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vorbei, vor dem ein kleines rotes Schild mit der Aufschrift »Go ahead & breast-feed: We like both, babies and boobs!« steht. Max muss grinsen und geht weiter. Dieses Café, das Laundromat, soll noch zu seinem Lieblingsort an freien Tagen werden, und er wird noch viele schöne Nachmittage hier verbringen. Seit Ende 2018 hat das Café allerdings leider geschlossen.

      Max geht weiter in Richtung Osten. Nach einer großen Kreuzung geht es entweder geradeaus die Laugavegur entlang oder nach rechts zur großen Kirche, der Hallgrímskirkja. Die Laugavegur ist die große Einkaufsstraße von Reykjavík und voll mit Geschäften, Restaurants und Cafés. Hier tummeln sich die meisten Touristen. Max geht also nach rechts auf die große Kirche zu. Es geht ein Stück bergauf, und als Max auf der Höhe eines kleinen bunten Hauses ist, macht er eine furchtbare Entdeckung: Vor der orangenen Holzfassade steht ein einsamer Kinderwagen. Darin liegt ein Baby und murmelt etwas vor sich hin. Max hat panische Angst vor Babys, und wenn er um direkten Kontakt nicht herumkommt, fremdelt er mehr als jedes Kleinkind. Aus sicherem Abstand wirft er also einen Blick in den Kinderwagen und sieht, dass der oder die Kleine zwar warm eingepackt ist, aber schon ganz rote Bäckchen hat. Er schaut sich kurz um, kann aber niemanden sehen, der Herrchen oder Frauchen sein könnte. Also dreht er sich zu dem orangefarbenen Gebäude um. Auf einem runden gelben Schild steht in blauer Schrift »Babalu« und darüber in roter Neonschrift »Café«.

      Max schaut noch einmal kurz zum Kinderwagen und geht dann in das kleine Häuschen. Rechts von ihm führt eine blaue Holztreppe nach oben, links geht es in einen kleinen Raum voller Holzbänke und Tische. Nur wenige Menschen sitzen im Café. Max geht nach links und sieht am Ende des Raums eine kleine Theke. Dahinter steht eine junge Isländerin, die ihn freundlich mit Góðan daginn! begrüßt.

      »Da draußen steht ein Kinderwagen!«, sagt Max laut und ohne irgendeine Begrüßungsfloskel.

      Die junge Dame schaut ihn fragend an.

      »Vielleicht sollten wir die Polizei rufen?«, schlägt Max vor.

      Die junge Dame fragt erstaunt: »Warum das denn?«

      Jetzt schaut Max erstaunt. Dann hört er ein Kichern an einem der Tische vorne im Raum. Direkt am Fenster sitzen zwei blonde Frauen und halten sich die Hand vor den Mund. Eine von beiden ruft der jungen Frau am Tresen etwas auf Isländisch zu und wendet sich danach an Max: »Zum ersten Mal in Island?«

       Was ist diesmal schiefgelaufen?

      Die Rabenmütter (und -väter) von Reykjavík sind bekannt dafür, ihre Babys im Kinderwagen vor dem Café abzustellen, um dann Platz zu nehmen und bei einem leckeren Kaffee über das Tagesgeschehen zu sprechen. Nicht nur im Sommer, auch in den kälteren Jahreszeiten kann man dies oft beobachten, und in Island würde auch niemand auf die Idee kommen, nach den Eltern zu suchen: Im Zweifelsfall sitzen die nämlich hinter der nächsten Fensterscheibe und haben ihre Sprösslinge bestens im Blick.

      Island ist eines der kinderfreundlichsten Länder der Welt und erlaubt es, Kinder auf eine ganz andere Art und mit ganz anderen Herangehensweisen großzuziehen. Babys werden schon früh allein im Kinderwagen schlafen gelassen, die meisten Kleinkinder spielen überwiegend unbeaufsichtigt im Freien, und das Wort Helikoptereltern kennt man hier nur aus dem Fernsehen.

      Eltern und Familien werden in Island in besonderer Weise berücksichtigt und in die Gesellschaft integriert: An Universitäten gibt es beispielsweise Betreuungsprogramme für Babys und Kleinkinder. Es besteht hier also kein Grund, sich entweder für Familie oder für Karriere zu entscheiden, durch Rücksichtnahme und Unterstützung wird beides gleichzeitig ermöglicht. In nicht geringem Umfang ist diese Situation sicherlich auf die starken Frauen in Island zurückzuführen, die sich seit vielen Jahrzehnten für mehr Gleichberechtigung engagieren.

