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sich einerseits entsprechend langsam dehnen, und andererseits reichen die Kraftreserven. Aber in »normaler« Zeit geboren zu haben, bedeutet keineswegs, auch sonst keine Probleme zu haben. Lesen Sie in diesem Fall unter den entsprechenden Stichwörtern nach.

      Kurze Geburt

      Eine sehr schnelle Geburt kann bei der Mutter Spuren hinterlassen. Wenn es die erste Geburt war, ist sie hinterher mit Sicherheit schockiert. Auch eine Zweitgebärende kann erschüttert sein, wenn das Kind plötzlich kommt.

      Die Schmerzen können fast unerträglich stark sein, da die Endorphine, die natürliche Schmerzlinderung des Körpers, eine bestimmte Zeit brauchen, um wirken zu können. Die Gefahr großer Risse steigt, weil das Gewebe des Geburtskanals nicht genügend Zeit hat, um nachzugeben.

      Viele Frauen mit kurzen, schnellen Geburten erleben es als Belastung, daß ihr Schock oder die schmerzhaften Erinnerungen nicht ernstgenommen werden. Auf dem Papier sieht eine rasche Geburt ja einfach aus.

      »Es war mein erstes Kind, und ich beabsichtigte eine PDA. Aber es dauerte nur eineinhalb Stunden von der ersten Wehe bis zur Geburt des Babys. Die Zeit bestand aus einer einzigen gigantischen Wehe. Ich mußte beinahe mit angezogenen Hosen mein Kind zur Welt bringen, ich hing in einem Rollstuhl im Eingang des Krankenhauses. Als ich danach das Bedürfnis hatte, davon zu erzählen, lachten alle nur und sagten, ich hätte wohl keinen Grund zu klagen, wo es doch so schnell gegangen wäre.«

      Sonja, 25, ein Kind

      Lesen Sie auch den Abschnitt weiter hinten in diesem Kapitel »Traumatische Geburtserinnerungen«.

      Lange Geburt

      Wenn eine Geburt 24 Stunden oder länger dauert, rechnet man sie zu den lang dauernden Geburten. Das ist eine große Belastung für Körper und Psyche; sie übersteigt alles, was man bisher erlebt hat. Der Körper wird müde, der dauernde Schmerz zehrt an der Begeisterung, die Sie vielleicht vor der Geburt hatten. Unruhe stellt sich ein, stimmt etwas nicht? Das Personal wechselt, Sie haben lange nicht geschlafen...

      Viele Frauen mit lange dauernden Geburten nehmen starke Schmerzmittel, um es auszuhalten. Die Schmerzmittel ihrerseits verlängern die Geburt, ein Teufelskreis.

      Besonders anstrengend ist eine lange Austreibungsphase.

      »Ich habe immer nur gepreßt und gepreßt, und nichts kam. Man bekommt Panik. Nach diesem Marathon war mein Hinterteil rot geschwollen wie bei einem Pavianweibchen. In dieser Situation schlug die Schwester mir vor, ich könne mich im Spiegel betrachten, um zu sehen, ›daß es gar nicht so schlimm aussieht‹. Ich lehnte dankend ab. Es gibt Grenzen für die Selbstquälerei.«

      Marianne, 29, ein Kind

      Eine Frau, die stundenlang gepreßt hat, mutet ihrem Beckenboden eine unglaubliche Anstrengung zu. Das Blut sammelt sich im Unterleib, und die Muskeln werden lange angespannt. Nach einer Stunde Pressen oder mehr werden Sie in den Tagen nach der Geburt vermutlich ziemliche Schmerzen im Unterleib haben.

      Gebären erfordert sehr viel Energie. Man rechnet, daß eine Stunde Geburtsarbeit einer intensiven Gymnastik entspricht, also ca. 500 kcal. Zwanzig Stunden aktive Geburtsarbeit entsprechen 10 000 kcal. oder dem Energieverbrauch von fünf Tagen! Deshalb sind die Kohlehydratreserven in der Leber und den Muskeln völlig erschöpft. Und Sie leiden sicher auch unter Flüssigkeitsmangel. Man rechnet damit, daß eine Frau während der Geburt einen halben bis einen Liter Flüssigkeit pro Stunde verliert. Eine Geburt von 24 Stunden bedeutet also einen Flüssigkeitsverlust von 12 bis 24 Litern, oder ungefähr hundert Gläsern Wasser.

      Sie sind vermutlich sehr, sehr müde. Vielleicht so müde, daß Sie von der Euphorie, die die meisten Frauen nach der Geburt empfinden, nichts spüren.

      Vergleichen Sie sich nicht mit den anderen Frauen, wenn Sie im Krankenhaus liegen. Die meisten hatten sehr viel kürzere Geburten und haben andere Kräfte. Das, was Sie hinter sich haben, ist überhaupt nicht schlimm oder gefährlich, aber vielleicht das Anstrengendste, was Sie bisher mitgemacht haben.

