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       Epilog

       Danksagungen

       Fotonachweise

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      11. März 1944

      Dichter schwarzer Rauch drang in Jacques und Andrée Marçais’ Appartement im fünften Stock der Rue Le Sueur Nummer 22 im noblen Pariser 16. Arrondissement. Es hatte vor fünf Tagen begonnen, und aufgrund des ungewöhnlich warmen Wetters wurde es nun immer schlimmer. Der Rauch waberte durch die Ritzen der hölzernen Fensterrahmen und überzog die Möbel mit einem schmierigen Film. In der Luft hing ein Übelkeit erregender Gestank, den die Anwohner unterschiedlich wahrnahmen: Einige meinten, es würde nach verbranntem Karamell stinken, andere beschrieben es als den Geruch von verbranntem Plastik oder von Grillfleisch schlechter Qualität. Die Geruchsbelästigung schien vom gegenüberliegenden Haus zu kommen. „Nun unternimm doch etwas“, forderte Andrée Marçais ihren Mann auf, als dieser kurz vor 18 Uhr von der Arbeit zurückkehrte, woraufhin er sich auf den Weg zum Nachbargebäude machte.

      Weder Jacques noch seine Frau wussten, wer das zweieinhalbstöckige Stadthaus Nummer 21 bewohnte. Gelegentlich sah man einen Mann auf einem grünen Fahrrad mit einem Anhänger, dessen Inhalt ein schweres Segeltuch verdeckte. Selten schien er Besucher zu empfangen, die dann fast ausschließlich in der Nacht auftauchten und merkwürdigerweise schwere Koffer mit sich führten.

      Als sich Jacques dem imposanten Gebäude mit der verdreckten grauen Steinfassade näherte, sah er sofort, dass der Rauch aus einem schmalen Schornstein qualmte. Allerdings konnte er keinen Blick in die Villa werfen, da die Jalousien im Erdgeschoss geschlossen und die Vorhänge im zweiten Stock zugezogen waren, ausgenommen die durch eine Jalousie verdeckte Balkontür. Jacques drückte den Klingelknopf. Doch es regte sich nichts, weshalb er noch weitere Male läutete. Dann entdeckte er einen kleinen vom Wetter zerknitterten Zettel an einem großen Doppeltor, das einst als Kutschenzufahrt gedient hatte, auf dem zu lesen stand: „Bin für einen Monat verreist. Bitte schicken Sie die Post in die Rue des Lombards Nummer 18, Auxerre.“

      Besorgt, dass ein Kaminfeuer das leerstehende Haus in Brand setzen könnte, kehrte Jacques in seine Wohnung zurück und verständigte die Polizei.

      Kurze Zeit später trafen zwei Streifenpolizisten auf Fahrrädern ein. Nach vergeblichen Bemühungen, in das Gebäude einzudringen, machten sich die beiden Beamten – Joseph Teyssier und Emile Fillion – auf die Suche nach jemandem, der den Besitzer kannte. Die Concierge Marie Pageot aus Nummer 23 informierte die beiden, dass das Stadthaus unbewohnt sei, aber einem Hausarzt namens Marcel Petiot gehöre, der in der Rue Caumartin 66 nahe des Bahnhofs Saint-Lazare wohne, einem Geschäftsviertel südlich des Rotlichtdistrikts, in dem sich Striptease-Lokale an Bordelle und Nachtclubs reihten.

      Da Teyssier nun den Namen und die Telefonnummer des Arztes kannte, begab er sich in den nahegelegenen Gemischtwarenladen Garanne und wählte Pigalle 77–11. Eine Frau nahm den Anruf entgegen und stellte zu Dr. Petiot durch. Teyssier informierte ihn über das Feuer in seinem Haus.

      „Haben Sie das Gebäude betreten?“

      „Nein.“

      „Lassen Sie alles so, wie es ist. Ich werde Ihnen unverzüglich die Schlüssel bringen. Es dauert höchstens 15 Minuten.“

      Als Teyssier das Geschäft verließ, sah er einige Anwohner auf dem Bürgersteig, angelockt von der ungewöhnlichen Rauchentwicklung. Nachbarn beobachteten die Menschenansammlung von höher gelegenen Fenstern aus. Die Beamten und die Schaulustigen gingen nervös auf und ab, während sie auf die Ankunft des Besitzers warteten. 15 Minuten verstrichen, doch Petiot war nirgendwo zu sehen. Auch nach weiteren zehn Minuten tauchte er nicht auf. Zu dieser Zeit am frühen Abend hätte eine Fahrradfahrt von der Rue Caumartin bis hierher nicht mehr als zehn bis zwölf Minuten in Anspruch nehmen dürfen.

