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Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband). Andreas Brandhorst
Читать онлайн.Название Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband)
Год выпуска 0
isbn 9783845331966
Автор произведения Andreas Brandhorst
Жанр Языкознание
Серия Perry Rhodan-Taschenbuch
Издательство Bookwire
DOLSON: Übertreibst du nicht ein wenig? Das klingt ...
YUN: Frag Shon, er hat es auch gesehen. Und wenn sein Notizbuch nicht mit Flake hops gegangen wäre, könntet ihr es auf den Bildern selber sehen. Felton war halb durchsichtig. Ist 'n Effekt vom Kryo. Billigem Kryo. Shon hat's mir erklärt. Die Kuppler hatten Felton nicht kalt genug eingedost. Du musst richtig frostig liegen, damit Frostie dich nicht kriegt. So kalt, dass ihm die Atome einfrieren und er nicht an dich rankommt. Und gleichzeitig brauchst du die richtige Mischung an Stoff, den sie dir durch die gefrorenen Adern pumpen. [Winkt ab.] Ich weiß. Wie kann das gehen, flüssiges Zeug durch gefrorene Adern zu pumpen? Kann nicht sein. Eigentlich. Aber so ist die Welt. Eigentlich kann vieles nicht sein, und trotzdem passiert es. Eigentlich darf niemand hingehen und einen colden Planeten wie Flake in Stücke schießen. Uncold. Ist trotzdem passiert. So ähnlich ist es mit Kryo. Darf nicht funktionieren, tut es aber trotzdem. So la la. Felton war noch am Leben, als wir ihn aus dem Eis geklopft haben, aber wären wir 'n paar Wochen später gekommen, wär' ihm das Licht vielleicht schon für immer ausgegangen gewesen. Hätt' nur noch als Robbenfutter getaugt. He, nicht mal das. Die Robben sind ganz schön wählerisch, wenn's drauf ankommt. Keinen Blassen, ob ihnen ein Terranerkadaver geschmeckt hätt', durch den man durchgucken kann.
DOLSON: Kryo ... das Wort habe ich noch nie gehört. Meinst du Kryogenese, künstlich induzierten Kälteschlaf?
YUN: Yep, so hat es Shon genannt.
DOLSON: Interessant. Meines Wissens gibt es keine einsatzfähigen Kryogenese-Systeme am Markt.
YUN: Was weiß ich. Auf Flake hat sich deshalb keiner sonderlich 'nen Kopf gemacht. Jeder Flakie kennt die Geschichte von dem Robbenjäger, den man zum Block gefroren gefunden hat. Man hat ihn in den Transportraum eines Gleiters gepackt – und als man ihn in der Kuppel wieder ausladen wollte, hat er herzhaft gegähnt und die Leute angeschissen, was ihnen einfällt, ihn von der Jagd wegzuschleppen, nachdem er vier Tage lang das Loch ins Eis gekratzt hat. Ich sag dir was – wir Flakies schlafen monatelang, was ist das große Ding dran, Jahre oder länger zu schlafen?
Irgendwer in den Kuppeln muss sich das auch gedacht haben und hat die erste Kryokombe unter 'ne Kuppel gebohrt. Zum Schluss hatte jede Kuppel eine. Manche Leute sind total drauf abgefahren. Sind bei jeder Gelegenheit runtergestiegen und haben die Kryos angeglotzt. Krank, wenn du mich fragst. Uncold krank.
Die Leute, denen die Kryokomben gehörten, haben irgendwann sogar angefangen, Eintritt zu verlangen. Ich selber hab' immer Abstand gehalten. Fühlt sich nicht richtig an, künstlich zu schlafen. Und die Typen, denen die Kryokomben gehört haben ... sahen aus wie 'ne Art Vorschau auf das Ende. Knochengestelle mit Glatzen, neben denen Terraner richtig speckig aussehen, und die immer in weißen Kitteln ...
DOLSON: Augenblick. Diese »Gestelle«, nannten sie sich selbst Aras?
YUN: Könnt' sein. Hab' ich schon mal gehört, den Namen.
DOLSON: [Macht sich eine Notiz.] Ich danke dir für den Hinweis. Wir werden der Sache nachgehen. Aber zurück zu Felton. Shon und du, ihr habt ihn aus dem Kälteschlaf geholt?
YUN: Yep. Was halt von ihm übrig war. Und meinst du, der Typ hätte für 'ne Flocke Schnee Dankbarkeit gezeigt? Geschimpft hat er, fieser als 'ne Bande Tring zirpt. Dabei war die Sache 'n teures Vergnügen. Hab' gesehen, wie Shon bezahlte. Musste 'n paarmal schlucken.
Feltons Kohle war schon vor Jahren ausgegangen. Kleines Wunder, dass sie ihn nicht längst zum Auftauen vor die Kuppel gekippt hatten. Entweder das, oder die Aras hatten gewittert, dass man mit ihm noch 'n Geschäft machen kann. So 'ne Art Wette. Du drosselst die Kryoeinheit auf Minimum runter und wartest, ob wer aufkreuzt, der bereit ist, für deine Frostbeule in Eisfach 146 richtig Galax zu latzen. Und Felton ... immerhin war er einer der Ersten von der ENCORE. Werden ja auch nicht mehr, die alten Leute.
