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und fragt sich, ob sein Sohn sich endlich an das Unumgängliche machen wird; sie sammeln seit einem Menschenalter Treibholz, an Material mangelt es nicht.

      Aber Hans Barrøy hat andere Pläne. Er bohrt zehn tiefe Löcher in die Felswand, lädt, legt die Lunte und jagt gut drei Kubikmeter Stein in die Luft. Die, die zu groß sind, schlägt er mit dem Hammer in Stücke.

      Er geht nach Hause, um Pferd und Wagen zu holen, und bittet Maria, mitzukommen, erklärt ihr unterwegs, dass er lieber »Sprengstein« für die Grundmauern hat, die glatten Steine vom Strand sind nur Unsinn, der »Sprengstein« dagegen, der hat raue Oberflächen, die sich ineinander verbeißen, und danach bewegen sie sich nicht um einen Millimeter. Sie sagt: »Grundmauer?«

      Ja, die Lösung für das Problem von Schlaf und Windrichtung ist natürlich, das Haus nach Süden zu verlängern, es ist anderthalbstöckig, wie geschaffen für eine Verlängerung, ein drei, vier Meter langer Anbau wird vor Sonne und Regen schützen, und dann können sie das ganze Jahr lang im Südsaal schlafen.

      Er macht sich mit Spaten und Füllhacke ans Werk und reißt einen guten Fuß Torf ab, stößt auf Felsboden und fährt Steine nach Hause und hat schon am nächsten Tag mit der Mauer angefangen, jetzt mit Hilfe von Martin und Barbro. Barbro mag schwere Arbeit, sie packt einen riesigen Stein vom Wagen und trägt ihn fünf Schritte zur Mauer und fragt den Bruder, wo er liegen soll, und lässt den Stein nicht los, bis ihr Bruder ihr die genaue Stelle angewiesen hat.

      Aber er zögert, aus Spaß, deshalb wird sie rot im Gesicht und fängt an zu schreien und muss den Stein loslassen. Dann heben sie ihn zusammen hoch und legen ihn an die Stelle, wo er liegen soll. Er fragt sie, wie es denn geht.

      »Jau«, sagt Barbro und holt den nächsten Stein.

      Martin schüttelt den Kopf über diesen Unfug und möchte wissen, ob die Frau nicht auch mit mauern soll.

      Hans aber stellt sich taub, obwohl er sich diese Frage ja auch schon gestellt hat. Doch Maria hat offenbar das Unausweichliche begriffen, wenn das Haus verlängert wird, dann verschwindet der Grund, warum sie im Südsaal schlafen will, ihre Aussicht auf ihre Kindheit dort im offenen Meer. Aber sie bringt es nicht über sich, etwas zu sagen, ehe der Mann den Grundstock gelegt und angefangen hat, das Rüstwerk zu errichten, was ist mit der Aussicht, fragt sie, er ist seit fast einer Woche an der Arbeit.

      Und nun bietet sich ihr ein Anblick, wie sie ihn noch nie gesehen hat, denn er setzt sich auf die Mauer und sieht aus, als sei er kurz vor dem Zusammenbruch, als Mann und als Mensch. Martin verzieht sich angeekelt und sagt, zum Henker. Maria bringt es auch nicht über sich, einen Mann zu trösten, deshalb dreht auch sie erst einmal eine Runde über den Hofplatz, nur Barbro kann sich neben den Bruder setzen und fragen, warum er denn flennt, so wie er sie immer gefragt hat, als sie noch Kinder waren. Er winkt wütend ab, wischt sich den Schweiß ab und macht sich wieder mit Spaten und Füllhacke an die Arbeit, reißt die Torfschicht auch innerhalb der Mauer herunter und fährt sie hinunter in den Busengarten, wo damit vielleicht kleine Unebenheiten ausgeglichen werden können.

      »Und was jetzt?«, fragt Maria beim Abendessen.

      »Was glaubste denn?«, sagt Hans.

      Am nächsten Morgen fährt er ins Dorf und hat bei seiner Rückkehr das Boot bis an den Rand mit Zementsäcken beladen, die er auf Pump gekauft hat. Er macht sich daran, Sand zu fahren, und fängt an zu gießen, eine neue Wand innerhalb der bereits fertigen Mauer, danach gießt er auf dem Felsgrund auch eine Art Boden, er wird uneben, aber dicht. Auf den Grundstock nagelt er dann die Verschalung und gießt die Mauer noch einen Fuß höher, soweit der Zement reicht. Als die Verschalungen entfernt werden, sieht es aus, als hätten sie das Haus mit einem grauen Steinkasten verlängert, fünf mal drei Meter, und einen guten Meter hoch.

      Es ist eine Zisterne.

      Hans Barrøy nagelt einige lange Bretter aneinander, Kante an Kante, und montiert sie als Rinnen unter beiden Dachvorsprüngen, legt zwei Abflüsse schräg nach unten, wo sie sich über der Zisterne treffen und einen Trichter bilden. Er sucht sich einige Bretter und fängt an, einen Deckel zu zimmern. Der sieht aus wie ein Fußboden und ist ebenso solide, sie können darauf sitzen und gehen. In den Deckel wird eine Luke eingelassen, die so angebracht wird, dass sie den Eimern, die hinuntergelassen und hochgezogen werden sollen, nicht ins Gehege kommt.

