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gibt es auf Stan­dard Is­land, näm­lich eine Trup­pe von fünf­zig Mann un­ter dem Be­feh­le des Co­lo­nel Ste­wart, denn man durf­te nicht au­ßer acht las­sen, dass die wei­ten Ge­bie­te des Stil­len Ozeans nicht im­mer si­cher sind. In der Nach­bar­schaft ge­wis­ser In­sel­grup­pen ist es ein Ge­bot klu­ger Vor­sicht, sich ge­gen Über­fäl­le durch man­cher­lei See­räu­ber si­cher­zu­stel­len. Dass die­se Mi­liz einen sehr ho­hen Sold be­zieht und der ge­wöhn­li­che Mann sich bes­ser steht, als ein hö­he­rer Of­fi­zier im al­ten Eu­ro­pa, ist ja selbst­ver­ständ­lich. Die An­wer­bung die­ser Sol­da­ten, die auf öf­fent­li­che Kos­ten un­ter­ge­bracht, er­nährt und ge­klei­det wer­den, geht ohne Schwie­rig­kei­ten vor sich. Der gleich ei­nem Krö­sus be­zahl­te An­füh­rer der Trup­pe hat da­bei nur die Qual der Wahl.

      Auf Stan­dard Is­land exis­tiert auch eine Po­li­zei – nur ei­ni­ge schwa­che Rot­ten, die aber völ­lig hin­rei­chen für die Si­cher­heit ei­ner Stadt, in der kei­ne Ur­sa­che vor­liegt, die­se Si­cher­heit ge­stört zu se­hen. Es be­darf ja stets be­son­de­rer Ge­neh­mi­gung der obers­ten Ver­wal­tungs­be­hör­de, um sich hier häus­lich nie­der­zu­las­sen. Die »Küs­ten« sind Tag und Nacht durch eine Ab­tei­lung Zoll­be­am­ter über­wacht. Nur in den Hä­fen ist eine Lan­dung über­haupt mög­lich. Wie soll­ten Übel­tä­ter also Ein­gang fin­den? Was etwa Leu­te be­trä­fe, die sich erst hier Un­ge­bühr­lich­kei­ten zu­schul­den kom­men lie­ßen, so wür­den sol­che kur­zer­hand ver­haf­tet, ab­ge­ur­teilt und im Wes­ten oder Os­ten des Gro­ßen Ozeans ir­gend­wo an der Neu­en oder Al­ten Welt aus­ge­setzt wer­den, so­dass sie nach Stan­dard Is­land nie­mals zu­rück­keh­ren könn­ten.

      Wir be­dien­ten uns des Aus­drucks: die Hä­fen von Stan­dard Is­land; de­ren gibt es in der Tat zwei, und zwar an bei­den En­den der kur­z­en Durch­schnitts­li­nie des Ovals, das die Schrau­ben­in­sel bil­det. Der eine heißt Steu­er­bord-, der an­de­re Back­bord­ha­fen, ent­spre­chend den im See­we­sen ge­bräuch­li­chen Be­zeich­nun­gen.

      Auf kei­nen Fall ist eine Un­ter­bre­chung der re­gel­mä­ßi­gen Zu­fuh­ren zu be­fürch­ten. Das kann nicht vor­kom­men, weil jene Hä­fen auf ein­an­der ent­ge­gen­ge­setz­ten Sei­ten lie­gen. Soll­te nun der eine in­fol­ge schlech­ter Wit­te­rung un­zu­gäng­lich sein, so steht doch der an­de­re den Schif­fen of­fen, die die In­sel also bei je­der Win­drich­tung an­lau­fen kön­nen. Ent­we­der im Back­bord- oder im Steu­er­bord­ha­fen tref­fen also die ver­schie­de­nen, not­wen­di­gen Wa­ren ein, das Pe­tro­le­um mit Spe­zi­aldamp­fern, Mehl und Feld­früch­te, Wein, Bier und an­de­re be­lieb­te Ge­trän­ke, fer­ner Tee, Kaf­fee, Scho­ko­la­de, Ge­wür­ze, Kon­ser­ven usw. – Hier lan­det man auch Rin­der, Ham­mel und Schwei­ne von den bes­ten Märk­ten Ame­ri­kas, wo­durch der Be­darf an fri­schem Fleisch ge­deckt wird, und über­haupt al­les, was selbst die ver­wöhn­tes­ten Fein­schme­cker von Nah­rungs- und Ge­nuss­mit­teln nur wün­schen kön­nen. Eben­so er­folgt hier der Im­port von Stof­fen, Lei­nen­wa­ren und Mo­de­ar­ti­keln, wie sie der raf­fi­nier­tes­te Dan­dy und die ele­gan­tes­te Welt­da­me nur ver­lan­gen kön­nen. Alle die­se Ge­gen­stän­de kauft man dann bei den Zwi­schen­händ­lern auf Stan­dard Is­land … zu wel­chem Prei­se, wol­len wir lie­ber ver­schwei­gen, um nicht die Ungläu­big­keit des freund­li­chen Le­sers zu er­we­cken.

      Da­ge­gen liegt die Fra­ge nahe, wie ein re­gel­mä­ßi­ger Damp­fer­ver­kehr mög­lich war zwi­schen der Küs­te Ame­ri­kas und ei­ner In­sel mit Pro­pel­lern, die sich selbst fort­be­weg­te und sich heu­te in die­ser Ge­gend und mor­gen zwan­zig Mei­len wei­ter be­fand?

