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Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband). Andreas Brandhorst
Читать онлайн.Название Perry Rhodan: Pan-Thau-Ra (Sammelband)
Год выпуска 0
isbn 9783845331966
Автор произведения Andreas Brandhorst
Жанр Языкознание
Серия Perry Rhodan-Taschenbuch
Издательство Bookwire
Beinahe schnell genug.
Der Umriss schleuderte ihr einen Blitz entgegen. An-Keyts Schirm absorbierte den Energiestrahl, lenkte ihn ab. Er bohrte sich in Tolt-Sekolg, ließ den Arzt, den kein Schirm mehr schützte, wie einen Ballon platzen. Im selben Moment drückte die Loowerin ab. Sie hielt den Feuerknopf weiter gedrückt, als sie wieder auf dem Boden aufkam, auch noch, als die Wucht der Explosion, die das Flachauge vor ihr zerriss, sie gegen die Wand schleuderte und der Aufprall ihr das Bewusstsein raubte.
Als ihre Kameraden sie später fanden, hielt An-Keyt in einem Greiflappen den leer geschossenen Strahler, im anderen einen verkohlten Fetzen von Tolt-Sekolgs Kampfanzug.
Es war nicht der Helk, der An-Keyts Kommando vor der Auslöschung rettete, es waren Loower. An-Keyt hielt sie anfangs, während ihre Wahrnehmung langsam zurückkehrte, für Überwesen, keinesfalls für gewöhnliche Sterbliche. Sie schienen überlebensgroß. Die Überlebenden ihres Trupps wirkten neben ihnen wie ein Abklatsch, zweite Wahl.
Die Retter trugen Kampfanzüge, Modelle, wie sie An-Keyt noch nie zuvor gesehen hatte. Die neuneckigen Platten, aus denen sie bestanden, waren so klein, dass die Loowerin ganz genau hinsehen musste, um sie zu erkennen. Das Material wirkte zerschunden, als wäre es zahllosen Strapazen ausgesetzt gewesen – und aus ihnen gestärkt hervorgegangen. Die Farbe der Anzüge ... sie entwand sich An-Keyt. Sie war in ständiger Veränderung, als die Retter auf- und abgehen, passte sich dem Hintergrund an. Eine flüchtige Unaufmerksamkeit genügte, und der Träger verschmolz mit seiner Umgebung. Nur der Tatsache, dass die Retter die Helme heruntergeklappt hatten, verdankte die Loowerin, dass sie sie nicht aus den Augen verlor, sie greifbar blieben.
In den Greiflappen hielten die Retter fremdartige, rundliche Waffen. An-Keyt spürte, dass sie nicht loowerischen Ursprungs waren, die Griffe waren zu unförmig, nirgends war eine gerade Kante oder Linie auszumachen, geschweige denn ein Neuneck.
An-Keyt musste an Mev-Sopran denken. Der Waffenwart würde vieles dafür geben, die Greiflappen an ein solches Modell zu bekommen. Eigentlich müsste er in diesem Augenblick versuchen, sich an die Retter heranzumachen, auf sie einreden, bis sie ihm eine ihrer Waffen überließen. Mev-Sopran war ein unermüdlicher Redner, wenn es darauf ankam.
Wo war er?
An-Keyt ruckte hoch. Schmerz fuhr durch ihren Körper, wollte sie zurückhalten, aber die Loowerin ignorierte ihn. Sie besiegte den Schmerz, aber gegen die Greiflappen des Retters, der neben ihr kniete, war sie machtlos. Er zwang sie zurück. An-Keyt keuchte, als er sie hart gegen den Boden drückte.
»Liegen bleiben!«, sagte der Mann nur. »Ich bin noch nicht fertig.«
Die Loowerin fügte sich, während die Greiflappen des Retters sie untersuchten. Er war grob, aber routiniert. An-Keyt kam er wie ein Mechaniker vor, der eine Maschine auf Fehler kontrollierte und in Gedanken bereits bei der nächsten war, vielleicht schon beim Ende seiner Schicht.
An-Keyt wünschte sich, Tolt-Sekolg wäre noch am Leben. Aber der Arzt des Kommandos war tot. Die Loowerin hatte gespürt, wie er zerplatzt war, seine Fetzen in ihrem Schirm verglüht waren. Es war eine nüchterne Feststellung, eine Analyse. In diesem Augenblick. Später, ahnte sie, würde Tolt-Sekolgs Tod sie verfolgen. Später, in den langen Nächten. Jetzt, während der Retter sich an ihr zu schaffen machte, fühlte sie nichts. Nicht für Tolt-Sekolg wenigstens. Aber für jemand anderen: sich selbst. Sie lebte! Erregung durchflutete An-Keyt unvermittelt, unbeherrschbar. Sie räkelte sich, stöhnte.
Der Retter stellte seine Untersuchung ein. »Was ist mit dir?«, fragte er verwundert. »Was hast du?«
»Nichts«, sagte An-Keyt nur. Was in ihr vorging, ließ sich nicht in Worten ausdrücken. Sie war am Leben!
