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reagierst seltsam, Thompson. Ich glaube, du hast Probleme.«

      Hastig winkte der Techniker ab. »Was versteht ein Maahk von menschlichen Sorgen? Du lebst dein Leben, ich lebe das meine.«

      »Ich bin ein halber Mensch.«

      Morris Thompson hatte das Schott schon erreicht, als er sich widerwillig umwandte. Noch immer ließ ihn der Anblick des Maahks frösteln, auch wenn er jetzt wusste, was seine Phobie ausgelöst hatte: ein Simulationsprogramm, das die Benutzer in eine Scheinwelt versetzte, die sie mit allen Sinnen als real empfanden. Dabei hatte noch ein Dutzend Schutzengel über ihn gewacht. Jedenfalls entsann er sich einer Jahre zurückliegenden Meldung, dass zwei Programmdesigner durch ihre eigene Entwicklung den Tod gefunden hatten. Und das war nicht einmal ein Kriegsspiel gewesen, sondern die Simulation giftiger Pflanzenwurzeln.

      Morris glaubte, sich verhört zu haben. »Ein Maahk wird niemals ein Mensch sein können«, antwortete er verwirrt. »Weder ein halber, noch weniger ... Was euch dazu fehlt, lässt sich mit kalter Logik nicht ersetzen.«

      Grek-halb vollführte eine ausschweifende Bewegung, die Morris als theatralisch empfand. Sie wirkte einstudiert, keineswegs spontan. »Was unterscheidet uns von den Menschen?«

      »Alles«, beharrte der Techniker. »Aber ich glaube, für eine solche Diskussion bin ich nicht geschaffen.«

      »Warte!«

      »Was noch?«, fragte Morris ungeduldig. Die Anzeige im Head-up-Display zeigte ihm, dass die Raumtemperatur mittlerweile auf 85 Grad Celsius angestiegen war. Tatsächlich ließ Grek die um den Hals geschlungene Wärmefolie achtlos fallen.

      »Du bist Techniker, Thompson. Glaubst du, dass man Gefühle künstlich erzeugen kann?«

      Er hatte es am eigenen Leib erlebt. »Natürlich«, sagte er. »Es gibt verschiedene Wege ...«

      »Auch für einen Maahk?«

      Morris stieß einen überraschten Laut aus. »Nein, das nicht. Logik und Gefühle vertragen sich nicht.«

      Sein Gegenüber klopfte sich mit zwei Fingern an den Oberkörper. »Das da«, verkündete er lauter als zuvor und ließ die Finger auf einer silbernen Platte ruhen, »gibt mir die Gefühle. Und ich habe gelernt. Sehr viel über die Menschen. Du empfindest Angst, ist es nicht so?«

      »Unsinn«, wehrte der Techniker ab. Das war äußerlich. Zugleich fragte er sich, ob der Maahk Recht haben konnte. Ihm war immer noch mulmig zumute, und dieses kreisrunde, einen Zentimeter über die Schuppenhaut aufragende Ding konnte alles Mögliche sein.

      »Warum sagen Menschen die Unwahrheit? Das verstehe ich nicht.«

      »Weil ...«

      Verrückt!, konstatierte Morris Thompson. Wieso höre ich mir seine verquere Philosophie an? Ich sollte froh sein, dass ich endlich verschwinden kann.

      »Du zögerst«, stellte Grek-665½ fest. »Also suchst du nach einer Lüge? Die Wahrheit spricht man aus, ohne zu zögern.«

      »Es hat keinen Sinn mit uns beiden«, wehrte Morris ab.

      »Ausflüchte gehören in die breite Palette der Kommunikationshemmnisse. Grek-764 hat vor zweieinhalb Jahrtausenden einen Katalog erarbeitet, der eine Vielzahl unverständlicher Handlungsweisen auflistet ...«

      »Was willst du von mir, Grek-halb? Ich habe noch unaufschiebbare Arbeiten zu erledigen.«

      »Du bist ein geeignetes Studienobjekt, Thompson.«

      »Bitte, Grek, nicht mit mir.« Wieso lasse ich mich überhaupt aufhalten? Raumtemperatur konstant fünfundneunzig Grad, ich habe meine Arbeit erledigt. Aber ich sag's ihm: »Wende dich an Perry Rhodan, Grek. Ich bin überzeugt, er wird dir alles Studienmaterial zur Verfügung stellen, das du haben willst.«

      »Folglich werde ich ihn bitten, Thompson den Befehl zu geben ...«

      »Gibt es noch einen?« Der Techniker stutzte, wehrte dann heftig ab. »Nein, schlag dir das aus dem Kopf! Ich bin ungeeignet.« Mehrmals legte er die Hand auf den Öffnungsmechanismus, doch das Innenschott bewegte sich nicht um einen Millimeter.