      Nach einer halben Stunde entschieden sich die Polizisten deshalb, die Feuerwehr zu verständigen, die wenig später mit einem schweren Fahrzeug von der Wache in der Rue Mesnil 8 aus anrückte. Der Löschzugführer, der 33-jährige Corporal Avilla Boudringhin, schnappte sich eine Leiter und kletterte auf den Balkon des zweiten Stockwerks. Er öffnete die hölzerne Jalousie, zerschlug die Scheibe der Tür und betrat vorsichtig das verdunkelte Gebäude. Zwei seiner Männer folgten ihm. Mit Hilfe einer Taschenlampe tasteten sich die drei Feuerwehrmänner langsam zur Quelle des unerklärlichen Gestanks vor, der aus einem kleinen Kellerraum zu kommen schien. Einer der beiden Kohleöfen heizte auf vollen Touren. Der junge Roger Bérody öffnete die schmiedeeiserne Tür – woraufhin die verkohlten Überreste einer menschlichen Hand herausfielen.

      Neben der Treppe befand sich ein Müllhaufen, der sich bei näherer Betrachtung als eine Ansammlung von Skelettteilen entpuppte: ein Schädel, ein Brustkorb und weitere klar identifizierbare Knochen. Verwesende Arme und Beine lagen zerstreut auf dem Boden neben einem in der Mitte geöffneten Torso und zwei weiteren Schädeln. Der beißende Geruch der Fäulnis und Verwesung raubte den Feuerwehrleuten den Atem. Entsetzt und starr vor Angst befahl der Löschzugführer seinen Leuten, sich so schnell wie möglich aus dem Keller zu entfernen. Als die beiden wieder das Tageslicht erblickten, lehnte sich der Jüngere über das eiserne Treppengeländer am Eingang und übergab sich.

      „Meine Herren, bitte schauen Sie sich das mal an“, meinte Boudringhin kurze Zeit später zu den beiden Polizeibeamten vor Ort, nachdem er das Grundstück durch das hölzerne Kutschentor verlassen hatte. „Ich glaube, das ist ein Fall wie für Sie gemacht.“

      Teyssier war in keiner Weise auf das ihn erwartende Horrorszenario vorbereitet. Panisch rannte er zum Gemischtwarenhändler Garanne und rief in der Hauptwache an.

      Zwischenzeitlich hatte sich außerhalb des Gebäudes eine Menschentraube gebildet, angelockt vom Rauch, der nervösen Geschäftigkeit und dem Feuerwehrauto, das dort stand, ohne dass man einen Brand bekämpfte. Unter den gerade Ankommenden befand sich auch ein dünner dunkelhaariger Mann mittlerer Größe, der sein Fahrrad vor sich her schob. Er war blass, glatt rasiert und trug einen grauen Übermantel sowie einen Filzhut. Der Mann schwitzte stark.

      Als er den Menschenauflauf erreichte, stellte er das Fahrrad an der Gebäudemauer ab, ging direkt auf den Löschzugführer zu und gab sich als Bruder des Besitzers zu erkennen. Er verlangte, in das Haus gelassen zu werden, und sprach mit solch einer Überzeugungskraft, dass der Löschzugführer ihn zum Streifenbeamten Fillion durchwinkte. Während sich die beiden Männer unterhielten, kehrte Teyssier zurück.

      „Sind Sie gute Franzosen?“, fragte der Mann.

      „Was ist denn das für eine Frage, bitte?“

      „Dann hören Sie genau zu. Was Sie dort gefunden haben – das sind die Leichen von Deutschen und Kollaborateuren!“ Hinter vorgehaltener Hand erkundigte sich der vermeintliche Bruder, ob die Polizeibehörde schon benachrichtigt worden sei. Teyssier nickte.

      „Das ist ein schwerwiegender Fehler“, erregte sich der Mann. „Mein eigenes und auch das Leben einiger Freunde, das wir einer wichtigen Aufgabe verschrieben haben, steht auf dem Spiel.“ Petiots vermeintlicher Bruder erklärte, eine Gruppe der französischen Résistance anzuführen, und händigte den Beamten zum Beweis ein Dokument aus, das aber in der Dunkelheit, die sich mittlerweile über die Stadt gelegt hatte, schwer zu lesen war. Während sich die Polizisten bemühten, den Text zu entziffern, hob er etwas vom Boden auf und steckte es blitzschnell in die Tasche.

      Dann erklärte er, ungefähr 300 Geheimakten mit Aufzeichnungen von Mitkämpfern in seinem Haus aufzubewahren. „Ich muss die Dokumente unverzüglich vernichten, damit sie nicht in die Hände des Feindes fallen.“

      Teyssier und Fillion begrüßten die Widerstandsbestrebungen

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