Na ja, so lief's. Shon legt das Geld auf den Tisch, und dieser Ara führt uns in die Kryokombe. »Zu unseren Leichen im Keller!«, gackert er und stupst Shon mit seinem spitzen Ellenbogen an, als hätt' er den coldsten Scherz gemacht, seit der erste Eisklumpen im Universum zusammengefroren ist. Widerlich, gegen dieses Gestell ist Frostie 'n echter Kumpeltyp.
Ich hätt' dem Gestell gleich eins in die Fresse gegeben, aber Shon wollt' nicht. »Später, Yun, okay?«, bettelt er. Hab' mich drangehalten, auch wenn's schwer fiel. Aber was soll's. Auf dem Rausweg hat es den Ara monstermäßig auf die Schnauze gehauen. Hat ihm wer ein Bein gestellt. Kam nie raus, wer. Vielleicht der Geist von einer seiner Leichen. Haha.
Hat in der Kryokombe auf jeden Fall genug gegeben, die dafür in Frage kamen. Paar tausend minimum. Kommt raus, dass die Verlierer, die ich mit Prinzessin in die Kuppeln kutschiert habe, nicht im Ewigen Eis landen. Na ja, nicht in dem Eis, das ich dachte. Wenn die Typen ihre Luftrechnung nicht mehr zahlen können, gibt man ihnen die Wahl. Raus aufs Eis oder ab in die Kryoeinheit. Achtzig von hundert gehen in Kryoschlaf, erzählt uns der Ara und reibt sich die Hände. Ist besser, als von den Killerrobben gefressen zu werden. Die Viecher haben längst kapiert, dass bei den Kuppeln regelmäßig leichte Häppchen serviert werden, und warten nur drauf. Allein und ohne Ausrüstung hält 'n Terraner vielleicht 'nen Tag durch. In der Kryoeinheit zehn Jahre, minimum. Vielleicht kommt ja wer in der Zeit und holt ab, was noch übrig ist ... he, Spezialist, habt ihr die Kryokomben auch evakuiert?
DOLSON: Ich ... glaube nicht. In den Unterlagen sind keine derartigen Anlagen verzeichnet.
YUN: Klar. Was hast du gedacht? Hätte der Liga nicht gefallen, was da vorging. Wetten? Also habt ihr sie bei der Evakuierung eben übersehen. [Zuckt mit den Achseln.] Uncold, aber was soll's. Wer da lag, war sowieso schon tot. Mal ehrlich ... wer würd' schon einen Haufen Kohle dafür latzen, sich einen Verlierer ans Bein zu binden? Außer Shon, meine ich.
DOLSON: [Schluckt.] Dann war Felton ein Verlierer?
YUN: Machte am Anfang den Eindruck. Fluchte, schrie und biss und kreischte und was weiß ich was. Als würden wir ihn umbringen. Wir haben nicht drauf gehört. Haben ihn zu dritt auf 'ne Antigravliege gepackt, der Ara hat das Fesselfeld und den Prallschirm eingeschaltet, und dann war Ruhe. Sah zum Wegwerfen aus, wie Feltons durchsichtige Birne rot anlief und ihm Schaum vor den Mund stieg. Wir haben ihn in Prinzessin verstaut und Spezialkonzentratnahrung für Säuglinge eingekauft.
»Das klappt nie«, schüttl' ich den Kopf, als Shon voll bepackt mit dem Zeug aus dem Laden kommt. »Der alte Sack würgt den Brei nie runter.«
»Wirst schon sehen!«, sagt Shon nur. Und so kam's dann auch. Spezialist, ich hab' schon 'ne Menge fieses Zeug mitgekriegt. Wer einmal 'ne Robbe geschlachtet hat, den kann nichts mehr schrecken, hab' ich immer gesagt. Aber Shon ... er bietet Felton das Essen an. Der dreht den Kopf weg wie so'n trotziges Kind. Shon bietet es noch mal an. Nützt nicht. Und dann – Mann, Shon war schneller auf dem Alten, als ich gucken konnte. Sah aus, als würden zwei Tring sich 'ne Schlägerei liefern, mehr Schemen als sonst was. Am Ende hat Felton 'nen Schlauch in der Speiseröhre stecken, durch den Shon ihm den Brei 'reinpumpt.
DOLSON: Wirklich ... äh ... eindrucksvoll. Und Felton hat sich den Schlauch nicht einfach wieder rausgezogen?
YUN: Nein. Hat mich auch gewundert, Felton hat ab da brav seinen Brei geschluckt. Hat kapiert, dass er besser dran ist, wenn er tut, was Shon will.
»Cold, Mann«, sag' ich hinterher zu Shon und mein' es auch so. »Der Alte isst. Aber was soll das bringen? Ist doch nur ein Verlierer wie die ganzen übrigen Kryotypen.«
Da hast du's, Spezialist. Verlierer, ich hab's tatsächlich gesagt. War nicht fair, aber ich hab's getan. Konnt' ja nicht ahnen, was hinter Felton steckt.
»Felton