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den Eierkuchen, wir sehen uns, Valentina«, verabschiedete sich Ophelia, nahm Ortrud behutsam auf ihre Arme und verließ die Küche über die Terrasse.

      »Mir wär’s auch recht, wenn es so käm, wie du es dir wünschst«, murmelte Valentina und schaute Ophelia noch eine Weile nach.

      *

      »Wir haben hohen Besuch«, raunte Lydia Danny zu, als er auf seinem Weg ins Sprechzimmer, wie an jedem Morgen, am Empfangstresen stehen blieb, um ein paar Worte mit ihr und Sophia zu sprechen.

      »Wer ist es?«, fragte er.

      »Reinhold Eberholz, der Vorstandsvorsitzende des Bogenschützenvereins. Sie müssen ihn beeindruck haben, dass er seine Abneigung gegenüber der Ärzteschaft überwunden hat«, fügte Lydia leise hinzu.

      »Wie auch immer Sie das geschafft haben, der Mann braucht dringend Hilfe. Er sieht nicht gut aus«, sagte Sophia, nachdem sie kurz durch die Glaswand ins Wartezimmer geschaut hatte. Reinhold saß nach vorn gebeugt in einem der Sessel und starrte vor sich her.

      »Wie viele sind vor ihm?«, fragte Danny.

      »Nur Frau Meier, die sich wieder einmal einbildet, schwer krank zu sein«, antwortete ihm Sophia. »Ich könnte Herrn Eberholz zur Blutentnahme bitten, ihn aber stattdessen zu Ihnen bringen«, schlug Sophia Danny vor.

      »Machen Sie das, danke«, sagte Danny. Mit diesem kleinen Trick würden sie vermeiden, dass Gusti Meier, eine Patientin aus der Nachbarschaft, sich übergangen fühlte und sich aufregte, so wie sie es gern tat, um sich in den Mittelpunkt zu spielen.

      Er ging in sein Sprechzimmer, schloss das Fenster, das noch zum Lüften offenstand, und schaltete seinen Computer ein. Gleich darauf klopfte es an seiner Tür.

      »Guten Morgen, Herr Eberholz«, begrüßte er den Vorstandsvorsitzenden des Bogenschützenvereins und bat ihn, auf einem der beiden Stühle vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen.

      »Gestern hätte ich noch nicht gedacht, dass wir uns so schnell wiedersehen, Herr Doktor, aber ich denke, ich brauche Hilfe«, sagte Reinhold.

      »Was kann ich für Sie tun?«, fragte Danny. Er sah Reinhold an, dass er Schmerzen hatte und dass er auffallend blass war.

      »Ich kann seit Tagen nicht mehr richtig essen. Mir ist ständig übel, und mein Bauch fühlt sich irgendwie hart an«, sagte Reinhold.

      »Ich sehe mir das an, legen Sie sich bitte auf die Liege«, bat Danny seinen Patienten.

      »Vermutlich ist es nur eine hartnäckige Gastritis«, mutmaßte Reinhold, während er sich auf der Liege ausstreckte.

      »Das ist eine Möglichkeit«, entgegnete Danny. Bevor er den Vereinsvorsitzenden nicht gründlich untersucht hatte, würde er sich in keiner Richtung festlegen. Behutsam tastete er seinen Bauchraum ab. »Tut das weh?«, fragte er, als er eine Verhärtung in Höhe der Leber spürte.

      »Ja, schon«, gab Reinhold zu, als Danny noch einmal kurz Druck ausübte. »Ist es der Magen?«, wollte er wissen.

      »Eher nicht, ich denke, es ist Ihre Leber. Zur Abklärung würde ich mir das gern mit dem Ultraschallgerät ansehen.«

      »Ginge das gleich? Oder muss ich mir erst einen Termin geben lassen?«

      »Das machen wir natürlich jetzt gleich. Ich wäre ein schlechter Arzt, wenn ich Sie mit unklaren Schmerzen wieder nach Hause schicken würde«, erklärte ihm Danny.

      »Das habe ich schon ganz anders erlebt«, entgegnete Reinhold.

      »Das tut mir leid, Herr Eberholz. Patienten sollten eine Praxis nicht mit einem unguten Gefühl verlassen. Kommen Sie bitte mit mir«, bat er Reinhold und hielt ihm die Tür des Sprechzimmers auf.

      Manchmal fragte er sich, ob einige seiner Kolleginnen oder Kollegen noch nie krank waren oder welchen Grund sie haben könnten, dass sie Patienten so oft im Ungewissen ließen. Vielleicht lag es ­daran, dass viele Ärzte sich besonders gern vor einer Untersuchung drückten, weil sie eine unangenehme Diagnose befürchteten. »Ich mache noch einen Ultraschall«, teilte er Lydia mit, die aus dem Labor kam und ihm und Reinhold im Gang begegnete.

