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Nele.«

      Die Miene des Mädchens verfinsterte sich. »Was für eine unverschämte Frage! Jeder weiß, wer ich bin. Und ich verlange, dass du endlich diese Meise entfernst!«

      Schlagartig war Neles Mitleid wie weggewischt. Sie stampfte zum Baum und wedelte mit dem Besen herum, bis die Meise vom Ast flog. Mit zusammengekniffenen Augen funkelte sie Rapunzel an. »So, zufrieden? Kannst du jetzt gehen? Da vorne ist die Tür.«

      Die rümpfte bloß die Nase. »Von jemandem, der nicht weiß, wie man anständig badet, lasse ich mir gar nichts sagen. Geh du doch durch die Tür.«

      »Du hast wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank! Ich wohne hier!«

      »In unserem Schrank fehlt niemals auch nur eine Tasse. Die sind alle aus feinstem marabellanischem Porzellan und gehören nun mal zusammen«, erwiderte das Mädchen ziemlich hochnäsig.

      Luis mischte sich ein. »Können wir nicht von vorne anfangen und versuchen, eine Lösung zu finden? Hallo, ich bin Luis und das ist Nele. Wer bist du?«

      Rapunzel warf kokett ihr Haar zurück und streckte Luis dann eine Hand entgegen. »Mein Name ist Romina Cassandra Eleanor Wynter«, sagte sie hochnäsig.

      »Ich glaube, sie wartet darauf, dass du ihre Hand küsst«, meinte Nele.

      »Natürlich! Das ist ein Zeichen des Respekts der Königsfamilie gegenüber.«

      Luis nahm Romina Dingensbums Wynters Hand und schüttelte sie sanft.

      »So macht man das bei uns«, erklärte er. »Du kommst wohl nicht von hier?«

      »Vielleicht hat sie ja ein Raumschiff im Garten abgesetzt«, flüsterte Nele.

      Romina beäugte Luis’ Hand misstrauisch und zog ihre dann zurück. »Steht diese Nele in deinen Diensten? Warum sieht sie aus wie ein Schlammgnom?«

      Nele verschränkte die Arme vor der Brust. Die hatte eindeutig zu viele Computerspiele gespielt oder warum laberte sie so verrücktes Zeug?

      »Du siehst auch nicht gerade besser aus«, sagte Nele und wandte sich Luis zu, weil sie gar nicht länger mit ihr reden wollte. »Ich will, dass Romina geht.«

      »Romina Cassandra Eleanor Wynter«, wurde Nele sogleich verbessert.

      »Und wenn du noch zehn andere Namen hättest, mir schnurzpiepegal!« Sie fuhr wieder zu Romina herum. »Lass uns in Ruhe und verschwinde.«

      Hinter ihnen räusperte sich jemand. »Ich befürchte, das ist nicht möglich.«

      Kapitel 3

      Der Anblick ihres Papas ließ Nele diese eingebildete Schnepfe kurz vergessen. Sie warf den Besen ins Gras und fiel ihm um den Hals. »Papa!«

      Er drückte sie fest an sich. »Was habe ich dich vermisst!«

      »Ich dich viel mehr!«, erwiderte Nele und ließ ihn los.

      Er sah ein bisschen mitgenommen aus. Schatten lagen unter seinen Augen und das sonst so ordentlich gekämmte braune Haar war etwas durcheinander.

      »Geht’s dir gut?«, fragte Nele.

      »Mir geht’s gut«, antwortete ihr Papa liebevoll. »Dir hoffentlich auch?«

      Nele sah zögerlich zu dem anderen Mädchen. »Na ja, da …«

      »Ihr habt Romina also schon kennengelernt«, sagte er.

      »Weißt du etwa, was sie hier zu suchen hat?«, fragte Nele überrascht.

      Ihr Papa machte eine ernste Miene. Nele schluckte schwer. Oh nein! Dieses Gesicht kannte sie. So sah er sie meistens an, wenn er etwas zu sagen hatte, was Nele nicht hören wollte. Wie bei der Standpauke wegen der schlechten Deutscharbeit letztens. Aber Nele hatte da so eine Ahnung: Das hier würde schlimmer werden.

      »Sie ist unser Gast«, antwortete er.

      »Gast?«, wiederholte Nele entgeistert.

