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[email protected]

      An: H. Wennemann: [email protected]

      hallo henning,

      ja, ist sie, wie du siehst. was willst du?

      st.

      Von: H. Wennemann: [email protected]

      An: S. Wirkunowa: [email protected]

      das fragst du mich? was sollte dieser auftritt gestern bei mir?

      Von: S. Wirkunowa: [email protected]

      An: H. Wennemann: [email protected]

      frag harras, hat mich gezwungen mitzukommen.

      Von: H. Wennemann: [email protected]

      An: S. Wirkunowa: [email protected]

      bist du jetzt wirklich mit ihm zusammen?

      Von: S. Wirkunowa: [email protected]

      An: H. Wennemann: [email protected]

      na ja sieht so aus oder?

      Von: H. Wennemann: [email protected]

      An: S. Wirkunowa: [email protected]

      wie meinst du das?

      Von: S. Wirkunowa: [email protected]

      An: H. Wennemann: [email protected]

      frag harras

      Kapitel 4

      Wiedersehen mit seiner Crew

      Die Tage gingen dahin und für Henning, Helen und Karl wurde das Familienleben langsam wieder normal. Henning machte täglich seine Übungen und hatte drei feste Termine in der Woche, an denen er sich zu seinem Physiotherapeuten fahren ließ, der ihn dann streckte, drehte und massierte. Danach fühlte er sich immer wie neu und gleichzeitig total müde.

      Dann kam der Samstag, zu dem Henning seine Mitarbeiter eingeladen hatte. Um nicht am Abend noch in der Küche hantieren zu müssen, hatten sie sich für ein kaltes Büffet entschieden, das auf Hennings Wunsch sehr fischlastig ausgerichtet war:

      Sie kredenzten Graved Lachs, ebenso geräucherte Forellen- und Makrelenfilets, dazu eine selbst gemachte Aioli, einen Matjessalat aus „nieuwe haring“ vom Holländer in Rüttenscheid, mit Zwiebeln, Apfelstücken und Cornichons in einer Joghurt-Sahnesoße und Gambas an Meerrettich-Sahne. Dazu gab es einen großen frischen Salat mit Pesto-Croûtons und Pinienkernen und reichlich Fladenbrot vom Türken auf der Steeler Straße. Für Banausen, die all diese fischigen Köstlichkeiten nicht zu schätzen vermochten, hatte Helen noch ein paar Mini-Frikadellen von Aldi besorgt.

      Um acht waren alle da:

      Walter begrüßte Henning mit einer kräftigen Umarmung, groß und robust, wie er war und wie immer komplett in schwarze Lederhose und Lederjacke gehüllt, darunter irgendein T-Shirt, meist mit einem Bandnamen bedruckt. Mit Helen ging er bei seiner Begrüßung weitaus vorsichtiger um. Ein Colani-Bart schmückte sein Gesicht und ein Pferdeschwanz bändigte sein langes, schwarzes Haar. Er wirkte wie Dennis Hopper in „Easy Rider“, hatte aber nur wenig mit Rockmusik am Hut, außer den Stones. Er war ein äußerst filigraner Jazzdrummer und hatte lange mit Henning zusammen Musik gemacht. Sie kannten sich aus dem Lehramtsstudium. Beide hatten sie das erste Staatsexamen an der Uni Essen abgeschlossen. Während Henning auch das Referendariat absolvierte, brach Walter es ab und ließ sich vom Arbeitsamt in einer Umschulung zum „Managementassistenten“ ausbilden, was auch immer das sein sollte. Als Henning keine Lehrerstelle bekam und beschloss, sein Institut zu gründen, war Walter gerade arbeitslos und stieg bei ihm ein. Nach Henning war er der zweite Mann im Geschäft, weil Henning über das Startkapital verfügte.

      Gabi war Anfang fünfzig, dürr und verhuscht. So tüpfelte sie Henning einen schnellen und schüchternen Kuss auf die Wange und nahm gleich wieder Abstand. In einem Retro-Hippie-Kleidchen stand sie da und fummelte an ihrer Handtasche. Sie war die Personalabteilung und das Schreibbüro, kümmerte sich um Lohnabrechnungen, Krankmeldungen, Überweisungen und den ganzen Schreibkram.

      Peter und Paul waren so dermaßen schwul, dass es kaum auszuhalten war. Dazu waren sie auch noch das Klischee-Schwulen-Paar an sich. In ihren schrillen Hawaiihemden und mit ihren strähnchenblonden Stehhaarfrisuren stürmten sie auf Henning zu, dass er Angst hatte, nach der Begrüßung wieder in die Klinik zu müssen. Doch im Job waren sie Profis. Peter war Psychologe und zuständig für die Personalführungs-, Motivations- und Supervisionsseminare. Paul als Betriebswirt deckte die Firmenorganisation und die Zertifizierung ab, also das, was man gemeinhin Qualitätssicherung nannte. Doch wenn die beiden gerade eine Beziehungskrise durchlebten, war ihr Zickenalarm nicht zu ertragen.