      Das wichtigste ist jetzt, Kräfte zu sammeln. Zum Beispiel durch:

       Schlafen, wenn das Kind schläft.

       Kohlehydratreich essen, damit sich die Reserven wieder füllen. Verlangen Sie besonders viel Brot, Kartoffeln, Reis, Nudeln.

       Viel trinken, um die Flüssigkeitsdepots wieder aufzufüllen: Wasser, Fruchtsäfte, Milch.

       Dafür sorgen, daß eine Hilfe da ist, wenn Sie nach Hause kommen.

      Nach einem Kaiserschnitt

      »Ich verglich mich mit den anderen Frauen auf der Wochenstation. Die hatten lange Geburten hinter sich. Aber danach waren sie fit. Für mich fingen die Probleme erst an.«

      Karoline, 34, ein Kind

      Eins von acht Kindern kommt mit Kaiserschnitt auf die Welt. Nach einem Kaiserschnitt erleben Sie eine andere Art von Genesung als Frauen, die vaginal geboren haben.

      Geplanter Kaiserschnitt

      Ein Kaiserschnitt wird geplant, wenn die Plazenta falsch liegt, das Kind sich in Steißlage befindet und das Becken für eine vaginale Geburt zu eng ist, bei einer akuten Infektion im Unterleib, wenn eine Schwangerschaftskomplikation eintritt und Mutter oder Kind Schaden nehmen könnten.

      Während eines geplanten Kaiserschnitts sind Sie normalerweise wach. Der Unterleib ist durch eine Rückenmarksanästhesie gefühllos, man kann die Betäubung durch einen sehr dünnen Schlauch im Rücken mehrmals auffrischen. (In vielen Krankenhäusern wird die sogenannte Spinalanästhesie immer häufiger angewendet. Hierbei wird die Betäubung noch näher an die Nervenzellen herangebracht und nimmt jegliche Empfindungen beim Schnitt.)

      Wenn das Kind geboren ist, wird genäht. Das dauert ungefähr 45 Minuten, weil der Chirurg mehrere Schichten Gewebe nähen muß. Es wird mit einem Faden genäht, der sich im Körper auflöst. Die Haut wird oft mit einem Faden genäht, der gezogen werden muß, wenn die Wunde zugeheilt ist, ungefähr vier bis fünf Tage später. Das tut nicht weh, es fühlt sich an, wie wenn jemand am Bauch zupft. Manche Frauen erleben es jedoch als unangenehm.

      Während der Chirurg näht, können Sie das Kind an die Brust legen. Sie behalten noch einige Stunden nach der Operation einen Tropf und den Blasenkatheter (ein Blasenkatheter muß deshalb gelegt werden, weil die Blase während des Kaiserschnitts ganz leer sein muß).

      In den ersten Stunden nach der Operation bekommen Sie schmerzstillende Spritzen. Sie enthalten morphinähnliche Mittel. Aber: Keine Angst wegen des Kindes; der narkotische Effekt nimmt die Schmerzen und scheint keinen Einfluß auf das Baby zu haben. Nach einem Tag werden die Spritzen durch starke schmerzstillende Tabletten ersetzt. Es kann sein, daß Sie sich von den Spritzen und Tabletten schwindelig und »high« fühlen. Von der Rückenmarksbetäubung kann man hinterher Kopfschmerzen bekommen, wenn sie falsch gelegt worden ist. Die Kopfschmerzen vergehen bald und sind nicht gefährlich.

      Früher lagen die Frauen nach einem Kaiserschnitt eine Woche im Bett. Aber heute weiß man, daß es gut ist, sich bald wieder zu bewegen. Die Schwestern werden Sie vermutlich aus dem Bett scheuchen, lange bevor Sie es für möglich halten, aufstehen zu können.

      »Ich hatte das Gefühl, als ob mein Kinn an den Knien festgenäht wäre.«

      Anna, 33, ein Kind

      Die Schwestern werden Ihnen aus dem Bett helfen, und Sie werden sehr wahrscheinlich ziemlich starke Schmerzen haben und schwach auf den Beinen sein. Man fühlt sich deshalb so wackelig beim Stehen, weil die Ärzte auch die Bauchmuskeln durchgeschnitten haben. Es kann einem wie ein unmögliches Unterfangen vorkommen, auch nur bis zur Toilette zu gehen. Aber es ist wichtig für die Heilung, daß Sie sich so bald wie möglich bewegen. Der Kreislauf kommt in Schwung, das Gewebe wird besser mit Sauerstoff versorgt, die Wunde schließt sich schneller, und das Risiko von Thrombosen nimmt ab.

      Viele

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