      »Genauer gesagt …« Ihr Papa schielte nun zu Luis hinüber. »Hallo, Luis.«

      Luis strahlte. »Hallo!«

      »Sei mir nicht böse, Luis, aber könntest du uns allein lassen?«, fragte ihr Papa. »Ich würde gerne mit Nele und Romina ein paar Familiensachen besprechen.«

      »Ähm, klar«, antwortete Luis und klang etwas enttäuscht. »Bis dann.«

      Puh! Wenn Papa schon Luis rauswarf, wurde es richtig ernst.

      Und was hieß Familiensachen? Mecker-Rapunzel gehörte nicht zur Familie.

      Nele war so beschäftigt mit ihren Gedanken, dass Luis schon weg war, bis sie sich nach ihm umdrehte. Na toll, nicht mal vernünftig verabschieden konnte sie sich!

      »Beim Fußballtraining scheint’s ja ordentlich zugegangen zu sein.« Sie sah wieder zu ihrem Papa, der sie musterte. »Am besten gehst du dich erst mal umziehen.«

      Ach ja! Ihre Sachen waren noch immer nass und dreckig.

      »Nicht, bevor ich weiß, was hier los ist«, sagte Nele stur.

      »Ich erkläre es dir gleich. Habt ihr euch schon einander vorgestellt?«

      »Vorgestellt?«, schnaufte Nele. »Sie hat einen Schuh nach mir geworfen und mich einen Schlammgnom genannt! Ich verstehe nur Bahnhof, Papa. Wer ist sie?«

      Mehr als ein leises »Oh« bekam Nele nicht zur Antwort. Ihr Papa sah zu Romina, die dreinblickte, als hätte sie in eine saure Zitrone gebissen.

      »Am besten gehen wir alle ins Haus, ich hole uns eine Saftschorle, du ziehst dich um und dann setzen wir uns im Wohnzimmer zusammen«, beschloss ihr Papa.

      Da Nele sich inzwischen selbst ein bisschen eklig fühlte und aus ihrem Trikot rauswollte, ging sie stumm voraus. Sie lief die Treppe bis in den zweiten Stock hoch und verschwand in ihrem Zimmer. Nachdem sie sich ein paar Sachen aus dem Kleiderschrank geschnappt hatte, huschte sie ins Bad, das direkt gegenüber lag. Eigentlich hatte sie wenig Lust, sich mit Romina an einen Tisch zu setzen und über irgendwas zu reden … aber gleichzeitig ratterten Neles Gedanken auch wild durcheinander. Das hatte bestimmt alles was mit dem Job ihres Papas zu tun.

      Nervös fuhr Nele mit den Fingern über ihr Armband. Es bestand aus schwarzen Perlen und einem silbernen Fußballanhänger. Sie legte es niemals ab, weil es ein Geschenk ihrer Mama gewesen war. Schließlich gab Nele sich einen Ruck, ging rasch duschen und zog sich an. Sie rubbelte sich gerade die Haare mit einem Handtuch trocken, da hörte sie den dumpfen Ruf ihres Papas von unten.

      »Kommt ihr zwei runter?«

      Sekunde mal – ihr zwei? Oder hatte Nele sich verhört? Sie drückte die Klinke herunter und spähte in den Flur. Es war verdächtig ruhig. Ihre Zimmertür war nur angelehnt und da sah sie den goldblonden Haarschopf im Türspalt auf‌blitzen.

      »Hey!« Nele polterte ungehalten in den Raum. »Was machst du da?«

      Romina schaute nicht mal ertappt. Seelenruhig begrabbelte sie weiter ein paar von Neles Sachen, die auf dem Bett lagen, wie Neles alten Stoffbären, einen Haarreif, ihr Handy und sogar das Heft, in dem Nele einige geheime Fußballstrategien verewigt hatte. Neles ganzer Körper spannte sich an. Das war privat! Was nahm sich Romina eigentlich heraus? Jetzt reichte es aber!

      »Das sind meine Sachen! Das ist mein Zimmer!«

      Ohne nachzudenken, warf Nele ihr nasses Handtuch nach Romina.

      »Ihhhh«, kreischte diese sofort los. Wütend schleuderte sie das Handtuch von sich. »So behandelt man keine marabellanische Prinzessin! Du hast echt keine Manieren!«

      »Ach ja! Wühlst du etwa immer in fremden Sachen rum?«, zischte Nele.

      »Ich dachte, das wären meine Gästegemächer!«, erwiderte Romina.

      »Da

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