Die Loowerin richtete sich auf. Dieses Mal hinderte sie der Retter nicht, sei es aus Verblüffung, sei es, dass er seine Untersuchung abgeschlossen hatte. An-Keyts Stielaugen kreisten. Das Depot war verwüstet. Keiner der Quanten-Behälter war unversehrt geblieben. An ihrer Stelle klafften Krater im Boden. Lediglich einer der Behälter war noch als solcher zu erkennen. Er war geborsten, eine klebrig aussehende Flüssigkeit war ausgelaufen. On- oder Noon-Quanten? Der Grundstoff des Lebens? Es fiel schwer zu glauben, aber es blieb kein anderer Schluss. Es waren Sporen – oder Tolt-Sekolg war umsonst gestorben, bei der Einnahme eines Nahrungsdepots oder eines Schmierstofflagers oder was auch immer. Es war in diesem Fall egal.
In der Mitte des Depots stand eine große Anzahl Loower zusammen, die größte, die An-Keyt gesehen hatte, seit sie den Transporter verlassen hatten. Retter und Angehörige des Kommandos. An-Keyt sah Belor-Thon, bleich aber unverletzt. Die Loowerin musste sich beherrschen, sich den Jungen nicht auf der Stelle zu nehmen, ihr Überleben auf die einzige ihr angemessen erscheinende Art und Weise zu feiern, indem sie das Leben ausschöpfte.
Lef-Krar, Mirton-Kehn, Saleng-Merv – alle ihre Kameraden waren da, drängten sich eng zusammen, verstört und mitgenommen. Unter ihnen war Jevek-Kart. Die Loowerin hielt verwundert inne. Der Söldner hatte seit langem aufgehört, sich mit den übrigen Angehörigen des Trupps zu verbrüdern, wenn er es überhaupt je getan hatte. Anfangs hatte ihm die Gesellschaft des Vordenkers, später die des Waffenwarts genügt. Auf einfache Soldaten wie An-Keyt, die über keine erkennbare Wichtigkeit verfügten, verschwendete er keinen Gedanken, geschweige denn Zeit.
Jetzt stand der Söldner zwischen den Soldaten, die Stielaugen demütig auf den Boden gerichtet, und kaute wortlos an einer Standardration.
Was war geschehen? Irgendetwas stimmte nicht. Nur, was?
Die Retter gaben der Loowerin einen Augenblick später unwissentlich die Antwort.
»Was hat dich geritten, Vordenker?«, sagte einer von ihnen scharf. »Wieso hast du versucht, diese Anlage ohne Rücksprache mit dem Oberkommando einzunehmen?« Es war der Anführer der Retter, ein stämmiger Mann, mit wuchtigen Oberschenkeln und langen Stielaugen, die wie ein Verhängnis über Negan-Parr hingen, ein paar Raubvögel, das jeden Moment auf ihn herabstoßen konnte.
»Mir ... schien, nun, Eile angebracht«, stotterte der Vordenker. »Das Depot war verwaist.«
»Scheinbar.«
»Ja, scheinbar.«
»Ich konnte nicht wissen, dass es eine Falle war!«
»Aber du musstest damit rechnen, dafür bist du Vordenker.«
Negan-Parr sagte nichts. Seine Sprachblase vibrierte so stark, dass Speicheltropfen wie feiner Nebel das obere Drittel seines Körpers einhüllten.
»Ich höre, Vordenker.«
»Ich ... ich muss die Beherrschung verloren haben.« Eines seiner Stielaugen zuckte, heftete sich auf den Söldner. »Die Tragweite der Entdeckung muss mir für einen Augenblick den Verstand geraubt haben. On- und Noon-Quanten! Sind wir nicht deshalb hier?«
»Was du nicht sagst. Du würdest Quanten nicht einmal erkennen, wenn du mit der Sprachblase in sie hineinfallen würdest!«
»Es ... ich ... ich bedaure den Vorfall.« Negan-Parr blieb keine andere Wahl, als um Verzeihung zu bitten. Die Wahrheit – dass ein Angehöriger seines Trupps ihm das Kommando entwunden hatte – konnte er unmöglich eingestehen. An-Keyt hätte es an seiner Stelle vorgezogen, den Strahler auf sich selbst zu richteten und ein schnelles Ende zu machen, anstatt mit der offen eingestandenen Schande zu leben.
Der Retter musterte den sich windenden Vordenker schweigend.
Negan-Parr holte laut Atem. »Ich bitte dich, mich von meinem Kommando zu entbinden«, sagte er. »Ich bin nicht würdig.«
Der Retter schwieg weiter. Die Pupillen seiner Stielaugen verengten sich. An-Keyt konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er lautlos kommunizierte. Mit dem Helk-Netz, dem Bereichskommando, vielleicht sogar dem Oberkommando, dem engsten Zirkel um Kilan-Gerp.
»Abgelehnt«, schnarrte er schließlich. »Du bleibst