliegenden Ständen ebenfalls machten. Der Gemüseeinkauf war offenbar eine eigene Kunstform, überall wurde hartnäckig gefeilscht, ohne dass es jemandem übel aufstieß. Nur die vereinzelten Schweden weigerten sich, sich auf das offene Spiel der Verkäufer einzulassen, zahlten ohne jede Diskussion den begehrten Preis und verschwanden dann verschüchtert mit ihren Tüten.

      »Jedes Mal ziehst du mich über den Tisch«, sagte Eva und drückte Fared ein paar Scheine in die Hand, der nur lachte. »Jetzt kaufen wir noch Gewürze im Geschäft. Fared, wir lassen alles erst mal hier.«

      Fared zwinkerte mir zu.

      »Habe ich ein Mitspracherecht?«, fragte er Eva.

      »Nein, hast du nicht«, antwortete Eva und klang leicht gekränkt. Dann gingen wir.

      Rund um den Marktplatz reihten sich Lebensmittelgeschäfte aneinander, aber sie waren anders bestückt als der typische schwedische Supermarkt: Die Auswahl an bestimmten Produkten war wesentlich größer, zum Beispiel gab es viele verschiedene Reissorten, und fast alles wurde in großen Mengen angeboten, aber weniger grell präsentiert, eher zweckmäßig. Eva packte zwei riesige Flaschen Olivenöl und zwei kleinere Reissäcke ein, bevor wir in die Gewürzabteilung gingen.

      »Ich brauche Kardamomkapseln, Muskatnüsse und Vanilleschoten«, sagte Eva.

      Sie öffnete Dosen, probierte, kaute und machte dabei kleine Augen, spuckte in eine Schale und bewegte sich, als wäre sie in ihrer eigenen Küche.

      »Darf man das?«, fragte ich vorsichtig.

      »Sei doch nicht so unfassbar schwedisch!«, sagte Eva verächtlich. »Hier, nimm mir das mal ab.« Sie drückte mir alle Einkäufe in die Arme, und dann bewegten wir uns Richtung Ausgang. Bis Eva plötzlich wie angewurzelt stehen blieb.

      »Verdammt«, sagte sie. »Ich hab den Abflussreiniger vergessen. Kannst du den eben schnell holen? Der steht ganz hinten rechts bei den Reinigungsmitteln.«

      Ich legte alles an der Kasse ab und ging in den hinteren Teil des großen Geschäfts. Es gab mehrere Regale voller Reinigungszeug, und ich lief langsam davor auf und ab auf der Suche nach der Marke, die Eva verlangt hatte. Gerade als ich sie gefunden und eine Dose mit Pulver und einen Gummipümpel aus dem Regal genommen hatte, hörte ich ein Geräusch, das mich erstarren ließ. Ein heiseres Flüstern.

       »Dann hältst du das für Zufall? Vielleicht war es auch nur ein Albtraum?«

      Woher kam die Stimme? Ich drehte mich um, aber da war niemand.

       »Papa ist verbrannt … und du hast ihm nicht geholfen. Wann wird es das nächste Mal brennen?«

      Ich ließ Dose und Pümpel fallen und rannte, so schnell ich konnte, den Gang hinunter, damit ich in den Nachbargang schauen konnte. Ganz am Ende bei den Putzeimern stand ein Vater mit einem Kinderwagen und telefonierte. Er schaute nicht mal in meine Richtung.

      Hatte ich die Stimme wirklich gehört? Oder war sie nur in meinem Kopf gewesen?

      »Himmel, wie du schlurfst!«, sagte Eva, als ich mit Dose und Pümpel zur Kasse kam. »Na, los. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!«

      Eifrig lud sie die Einkäufe aufs Band der Kasse. Ich fühlte mich plötzlich wie gelähmt.

      »Hilfst du mal?«, sagte Eva.

      Wie in Trance legte ich Sachen auf das Band.

      »Tagesgericht für die nächsten vier Tage«, sagte Eva zufrieden. »Zweihundert Portionen pro Tag mal hundertfünfzig Kronen mal vier. Schöne Sache.«

      Und dann tat sie etwas, das mich verwunderte. Sie kam mir sehr nah und schob ihre Hand in meine hintere Hosentasche.

      »Was soll das?«, fragte ich. »Lass das!«

      Eva bedachte mich mit einem nachsichtigen Blick und zeigte mir dann diskret ihre Hand. Zwischen Daumen und Zeigefinger hielt sie ein ganzes Bündel kleiner, viereckiger Tütchen.

      »Auch wenn mir der Gedanke gefällt«, flüsterte sie und stopfte die Tütchen in den Karton mit den Kaugummis, »hätte ich lieber eine Angestellte, die nicht beim Ladendiebstahl erwischt wird.«

      Sprachlos starrte ich auf die vielen Tütchen, die sie aus meiner Hose gefischt hatte und die nun zwischen den Kaugummipackungen lagen. Safran?

      »Teurer als Gold«, zischte Eva aus dem Mundwinkel. »Weshalb man es besser meidet. Gehen wir.«

      Eva zahlte selbst hier mit Bargeld und steckte die Quittung in die Hosentasche. Ich hätte nicht mal sagen können, ob sie beim Gemüsehändler überhaupt eine bekommen hatte.

      »Warum lässt du dir die Sachen nicht liefern wie alle anderen?«, fragte ich matt mit all den schweren Sachen im Arm.

      Mir schwirrte der Kopf. Safran?

      Wie waren die Tütchen in meine Hosentasche gekommen? War das der Mann gewesen, der mich in der Gewürzabteilung weggestoßen hatte? Oder das Kind, das so wild um mich herumgesprungen war?

      Und hatte ich wirklich diese Stimme gehört, die von Papa und neuen Feuern flüsterte?

      »Du bist verrückt«, sagte Eva völlig unbeeindruckt. »So ist das viel billiger. Du kannst damit rechnen, dass ich dich von nun an häufiger morgens brauche. Zu zweit ist es viel einfacher, alles zusammenzusammeln.«

      Ich öffnete den Mund, um etwas über meine vertraglichen Arbeitszeiten zu sagen, die gerade heute weit über das hinausgingen, was abgesprochen und gesetzlich vorgesehen war. Aber dann schloss ich ihn wieder.

      Mir war nicht danach, über irgendetwas zu diskutieren. Und ein Kommentar zu meinen Arbeitszeiten würde außerdem nicht sehr gut aufgenommen werden.

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      Am Mittwoch betrat eine junge Frau das Café, die, um es gelinde auszudrücken, aus der Masse unserer sonstigen Klientel

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