      Der alte Martin lacht beeindruckt.

      Da das Wetter an dem Abend, als sie damit fertig sind, auch am Stalldach Abflussrinnen anzubringen, gut genug ist, sitzen sie beim Abendessen auf dem Zisternendeckel. Einen feuchten Juni später ist die Zisterne voll. Das Wasser ist sauber wie Wasser, anders als die Moorbrühe, die die Tiere von jetzt an allein trinken müssen. Nach der nächsten Lofotsaison will Hans dann noch eine Handpumpe besorgen und in der Küche anbringen. Nicht die Pumpe ist die Herausforderung, sondern das Kupferrohr, das unter dem ganzen Haus hindurchgezogen werden muss und wahrscheinlich im Winter gefrieren wird. Das Ideale wäre, die Zisterne nach Norden zu legen, Wand an Wand mit der Küche. Im Nordsaal schlafen sie, wenn es im Süden zu warm ist und der Regen zu viel Krach macht. Wenn es im Norden zu kalt wird, wandern sie mit ihren Bettdecken in den Süden. Es ist ein gutes Leben.

      9

      Mit den Bewohnern der anderen Inseln tauschen sie Zuchtbullen und Widder aus. Wenn sie einen Widder haben, darf er nicht zusammen mit den Schafen und Lämmern grasen. Er bekommt eine eigene Insel, die Widderholm genannt wird. Dort geht er fast das ganze Jahr umher und frisst Gras und Tang und ist nur um die Weihnachtszeit zu Hause, für einen Monat, und wenn er zu den Schafen soll. Dann holt Hans ihn, und Ingrid ist dabei.

      Ingrid hat Angst vor dem Widder, er ist böse. Doch der Vater treibt ihn mit einer langen Gerte hinaus auf eine Landzunge, packt ihn am Fell und ringt ihn nieder und fesselt seine Beine und wirft ihn ins Boot, während Ingrid dabeisitzt und zuschaut und schaudert. Es ist viel Leben in einem Widder. Er ist ein wildes Tier. Mit langen, unbeherrschbaren Zotteln voll salziger Krusten aus Sand und Erde, die neben seinen Hufen zu Boden rieseln, ein schwarzer und wogender Panzer, der nach Meer und Viehstall stinkt. Als sie nach Barrøy kommen, wird ihm ein Strick um den Hals gelegt, und er ist nach der Überfahrt so steif und ungefährlich, dass Hans ihn in den Stall führen kann, ohne auf weiteren Widerstand zu stoßen. Hat er seine Aufgabe erfüllt, bringen sie ihn zurück nach Widderholm, oder manchmal zu einer der anderen Inseln, wo es im Moment keine Schafe gibt.

      Alle Inseln haben einen Namen. Eine von ihnen heißt Knuten.

      Einmal versuchte der Widder zu türmen. Da schwamm er hinüber nach Knuten. Als sie es bemerkten, ließen sie ihn einfach dort bleiben. Drei Tage später schwamm er zurück. Das wird ihm eine Lehre sein, sagte Hans. Ingrid fand es furchtbar. Wenn er einsam ist, warum schwimmt er dann nicht zu einer Insel, auf der es Schafe gibt? Sie denkt, dass er vielleicht blind sein könnte. Das macht ihn noch erschreckender. Aber selbst ein blinder Widder kann doch wohl hören?

      Wenn die Sonne im Flammenmeer dort draußen verschwindet, können sie die Silhouette des Widders vor dem roten Horizont erkennen, ein winziges Insekt auf einem steinernen Floß im Meer. Und bläst der Wind aus der richtigen Richtung, können sie ihn auch schreien hören.

      »Jetzt ruft er nach Gott«, sagt Barbro.

      Mit dem Widder ist es wie mit anderen Tieren, sie sterben. Aber dann müssen sie begraben werden. Der Widder ist das einzige Tier, das sie nicht essen.

      10

      Sie essen auch keine Eiderente, aber die ist nun mal kein Haustier, wenngleich sie ihr kleine Steinhäuser bauen, um an die Daunen heranzukommen, und es seit Jahren eine gibt, die unter der Treppe zum Windfang brütet. Wochenlang muss dann die Katze drinnen bleiben. Das mag sie nicht, denn sie darf nur in Martins Kammer bleiben, wo es keine Gardinen gibt, die sie in Stücke reißen kann. Die Katze heißt Bonken, es ist ein Kater, weil sie auf der Insel nun einmal keine Katze halten können, die, wie es heißt, immerfort Junge bekommt, welche Hans dann totschlagen muss, aber mit der Katze ist es wie mit allen anderen auf einer Insel, wo soll sie Junge herbekommen, wenn sie allein ist?

      Wenn das Wetter im Frühsommer so schlecht ist, dass man draußen nichts tun kann, holen Maria und

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