      »Danke, dann wissen wir Bescheid«, sagte Lydia und ging zum Empfangstresen. Falls die anderen Patienten ungeduldig wurden, würde sie ihnen etwas von einem Notfall erzählen.

      Im Ultraschallraum angekommen bedeckte Danny die Liege mit dem Papier, das sie in Rollen geliefert bekamen und für jeden Patienten erneuerten. Danach bat er Reinhold, seinen Oberkörper freizumachen, damit er ihn untersuchen konnte. »Das wird sich gleich ein wenig kühl anfühlen«, warnte er ihn vor, bevor er das Gel für den Gleitkopf des Ultraschallgerätes auftrug.

      »Wir haben heute Morgen schon zwanzig Grad, da kann ich eine kleine Abkühlung gut vertragen«, entgegnete Reinhold und versuchte trotz seiner Schmerzen zu lächeln.

      »Alles klar, wenn Sie möchten, können Sie zusehen«, schlug Danny ihm vor und deutete auf den Bildschirm des Ultraschallgerätes, den er so ausgerichtet hatte, dass er und sein Patient die Aufnahmen betrachten konnten.

      »Ich denke, das ist nichts für mich«, antwortete Reinhold und wandte seinen Kopf zur anderen Seite.

      »In Ordnung«, sagte Danny. Er fuhr mit dem Gleitkopf langsam über Reinholds Bauchraum und machte währenddessen einige Aufnahmen, die er sich nach der Untersuchung noch einmal ansehen konnte. »Ihre Leber ist vergrößert, Herr Eberholz, und ich kann auch einige helle Stellen erkennen«, klärte er seinen Patienten auf, nachdem er sich seine Leber genau angesehen hatte.

      »Und was bedeutet das?«, fragte Reinhold.

      »Es könnte sich um eine Entzündung handeln.«

      »Sie meinen, ich habe mir eine Hepatitis gefangen?«

      »Das könnte sein. Zur genaueren Abklärung nehmen wir Ihnen noch Blut ab, dann wissen wir morgen mehr. Melden Sie sich bitte morgen Nachmittag telefonisch, damit wir das Ergebnis besprechen können. Ich schreibe Ihnen noch etwas gegen die Übelkeit und die Schmerzen auf.«

      »Vielen Dank, Herr Doktor«, sagte Reinhold. Er wischte mit dem Papier, das Danny ihm reichte, das Gel von seinem Bauch und zog sich wieder an.

      »Ich wünsche Ihnen gute Besserung, Herr Eberholz. Sophia, wir brauchen ein großes Blutbild von Herrn Eberholz«, wandte sich Danny an seine Sprechstundenhilfe, als er zusammen mit seinem Patienten den Ultraschallraum verließ.

      »Ist recht, Herr Doktor, kommen Sie bitte mit mir, Herr Eberholz«, bat Sophia den Vereinsvorsitzenden der Bogenschützen und ging mit ihm in das Laborzimmer.

      Danny warf im Vorbeigehen einen Blick ins Wartezimmer.

      Die meisten Plätze waren besetzt, es würde ein ausgefüllter Vormittag werden. Gusti Meier, seine nächste Patientin, kam fast jede Woche mit irgendwelchen merkwürdigen Symptomen zu ihm. Letztendlich wollte sie aber nur ein wenig plaudern und Neuigkeiten erfahren. Dieses Mal war ein Hautausschlag auf der Stirn ihr Aufhänger. Er konnte ihn schnell als Rückstand eines Haarfärbemittels identifizieren, nachdem sie ihm erzählt hatte, dass sie zwei Tage zuvor bei einer Bekannten war, die ihr die Haare gefärbt hatte.

      »Das nächste Mal gehe ich wieder zum Friseur. Da lässt man sich einmal überreden, was Neues auszuprobieren und schon geht es daneben«, schimpfte die kleine rundliche Frau und wischte einen weißen Fussel von ihrem dunkelblauen Trachtenrock.

      »Es ist nur eine leichte Verfärbung, die ist bald wieder verschwunden. Sie können es auch mit Creme versuchen, damit verschwindet der Fleck vermutlich schneller«, riet ihr Danny.

      »Danke, für den Tipp, ich werde es ausprobieren, sobald ich zu Hause bin.«

      »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«, fragte Danny, als Gusti sitzen blieb und ihn anschaute.

      »Für mich nicht, aber ich habe gehört, dass Sie einiges für die Bogenschützen tun. Wissen Sie, mein Sohn gehört auch zu den Bogenschützen. Auch er nimmt mit einem Team am Wettbewerb teil. Alle im Verein sind Ihnen recht dankbar, dass Sie dabei sind.

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