      »Du bist so herrlich zwiespältig«, bekundete der Maahk.

      Dieses Schott ... warum reagiert es nicht? Wieder schlug Morris Thompson mit der flachen Hand auf den Öffnungsmechanismus.

      »Du denkst unlogisch«, sagte der Maahk. »Fällt dir das nicht auf?«

      Morris stand vor dem Schott und kam sich allmählich wie ein Idiot vor. Seine Gedanken schwirrten wild durcheinander, doch nicht einen konnte er wirklich festhalten. Der Mechanismus reagierte üblicherweise auf Berührung. Ruhig bleiben!, schoss es ihm durch den Kopf. Versuche, dich zu konzentrieren. Seine Abneigung gegen die Methanatmer erschien ihm vollauf berechtigt. Was bildet sich dieser Cyber-Maahk überhaupt ein?

      »Ich habe den Mechanismus umprogrammiert«, sagte der Giftgasatmer unvermittelt. »Er reagiert nur mehr auf meinen Handabdruck. Tun Menschen das nicht, wenn sie neue Räume beziehen?«

      Besserwisser!, dachte Morris wütend. Ich vergesse mich, ich ... Er blieb dennoch ruhig, stieß lediglich mit dem Helm gegen die Wand. »Nein«, sagte er und schloss sekundenlang in ohnmächtigem Zorn die Augen. »Das machen wir nicht. Weil es uns nichts angeht. – Würdest du mich nun bitte hinauslassen?!«

      Nichts geschah.

      Morris zwang sich zur Ruhe. Nach wie vor befand sich die JOURNEE im Überlichtflug, noch ungefähr 30 Minuten. Er würde frühestens nach dem Rücksturz in den Einstein-Raum als vermisst gelten, sofern er dann nicht seine Kontrollfunktion am Metagrav-Triebwerk wahrnahm.

      30 verdammt lange Minuten ... Die Szenen des Kriegs zwischen den Maahks und terranischen Landetruppen drängten sich wieder vor sein geistiges Auge. Sie erschreckten ihn nicht mehr wie zuvor. Vielmehr fragte er sich nun, wer die blutige Schlacht gewonnen haben mochte: die Maahks oder die Terraner?

      »Also gut, Grek, wenn du wissen willst, was Gefühle sind ...« Er wandte sich wieder um – und stockte abrupt. Nicht, weil der Maahk inzwischen seinen Raumanzug abgestreift hatte, und auch nicht, weil er fast nackt vor ihm stand ...

      Morris schluckte schwer. Er starrte Grek-halb an und hatte das entsetzliche Gefühl, dass ihm die Augen aus den Höhlen quollen. Mit einem heftigen Kopfschütteln versuchte er, sich abzulenken. Aber wieder schaute er hin. Seine Kehle war plötzlich wie ausgedorrt.

      Der Maahk wirkte immer noch imposant, eine Ausgeburt muskulöser Geschmeidigkeit. Irgendwann hatte Morris gehört, dass die Methanatmer zwar sechs Finger, jedoch nur vier Zehen hatten. Jetzt sah er die vier Zehen an jedem Fuß, die dicken Sehnenstränge entlang der kurzen, kräftigen Beine ebenso wie die tentakelhaften Arme und die knochenlosen und enorm kräftigen Finger. Die Schuppenhaut bedeckte alle Glieder, vor allem wirkte sie enorm widerstandsfähig und überaus beweglich zugleich.

      Morris kniff die Brauen noch enger zusammen. Wie sich Maahks vermehrten, interessierte ihn überhaupt nicht, egal ob zu zweit, zu dritt oder sonst wie ... Ihn verblüffte vielmehr das eigenwillige Kleidungsstück, das Grek bislang unter dem Raumanzug getragen hatte. Es war absonderlich, fand er. In einer anderen Situation hätte er wohl hell aufgelacht, hier beließ er es beim Verziehen der Mundwinkel.

      Der Maahk schien seinen Blick einigermaßen richtig zu deuten. »Du findest auch, dass es schön ist«, bemerkte er.

      »Dieses Hemd ist«, sagte der Techniker und suchte nach einem passenden Wort, »... etwas Besonderes.«

      »Lasky Baty«, sagte der Maahk.

      »Hm.«

      Eineinhalb Meter muskulöse Brust beanspruchten eine Stofffülle wie eine Staatsflagge. Genau das dachte Morris in diesem Augenblick. Dazu die langen Ärmel, die fast bis zu den Knien reichten. Bei einem Menschen war ein Hemd ein gewohnter Anblick – bei dem Maahk sah es aus wie ein Zerrbild, eine Parodie auf terranische Modeschöpfer und ihre Allüren. Unter dem eng anliegenden elastischen Gewebe zeichnete

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