      Der rief dann Eva auf den Plan. Sie konnte traumhaft deeskalieren. Jetzt herzte sie Henning zur Begrüßung heftig unter den skeptischen Blicken von Helen. Denn Eva war einfach süß, und so sah sie auch aus. Mit ihrem Herzgesicht, der Stupsnase und dem Grübchenlachen, mit dem schwarzen, knappen Stretchrock, darüber ein schulterfreies, rotes Etwas und mit ihrer Mädchenfigur wirkte sie wie zweiundzwanzig, war aber Anfang dreißig. Sie war ausgebildete Ergotherapeutin, zertifizierte Yogalehrerin und gab Seminare für Meditation, Gesundheit am Arbeitsplatz und Deeskalationsstrategien. Nebenbei schrieb sie an ihrer Doktorarbeit in Philosophie über Kant und Konfuzius oder so ähnlich. Sie war ein Bündel an Energie und Intelligenz im Körper einer ewigen Kindfrau und wurde gerne wegen ihrer entspannten Grundhaltung bei schwierigen Kunden eingesetzt.

      So standen sie alle da mit ihren Sektflöten und freuten sich, dass ihr Chef wieder auf dem besten Weg war. Henning ergriff das Wort:

      „Liebe Leute, ich bin so froh euch wiederzusehen. Und das scheint ja nach dieser Begrüßung nicht ganz einseitig zu sein. Zuerst will ich euch danken für euren Einsatz. Denn das Geschäft habt ihr ausgezeichnet am Laufen gehalten, ohne mich. Walter hat mich im Einzelnen über die aktuelle Situation informiert. Und abgesehen von kleinen Verlusten am Kundenstamm, die aber nichts mit eurer Arbeit zu tun haben, habt ihr eure Sache so vorzüglich gemacht, dass ich mir fast überflüssig vorkomme. Eigentlich könnte ich Walter den Laden übergeben und angeln gehen. Aber ich finde angeln langweilig und Walter würde mehr Gehalt wollen. Und wenn Walter mehr bekäme, wolltet ihr auch mehr. Und schon wäre der Laden pleite. Bevor ich weiteren Quatsch erzähle, lasst uns setzen und essen und trinken und plaudern. Schön, dass ihr da seid. Ihr seid super!“

      Alle klatschten, johlten und herzten sich. Es hatte etwas von Kindergeburtstag.

      So langten sie zu, die Mitarbeiter des IFuM (Institut für Fortbildung und Management) und ihr Chef, der ihnen wie ein Freund war. Sie lobten das Fischbüffet, redeten über Kunden und Job, über Gott und die Welt und hatten Fragen über Fragen an Henning zu seinem Unfall, die Verletzungen und die Zeit im Krankenhaus.

      So berichtete Henning, dass er mit seinem guten alten Freund Harras auf einem Segeltörn in Holland auf dem Ijsselmeer war, als der Unfall passierte. Abends war Harras auf die Idee gekommen zu einem Nachttörn hinauszufahren. Während der Fahrt hat der Wind mächtig aufgefrischt und die See war immer kabbeliger geworden. Harras hat sich nicht davon abhalten lassen, seinen alten starken Rum zu trinken. Darüber waren sie in Streit geraten und Harras war an der Reling herumgeturnt, um Henning zu provozieren. Bei einer heftigen Welle war er dann über Bord gegangen. Henning hat es jedoch geschafft, ihn wieder herauszufischen. Bei der Aktion hat sich ein Seil am Ruder gelöst und der Wind hat daraufhin in das Großsegel gegriffen und ihm mit aller Macht den Baum gegen die Beine geschlagen, sodass er in die Reling geschleudert wurde. Das Ergebnis waren diverse zum Teil komplizierte Bein- und Rippenbrüche, die ihm fast drei Monate Klinikaufenthalt eingebracht hatten. Seitdem war seine Freundschaft zu Harras nicht mehr die intensive und vertrauensvolle, die es einmal war. Ob sie beide es hinkriegten, mit sich wieder ins Reine zu kommen, stehe in den Sternen. Den wahren Grund ihrer Auseinandersetzung behielt er für sich, genauso wie den Eindruck, Harras habe das Seil vom Ruderrad absichtlich gelöst. Dessen war er sich keineswegs sicher. Eigentlich glaubte er es auch nicht, wollte es nicht glauben.

      Als

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