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gute Zeit zu haben. Was dann aber doch ein wenig überrascht, ist die kunterbunte Verspieltheit, mit der fast alle Alltagsgegenstände »aufgehübscht« werden – als wäre das Land eine Art überdimensioniertes Kinderzimmer. Dabei scheut man auch vor der Verniedlichung von eigentlich ehrwürdigen Figuren wie in Meditation versunkenen Mönchen nicht zurück. Die Welt muss für die Thais offenkundig mit einer großzügigen Portion Puderzucker bestreut werden. Schwermütige Innerlichkeit ist hingegen verpönt. Soziologisch lässt sich diese Einstellung gut damit erklären, dass in Gesellschaften mit einem rigorosen Unterordnungsdruck die Individuen verständlicherweise versuchen, nicht unnötig anzuecken und entsprechend nach möglichst unverfänglichen Ausdrucksmöglichkeiten zu streben. Deshalb wird gemeinhin alles als attraktiv angesehen, was naiv, liebreizend, kantenlos, putzig und überhaupt konsensfähig ist. Der Übergang zu einer sterilen Künstlichkeit ist dabei – wie sich vielfach beobachten lässt – durchaus fließend.

      In zwischenmenschlichen Dingen geben Thais sich nach außen hin oft supercool. Aller äußerlichen Unbeschwertheit zum Trotz legen sie großen Wert auf eine klar abgegrenzte innere Diskretionszone, zu der sie niemandem Zutritt gewähren – oft nicht einmal dem eigenen Partner oder der eigenen Familie. Die Konfrontation mit den emotionalen Bedürfnissen und Problemen ihrer Mitmenschen hat für Thais etwas zutiefst Beängstigendes. Dies ist weniger einer fehlenden Empathie zuzuschreiben als der mangelnden Fähigkeit, sich gemütsverträglich mit unangenehmen Seelenfragen auseinanderzusetzen. Besonders Fremden gegenüber bleiben sie erst einmal deutlich reserviert. Doch selbst wenn sie alte Freunde nach langer Zeit wiedertreffen, ist meist nicht mehr als ein lässiger Schulterklapser drin. Das bedeutet natürlich nicht, dass sie gefühlsmäßige Eisblöcke sind. Als solche würden sie allein schon wegen der ganzjährigen Wärme so schnell wie eine Portion Kokosnuss-Eiscreme in der Tropensonne dahinschmelzen.

       Wie geht es entspannter?

      Wie in Thailand mit der Geschenkefrage verfahren werden sollte, liegt auf der Hand. Auch hier gilt der Grundsatz, sich in emotionaler Zurückhaltung zu üben und diese anderen nicht zu verwehren. Handelt es sich um eine längerfristige Beziehung, werden sich persönliche Geschenke auch dann positiv bemerkbar machen, wenn es nicht sofort im Zuge der Übergabe zu euphorischen Dankbarkeitsbezeugungen und Verbrüderungsszenen kommt. Insofern kann Susanne sich sicher sein, dass ihre wohlüberlegte Aufmerksamkeit bei Patchari auf die von ihr erhoffte Resonanz stoßen wird. Beim näheren Kontakt mit Thais sollte dieses emotional sprödere Verhalten in Rechnung gestellt und gelernt werden, mehr zwischen den Zeilen und aus Gesten zu lesen. Ein dezentes Lächeln zum richtigen Zeitpunkt sagt hier mehr als tausend Beteuerungen.

      Insgesamt ist es bei Freundschaftsbeziehungen zu Thais wichtig, sie nicht gefühlsmäßig zu überfordern. Pausenlose Wasserstandsmeldungen über die eigene Befindlichkeit werden nicht als Vertrauensbeweis, sondern als unangemessene Zudringlichkeit empfunden, die den Gefährten sogar zu einem fluchtartigen Rückzug veranlassen kann. Möglicherweise ist eine gewisse Sparsamkeit beim Gefühlezeigen ohnehin gar kein so schlechter Wesenszug, weil man dann zumindest sicher sein kann, dass es das Gegenüber tatsächlich ehrlich meint. Von andernorts üblichen Hello-nice-to-meet-you-Inszenierungen und That’s-sooo-beautiful-Jubelarien ist somit eindeutig abzusehen.

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