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kümmerte sich Josepha um die Anweisung, drückte die Lösung in den Zugang.

      Matthias sah ihr dabei zu. Er dachte nach.

      »Vielleicht ist sie Diabetikerin und weiß es noch nicht«, mutmaßte Astrid.

      »Möglich«, erwiderte Dr. Weigand. Doch mehr als eine Vermutung war das nicht.

      *

      Graue Schatten flackerten über den Monitor des Ultraschallgeräts. Bevor Milan Aydin studiert hatte, war es ihm wie allen anderen normalen Sterblichen auch ergangen. Es war ihm ein Rätsel gewesen, wie man in diesem Wirrwarr Gefäß­verschlüsse, Wasseransammlungen und solche Dinge mehr entdecken konnte. Erst viele Jahre später und nach unzähligen Stunden intensiver Schulung hatte sich der Nebel endlich gelichtet. Jetzt sah er klar und verfolgte Dr. Nordens Bemühungen wie einen spannenden Krimi.

      Muriel schien das alles herzlich wenig zu interessieren. Mit vom Fieber feuchter Stirn lag sie im Bett. Diverse Schläuche führten von ihrem Körper hinüber zum Überwachungsmonitor. In den Venenzugang ihrer Hand tropfte eine farblose Flüssigkeit. Ein Hustenanfall schüttelte ihren Körper. Daniel half ihr, sich aufzusetzen.

      »Geht es wieder?«

      »Ja.«

      Sie klang wenig überzeugend.

      Unter dem kritischen Blick seines Kollegen setzte Dr. Norden die Untersuchung fort. Schwester Elena saß neben dem Bett und nahm Blut ab.

      »Der Test wird uns sagen, ob Ihre Hypophyse und Ihre Nebennieren richtig funktionieren.«

      Aufklärung war noch immer das beste Mittel, um Vertrauen zwischen Patient und Arzt herzustellen. Studien hatten zudem bewiesen, dass informierte Kranke mit weniger Ängsten zu kämpfen hatten und schneller wieder gesund wurden.

      Muriel schien derselben Ansicht zu sein.

      »Und was heißt das genau?«, hakte sie nach.

      Mit einem Blick gab Elena diese Frage an ihren Freund und Chef weiter.

      »Wir haben ein paar Theorien, denen wir nachgehen.«

      Muriels Bergseeaugen weiteten sich.

      »Das heißt, Sie haben keine Ahnung, was mir fehlt?«

      »Ganz ruhig!«, mischte sich Milan in das Gespräch ein. »Du willst doch sicher nicht gegen Schweinegrippe behandelt werden, wenn du eigentlich an der Beulenpest leidest.« Ein typischer Aydin!

      Muriel verdrehte die Augen.

      »Haha! Bist du immer so ein Witzbold?«

      »Nein. Nur manchmal.«

      Daniel Norden zupfte ein Papiertuch aus dem Spender und reinigte den Schallkopf vom Gel.

      »Wenigstens habe ich eine gute Nachricht. Ihr Herz ist in Ordnung.«

      Als Antwort hustete Muriel.

      »Bist du so lieb und gibst mir meine Pillen?« Sie deutete hinüber zur Tasche auf dem Stuhl vor dem Fenster.

      Milan rollte hinüber und brachte ihr die Tasche.

      »Was nimmst du da?« Mit dieser Frage kam er seinem Chef zuvor.

      »Keine Ahnung.« Ehe einer der Ärzte sie daran hindern konnte, steckte sie die kleine, runde Tablette in den Mund und schluckte sie hinunter. »Die hat mir meine Mitbewohnerin gegeben. Irgendwas gegen Husten.« Sie wollte die Dose wieder in der Tasche verschwinden lassen.

      Doch Milan war schneller.

      »Hey, was soll das?«

      »Ich kümmere mich nur um dich, Liebling. Sonst nichts.« Hinter Muriels Rücken drückte er Daniel die Dose in die Hand.

      »Nenn mich nicht Liebling!« Ihre Augen feuerten wütende Blitze auf Milan ab. »Wer hat vor ein paar Stunden noch zu mir gesagt, dass ich mich nicht verlieben soll?«

      Daniel und Elena wandten sich ab und sahen sich an. Beide pressten die Lippen aufeinander, um nicht laut herauszulachen.