      Während Kinder in Deutschland zunehmend ganztägig betreut werden und vor allem in Großstädten immer auf einen Aufpasser angewiesen sind, wachsen die meisten Kinder in Island von klein auf mit einer gewissen Selbstständigkeit auf. Nach Schule und Hausaufgaben verlassen sie oft das Haus und kommen dann erst am späten Abend wieder nach Hause. Wo sie sich in der Zwischenzeit herumtreiben und was sie machen, ist zu großen Teilen ihre Sache.

      Sind nun alle Eltern in Island faul und/oder Rabeneltern? Mitnichten: Das Erziehungskonzept basiert schlicht auf Autonomie und Vertrauen und funktioniert seit Generationen ausgesprochen gut. Hier spielen natürlich viele Faktoren wie die Bevölkerungsdichte, die sehr geringe Kriminalitätsrate und die Nähe zur Natur eine große Rolle. In Berlin würde eine Isländerin den Kinderwagen wohl kaum vor dem Café stehen lassen.

       Was können Sie besser machen?

      Sollten Sie in Reykjavík oder sonst wo in Island Kinderwagen vor Geschäften, Cafés oder auch Häusern sehen – keine Panik. Die Eltern sind vermutlich irgendwo ganz in der Nähe und haben auch immer ein Auge auf das Kind.

      Sie sollten sich auch nicht herausnehmen, das Ganze als Einladung zu verstehen, die Babys anzusprechen oder gar anzufassen. Sie fänden es ja sicher auch nicht angenehm, wenn der Poolboy in Spanien sich zu Ihnen auf die Sonnenliege gesellt. Solange kein offensichtlicher Grund zur Sorge vorhanden ist, können Sie ruhig davon ausgehen, dass es dem Baby gut geht, und Ihres Weges gehen.

       CAFÉS & RESTAURANTS

      In Island ist übrigens jedes Café und jedes Restaurant angehalten, kostenlos Wasser zur Verfügung zu stellen. Meist wird das durch große Glaskaraffen mit ein paar Gläsern abgedeckt. Würde Max sich nun mit dem Wasser begnügen und keine weiteren Speisen oder Getränke bestellen, wäre das im Grunde okay, aber natürlich nicht besonders gern gesehen. Abgesehen davon gibt es nicht viel zu den Cafés und Restaurants in Island zu sagen, denn die meisten Sitten und Benimmregeln kommen aus unserem Kulturkreis und unterscheiden sich nur wenig bis gar nicht. Durch die Nähe zu den USA ist es in einigen Lokalitäten üblich, bei einer Kaffeebestellung den Becher kostenfrei nachfüllen zu lassen, das ist aber keinesfalls überall so. In den meisten Cafés gilt Selbstbedienung, das heißt die Bestellung sollte am Tresen aufgegeben werden. Speisen und Getränke werden dann zum Tisch gebracht.

      Weil Restaurants in Island durch das hohe Lohnniveau relativ teuer sind, gehen die Isländer wesentlich seltener auswärts essen als zum Beispiel die Deutschen. Das führt allerdings zu einem höheren Qualitätsanspruch, wenn sie denn einmal essen gehen, und dementsprechend sind die Restaurants meist von hoher Qualität.

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       HYGIENE IN SCHWIMMBÄDERN

       MAX DER DUSCH-BARBAR

      Nach einem langen und harten Arbeitstag fragen die Kollegen Max, ob er mit ins Schwimmbad kommen möchte. »Sport? Nach dem Pensum von heute? Nein, takk!«, entgegnet Max mit zusammengezogenen Augenbrauen und gerümpfter Nase. Er konnte sich nicht für einen von beiden Gesichtsausdrücken entscheiden, und so kommt es zu diesem Troll-Look.

      Ásgeir lacht, weil Max ein Gesicht wie ein Autounfall macht. Aus der Werkstatt streckt Siobhan ihren Kopf herein. Siobhan ist die Leiterin der Tauchabteilung und kümmert sich neben der Planung der Touren auch um die Logistik und das Equipment. Max hat großen Respekt vor ihr, denn diese Aufgabe ist sehr komplex und erfordert oft Nerven wie Drahtseile. Doch die Kollegin hat ihren Job nicht nur locker im Griff, sondern wartet auch mit einem enormen Erfahrungsschatz in Bezug auf das Tauchen auf. Niemand im Shop weiß mehr über den Sport als die junge Frau aus Belgien, die in England aufgewachsen und nun seit einigen Jahren in Island zu Hause ist.

      Zeitgleich sagen sie und Ásgeir: »Im Schwimmbad gibt es auch Hot Pots, da kann man wunderbar entspannen.« In der Aussage der Kollegen verbergen sich gleich mehrere dreiste Lügen, doch Max wird von der Vorstellung warmen Wassers eingelullt und willigt ein. Gemeinsam entladen sie die kleinen Busse, mit denen sie die Touristen und das Tauchequipment jeden Tag in den nahe gelegenen Nationalpark fahren. Der heutige Tag war

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