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zu kauen als an der sorgfältig gestalteten Oberfläche hat man heute ohnehin am ideologischen Ballast der Bücher, und das gilt sowohl für Flemings Darstellung unterschiedlicher Ethnien als auch für sein krudes Geschlechterbild. Frauen wollen in diesen Büchern genommen und dominiert werden (No means yes!), Männlichkeit heißt dagegen Zupacken, die Ärmel hochkrempeln und auf Risiko spielen. Sich selbst inszenierte Fleming gern als lässigen Naturburschen, der den intellektuellen Salonzirkel seiner Frau als einen Haufen weltfremder Weicheier verspottete. Engen Freunden enthüllte Fleming dagegen auch eine andere Seite: die eines bibliophilen Feingeists, der über immensen Kunstsachverstand verfügte und eine stolze Sammlung historischer Erstausgaben besaß, darunter ein Exemplar des Kommunistischen Manifests. Mit Introspektion konnte Fleming aber weder privat noch in seiner Arbeit etwas anfangen. Selbstreflexion hielt er für Zeitverschwendung, wie er in seinen Tipps für angehende Autoren anmerkt: Gründliche Recherche und hohe Produktivität sind das A und O, bloß nicht zu viel nachdenken. Flemings rasantes Schreibtempo schlägt sich im Erzähltempo nieder, sodass sein Verlag ihn wiederholt ermahnen musste, nicht so viele Sätze mit »Und« zu beginnen, sondern lieber mal durchzuatmen. Der Mangel an Verschnaufpausen forderte schließlich seinen gesundheitlichen Tribut, als Fleming auf dem Höhepunkt seines Ruhms war – er starb 1964 mit gerade einmal 56 Jahren, am 12. Geburtstag seines Sohns und wenige Wochen vor der Premiere von Goldfinger.

      Seines Helden war Fleming da bereits überdrüssig geworden. Schon am Ende von Band 5, Liebesgrüße aus Moskau, lässt er Bond über die Klinge springen, so wie der genervte Arthur Conan Doyle einst Sherlock Holmes die Reichenbach-Fälle hinabschubste. Doch auch Fleming gab dem Druck des Publikums nach und machte ›lebenslänglich‹ Bond, bezeichnete sich selbst gar als dessen Biographen. Zugleich ließ er es sich nicht nehmen, die Fans zu quälen, indem er ihnen von Zeit zu Zeit Storys vorsetzte, die nur wenig mit der James-Bond-Formel zu tun hatten. Der Kompromiss zwischen Vertrautem und Innovativem sollte auch für die Produzenten der Filmreihe zum Dauerproblem werden.

      Ian Fleming (l.) besucht den Dreh von Goldfinger (1964), neben ihm die Produzenten: Harry Saltzman (M.) und Albert R. Broccoli (r.)

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