      Die Ant­wort ist sehr ein­fach. Stan­dard Is­land se­gelt nicht aufs Ge­ra­te­wohl um­her. Die Orts­ver­än­de­rung der In­sel er­folgt nach ei­nem von der obers­ten Ver­wal­tungs­be­hör­de fest­ge­setz­ten Pro­gram­me, nach­dem dar­über die An­schau­ung der Me­teo­ro­lo­gen des Ob­ser­va­to­ri­ums ein­ge­holt war. Ihre Fahrt ist ein Spa­zier­gang mit nur ge­rin­gen ge­le­gent­li­chen Ab­wei­chun­gen durch den Teil des Stil­len Ozeans, der die herr­lichs­ten In­sel­grup­pen um­schließt, und un­ter mög­lichs­ter Ver­mei­dung schrof­fen Wit­te­rungs­wech­sels, die­ser mäch­tigs­ten Ur­sa­che für vie­ler­lei Lun­gen­krank­hei­ten. Des­halb konn­te Ca­lis­tus Mun­bar auch auf eine dies­be­züg­li­che Fra­ge ant­wor­ten: »Win­ter? … Ken­nen wir nicht!« Stan­dard Is­land be­wegt sich nur zwi­schen fünf­und­drei­ßig Grad nörd­li­cher und fünf­und­drei­ßig Grad süd­li­cher Brei­te. Bei sieb­zig Brei­ten­gra­den oder etwa vier­zehn­hun­dert See­mei­len steht ihr ein präch­ti­ges Was­ser­ge­biet of­fen. Die an­de­ren Schif­fe wis­sen also das Ju­wel des Gro­ßen Ozeans stets zu fin­den, da sei­ne Orts­ver­än­de­rung zwi­schen je­nen rei­zen­den In­seln, die eben­so vie­le Oa­sen in der gren­zen­lo­sen Was­ser­wüs­te des Gro­ßen Ozeans bil­den, stets im Voraus fest­ge­stellt ist.

      Doch auch oh­ne­dem wä­ren an­de­re Schif­fe nicht dar­auf an­ge­wie­sen, die Schrau­ben­in­sel hier oder dort auf gu­tes Glück zu su­chen, ob­wohl die Kom­pa­nie des­halb nicht die fünf­und­zwan­zig – sech­zehn­tau­send Mei­len lan­gen – Ka­bel in An­spruch nahm, die der Eas­tern Ex­ten­si­on Aus­trala­sia and Chi­na Co. ge­hö­ren. Nein; die Schrau­ben­in­sel darf von nie­man­dem ab­hän­gig sein! Das er­reich­te man durch Ver­tei­lung von meh­re­ren hun­dert Bo­jen auf den be­fah­re­nen Mee­res­tei­len, Bo­jen, die das Ende elek­tri­scher Ka­bel tra­gen, wel­che mit der Ma­de­lei­ne­bucht in Ver­bin­dung ste­hen. Die­se Bo­jen läuft man an, ver­bin­det de­ren Ka­bel mit den Ap­pa­ra­ten des Ob­ser­va­to­ri­ums und sen­det nun die nö­ti­gen De­pe­schen ab. Da­durch wer­den die Ver­tre­ter der Kom­pa­nie in der Ma­de­lei­ne­bucht be­züg­lich geo­gra­phi­scher Län­ge und Brei­te der Lage von Stan­dard Is­land im­mer auf dem lau­fen­den er­hal­ten. So er­klärt es sich, dass der Dienst der Pro­vi­ant­schif­fe mit wirk­li­cher »Ei­sen­bahn­ver­läss­lich­keit« von­stat­ten geht.

      Da­ne­ben gibt es aber noch eine an­de­re wich­ti­ge Fra­ge, die ei­ner Lö­sung wert ist.

      Wie ver­schafft man sich denn das nö­ti­ge Süß­was­ser für die viel­fa­chen Be­dürf­nis­se der Be­völ­ke­rung?

      Das Was­ser?… O, das ge­winnt man durch De­stil­la­ti­on in zwei be­son­de­ren An­stal­ten ne­ben den Hä­fen. Durch ein Röh­ren­sys­tem wird es nach den Häu­sern ge­lei­tet und un­ter den Fel­dern hin­ge­führt. So dient es für wirt­schaft­li­che Zwe­cke wie zur Stra­ßen­be­spren­gung und fällt als wohl­tä­ti­ger Re­gen auf die Fel­der und Ra­sen­flä­chen, die da­mit den Lau­nen der Wit­te­rung ent­zo­gen sind. Und die­ses Was­ser ist nicht al­lein süß, son­dern so­gar de­stil­liert, elek­tro­li­siert und hy­gie­nisch vor­züg­li­cher als die reins­ten Quel­len der bei­den Wel­ten, aus de­nen ein Trop­fen, in der Grö­ße ei­nes Steck­na­del­kop­fes, noch fünf­zehn Mil­li­ar­den Mi­kro­ben ent­hal­ten kann.

      Noch bleibt uns üb­rig zu er­klä­ren, wie die Orts­ver­än­de­rung der gan­zen An­la­ge vor sich geht. Ei­ner großen Schnel­lig­keit be­darf sie nicht, da die In­sel bin­nen sechs Mo­na­ten über die an­ge­ge­be­nen Brei­ten­gra­de und über den Raum zwi­schen dem hun­dert­drei­ßigs­ten und dem hun­dert­fünf­und­vier­zigs­ten Län­gen­grad nicht hin­aus­kom­men soll. Zwan­zig bis fünf­und­zwan­zig See­mei­len bin­nen vier­und­zwan­zig Stun­den, mehr ver­langt Stan­dard

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