      »Ich bringe das Blut ins Labor«, sagte Elena schnell.

      »Ich komme mit. Habe was zu erledigen«, erwiderte Daniel und schloss die Hand fest um die Plastikbüchse in seiner Hand.

      *

      Der Überwachungsmonitor piepte leise vor sich hin. Alles im grünen Bereich, wie Dr. Weigand nach einem Blick auf die Zahlen feststellte, die hin und her sprangen wie die Aktienkurse an der Börse. Er beugte sich über Anette Pastor. Zog nacheinander ihre Augenlider hoch und prüfte mit der Taschenlampe den Pupillenreflex. Er gab Auskunft über die Hirnaktivität und das Bewusstsein und ließ einen Schluss auf den Zustand seiner Patientin zu.

      »Es wird noch etwas dauern, bis sich die Lähmungserscheinungen zurückgebildet haben und Sie wieder richtig sprechen können«, sagte er zu seiner Patientin.

      Dr. Gruber war bei ihm und tippte die gewonnenen Erkenntnisse in das Tablet ein.

      »Wir nehmen gleich noch einmal Blut ab«, fuhr Matthias fort.

      Die Tür öffnete und schloss sich wieder. Schritte näherten sich. Während Dr. Weigand den Stauschlauch um den Oberarm schlang, warf er einen Blick über die Schulter.

      »Ach, Herr Pastor«, begrüßte er Anettes Ehemann.

      Doch Hartmut hatte nur Augen für die Ampullen, in die der rote Lebenssaft sprudelte.

      »Warum müssen Sie noch einmal Blut abnehmen? Ich dachte, meine Netti ist auf dem Weg der Besserung.«

      »Eine reine Routinemaßnahme.« Matthias legte die Ampullen in eine Nierenschale. Er zog die Nadel aus Anettes Arm und bat sie, den Tupfer fest auf die Einstichstelle zu drücken. »Wenn Ihre Frau sich weiter so gut erholt, kann sie in ein paar Tagen nach Hause gehen.«

      Hartmut riss die Augen auf.

      »In ein paar Tagen erst? Ich dachte, ich kann sie morgen früh wieder mitnehmen.«

      »So schnell geht es dann doch nicht.« Das Handy vibrierte in Matthias’ Tasche. Vielleicht Sophie! Zu dumm, dass er das Gespräch nicht annehmen konnte. »Wir wollen doch kein Risiko eingehen.«

      Er nickte Hartmut Pastor zu und wollte das Zimmer verlassen. Das Telefon vibrierte immer noch. Er spürte es deutlich am Bein. Fast so, als ob Sophie darüber streicheln würde.

      »Dr. Weigand?«

      Verdammt! Was wollte dieser Gruber denn noch?

      »Was gibt es denn noch?«, fragte er schärfer als beabsichtigt zurück. Er bemerkte es an den irritierten Mienen.

      Benjamin Gruber räusperte sich.

      »Sollten wir nicht sichergehen, dass Folgeschäden ausgeschlossen sind?«

      »Ja. Ja, natürlich.« Matthias hatte Mühe, seinen Unwillen über diese Bloßstellung zu verbergen. »Melden Sie Frau Pastor beim Neurologen an.«

      Dr. Gruber lächelte und machte einen entsprechenden Vermerk in der elektronischen Patientenakte.

      »Ich kümmere mich sofort darum«, versprach er und verließ das Zimmer.

      Das Vibrieren hatte inzwischen aufgehört. Doch Matthias wollte wenigstens nachsehen, ob seine Vermutung richtig war.

      »Ich lasse Sie jetzt mit Ihrer Frau allein«, sagte er zu Hartmut. »Falls Sie etwas brauchen, rufen Sie bitte die Schwester.« Ein letztes Nicken, dann war auch er zur Tür hinaus.

      Anette verfolgte ihn mit den Augen. Hartmut trat ans Bett seiner Frau.

      »Ein paar Tage gleich«, seufzte er. »Weißt du eigentlich, was das für mich bedeutet? Alles muss ich allein machen. Und niemand da, der für mich kocht. Wie soll ich das überstehen?«

      Ein Glück, dass Anette nicht antworten konnte. Es genügte, dass sie einfach die Augen schloss.

      *

      »Bin ich froh,

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